Hüftkopfnekrose: Durchblutungsstörung lässt Knochen absterben
Die Hüftkopfnekrose ist eine Erkrankung, bei der aufgrund von Durchblutungsstörungen der Hüftkopf im Hüftgelenk abstirbt. Betroffene leiden unter zunehmenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Alles über Therapie, Ursachen und Verlauf der Hüftkopfnekrose.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hüftkopfnekrose
Eine Hüftkopfnekrose muss meistens operiert werden. Je nachdem, wo genau die Nekrose am Hüftkopf auftritt und wie stark sie ausgeprägt ist, kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz.
Eine Hüftkopfnekrose schreitet stetig voran. Bei ausbleibender Therapie nehmen die Schmerzen und Einschränkungen immer weiter zu. Außerdem ist das Risiko groß, dass es zu Knochenschädigungen wie Brüchen kommt und auch im zweiten Hüftgelenk kann eine Nekrose aufreten.
Eine Hüftkopfnekrose kann innerhalb von zwei Jahren zu Knochenbrüchen führen, durch die eine gelenkerhaltende Behandlung unmöglich wird.
Was ist eine Hüftkopfnekrose?
Eine Hüftkopfnekrose – auch Femurkopfnekrose – ist eine Erkrankung, bei der der Hüftkopf teilweise oder vollständig abstirbt. Der Hüftkopf ist das obere Ende des Oberschenkelknochens (Femur) und bildet zusammen mit der Hüftpfanne des Beckens (Acetabulum) das Hüftgelenk.
Bei einer Knochennekrose geht vermehrt Knochengewebe zugrunde, zumeist weil es nicht ausreichend durchblutet und so mit zu wenig Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Auch die Hüftkopfnekrose geht auf eine Durchblutungsstörung zurück. Die Patient*innen leiden unter zunehmenden Hüftschmerzen, außerdem kann es zu Einschränkungen der Beweglichkeit kommen.
Etwa einer von 10.000 Menschen erkrankt an einer Femurkopfnekrose, vorwiegend Männer im Alter von 30 bis 50. In den meisten Fällen betrifft die Erkrankung den vorderen Abschnitt des Hüftkopfes, im Verlauf ist auch der Knorpel mitbeteiligt. Die Nekrose tritt in 30 bis 70 Prozent der Fälle mit Verzögerung auch auf der anderen Seite auf.
Hüftkopfnekrose: Welche Symptome sind möglich?
Eine Hüftkopfnekrose verursacht zunehmende Schmerzen in der Leiste und Hüfte. Abhängig davon, welcher Teil des Hüftkopfes betroffen ist, können die Beschwerden belastungsabhängig oder -unabhängig auftreten. Die Schmerzen können zu Bewegungseinschränkungen führen. Außerdem hinken einige Betroffene.
Im weiteren Verlauf geht auch der Knorpel im Hüftgelenk zunehmend zugrunde und führt so zur Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose). Das kann zusätzliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
Ursachen: Woher kommt eine Hüftkopfnekrose?
Hüftkopfnekrosen treten in der Regel aus unklarer Ursache auf. Ein konkreter Auslöser für die gestörte Durchblutung lässt sich also nur selten ausmachen. Zu den bekannten Risikofaktoren, die eine Hüftnekrose begünstigen können, gehören:
- Dauertherapie mit Kortison
- Ausrenkung (Luxation) des Hüftgelenks
- Frakturen im Hüftgelenk oder am Hüftkopf
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Alkoholmissbrauch
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Nierentransplantation
Auch die sogenannte "Taucherkrankheit" (Caisson-Krankheit) kann zu einer Hüftkopfnekrose führen. Sie wird durch eine zu schnelle Druckänderung beim Tauchen ausgelöst und kann zu Schädigungen von Geweben führen.
Diagnose: Wie wird eine Hüftkopfnekrose festgestellt?
Um eine Hüftkopfnekrose zu diagnostizieren, sind ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung notwendig. Ergänzend dazu kommen meist weitere Verfahren zum Einsatz, wie:
- Röntgen
- Ultraschall
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Knochenszintigraphie, ein bildgebendes Verfahren mit einem schwach radioaktiven Kontrastmittel
Um etwaige Begleiterkrankungen auszuschließen, ist außerdem eine Blutuntersuchung angezeigt.
Therapie: Wie wird eine Hüftkopfnekrose behandelt?
Eine Hüftkopfnekrose muss in der Regel operiert werden. Eine konservative, also nicht-operative Therapie ist meist nicht ausreichend. Sie kommt daher nur infrage, wenn das individuelle OP-Risiko der betroffenen Person zu groß ist oder die Erkrankung noch in einem sehr frühen Stadium ist.
Das Therapieziel bei einer Hüftkopfnekrose ist, die Beschwerden zu lindern und die Gelenkfläche idealerweise zu erhalten. Die Gelenkfläche ist das Knochenende, das – überzogen von Knorpel – im Gelenk mündet. Ist sie von der Nekrose betroffen, erleidet das Gelenk irreversible Schäden.
Konservative Therapie bei Hüftkopfnekrose
Gegen die Schmerzen kommen Schmerzmittel zum Einsatz, insbesondere die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen und Diclofenac. In Tablettenform sollten diese Wirkstoffe ohne ärztlichen Rat nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden, da sie das Herz-Kreislauf-System und den Verdauungstrakt belasten können. Gele, Salben oder Sprays zur lokalen Anwendung können eine schonendere Alternative sein.
Meist muss das betroffene Gelenk über Monate hinweg durch Gehstützen entlastet werden.
Folgende Medikamente können zudem zur Behandlung einer Femurkopfnekrose zum Einsatz kommen:
- Vasodilatanzien, die gefäßerweiternd wirken
- Bisphosphonate, die die Knochensubstanz stabilisieren
Der Einsatz der genannten Medikamente bei einer Hüftkopfnekrose erfolgt im Rahmen des sogenannten Off-Label-Use. Das bedeutet, dass sie für diese Erkrankung eigentlich nicht zugelassen sind, in Ausnahmefällen aber dennoch bei Hüftkopfnekrose verordnet werden.
Hüftkopfnekrose: Wann operieren?
Bei einer Hüftkopfnekrose ist eine OP die Therapie der Wahl. Idealerweise erfolgt ein gelenkerhaltender Eingriff, also ohne künstlichen Gelenkersatz.
Die Auswahl des operativen Verfahrens hängt davon ab, wo genau die Nekrose am Hüftkopf auftritt und wie stark sie ausgeprägt ist. Zum Einsatz kommen können:
Anbohrung: Im betroffenen Bereich werden einige Löcher von mehreren Millimetern Durchmesser in den Knochen gebohrt. Dadurch wird die Durchblutung verbessert. Zudem werden die Beschwerden gelindert und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Diese Methode ist nur möglich, wenn die Gelenkfläche intakt ist.
intertrochantäre Flexionsosteotomie: Bei diesem Eingriff durchtrennen Fachleute den Knochen und drehen den Hüftkopf so, dass der betroffene Bereich entlastet wird. Dieses Verfahren führt jedoch nur in der Hälfte der Fälle zu einer Verbesserung.
Knochenspanplastik: Um den Heilungsprozess zu verbessern und den betroffenen Bereich zu stabilisieren, wird bei dieser Behandlungsmethode ein Knochenspan eingesetzt. Dieser Knochenspan wird aus einem anderen Knochen entnommen.
Prothese: Kommt keine der oben genannten Behandlungen in Betracht, kann eine Gelenkprothese eingesetzt werden. Da die Betroffenen vorwiegend mittleren Alters sind und künstliche Hüftgelenke zumeist nicht länger als 20 Jahre halten, ist das die letzte Behandlungsoption. Dabei wird so viel eigener Knochen wie möglich erhalten. Zum Einsatz kommen also häufig Schenkelhalsprothesen, durch die lediglich der Hüftkopf ersetzt wird, nicht das gesamte Gelenk.
Hüftkopfnekrosen werden mithilfe der sogenannten ARCO-Klassifikation anhand von Röntgenbildern in fünf verschiedene Stadien eingeteilt. Bis zum dritten Stadium wird gelenkerhaltend operiert.
Verlauf und Prognose bei einer Hüftkopfnekrose
Hüftkopfnekrosen schreiten beständig fort, sodass in den meisten Fällen innerhalb von zwei Jahren Knochenbrüche auftreten. Eine gelenkerhaltende Behandlung ist dann nicht mehr möglich. Zudem ist das Risiko hoch, dass innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose auch im anderen Hüftgelenk eine Nekrose auftritt.
Die Prognose bei einer Femurkopfnekrose hängt davon ab, wo genau am Hüftkopf die Erkrankung auftritt. Ist die Gelenkfläche noch intakt, sind die Erfolgsaussichten der Behandlung größer. Nur dann ist eine vollständige Wiederherstellung der Gelenkfunktion möglich. Andernfalls kann eine Hüftkopfnekrose einen Gelenkersatz notwendig machen.
Wann können Betroffene nach einer Anbohrung wieder gehen?
Nach einer Anbohrung können Patient*innen mit Hüftkopfnekrose noch am gleichen Tag wieder gehen, allerdings zunächst mit Krücken.
Nach einer Anbohrung können Patient*innen mit Hüftkopfnekrose noch am selben Tag wieder gehen, allerdings zunächst nur unter Teilbelastung mit Krücken. Im Rahmen der Physiotherapie kann das Gehen an Unterarmgehstützen und Teilbelastung erlernt werden. Auch bei den anderen Operationsverfahren können Betroffene schnell wieder gehen.
Bis das Bein wieder vollständig belastet werden kann, vergehen bei jeder OP-Methode einige Wochen bis Monate.