Kieferentzündung: Symptome, Ursachen und Behandlung
Bei Schmerzen im Mundbereich denken viele direkt an Zahnprobleme. Doch hinter den Beschwerden kann auch eine Kieferentzündung stecken. Lesen Sie hier, welche Symptome und Ursachen infrage kommen und was sich gegen eine Kieferentzündung tun lässt.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Kieferentzündung
Bei einer Kieferentzündung sind entweder Teile des Kieferknochens oder das Kiefergelenk von einer Infektion betroffen.
Typisch sind mitunter starke Schmerzen im Kieferbereich, aber auch Zahn-, Ohren- und Kopfschmerzen. Zudem kann die Wange geschwollen und gerötet sein. Eventuell haben Betroffene Fieber und fühlen sich allgemein abgeschlagen.
Es ist wichtig, sich baldmöglichst in zahnärztliche Behandlung zu begeben. Dort lässt sich durch gründliche Diagnose der Auslöser für die Entzündung feststellen. Es werden beispielsweise Antibiotika verordnet oder eine Zahnreinigung durchgeführt.
Das lässt sich allgemein nicht sagen und ist individuell von der Ursache für die Entzündung abhängig.
Was ist eine Kieferentzündung?
In Zusammenspiel mit den Kaumuskeln und Zähnen ist der Kiefer daran beteiligt, Nahrung beim Kauen zu zerkleinern, sodass sich diese leicht schlucken lässt. Auch beim Abbeißen von härteren Lebensmitteln ist ein gesunder Kiefer wichtig.
Gelangen Bakterien in den Kieferknochen, kann sich dort eine Entzündung entwickeln. Diese schränkt mitunter die Beweglichkeit des Kiefers ein und verursacht oft Schmerzen.
Je nachdem, welche Bereiche betroffen sind, lassen sich folgende Formen der Kieferentzündung unterscheiden:
- Ostitis: lediglich der äußere Teil des Kieferknochens ist entzündet
- Periostitis: die Entzündung ist auf die Knochenhaut übergegangen
- Osteomyelitis: die Entzündung hat sich bis ins Knochenmark im Inneren des Knochens ausgebreitet
Zudem ist es möglich, dass sich das Kiefergelenk entzündet. Das Kiefergelenk verbindet den Schädel mit dem Unterkieferknochen und ist beweglich. Vor allem beim Kauen entsteht großer Druck auf das Gelenk, was bei einer Kiefergelenkentzündung äußerst schmerzhaft sein kann.
Symptome einer Kieferentzündung
Eine Kieferentzündung macht sich meist durch Schmerzen oder ein unangenehmes Druckgefühl im Kieferbereich bemerkbar. Weitere mögliche Symptome, auch für eine Kiefergelenkentzündung, sind:
- Schwellungen und/oder Rötungen im Wangenbereich, die sich eventuell warm anfühlen
- Taubheitsgefühle im Mundraum
- eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefers (z.B. beim Kauen)
- Zahnschmerzen
- Ohrenschmerzen
- Kopfschmerzen
In manchen Fällen bildet sich als Folge der Entzündung ein Abszess im Kiefer – eine Art abgekapselter Hohlraum im Gewebe, in dem sich Eiter sammelt. Der Abszess kann sich ebenfalls durch eine Schwellung im Kiefer- und Wangenbereich sowie durch eine erhöhte Empfindlichkeit beim Berühren der betroffenen Stellen bemerkbar machen.
Weiterhin sind bei einer Kieferentzündung klassische Entzündungsreaktionen typisch, wie
- Fieber
- Schüttelfrost
- erhöhte Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Kreislaufbeschwerden
- geschwollene Lymphknoten (am Unterkiefer oder Hals)
Ist die Entzündung weit fortgeschritten, ist es möglich, dass sich Zähne lockern und unter Umständen sogar ausfallen. Auch eine Kiefernekrose kann in seltenen, schweren Fällen vorkommen. Bei dieser sterben Teile des Kieferknochens ab, die Schleimhaut im Mund zieht sich zurück, sodass der Knochen sichtbar wird.
Ursachen – wie entsteht eine Kieferentzündung?
Zu einer akuten Entzündung des Kieferknochens oder des Kiefergelenks kann es kommen, wenn sich aufgrund einer Erkrankung oder Entzündung Bakterien im Mundraum befinden, die sich in den Kiefer ausbreiten. Mögliche Auslöser dafür sind zum Beispiel:
Karies: Die Zahnerkrankung entsteht durch die Kombination aus mangelhafter Mundhygiene, Bakterien im Zahnbelag und häufigem Zuckerkonsum. Unbehandelt dringt Karies immer tiefer in den Zahn und höhlt diesen aus. Der Zahn kann absterben und die Bakterien letztendlich bis zum Kieferknochen gelangen.
chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis/Parodontose): Ursache für die Erkrankung sind in der Regel Bakterien im Zahnbelag, die mit der Zeit Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparats begünstigen. Bleiben diese unbehandelt, breitet sich die Entzündung weiter aus, auch auf den Kiefer.
Weisheitszähne: Die Weisheitszähne liegen am Ende jeder Zahnreihe. Häufig sind sie erst bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren vollständig entwickelt und brechen auch dann nur in manchen Fällen durch. Wenn die Weisheitszähne in eine ungünstige Position wachsen – sie etwa zu wenig Platz haben oder schräg liegen – ist die Schleimhaut ringsum besonders anfällig für Entzündungen. Diese können sehr schmerzhaft sein und mitunter auf das Kiefergelenk beziehungsweise den Kieferknochen übergehen.
Wurzelbehandlung: Im Nachgang an eine Wurzelbehandlung, etwa zur Behandlung von Karies, kann sich die Wurzelspitze eines Zahns entzünden. Oft bleibt das unbemerkt, bis sich die Entzündung in den Kiefer ausbreitet und Schmerzen verursacht.
Eine Kiefergelenkentzündung kann zudem auftreten, wenn ein Zahn abgestorben ist und ärztlich entfernt werden muss. In schwierigen Fällen ist es dabei möglich, dass das Kiefergelenk versehentlich verletzt wird und sich daraus eine Entzündung entwickelt. Das Kiefergelenk kann auch von rheumatoider Arthritis betroffen sein – einer Erkrankung, bei der mehrere Gelenke dauerhaft entzündet sind.
Diagnose: So lässt sich eine Kieferentzündung feststellen
Bei den Symptomen einer Kieferentzündung ist es ratsam, baldmöglichst eine*n Zahnärztin*Zahnarzt aufzusuchen. Im Rahmen der Diagnosestellung kann herausgefunden werden, welcher ursächliche Auslöser der Kieferentzündung zugrunde liegt. Neben der Befragung nach Symptomen kommen dafür beispielsweise folgende Methoden zum Einsatz:
äußerliches Abtasten, um eventuelle Schwellungen zu erspüren
gründliche zahnärztliche Untersuchung aller Zähne und des Mundes, um herausgewachsene Weisheitszähne, kariesbefallene Zähne oder Entzündungen der Mundschleimhaut ausfindig zu machen
Röntgenaufnahmen des Kiefers, um so zum Beispiel zu erkennen, wie weit der Karies im Zahn vorgedrungen ist und ob bei einer fortgeschrittenen Entzündung bereits Schäden am Kieferknochen entstanden sind
Computertomographie (CT) mit dreidimensionalen Abbildungen des Kiefers (wenn ein Röntgenbild nicht ausreicht), um beispielsweise das Ausmaß einer Parodontose oder einen Abszess im Aufnahmebild sichtbar zu machen
Behandlung der Kieferentzündung – was tun?
Zur Bekämpfung der Entzündung im Kieferknochen oder im Kiefergelenk ist unter Umständen die Einnahme eines Antibiotikums nötig, das gegen Bakterien wirkt.
Zahnärzt*innen stellen hierfür bei Bedarf ein entsprechendes Rezept aus. Schmerztabletten können zudem akute Beschwerden verringern. Hat sich ein Abszess gebildet, ist es eventuell notwendig, diesen öffnen zu lassen, damit der Eiter abfließt und eine Heilung beginnen kann.
Gezielte Behandlungsmöglichkeiten
Entscheidend ist darüber hinaus, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Je nach Auslöser kommen bei einer Kieferentzündung unter anderem folgende Optionen infrage:
- eine professionelle Zahnreinigung, um das Abheilen einer Parodontose zu fördern
- eine Wurzelbehandlung bei Karies, um den Zahn zu erhalten und eine weitere Ausbreitung der Bakterien zu verhindern
- eine Entfernung der Weisheitszähne, wenn diese ungünstig gewachsen sind
Besteht eine Kiefergelenkentzündung aufgrund von rheumatoider Arthritis, kann die Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten (nichtsteroidale Antirheumatika) sinnvoll sein.
Ist die Entzündung bereits weit fortgeschritten und der Kieferknochen im Falle einer Kiefernekrose stark geschädigt, ist es unter Umständen notwendig, Teile des Knochens zu entfernen und diese anschließend zu rekonstruieren (z.B. mit körpereigenen Knochen aus dem Schulterblatt oder Becken). Dies ist in Folge einer gewöhnlichen Kieferentzündung nur sehr selten der Fall.
Hausmittel bei einer Kieferentzündung
Hausmittel wie Quarkwickel oder kühle Umschläge können bei einer Kiefer- beziehungsweise Kiefergelenkentzündung kurzfristige Linderung bringen und etwa zur Überbrückung bis zu einem Arzttermin dienen.
Die Hausmittel allein reichen zur Behandlung einer Kieferentzündung jedoch nicht aus, da sie nicht gegen die Ursache der Infektion helfen. Es ist daher wichtig, bei Anzeichen einer Kieferentzündung möglichst zeitnah ärztlichen Rat einzuholen, damit eine geeignete medizinische Behandlung erfolgen kann.
Kieferentzündung: Verlauf und Prognose
Ist die Entzündung weit fortgeschritten, ist es möglich, dass sich Zähne lockern und ausfallen. In schweren Fällen kann sich zudem eine Kiefernekrose mit Schäden am Knochen oder eine mitunter lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) aus der Kieferentzündung entwickeln. Solche Verläufe sind jedoch sehr selten.
Wird eine Kieferentzündung frühzeitig erkannt, lässt sich die Infektion in der Regel mit einfachen Mitteln – wie der Einnahme von Antibiotika – gut behandeln. Wie lange es dauert, bis die Entzündung abgeheilt ist, hängt unter anderem von der Ursache ab und ist individuell verschieden.
Lässt sich einer Kieferentzündung vorbeugen?
Die Wahrscheinlichkeit einer Kieferknochen- beziehungsweise Kiefergelenkentzündung lässt sich gezielt verringern. Entscheidend hierfür ist eine gründliche Zahn- und Mundhygiene. Diese umfasst folgende Empfehlungen:
- die Zähne täglich früh und abends für ungefähr drei Minuten putzen
- die Verwendung von Zahnbürsten mit Fluorid, um den Zahnschmelz zu stärken
- die Zahnzwischenräume jeden Tag sanft mit Zahnseide oder speziellen Zahnzwischenraumbürstchen reinigen
- die regelmäßige Anwendung von Mundspülungen, die durch ihre Inhaltsstoffe helfen, Zahnfleischentzündungen vorzubeugen
- den regelmäßigen Austausch der Zahnbürste/des Bürstenkopfes bei einer elektrischen Zahnbürste, wenn die Borsten abgenutzt sind
- zahnärztliche Kontrollen auch ohne Beschwerden mindestens einmal im Jahr (besser zweimal), um eventuelle Veränderungen frühzeitig behandeln zu lassen
Wer regelmäßig und gründlich seine Zähne reinigt, vermeidet dadurch, dass sich Bakterien unter anderem in den Zahnzwischenträumen ansammeln. So lässt sich das Risiko für Karies oder eine Parodontitis verringern, die oft der Auslöser für eine Kieferentzündung sind