Hyperkalzämie: Erhöhter Calciumspiegel im Blut
Eine Hyperkalzämie liegt vor, wenn der Calciumspiegel im Blut zu hoch ist. Sind die Werte nur leicht erhöht, treten oft keine Symptome auf. Ein sehr hoher Calciumspiegel kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. Woran Sie eine Hyperkalzämie erkennen können, welche Ursachen sie hat und welche Behandlung hilft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hyperkalzämie
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und verschiedene Medikamente können helfen, das Calcium aus dem Körper auszuscheiden. Meist ist die Hyperkalzämie jedoch Hinweis auf eine andere Erkrankung – wird diese therapiert, sinkt auch der Calciumspiegel.
Bei höheren Calciumwerten können Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, im Bereich der Nieren, des Herzens, des Nervensystems und der Muskulatur auftreten.
Was ist Hyperkalzämie?
Von einer Hyperkalzämie spricht man, wenn der Calciumwert im Blut zu hoch ist. Normalerweise sollte er zwischen 2,15 und 2,50 mmol/l liegen. Bei einer Hyperkalzämie liegt er jedoch über 2,55 mmol/l. Symptome treten meist erst ab einem Wert von 2,80 bis 2,90 mmol/l auf, weshalb eine Hyperkalzämie oft lange unentdeckt bleibt.
Fachleute unterscheiden verschiedene Schweregrade:
- milde Hyperkalzämie: Calciumwert zwischen 2,7 und 3,0 mmol/l
- schwere Hyperkalzämie: Calciumwert über 3,0 mmol/l
- hyperkalzämische Krise: Calciumwert über 3,5 mmol/l
Hyperkalzämie tritt bei etwa 1 Prozent der hospitalisierten Patient*innen auf und ist im ambulanten Bereich etwas seltener. Ein erhöhter Calciumwert kann in jedem Alter auftreten.
Hyperkalzämie: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für eine Hyperkalzämie sind vielfältig und meist auf andere zugrundeliegende Erkrankungen zurückzuführen. Die wichtigsten Ursachen sind:
Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus): Diese Ursache ist in der allgemeinmedizinischen Praxis besonders häufig. Dabei produzieren die Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon, das den Calciumspiegel im Blut erhöht. Oft ist ein gutartiger Tumor (Adenom) der Nebenschilddrüse die Ursache dafür.
bösartige Tumore: Vor allem bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kommt es oft zu erhöhten Calciumwerten. Betroffen sind vor allem Patient*innen mit Knochenmetastasen bei Lungen-, Brust- oder Nierenzellkrebs. Durch den Knochenabbau wird Calcium ins Blut freigesetzt. Auch bei anderen Krebsarten wie Erkrankungen der Blutzellen, Kopf-Hals-Tumoren oder einem multiplen Myelom kann der Calciumspiegel im Blut ansteigen.
Vitamin-D-Intoxikation: Eine übermäßige Einnahme von Vitamin D über einen längeren Zeitraum kann ebenfalls zu einer Hyperkalzämie führen. Das überschüssige Vitamin D erhöht die Calciumaufnahme im Darm – insbesondere durch Calcitriol, die aktive Form von Vitamin D, welche die Aufnahme von Calcium verstärkt.
Immobilität: Längere Bettlägerigkeit, etwa nach Operationen oder bei bewegungsunfähigen Menschen, kann zu einer Hyperkalzämie führen. Durch die mangelnde Belastung der Knochen wird vermehrt Calcium ins Blut freigesetzt.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Viele Patient*innen mit einer schweren Hyperthyreose weisen eine leichte Hyperkalzämie auf. Durch den gesteigerten Stoffwechsel kann es zum Abbau von Knochengewebe kommen, wodurch Calcium freigesetzt wird.
familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie: Dabei handelt sich um eine seltene, angeborene Störung. Betroffene haben meist keine spezifischen Symptome, und der erhöhte Calciumspiegel wird oft zufällig entdeckt.
granulomatöse Erkrankungen: Erkrankungen wie Sarkoidose, Tuberkulose und Lepra können ursächlich sein.
Knochenerkrankungen: Erkrankungen wie die Paget-Krankheit führen zum Knochenabbau und setzen dadurch Calcium ins Blut frei. In der Regel bleibt der Calciumspiegel jedoch normal, es sei denn, die Patient*innen sind dehydriert oder lange inaktiv.
Medikamente: Einige Medikamente wie Thiazid-Diuretika, Lithium (bei psychischen Erkrankungen) oder Tamoxifen (bei hormonempfindlichem Brustkrebs) können eine Hyperkalzämie verursachen.
- sonstige Ursachen: Andere, seltenere Ursachen sind zum Beispiel Erkrankungen der Nebennierenrinde (Morbus Addison) oder eine zu hohe Calciumzufuhr.
Symptome einer Hyperkalzämie
Ein erhöhter Calciumspiegel kann viele verschiedene Symptome verursachen, die je nach Schwere und Geschwindigkeit des Anstiegs der Calciumwerte variieren.
Die Symptome betreffen oft mehrere Organsysteme:
Magen-Darm-Trakt: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Magengeschwür
Nieren: großer Durst, häufiges und nächtliches Wasserlassen, Austrocknung, Nierensteine
Herz: Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Veränderungen im EKG
Nervensystem und Muskulatur: Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Muskelschwäche, verminderte Reflexe, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Desorientierung, Depression und Verhaltensstörungen, Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma
Hyperkalzämie: Untersuchungen und Diagnose
Eine milde Hyperkalzämie bleibt oft symptomlos und wird meist zufällig bei einer Blutuntersuchung entdeckt. Besteht der Verdacht auf einen dauerhaft erhöhten Calciumspiegel, erfolgt zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese). Dabei werden bestehende Beschwerden, eingenommene Medikamente und mögliche Vorerkrankungen besprochen.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Herz und Lunge abgehört, der Körper abgetastet und verschiedene Körperfunktionen, wie etwa die Reflexe, überprüft werden. Eine Blutuntersuchung zeigt, wie hoch die Werte des Gesamtcalciums sowie des freien, aktiven Calciums im Blut sind. Dabei werden auch Vitamin-D-Werte und der Spiegel von Calcitriol bestimmt.
Um die Diagnose zu bestätigen und die Ursache abzuklären, sind meist weitere Blut- und Urintests nötig. So lässt sich kontrollieren, ob der erhöhte Calciumspiegel auch bei einer erneuten Untersuchung nachweisbar ist.
Eine Elektrokardiografie (EKG) kann Aufschluss über die Herzfunktion geben. In manchen Fällen werden bildgebende Verfahren (wie Röntgen, CT oder MRT) eingesetzt, um Veränderungen an den Knochen festzustellen. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs kann Hinweise auf eine Krebserkrankung oder Lungenerkrankung liefern.
Bei Verdacht auf eine erbliche Ursache können genetische Untersuchungen durchgeführt werden.
Behandlung: Wie wird eine Hyperkalzämie therapiert?
Die Behandlung der Hyperkalzämie hängt von der Ursache ab. Zunächst wird die zugrundeliegende Erkrankung therapiert – dadurch normalisieren sich die Calciumwerte oft wieder. Sind bestimmte Medikamente der Auslöser, wird versucht, diese abzusetzen und durch Alternativen zu ersetzen.
Bei leicht erhöhten Werten und normaler Nierenfunktion wird Betroffenen geraten, viel Flüssigkeit zu trinken. Außerdem können phosphathaltige Nahrungsergänzungsmittel helfen, die Calciumaufnahme zu verringern.
Im akuten Fall sind manchmal zusätzliche Maßnahmen nötig, um die Calciumwerte schnell zu senken:
intravenöse Flüssigkeitsgabe: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, die Calciumausscheidung über die Nieren zu fördern und einem Flüssigkeitsmangel vorzubeugen.
Diuretika (harntreibende Mittel): Diese können zusätzlich eingesetzt werden, um die Ausscheidung von Calcium über die Nieren zu steigern.
Medikamente: Hierzu zählen Bisphosphonate, Calcitonin, Kortikosteroide und in seltenen Fällen Plicamycin. Sie verlangsamen vor allem die Freisetzung von Calcium aus den Knochen.
Dialyse: In sehr schweren Fällen oder wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Dialyse notwendig sein.
Verlauf und Prognose einer Hyperkalzämie
Der Verlauf und die Prognose der Hyperkalzämie hängen stark von der zugrundeliegenden Ursache und der Schwere der Erkrankung ab. Eine schwere Hyperkalzämie oder hyperkalzämische Krise erfordert sofortige medizinische Hilfe. Ohne Behandlung kann eine hyperkalzämische Krise zu schwerer Dehydration, Nierenversagen, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zu Koma oder Tod führen.
Vorbeugung: Wie lässt sich eine Hyperkalzämie vermeiden?
Eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung einer Hyperkalzämie ist es, auf eine ausreichende körperliche Aktivität zu achten und Immobilisation zu vermeiden. Bestimmte Medikamente können das Risiko erhöhen und sollten daher nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden:
- calciumhaltige Antazida
- Vitamin-D-Präparate
- Vitamin-A-Präparate
- Antiöstrogene (z. B. Tamoxifen)
- Thiazide
- Lithium