Mann mit Hypothermie wird durch eine Rettungsdecke aufgewärmt und notärztlich untersucht.
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Hypothermie (Unterkühlung): Symptome und Ursachen

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2024

Sinkt die Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius, sprechen Fachleute von einer Hypothermie. Mitunter kann eine derartige Unterkühlung einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. An welchen Symptomen lässt sich eine Hypothermie erkennen und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind angezeigt? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Hypothermie

Sinkt die Temperatur im Körperkern auf unter 35 Grad Celsius, sprechen Fachleute von Hypothermie. Ein solcher hypothermischer Zustand muss umgehend ärztlich behandelt werden.

Die Symptome hängen vom Grad der Hypothermie ab. Möglich sind etwa Zittern, blasse Haut, Bewusstseinsstörungen wie Verwirrtheit, verlangsamte Atmung und Herzfrequenz. In schweren Fällen kommt es zu Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand.

Eine Untertemperatur kann entstehen, wenn der Wärmeverlust größer ist als die Wärmeerzeugung. Das geschieht beispielsweise durch einen längeren Aufenthalt in kalten Außentemperaturen, etwa bei Lawinenunfällen, Einschlafen im Freien aufgrund einer Alkoholvergiftung oder durch (beinahe) Ertrinken entstehen. Auch nasse oder zu dünne Kleidung und Wind können eine Untertemperatur auslösen.

Was ist eine Hypothermie?

Hypothermie ist der medizinische Begriff für einen Abfall der Körperkerntemperatur unter 35 Grad Celsius. Sinkt die Temperatur weiter und unterschreitet 32 Grad Celsius, kann der Zustand lebensbedrohlich werden – es sollte umgehend der Notruf 112 abgesetzt werden. Eine normale Körpertemperatur (Normothermie) liegt etwa zwischen 36,5 und 37,5 Grad Celsius.

Je nachdem, wie schnell die Unterkühlung einsetzt, unterscheiden Fachleute zwischen zwei unabsichtlichen (akzidentellen) Formen: 

  • akute akzidentelle Hypothermie: Unterkühlung setzt sehr rasch ein, etwa aufgrund eines Einbruchs in einen zugefrorenen See
  • subakute akzidentelle Hypothermie: Körperkerntemperatur sinkt allmählich innerhalb von Stunden ab, etwa bei von einer Lawine verschütteten Personen

Mitunter führen Ärzt*innen in der Notfall- oder Intensivmedizin, etwa bei herzchirurgischen Eingriffen, eine gezielte Hypothermie herbei. Dadurch kann der Organismus einen gewissen Sauerstoffmangel für kurze Zeit kompensieren. 

Verschiedene Stadien von Hypothermie

Eine Hypothermie lässt sich anhand der Körpertemperatur in verschiedene Stadien einteilen: 

  • Grad I (Abwehrstadium): 32 bis 35 Grad Celsius 
  • Grad II (Erschöpfungsstadium): 28 bis 32 Grad Celsius 
  • Grad III (Lähmungsstadium): 24 bis 28 Grad Celsius 
  • Grad IV (Scheintod): unter 24 Grad Celsius 

Unterkühlung: Welche Symptome sind bei Hypothermie möglich?

Eine Unterkühlung zeigt sich mitunter durch Symptome wie eine kalte und blasse Haut. Zudem färbt sich die Haut oft bläulich (Zyanose). Um der Unterkühlung gegenzusteuern, ziehen sich die Blutgefäße an der Hautoberfläche zusammen. So soll das Blut im Körperinneren möglichst lang warmgehalten werden.

Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Müdigkeit und einem Gefühl von innerer Wärme. Je nach Stadium der Unterkühlung sind weitere Symptome möglich. 

Symptome bei leichter Hypothermie Grad I

Bei Menschen mit leichter Unterkühlung (Körpertemperatur zwischen 32 und 35 Grad Celsius) kann es zu diesen Beschwerden kommen: 

  • Zittern am ganzen Körper (Kältezittern)
  • erhöhter Blutdruck und Puls
  • schnelle Atmung 
  • Betroffene wirken erregt, später ruhiger, sind aber bei Bewusstsein
  • Verengung von Blutgefäßen (Vasokonstriktion), was sich durch schmerzende äußere Körperteile (Nase, Ohren, Finger und Zehen) äußern kann

Mittlere Unterkühlung: Symptome bei Grad II

Anzeichen einer mittleren Unterkühlung (Kerntemperatur zwischen 28 und 32 Grad Celsius) können sein:

  • zunehmend Bewusstseinseinschränkungen, Betroffene sind oft verwirrt
  • verlangsamter Herzschlag und Atmung
  • anfängliches Muskelzittern stoppt

Symptome bei Grad III: Schwere Unterkühlung

Betroffene einer Hypothermie Grad III (Körpertemperatur 24 bis 28 Grad Celsius) leiden unter diesen Beschwerden: 

Anzeichen bei Hypothermie Grad IV

Bei einer Unterkühlung Grad IV (Körpertemperatur unter 24 Grad Celsius) kommt es zu zum sogenannten Scheintod und folgenden Symptomen:

Betroffene sind meist bewusstlos und zeigen zunächst keine Vitalzeichen mehr. Dennoch sind sie in der Regel nicht klinisch tot. Verschiedene Organe wie etwa das Gehirn können einen verlangsamten Stoffwechsel durch den Sauerstoffmangel eine gewisse Zeit lang tolerieren. Wiederbelebende Maßnahmen können somit bei vielen Patient*innen auch nach längerem Kreislaufstillstand erfolgreich und ohne Folgeschäden durchgeführt werden.

Interessant: Bei einem Erwachsenen lag die niedrigste gemessene Temperatur, die nicht zum Tod führte, bei 13,7 Grad Celsius – bei einem Kind bei 14,2 Grad Celsius.

Welche Ursachen können zu einer Unterkühlung führen?

Eine Hypothermie kann entstehen, wenn die körpereigene Wärmeproduktion über eine längere Zeit eingeschränkt ist und die Wärmeabgabe somit größer ist als die Wärmeaufnahme. 

Ursachen hierfür können unter anderem sein: 

  • Winterunfälle wie Lawinenunfälle, Einbruch in einen zugefrorenen See oder Orientierungsverlust bei niedriger Temperatur
  • lange Aufenthalte in kaltem Gewässer
  • (beinahe) Ertrinken 
  • lange Aufenthalte in kalter Umgebung
  • Bewusstlosigkeit im Freien, etwa in Kombination mit einer Alkoholvergiftung

Zudem gibt es einige Risikofaktoren, die eine Unterkühlung begünstigen können, wie:

  • Wind und hohe Luftfeuchtigkeit
  • wenig aktive Bewegung in kalter Umgebung
  • unzureichende oder feuchte Bekleidung
  • Frostschäden wie Frostbeulen
  • geringes Körpergewicht mit wenig Fettanteil
  • schlechter Allgemeinzustand

Wie lässt sich eine Hypothermie diagnostizieren?

Eine Hypothermie lässt sich in der Regel einfach diagnostizieren. Frei verkäufliche Fieberthermometer können jedoch Temperaturen unter 34 Grad Celsius meist nicht erfassen. Nur ein Rettungsdienst oder Fachpersonal im Krankenhaus kann die exakte Körpertemperatur und somit den Grad der Unterkühlung bestimmen.

Neben der Körperkerntemperatur sind die Symptome bei Hypothermie ausschlaggebend für die Diagnose und Bestimmung des Grades. Möglicherweise ordnen Ärzt*innen weitere Untersuchungen an, wie: 

Erste Hilfe bei Hypothermie

Menschen mit Unterkühlung sollten schnellstmöglich Erste Hilfe erhalten. Diese Maßnahmen sind dabei essenziell: 

  • Notruf 112 kontaktieren
  • Schutzhandschuhe anziehen (falls vorhanden)
  • betroffene Person an warmen Ort bringen
  • keine aktive Erwärmung durch Wärmflaschen oder Reiben
  • kalte, feuchte Kleidung entfernen
  • warme Decke oder Kleidung anlegen und weitere Kälteeinwirkung vermeiden
  • warme, gezuckerte Flüssigkeit wie Tee anbieten, wenn Person bei Bewusstsein
  • Körpertemperatur und Zustand beobachten
  • Patient*in trösten und gut zu reden bis zur Ankunft des Rettungsdienstes

Wichtig: Bei Anzeichen einer fortgeschrittenen Hypothermie, wie zunehmenden Bewusstseinsstörungen, Muskelstarre und verlangsamter Atmung, dürfen keine aktiven Aufwärmmaßnahmen mehr ergriffen werden. Die Person sollte umgehend in stabile Seitenlage positioniert werden. Bei Bewusstlosigkeit und Atemaussetzung muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden, bis der Notdienst eintrifft.

Hypothermie: Wie gestaltet sich die ärztliche Behandlung?

Betroffene sollten schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden. Bei schweren Unterkühlungen sollte ein spezielles ECLS-Zentrum (Extra Corporeal Life Support) aufgesucht werden, um eine extrakorporale Zirkulation durchzuführen. Dabei wird der Blutkreislauf maschinell außerhalb des Körpers verlegt, um so die Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen.

Unter Umständen sind eine künstliche Beatmung und Herzdruckmassage erforderlich. Auch die Gabe von warmen Infusionen sowie von Medikamenten kann sinnvoll sein. Weiterhin erhalten unterkühlte Personen oftmals Wärmepackungen. Die Wiedererwärmung muss jedoch äußerst behutsam erfolgen, da sonst ein sogenannter Wiederaufwärmungskollaps möglich ist. 

Hypothermie: Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose bei einer Hypothermie hängen davon ab, wie stark die Person unterkühlt war. Eine lokale Unterkühlung der Extremitäten, also von Händen und Füßen, kann zu Erfrierungen führen. Dabei nimmt das Gewebe einen dauerhaften Schaden.

Das Risiko für Komplikationen oder einen tödlichen Verlauf steigt, je niedriger die Körperkerntemperatur war. Auch mögliche Vorerkrankungen können sich negativ auf Verlauf und Prognose auswirken. Die Sterblichkeit bei einer Hypothermie Grad I ist nicht erhöht – bei Grad II liegt sie bei etwa 20 Prozent. Menschen mit Unterkühlung Grad III und einer Vorerkrankung überleben in rund 50 Prozent der Fälle.