Katzenkratzkrankheit
Der Name verrät es bereits: Auslöser der Katzenkratzkrankheit ist meist eine Kratz- oder Bissverletzung durch eine Katze. Dabei infiziert sich der Mensch mit bestimmten Bakterien aus der Gattung Bartonella. Lesen Sie, welche Symptome typisch sind, wie sich die Katzenkratzkrankheit behandeln lässt und ob auch Hauskatzen Überträger sein können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Katzenkratzkrankheit
Beim Spielen mit der Katze ist es schnell passiert: Die scharfen Krallen haben "zugeschlagen". Normalerweise ist die Verletzung so klein, dass man ihr keine Bedeutung beimisst und sie schnell wieder vergisst. Mit den Krallen können jedoch Erreger in den menschlichen Körper gelangen, die bestimmte Krankheiten auslösen.
So auch bei der Katzenkratzkrankheit (cat scratch disease). Sie entsteht fast immer durch eine Infektion mit dem Bakterium Bartonella henselae. Trägt die Katze diesen Erreger in sich, kann sie den Menschen damit anstecken.
Gut zu wissen: Für ansonsten gesunde Menschen ist die Katzenkratzkrankheit in der Regel harmlos und klingt von allein wieder ab. Bei Personen, deren Immunsystem geschwächt ist, kann sie allerdings zu verschiedenen Komplikationen führen.
Wie häufig ist die Katzenkratzkrankheit?
Die Katzenkratzkrankheit kommt selten vor. In den USA erkranken Schätzungen zufolge rund 9 von 100.000 Personen daran. Wie viele Menschen in Deutschland pro Jahr betroffen sind, ist nicht genau bekannt. Kinder und Jugendliche erkranken häufiger als Erwachsene.
Katzenkratzkrankheit: Symptome
Typische Symptome der Katzenkratzkrankheit sind
- ein kleiner Knoten oder ein Eiterbläschen an der verletzten Hautstelle,
- ein oder mehrere geschwollene Lymphknoten in der Nähe der Verletzung sowie
- Fieber bei einem Teil der Erkrankten.
Die ersten Symptome der Katzenkratzkrankheit zeigen sich 3 bis 5 Tage, selten bis zu 14 Tage nach der Verletzung. An der Biss- oder Kratzstelle entsteht zunächst eine Rötung. Anschließend bildet sich ein etwa stecknadelkopf- bis erbsengroßer Knoten (Papel) oder ein Eiterbläschen (Pustel). Die Hautstelle kann im weiteren Verlauf verkrusten.
Etwa 7 bis 14 Tage (selten bis zu 60 Tage) nach der Ansteckung schwellen ein oder mehrere Lymphknoten in der verletzten Hautregion an. Ärzte sprechen von einer Lymphadenopathie. Beim Tasten sind die Lymphknoten deutlich vergrößert und schmerzen. In manchen Fällen sondern sie Eiter ab.
3 bis 5 von 10 Infizierten haben leichtes Fieber. Manche fühlen sich abgeschlagen oder haben Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen.
Gelegentlich entwickeln Erkrankte eine Parinaud-Konjunktivitis: Dabei ist meist an einem Auge die Bindehaut entzündet, zudem sind Lymphknoten vor dem Ohr angeschwollen. Vermutlich ist der Erreger dann über die Bindehaut in den Körper eingedrungen.
Selten breiten sich die Erreger über die benachbarten Lymphknoten hinweg weiter im Körper aus und befallen das Nervensystem und innere Organe. Meist geschieht dies bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Lesen Sie mehr zum Thema: Komplikationen der Katzenkratzkrankheit
Katzenkratzkrankheit: Ansteckung
Die Katzenkratzkrankheit ist eine Zoonose. Das bedeutet: Tieren übertragen die Krankheit auf den Menschen.
In der Regel steckt sich der Mensch bei einer Katze mit den Bakterien an. Dabei sind es nicht nur streunende Katzen, die häufig infiziert sind. Hauskatzen können ebenfalls Bartonellen in sich tragen. Insbesondere junge Katzen übertragen die Bakterien leicht. Die Tiere zeigen selbst keine Symptome einer Infektion. Über die Zahl der infizierten Katzen in Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Angaben – zwischen 10 und 70 von 100 Katzen sollen betroffen sein.
Von Katze zu Katze gelangen die Bakterien durch die Stiche infizierter Katzenflöhe. Möglich ist daher auch, dass die Bakterien durch einen Flohbiss in den menschlichen Körper gelangen. Das passiert allerdings sehr selten. Da die Flöhe die Erreger mit dem Kot ausscheiden, kann sich der Mensch auch anstecken, wenn er mit dem Kot in Kontakt kommt.
Hunde und Zecken kommen ebenfalls als mögliche Überträger infrage. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht beobachtet.
Mehr wissen: Was sind Bartonellen?
Die Katzenkratzkrankheit entsteht durch Bartonellen. Die stäbchenförmigen Bakterien befinden sich im Blut des Tieres. Sie können lange Zeit in den roten Blutkörperchen verweilen, ohne dass die infizierte Katze Symptome zeigt.
Normalerweise ist die Bakterienart Bartonella henselae für die Erkrankung verantwortlich. Seltener entsteht die Katzenkratzkrankheit durch Bartonellen der Art Bartonella clarridgeiae.
Katzenkratzkrankheit: Diagnose
Die typischen Symptome und die Schilderungen des Patienten geben bereits erste Hinweise darauf, dass es sich um die Katzenkratzkrankheit handeln könnte. Häufig können Betroffene sich daran erinnern, wenige Tage oder Wochen zuvor von einer Katze gekratzt oder gebissen worden zu sein.
Eine länger anhaltende Lymphknotenschwellung kann viele verschiedene Ursachen haben. Daher ist es wichtig, dass der Arzt andere Erkrankungen ausschließt, bevor er die Katzenkratzkrankheit diagnostiziert.
Dringen die Bakterien in den Körper ein, bildet das ImmunsystemAntikörper, um den Erreger zu bekämpfen. Im Blut des Patienten lassen sich in den meisten Fällen Antikörper gegen die Bakterien nachweisen. Aus diesem Grund wird der Arzt Blut abnehmen und im Labor untersuchen lassen. Es ist auch möglich, aus einer Blutprobe eine Erregerkultur zu züchten, dies kann allerdings mehrere Wochen dauern.
Im Zweifel kann es nötig sein, eine kleine Gewebeprobe aus einem geschwollenen Lymphknoten zu entnehmen, um die Katzenkratzkrankheit sicher feststellen zu können.
Katzenkratzkrankheit: Therapie
Die Symptome der Katzenkratzkrankheit klingen fast immer ohne Behandlung von allein wieder ab. Die Hauterscheinungen und allgemeine Symptome wie Fieber bilden sich innerhalb von 2 bis 3 Wochen, die Lymphknotenschwellung innerhalb von 2 bis 4 Monaten zurück.
Nur bei einem schweren Verlauf oder bei Personen mit Immunschwäche ist eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll. Dabei kommen Wirkstoffe wie Azithromycin, Erythromycin, Clarithromycin oder Doxycyclin zum Einsatz. Der Patient muss das Antibiotikum gewöhnlich über mehrere Wochen hinweg einnehmen, um die Erreger zu beseitigen. Manchmal ist eine lebenslange Therapie nötig.
Wenn sich an der verletzten Hautstelle viel Eiter ansammelt und verkapselt (Abszess), wird der Arzt den Eiter eventuell in einem kleinen chirurgischen Eingriff entfernen.
Katzenkratzkrankheit: Komplikationen
Sehr selten führt die Katzenkratzkrankheit zu weiteren, stärkere Beschwerden beziehungsweise Komplikationen. Dazu zählen unter anderem:
- Beteiligung des Nervensystems mit Entzündung der Augennerven oder Hirnhautentzündung
- Entzündung der Herzinnenwände (Endokarditis)
- Entzündung des Knochenmarks (Osteomyelitis)
Solche Beschwerden entwickeln vor allem Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa durch eine HIV-Infektion.
Gut zu wissen: Auch wenn innere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden, wird die Mehrzahl der Erkrankten bei entsprechender Behandlung wieder gesund. Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Katzenkratzkrankheit jedoch einen schweren, mitunter lebensbedrohlichen Verlauf nehmen, wenn das Immunsystem den Erreger nicht ausreichend bekämpfen kann.
Bazilläre Angiomatose
Während Menschen mit intaktem Immunsystem nur die milden Symptome der Katzenkratzkrankheit bemerken, kann das Bakterium Bartonella henselae insbesondere bei HIV-Infizierten zu einer bazillären Angiomatose führen. Dabei befallen die Erreger die Blutgefäße und vermehren sich dort. Es entstehen wuchernde, teils geschwürartige Hautknötchen, die sich über den ganzen Körper verteilen können. Sie können aufplatzen und bluten.
Die Erreger können das Nervensystem und die Blutgefäße der inneren Organe befallen. Meist ist dann die Leber betroffen: Es bilden sich dort mit Blut gefüllte Zysten (Peliosis hepatis).
Katzenkratzkrankheit: Vorbeugen
Das Risiko, sich mit der Katzenkratzkrankheit anzustecken, können Sie verringern:
- Waschen Sie sich nach dem Kontakt mit Hund oder Katze regelmäßig und gründlich die Hände.
- Sollte das Tier zugebissen oder gekratzt haben: Säubern und desinfizieren Sie die Verletzung gründlich – auch wenn sie nur klein ist.
- Ist die Katze mit Katzenflöhen befallen, sollten Sie sie entsprechend behandeln lassen.
Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, sollten insbesondere im Kontakt mit streunenden oder offensichtlich flohbefallenen Katzen vorsichtig sein.