Keloid auf der Brust eines Mannes
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Keloid: Behandlung der Narbenwucherung

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.11.2024

Ein Keloid ist eine Wucherung aus Bindegewebe an einer Narbe und der umliegenden Haut. Die Narbenwucherung tritt einige Wochen bis Monate nach der ursprünglichen Verletzung auf. Wie kann man Keloiden vorbeugen und wie lassen sie sich entfernen?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Keloid

Keloide entstehen aufgrund einer erblichen Veranlagung nach Vernarbung einer Wunde, etwa nach einem operativen Eingriff, aber auch bei Akne oder durch Piercings.

Die Keloid-Behandlung ist schwierig und kann verschiedene Methoden umfassen, etwa Injektionen mit Kortison, Kryotherapie oder die chirurgische Entfernung der wulstigen Narbe.

Keloide sind derbe Wucherungen aus Bindegewebe, die sich in Form von Knoten oder Strängen zeigen. Sie können aber auch flach sein und eine dunklere Färbung als die sie umgebende Haut aufweisen.

Die Wulstnarben sind in der Regel ungefährlich und lösen nur selten Beschwerden wie Juckreiz oder Schmerzen aus. Die Behandlung erfolgt meist aus ästhetischen Gründen.

Was ist ein Keloid?

Als Keloid werden gutartige derbe Bindegewebswucherungen bezeichnet, die an Narben auftreten und sich auf die umliegende, unverletzte Haut ausdehnen. Sie bilden sich häufig an Narben, die durch Wunden oder Operationen entstanden sind.

Bei bestimmten Personengruppen liegt ein erhöhtes Risiko vor, dass sich ein Narbenkeloid bildet. Bei Menschen mit dunklerem Teint treten sie beispielsweise deutlich häufiger auf. Oft betroffen sind außerdem Personen unter 30. Weitere Risikofaktoren sind ein erhöhter Hormonspiegel, etwa während der Schwangerschaft oder in der Pubertät. 

Atrophe und hypertrophe Narben

In der Regel bilden sich nach jeder Verletzung des Hautgewebes Narben. Neben Keloiden werden noch weitere Narbenformen unterschieden:

  • atrophe Narben: Bildet der Körper zu wenig Narbengewebe, sinkt die Narbe im umgebenen Gewebe ein, wodurch Grübchen entstehen. Dies kann etwa bei Akne oder Windpocken der Fall sein.

  • hypertrophe Narben: Durch eine Überproduktion von Bindegewebe entsteht eine verdickte, wulstige Narbe innerhalb der Grenze der primären Verletzung. Hypertrophe Narben dehnen sich also nicht auf die unverletzte Haut aus. Manchmal bilden sie sich von allein zurück.

Symptome: Wie sieht ein Keloid aus?

Keloide wuchern über die eigentliche Narbe hinaus und betreffen somit auch unverletzte Haut. Dieses Gewebe kann flach oder strangförmig aussehen und Ausläufer bilden.

Am Rand sind sie oft dunkler als die umgebende Haut. Die Mitte kann auch dunkler sein, ist aber auch den gleichen Ton wie die umgebende Haut aufweisen.

Das übermäßige Narbenwachstum löst in der Regel keine Beschwerden aus. Selten klagen Patient*innen über Juckreiz oder Schmerzen. 

Vor allem treten Keloide an Narben

  • im Bereich des Rumpfs,
  • am Kopf und Hals sowie
  • an Hautstellen mit Aknenarben auf.

Bei Piercings kann sich bei übermäßiger Narbenbildung beispielsweise ein Keloid am Ohr entwickeln. Die Wucherungen zeigen sich dann einige Wochen bis Monate nach der ursprünglichen Verletzung.

Ursachen: Warum bilden sich Keloide?

Keloide bilden sich, wenn Bindegewebszellen im Bereich einer Narbe vermehrt Kollagenfasern produzieren. Eine mögliche Ursache dafür ist eine genetische Veranlagung zu Narbenwucherungen. Auch erblich bedingte Erkrankungen wie das Rubinstein-Taybi-Syndrom können Narbenwucherungen begünstigen.

Sie treten an Narben von Verletzungen oder Operationen auf, können aber auch durch Akne, Piercings oder Insektenstiche entstehen

Therapie: Keloid entfernen lassen

Da Keloide in der Regel keine Beschwerden machen, erfolgt die Therapie zumeist aus kosmetischen Gründen. Die Behandlung ist jedoch schwierig. Häufig werden deswegen verschiedene Methoden miteinander kombiniert, etwa

  • Kortison: Injektionen mit dem Glukokortikoid Triamcinolon in das betroffene Areal (intraläsional)

  • Silikon, etwa in Form von Pflastern oder Gelen, über 12 bis 24 Stunden am Tag, 12 bis 24 Wochen lang

  • Druckbehandlung mit Bandagen oder Kompressionsanzügen

  • Kryochirurgie/Kryotherapie: Entfernung des Gewebes durch extrem kalten flüssigen Stickstoff

  • Laserchirurgie

  • chirurgischer Eingriff, um die Narbenwulst zu entfernen

  • Strahlentherapie zur Keloid-Entfernung bei großen Wucherungen, die wiederkehrend auftreten

  • Fluorouracil: Dieser Wirkstoff dient normalerweise zur Behandlung von Krebs. Er kann aber im Rahmen des Off-Label-Use zum Einsatz kommen, also ohne entsprechende Zulassung für das Krankheitsbild.

Laserbehandlungen und ein chirurgische Eingriffe können selbst ebenfalls zur Entstehung von Narben und Wucherungen führen. Daher sollten sie nie allein erfolgen, sondern erst beim Versagen anderer Therapieoptionen.

Zwiebelextrakt: Hilft bei Keloiden ein Hausmittel?

Die Wirkung von Hausmitteln ist in der Regel nicht wissenschaftlich belegt. Die äußerliche Anwendung von Zwiebelextrakt zur Prävention, aber auch Behandlung von Narbenkeloiden wird jedoch von Experten empfohlen.

Zwiebelextrakt sollte allerdings erst nach dem vollständigen Verschluss einer Wunde zum Einsatz kommen. Liegt bereits ein Keloid vor, ist es ratsam, die Behandlung unter luftdichter Abdeckung durchzuführen, etwa durch ein Pflaster.

Da Zwiebelextrakt hautreizend wirken kann, sollte es gerade bei Kleinkindern sowie im Gesicht nur vorsichtig angewendet werden. Die Kombination mit einer leichten Massage des Areals kann die Wirksamkeit verbessern. Insgesamt kann es mehrere Wochen und Monate dauern, bis die Behandlung Erfolg zeigt.

Keloide: Verlauf und Prognose

Keloide sind hartnäckig. Die Behandlung für Patient*innen gestaltet sich oft schwierig und kann schlimmstenfalls sogar zur Entstehung weiterer, größerer Keloide führen.

Einige der Therapieoptionen können zudem Nebenwirkungen und Komplikationen auslösen. Dazu gehören beispielsweise das Infektionsrisiko durch eine Operation und Verdauungsstörungen durch Fluorouracil.

Kortisoninjektionen können Hautverfärbungen im behandelten Areal zur Folge haben.

So wird ein Keloid diagnostiziert

Keloide werden in der Regel in dermatologischen oder ästhetisch-chirurgischen Praxen festgestellt und behandelt. Neben einem ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung ist in der Regel keine weitere Diagnostik notwendig.

Besteht der Verdacht auf eine andere Ursache für die Narbenwucherung, kann eine Gewebeprobe entnommen und im Labor untersucht werden.

Vorbeugen: Wie lassen sich Keloide verhindern?

Um Keloiden vorzubeugen, kann eine entsprechende Narbenbehandlung nach Verschluss der Verletzung erfolgen. Dazu eignen sich lokale äußerliche Therapien, etwa mit Silikonpflastern oder Zwiebelextrakt.

Ist eine genetische Veranlagung bereits bekannt, sollten medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kopf, Hals und Rumpf nur nach gründlicher Abwägung erfolgen. Außerdem ist darauf zu achten, dass eventuelle Wundnahten nicht unter Spannung stehen.