Grippe: Inkubationszeit, Verlauf und Dauer der Influenza
Eine Grippe (Influenza) kann sehr unterschiedlich ablaufen: Milde, erkältungsähnliche Grippesymptome sind ebenso möglich wie eine schwere Erkrankung, die im Extremfall sogar tödlich enden kann. An welchen Anzeichen erkennt man eine echte Grippe, wie verläuft sie und wie lange dauert sie?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Influenza
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome dauert etwa ein bis drei Tage.
Die Erkrankung ist in der Regel ab einem Tag vor Auftreten der Symptome etwa eine Woche lang ansteckend. Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem können das Influenzavirus auch länger übertragen.
Influenza A ist eine Grippevirusart, die weltweit Epidemien verursacht. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Schweinegrippe. Die saisonale Grippe wird durch die Grippevirustypen A und seltener B verursacht.
Die Grippesaison startet bereits im Oktober und endet im Mai. Die Grippewelle, also die Zeit der höchsten Aktivität von Influenza-A- und B-Viren, beginnt in der Regel im Januar und dauert etwa zwei bis drei Monate.
Eine Grippe muss auskuriert werden, um Komplikationen wie eine Lungenentzündung zu vermeiden. Zur Kita, Schule oder Arbeit sollte nur gehen, wer 48 Stunden lang fieberfrei ist und keine schwerwiegenden Symptome wie starken Husten mehr hat.
Das Fieber dauert etwa drei bis fünf Tage. Hält es länger an oder kehrt wieder, ist ein Besuch in der ärztlichen Praxis ratsam.
Herzrhythmusstörungen, ein Lungenödem oder eine Gehirnentzündung sind mögliche Spätfolgen, die selten und vor allem bei vorerkrankten und/oder alten Menschen auftreten können.
Grippe: Typische Anzeichen der Influenza
Die echte Grippe ist eine sehr plötzlich auftretende, fieberhafte Viruserkrankung, die durch verschiedene Grippeviren (Influenzaviren) ausgelöst wird. Da sie im Winter häufiger vorkommt, wird sie auch saisonale Grippe genannt. Zwischen 5 und 20 Prozent der Bevölkerung infizieren sich jährlich in Deutschland mit der Krankheit.
Erste Anzeichen einer ersten Grippe
Typische erste Symptome für die echte Grippe sind:
- plötzliches, hohes Fieber
- Halsschmerzen
- Husten
- Schnupfen
Das bei Influenza hohe Fieber erreicht Temperaturen von mehr als 39 Grad Celsius. Es kann tagelang anhalten.
Symptome der Influenza im Verlauf
Darüber hinaus verursacht die Grippe oft folgende Symptome:
- Schüttelfrost
- starke Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Gliederschmerzen
- Rückenschmerzen
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Heiserkeit
- Luftnot
- Übelkeit
- Appetitlosigkeit
- massive Erschöpfung
Häufig treten bei Grippe auch Augenschmerzen auf. Dabei handelt es sich in der Regel um Kopfschmerzen rund um die Augen und hinter den Augen. Helles Licht kann die Schmerzen verstärken.
Grippe, Corona oder Erkältung?
Anfangs kann die Grippe Symptome verursachen, die an eine Erkältung oder Covid-19 denken lassen. Bei Krankheitsverlauf und -schwere besteht aber in der Regel ein großer Unterschied.
Eine Grippe beginnt plötzlich und heftig und macht sich durch mehrere Symptome gleichzeitig bemerkbar, während die verschiedenen Zeichen einer Erkältung typischerweise nach und nach auftreten. Dabei sind die Grippesymptome meist auch deutlich intensiver als Erkältungssymptome. Auch Covid-19 beginnt meist eher schleichend.
Grippe: Dauer und Verlauf der Influenza
Die Erkrankung dauert je nach Schwere des Verlaufs ein bis zwei Wochen. Die meisten Betroffenen sind nach etwa fünf Tagen fieberfrei. Jedoch können Husten, Schnupfen sowie ein allgemeines Schwächegefühl noch länger andauern.
Selten sind aber auch komplizierte Verläufe der Virusgrippe mit tödlichem Ausgang möglich. In Deutschland gibt es jährlich zwischen mehreren Hundert und bis zu 25.000 Todesfälle aufgrund der Grippe.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe?
Risikogruppen für eine schwer verlaufende Influenza mit Komplikationen sind:
- ältere Menschen
- Frauen während der Schwangerschaft
- Menschen mit geschwächter Immunabwehr
- Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen
Mögliche Komplikationen und Spätfolgen der Grippe
Mögliche Probleme, die bei einer Grippe auftreten können, sind:
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinsuffizienz
- Lungenödem
- Kreislaufschock
- lebensbedrohliche Gehirnentzündung (Enzephalitis)
Die bei Influenza entstehende Schädigung der Schleimhäute kann Infektionen mit Bakterien nach sich ziehen, die unter Umständen zu Komplikationen führen. Verantwortlich für diese Superinfektionen sind vor allem folgende Bakterien:
- Haemophilus influenzae
- Staphylokokken
- Streptokokken
- Pneumokokken
Durch die Bakterien-Infektion kann es etwa zu
- einer Lungenentzündung,
- einer Mittelohrentzündung
- oder Herzmuskelentzündung kommen.
Wie sich bakterielle Zweitinfektionen bei einer Grippe auswirken, hängt in starkem Maße vom Gesundheitszustand der Betroffenen ab.
Influenza: Helfen Medikamente gegen Grippe?
Bei Grippe besteht die Behandlung in der Regel darin, die Grippesymptome zu lindern. Rezeptpflichtige Medikamente sind nur selten nötig.
Folgende Mittel aus der Apotheke helfen, die Symptome zu lindern:
- Gegen Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen helfen schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente, zum Beispiel mit Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS, nicht für Kinder).
- Zudem können – je nach Symptomatik der Influenza – zur Behandlung vorübergehend Hustensäfte und Nasentropfen sinnvoll sein.
Allerdings sollten diese Mittel nicht länger als eine Woche ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. In jedem Fall sind in der akuten Phase einige Tage Bettruhe ratsam. Auch nach der akuten Erkrankungsphase ist es für Patient*innen wichtig, sich körperlich zu schonen. Bei einer schweren Grippe mit Komplikationen kann ein Krankenhausaufenthalt nötig sein.
Achtung! Kinder mit Virus-Infekten wie einer Influenza dürfen keinesfalls Salicylate (ASS) wie Aspirin erhalten, da sie hierdurch das lebensgefährliche Reye-Syndrom entwickeln können.
Helfen Virostatika gegen Grippe?
Virostatika sind spezielle Medikamente, die gegen Viren wirken. Dazu gehören unter anderem Neuraminidasehemmer. Diese Medikamente sollen gegen Grippe wirken, indem sie die weitere Ausbreitung des Virus im Körper hemmen.
Allerdings ist der Nutzen von Neuraminidasehemmern bei Influenza umstritten. Sie verkürzen die Dauer nur geringfügig. Ein positiver Einfluss auf mögliche Komplikationen ist nicht nachgewiesen.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt den Einsatz von Virostatika nur unter bestimmten Voraussetzungen:
- bei Verdacht auf einen schweren Verlauf
- bei erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf, etwa bei Schwangeren oder vorerkrankten Personen
- bei Vogelgrippe
Die antivirale Therapie soll für optimale Wirksamkeit möglichst innerhalb der ersten 48 Stunden nach Beginn der ersten Symptome begonnen werden.
Antibiotika bei Grippe: Wann sinnvoll?
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Bei der virusbedingten Influenza ist eine Behandlung mit Antibiotika also wirkungslos. Wenn jedoch neben der Influenza zusätzlich eine Infektion mit Bakterien (Zweitinfektion oder Superinfektion) entsteht, ist es notwendig, diese mit Antibiotika zu behandeln.
Welche Hausmittel helfen bei Grippe?
Bei Influenza können auch verschiedene Hausmittel helfen, die Beschwerden zu lindern.
Zum Beispiel:
Inhalieren: Inhalieren mit Kamille, ätherischen Ölen oder Salzlösungen löst Schleim in den Atemwegen. Bei Kindern unter drei Jahren und Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale sollten keine ätherischen Öle verwendet werden.
ausreichend trinken: Der Körper verliert aufgrund des Fiebers oft viel Flüssigkeit. Darum ist es vor allem bei Fieber wichtig, pro Tag zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken.
Gurgeln mit Salzwasser: Ein Teelöffel Salz wird in warmem Wasser aufgelöst und damit gegurgelt. Dies beruhigt den Hals und hilft, Schleim zu lösen.
Zwiebelsirup: Gehackte Zwiebeln mit Zucker oder Honig ziehen lassen und den entstandenen Sirup einnehmen. Dieser Saft soll Husten beruhigen.
Wadenwickel: Feuchte Wickel um die Waden können dabei helfen, Fieber sanft zu senken.
Was essen bei Grippe?
Da der Körper damit beschäftigt ist, das Virus zu bekämpfen, ist es ratsam, ausreichend Flüssigkeit und nährstoffreiche, leicht verdauliche Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu gehören etwa gedünstetes Gemüse, Bananen und traditionell Hühnersuppe. Diese hat entzündungshemmende Eigenschaften und ist reich an Elektrolyten und Flüssigkeit.
Erreger der Grippe: Influenza A, B und C
Grippe entsteht durch Influenzaviren der Typen A, B und C. Vor allem das Influenza-A- und das Influenza-B-Virus können beim Menschen zu schweren Atemwegserkrankungen führen. Das Grippevirus vom Typ C verursacht bei Erwachsenen selten und bei Kindern gelegentlich milde Erkrankungen.
Viren vom Typ A und B haben an ihrer Oberfläche Spikes aus verschiedenen Eiweißen, die unterschiedlich ausgeprägt sind.
Das Influenza-A-Virus unterteilt man in Typen und Subtypen wie H1N1 (Spanische Grippe, Schweinegrippe), H2N2 (Asiatische Grippe) H3N2 (Hongkong-Grippe) oder H5N1 (Vogelgrippe).
Beim Influenza-B-Virus unterscheidet man nur den Typ, ohne ihn weiter in Subtypen zu unterteilen.
Wie erfolgt die Ansteckung mit Grippe?
Influenza ist sehr ansteckend. Grippeviren werden übertragen durch:
- Tröpfcheninfektion, also etwa durch Niesen, Husten, Sprechen, sogar beim Atmen können infizierte Menschen Töpfchen mit Viren in die Umgebungsluft abgeben und so andere anstecken
- direkten Kontakt mit Erkrankten, z. B. beim Händeschütteln oder Küssen
- Gegenstände, an denen Viren haften (Schmierinfektion)
Die Spanische Grippe
Die Grippe stellte als Pandemie mehrfach ein schwerwiegendes historisches Geschehen dar. Den schwersten Verlauf zeigte die Spanische Grippe von 1918/1919, die ihren Ursprung vermutlich 1918 in einem Soldatencamp im amerikanischen Staat Kansas hatte. Es ist anzunehmen, dass die Influenza mit amerikanischen Truppentransporten nach Frankreich gelangte und sich von dort aus über Deutschland weiter nach Spanien verbreitete.
Ihre Bezeichnung erhielt die Spanische Grippe, da die ersten Nachrichten über diese Pandemie aus Spanien kamen. Weltweit waren damals etwa 500 Millionen Menschen von der Influenza betroffen. Wahrscheinlich starben etwa 25 bis 40 Millionen Menschen an der Spanischen Grippe, wobei die Todesopfer vor allem jüngere Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren und überwiegend Frauen waren.
Genetische Variabilität
Durch das Influenza-A-Virus kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen von Influenzaerkrankungen. Der Grund hierfür ist, dass der Erreger eine sehr veränderliche Erbanlage besitzt. Dies führt dazu, dass jedes Jahr eine neue Variante des Influenza-A-Virus auftaucht.
Diese genetische Variabilität befähigt das Virus dazu, die menschliche Immunabwehr immer wieder zu überwinden, da vorhandene Antikörper gegen die neuen Varianten unwirksam sind.
Diese neue Variante des Influenza-Virus kann auch Menschen krank machen, die im Jahr zuvor geimpft wurden oder schon eine Grippe durchgemacht haben. Darum ist jedes Jahr ein neuer Impfstoff für die Grippeimpfung nötig.
Übrigens: Nicht alles, was Grippe heißt, entsteht auch durch Grippeviren. So hat eine Magen-Darm-Grippe ebenso wenig mit der echten Influenza zu tun wie die als grippaler Infekt und Sommergrippe bezeichneten Erkältungskrankheiten.
Influenza: Wie lässt sich die Grippe feststellen?
Bei Verdacht auf Grippe liefern eine körperliche Untersuchung und die Angaben der Betroffenen (Anamnese) wichtige Hinweise für die Diagnose. Dabei prüft die*der Ärztin*Arzt auch, ob die Beschwerden für eine echte Virusgrippe oder eher für eine gewöhnliche fieberhafte Erkältung (grippaler Infekt) sprechen.
Ist bekannt, dass sich Grippeviren in der Region ausbreiten beziehungsweise, dass eine Grippewelle anrollt, lässt sich die Influenza in den meisten Fällen ohne Labordiagnostik recht sicher diagnostizieren. Laboruntersuchungen sind allerdings sinnvoll, wenn die Influenza schwer verläuft oder (z. B. wegen einer Grunderkrankung) ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht. Nachweise von Influenzaviren sind meldepflichtig.
Um die Diagnose zu sichern, ist eine Blutprobe nötig. Auch moderne Speicheltests sind so zuverlässig, dass sie zur schnellen Einschätzung verwendet werden können. Eine Röntgenaufnahme vom Brustkorb ist hilfreich, wenn die Influenza schon ungewöhnlich lange dauert, bereits eine Lungenerkrankung vorliegt oder der Verdacht auf eine Lungenentzündung besteht.
Grippe: Lässt sich einer Influenza vorbeugen?
Völlig verhindern lässt sich eine Ansteckung nicht. Es gibt jedoch Vorsichtsmaßnahmen und Impfungen, die helfen, der Infektionskrankheit vorzubeugen.
Grippeimpfung
Einem schweren Verlauf der Grippe lässt sich mit einer Grippeschutzimpfung vorbeugen. Der optimale Zeitpunkt für die Grippeimpfung liegt jährlich vor Beginn der Saison – also im Zeitraum von Oktober bis Mitte Dezember.
Für folgende Personengruppen gilt die Impfung gegen Grippe als besonders empfehlenswert:
- für Personen ab 60 Jahren
- für Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel (bei erhöhter Gesundheitsgefahr wegen einer anderen Grunderkrankung ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel)
- für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge eines Grundleidens (z. B. AIDS und HIV-Infektion)
- für Menschen, die in einem Alters- oder Pflegeheim wohnen
- für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, z. B. medizinisches Personal oder Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr
- für jede Person, die Menschen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko betreut und diese im Fall einer Infektion anstecken könnte
- für Menschen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (die Grippeimpfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, kann aber einer gleichzeitigen Infektion durch menschliche Grippeviren und Vogelgrippeviren vorbeugen)
- für jede Person mit individuell erhöhtem Ansteckungs-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter, wenn (aufgrund von Erfahrungen in anderen Ländern) eine Grippeepidemie oder ein neuer Virustyp zu erwarten ist und hierfür schon ein Grippeimpfstoff zur Verfügung steht
Verhaltensregeln
Folgende Verhaltensregeln helfen, eine Ansteckung und somit neue Grippefälle zu vermeiden:
- beim Niesen und Husten Nase und Mund bedecken (dabei nicht in die nackte Hand husten oder niesen, sondern z. B. in die Armbeuge)
- sich regelmäßig die Hände waschen
- statt Stofftaschentüchern Papiertaschentücher verwenden
- benutzte Einweg-Papiertaschentücher direkt entsorgen
- eine Atemschutzmaske tragen