Kammerflimmern (Herzflimmern)
Unter Kammerflimmern (auch: Herzflimmern, Herzkammerflimmern) versteht man eine schwere Herzrhythmusstörung, bei der akute Lebensgefahr besteht. Kammerflimmern stellt eine Notfallsituation dar, bei der sofort der Notruf (112) verständigt und Erste-Hilfe-Maßnahmen angewendet werden müssen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Kammerflimmern (Herzflimmern) – akute Lebensgefahr
Normalerweise schlägt das Herz etwa 70-mal pro Minute und sorgt dafür, dass das Blut gleichmäßig durch den Körper und seine Organe strömt. Ist der Blutfluss jedoch nur für ein paar Sekunden unterbrochen, kann das zu Bewusstlosigkeit und einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen.
Was passiert beim Kammerflimmern?
Beim Kammerflimmern beginnen die Muskelfasern des Herzens als Folge einer gestörten Erregungsleitung unkontrolliert zu zittern. Im EKG (Elektrokardiogramm) erkennt man dann keinen richtigen Herzschlag mehr, sondern sogenannte Flimmerwellen, mit etwa 350 bis 500 Schlägen pro Minute. Die EKG-Kurve gleicht unregelmäßigen, unterschiedlich hohen Zacken.
Erst Kammerflattern, dann Kammerflimmern
Dem Kammerflimmern geht im Regelfall ein Kammerflattern voraus, bei dem das Herz rast – mit etwa 250 bis 350 Schlägen pro Minute. Das Kammerflattern zeichnet sich im EKG durch sehr enge, gleichmäßige Haarnadel-Ausschläge aus.
Kammerflimmern – eine Form des Herz-Kreislauf-Stillstandes
Obwohl das Herz beim Kammerflimmern mit einer hohen Frequenz zuckt, ziehen sich die Herzkammern nicht mehr zusammen. Das heißt, das Herz pumpt kein Blut mehr durch den Körper, das Gehirn wird nicht mehr mit Blut und dadurch auch nicht mit Sauerstoff versorgt. Das Herzflimmern stellt damit eine Form des Herz-Kreislauf-Stillstandes dar, auch wenn das Herz in diesem Moment scheinbar aktiv ist.
Rasche Hilfe ist jetzt lebenswichtig
Betroffene mit Herzflimmern sind innerhalb von 10 bis 15 Sekunden bewusstlos und ohne Puls. Kommen jetzt keine Wiederbelebungsmaßnahmen zum Einsatz, führt das Kammerflimmern nach 10 bis 15 Minuten zum Tod. Bereits nach wenigen Minuten ohne Reanimationsversuche können bleibende Hirnschäden auftreten.
Mit einer möglichst rasch beginnenden Herzdruckmassage und Beatmung und einem schnellen Eintreffen des Rettungsteams können jedoch etwa 25 Prozent der Betroffenen trotz Herzflimmern gerettet werden. Zögern Sie deshalb nicht, Erste Hilfe zu leisten!
Absolut erforderlich bei Kammerflimmern: ein Defibrillator
Sobald das Rettungsteam eintrifft, übernehmen Rettungssanitäter*innen die Herzdruckmassage und überprüfen mit einem EKG den Herzschlag. Liegt tatsächlich Kammerflimmern vor, werden mit einem Defibrillator Elektroschocks versetzt. Im Idealfall lässt sich so das Kammerflimmern stoppen und der normale Rhythmus des Herzschlags wiederherstellen. Unterstützend können Medikamente zum Einsatz kommen. Sobald es dem Rettungsteam gelingt, Herz und Kreislauf erfolgreich zu stabilisieren, transportiert man die betroffene Person ins Krankenhaus. Hier erfolgt eine intensivmedizinische Betreuung.
Ob ein Kammerflimmern vorliegt, können auch Laien, die Erste Hilfe leisten, feststellen, wenn ihnen ein AED-Defibrillator zur Verfügung steht. Solch ein Gerät findet sich zum Beispiel in den Vorräumen von Sparkassen und vielen anderen öffentlich zugänglichen Orten. Gibt man "AED" in der Google Maps-Suche ein, werden einem zudem alle Orte in der Nähe angezeigt, die einen Defibrillator besitzen. Die Sensorpads des AED werden der bewusstlosen und nicht atmenden Person auf den Brustkorb geklebt und das Gerät gestartet. Das AED misst nun selbsttätig den Herzschlag und gibt akustische Anweisungen an den*die Ersthelfer*in, ob mit der Herzdruckmassage begonnen werden soll oder das Gerät Elektroschocks vornehmen wird.
Symptome kurz vorm Kammerflimmern
Einige Minuten vor dem durch das Kammerflimmern verursachten Herz-Kreislauf-Zusammenbruch verspüren manche (aber nicht alle) Betroffene bestimmte Symptome, wie etwa:
- Schmerzen im Brustkorb
- Schwindel
- Benommenheit
- Übelkeit
- Herzrasen
- Kurzatmigkeit
Was das Risiko für Kammerflimmern erhöhen kann
Unter bestimmten Bedingungen kann das Risiko für Kammerflimmern erhöht sein und die sogenannte Flimmerschwelle sinken, so zum Beispiel durch:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Brugada-Syndrom
- Lungenembolie
- Stromunfall
- Elektrolytstörungen
- manche Medikamente