Heuschnupfen: Anzeichen und Medikamente bei Pollenallergie
Heuschnupfen kann jederzeit im Leben zum ersten Mal auftreten. Welche Anzeichen sind typisch für die Pollenallergie und welche Tabletten und Nasensprays helfen wirklich gegen Heuschnupfen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Heuschnupfen
Die Begriffe werden häufig synonym verwendet, sind aber streng genommen nicht das gleiche: Jeder Mensch mit Heuschnupfen hat eine Pollenallergie, aber nicht jede Pollenallergie verursacht auch einen Heuschnupfen.
Kortisonhaltige Nasensprays lindern Entzündungen und wirken langfristig. Antihistaminika-Nasensprays helfen schnell gegen akute Symptome.
Ja, Halsschmerzen und trockener Reizhusten können Symptome bei Heuschnupfen sein, weil Schleim aus der Nase in den Rachen läuft. Manchmal findet die allergische Reaktion auch direkt in den unteren Atemwegen statt und führt zu Husten und mitunter allergischem Asthma.
Hautausschlag ist kein typisches Symptom einer Pollenallergie. Bei manchen Menschen kann es jedoch zu Quaddeln oder Rötungen auf der Haut kommen.
Heuschnupfen: Typische Anzeichen einer Pollenallergie
Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion vom Soforttyp (Typ-I-Allergie). Das bedeutet: Wenn Pollen mit den Schleimhäuten der Nase, der Augen oder der Atemwege in Berührung kommen, reagiert der Körper sofort mit einer Abwehrreaktion.
Oft setzt Heuschnupfen schon in der Kindheit ein und bleibt ein Leben lang bestehen. Doch auch wer bis ins Erwachsenenalter allergiefrei war, kann jederzeit noch eine Allergie gegen Pollen entwickeln.
Die für Heuschnupfen typischen Symptome sind:
- juckende oder brennende Augen
- rote Augen
- tränende Augen
- juckende, kribbelnde Nase
- Niesreiz, Niesanfälle
- Fließschnupfen
- verstopfte Nase
- trockene Nasenschleimhaut
Weitere mögliche Symptome der Pollenallergie
Darüber hinaus können bei Heuschnupfen viele weitere Symptome auftreten, wie:
- Kratzen im Hals
- Juckreiz der Mundschleimhaut, im Hals und im Ohr
- Halsschmerzen
- Husten
- allergische Reaktionen der Haut (z. B. Rötungen, Schwellungen)
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Beeinträchtigung des Geruchs-, Geschmacks- und Hörsinns
- allgemeines Schwächegefühl und Müdigkeit
Zudem reagieren Menschen mit Heuschnupfen teils überempfindlich auf unspezifische Reize wie Tabakrauch, Staub, Geruchsstoffe, Temperaturänderungen und körperliche Anstrengung – zum Beispiel mit Niesreiz oder Augentränen.
Allergische Rhinokonjunktivitis
Heuschnupfen wirkt sich anfangs hauptsächlich auf Nase und Augen aus:
- Wenn die allergieauslösenden Pollen auf die Schleimhäute der Nase gelangen, entsteht ein allergischer Schnupfen (Rhinitis allergica).
- Gelangen die Pollen in die Augen, können sie zudem zu einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) führen.
Die bei Heuschnupfen häufige Kombination aus Schnupfen und Bindehautentzündung bezeichnen Fachleute als "allergische Rhinokonjunktivitis".
Allergisches Asthma bei Heuschnupfen
Unbehandelt durchläuft Heuschnupfen mit der Zeit manchmal einen Etagenwechsel. Das heißt: Die Pollenallergie weitet sich von Nase und Augen auf die unteren Atemwege aus und verursacht ein allergisches Asthma. Mögliche Symptome hierfür sind:
- Husten
- Atemnot
- pfeifende Atemgeräusche
- Engegefühl in der Brust
Was hilft bei Heuschnupfen?
Grundsätzlich ist es bei Allergien ratsam, die allergieauslösenden Stoffe möglichst zu vermeiden. Bei Heuschnupfen ist das aber wegen des Pollenflugs praktisch unmöglich, weil die Allergene sich überall in der Luft befinden und teilweise kilometerweit fliegen können.
Betroffene sollten jedoch versuchen, die Pollenbelastung so gering wie möglich zu halten, um den Heuschnupfen nicht zu verschlimmern. Zum Beispiel durch folgende Tipps:
ein Pollenschutzvlies am Schlafzimmerfenster anbringen
möglichst nicht zur typischen Pollenflugzeit lüften (empfehlenswert ist in der Stadt morgens zwischen 6 und 8 Uhr, auf dem Land abends zwischen 18 und 24 Uhr)
vor dem Schlafengehen die Haare waschen
bei geschlossenem Fenster schlafen
getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer wechseln bzw. nicht ins Schlafzimmer bringen
Bettwäsche regelmäßig wechseln
Wäsche nicht im Freien trocknen
Staubsauger mit HEPA-Filter verwenden
täglich Staubsaugen bzw. glatte Böden (Fliesen-, Laminat- oder Parkettböden) täglich feucht wischen
auf Staubfänger zu Dekorationszwecken (wie Trockenblumen, Wandschmuck) verzichten
Rauchen, verrauchte Räume und Schwimmen in gechlortem Wasser vermeiden
beim Autofahren die Autofenster geschlossen halten
in Autolüftungen und Klimaanlagen Pollenfilter verwenden und regelmäßig erneuern
Nase regelmäßig mit 0,9-prozentiger Kochsalzlösung spülen (Nasendusche), um die Pollen aus der Nase herauszubefördern
Heuschnupfen: Welche Medikamente helfen bei Pollenallergie?
Eine Pollenallergie lässt sich zwar nicht heilen – mit den richtigen Medikamenten lassen sich die Symptome jedoch deutlich lindern und das Risiko für Folgeerkrankungen wie allergisches Asthma senken.
Während der Pollensaison kommen vor allem folgende Medikamente zu Einsatz:
Antihistaminika: Viele verfügbare Wirkstoffe (wie Cetirizin und Loratadin) gehören zur Gruppe der Antihistaminika. Sie unterdrücken die Pollenallergie, indem sie verhindern, dass das freigesetzte Histamin an Zellen binden kann. Auf diese Weise unterbrechen die Heuschnupfenmittel die allergische Reaktion.
Glukokortikoide: Nasensprays mit Glukokortikoiden (z. B. Betamethason oder Hydrocortison) helfen gut bei starkem allergischen Schnupfen. Nur selten und nur bei starken Beschwerden werden Kortison-Tabletten bei Heuschnupfen empfohlen.
Kombinationspräparate: Es gibt Nasensprays, die sowohl Antihistaminika als auch Glukokortikoide enthalten. Im Gegensatz zu Präparaten mit je nur einem Wirkstoff sind sie in der Regel rezeptpflichtig.
Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten: Recht gut verträglich, aber meist weniger wirksam als Antihistaminika und Kortison sind Medikamente, die Leukotriene hemmen. Bei Leukotrienen handelt es sich um Botenstoffe, die an der Entstehung allergischer Symptome beteiligt sind.
Cromone: Vorbeugend – also idealerweise einige Wochen bevor sich der Heuschnupfen bemerkbar macht – können auch Medikamente mit Mastzellstabilisatoren (z. B. mit Cromoglicinsäure) helfen. Diese Heuschnupfenmittel haben eine etwas schwächere Wirkung als Antihistaminika und werden örtlich angewendet, etwa in Form von Nasenspray oder Augentropfen.
Hautpflegeprodukte: Verursacht die Pollenallergie begleitend Hautbeschwerden wie Juckreiz oder Brennen, helfen spezielle Hautpflegeprodukte (mit Inhaltsstoffen wie Dexpanthenol, Urea oder Aloe vera), diese Beschwerden zu lindern.
Abschwellende Nasensprays: Bei stark verschnupfter Nase können auch abschwellende Nasensprays mit Xylometazolin oder Oxymetazolin zum Einsatz kommen. Jedoch dürfen sie ohne ärztliche Absprache nicht länger als eine Woche angewendet werden.
Mittel gegen Heuschnupfen: Tabletten oder Nasenspray?
Antihistaminika können sowohl in Form von Tabletten als auch als Nasensprays und Augentropfen angewendet werden. Beides hat Vor- und Nachteile:
- Tabletten wirken innerhalb einer Stunde, Nasensprays und Augentropfen nach etwa 15 Minuten
- Tabletten wirken gegen die ganze Bandbreite allergischer Beschwerden, Nasenspray und Augentropfen lokal an Nase bzw. Augen
- Tabletten können Nebenwirkungen wie Müdigkeit zur Folge haben
Ob Tabletten oder Nasensprays bzw. Augentropfen das Mittel der Wahl sind, entscheiden Betroffene am besten gemeinsam mit der*dem Ärztin*Arzt.
Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen
Um Heuschnupfen dauerhaft abzuschwächen oder ganz loszuwerden, kommt eine Hyposensibilisierung, auch Desensibilisierung genannt, infrage. Diese Behandlung bezeichnen Fachleute als spezifische Immuntherapie (SIT). Gelingen kann sie nur, wenn bekannt ist, welche Pollen genau die Pollenallergie auslösen.
Hyposensibilisierung bedeutet, den Körper langsam an das Allergen zu gewöhnen. Dazu soll er schrittweise mit zunächst sehr kleinen Mengen davon in Kontakt kommen. So soll das Immunsystem lernen, den allergieauslösenden Stoff zu dulden, statt mit Abwehr zu reagieren. Eine Hyposensibilisierung dauert in der Regel drei bis fünf Jahre.
Gegen Heuschnupfen können verschiedene Methoden der Hyposensibilisierung zum Einsatz kommen:
subkutane SIT (SCIT): Hierbei wird das Allergen in regelmäßigen Abständen und in steigender Dosis unter die Haut gespritzt. An der Einstichstelle können Juckreiz oder kleinere Schwellungen auftreten.
sublinguale Immuntherapie (SLIT): Dabei werden Tabletten oder Tropfen unter die Zunge gelegt und sollen dort zergehen. Die erste Einnahme erfolgt unter ärztlicher Aufsicht, anschließend kann die Anwendung zu Hause erfolgen. Bei einer Pollenallergie gegen Gräserpollen gibt es zum Beispiel die sogenannte "Gräsertablette".
Heuschnupfen: Ursachen der Pollenallergie
Heuschnupfen entsteht durch eine Fehlreaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweiße von eigentlich harmlosen Pollen. Das Immunsystem stuft diese als gefährlich ein und bildet spezielle Abwehrstoffe dagegen, die IgE-Antikörper. Wenn nun Pollen auf die Schleimhäute der Nase, Augen oder Atemwege gelangen, binden sich die IgE-Antikörper an Mastzellen, die ebenfalls zur körpereigenen Abwehr gehören. Die Mastzellen schütten daraufhin Histamine (Entzündungsbotenstoffe) aus.
Histamine verursachen die für Heuschnupfen typischen Beschwerden:
Die Blutgefäße weiten sich. Dadurch röten sich die betroffenen Bereiche, etwa die Nasenschleimhaut, und schwellen an.
Die Bronchien verengen sich.
Abwehrzellen des Immunsystems wandern in die betroffenen Bereiche und führen dort zu Entzündungsreaktionen.
Warum das Immunsystem bei manchen Menschen so reagiert und sich eine Pollenallergie entwickelt, ist nicht abschließend geklärt. Zwar ist die Veranlagung zur Pollenallergie vererbbar, aber auch Umweltbedingungen spielen eine Rolle.
Heuschnupfen: Mögliche Auslöser
Als Auslöser von Heuschnupfen kommen die Pollen der unterschiedlichsten windbestäubten Pflanzen infrage, etwa:
- Gräser, einschließlich Getreide (z. B. Lieschgras, Roggen)
- Bäume (z. B. Birke, Erle, Weide, Olive)
- Sträucher (z. B. Hasel)
- Kräuter (z. B. Beifuß, Ambrosia)
Dabei richtet sich eine Pollenallergie immer gegen Pollen bestimmter Pflanzen (z. B. gegen Birkenpollen). Viele Menschen mit Heuschnupfen sind allerdings gegen Pollen mehrerer Pflanzen allergisch: So kann beispielsweise gleichzeitig eine Baum- und eine Gräserallergie bestehen.
Kreuzallergie
Wer Heuschnupfen hat, kann zusätzlich eine Kreuzallergie gegen bestimmte Lebensmittel entwickeln. Denn Pollenallergene und bestimmte Eiweiße in Nahrungsmitteln ähneln sich in ihrer Struktur teils stark. Darum reagiert das Immunsystem genauso abwehrend auf das Nahrungseiweiß wie auf die Pollen. Der Verzehr der jeweiligen Nahrungsmittel verursacht dann etwa folgende Beschwerden im Mundraum:
- Juckreiz
- Kribbeln
- Brennen
- Kratzen
Je nachdem, welche Pflanzenpollen den Heuschnupfen auslösen, kann eine Kreuzallergie gegen unterschiedliche Nahrungsmittel entstehen:
Tabelle: Typische Kreuzreaktionen bei Heuschnupfen
Pollenart | allergieauslösendes Nahrungsmittel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Birke, Erle, Hasel | Haselnuss, Walnuss, Paranuss, Mandel, Apfel, Birne, Pflaume, Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Kartoffel, Karotte, Sellerie, Kiwi, Avocado | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beifuß | Sellerie, Karotte, Anis, Dill, Kümmel, Petersilie, Kamille, Paprika, Pfeffer, schwarzer Senf, weißer Senf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gräser | Tomate, Kartoffel, Erdnuss, Soja, Roggen, Weizen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ambrosia | Gurke, Honigmelone, Wassermelone, Banane | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heuschnupfen: Wie wird eine Pollenallergie festgestellt?
Um Heuschnupfen nachzuweisen, eignet sich ein Allergietest. Damit lässt sich auch der genaue Allergieauslöser (das Allergen) ermitteln. In der Regel kommt dazu der Pricktest zum Einsatz:
- Dabei werden verschiedene Pollenextrakte auf die Haut des Unterarms oder Rückens getropft.
- Anschließend wird die Haut an dieser Stelle mithilfe einer feinen Nadel leicht angepikst (engl. to prick = piksen).
- Bei bestehender Allergie röten sich die getesteten Stellen nach 15 bis 20 Minuten, schwellen leicht an und jucken in der Regel.
Weitere Untersuchungen
Zusätzlich kommen manchmal folgende Untersuchungen zum Einsatz:
Blutuntersuchung: Sichern lässt sich die Diagnose der Pollenallergie mit einer Blutuntersuchung: Bei Menschen mit Heuschnupfen befinden sich Antikörper gegen die jeweiligen Allergene im Blut.
Provokationstest: In speziellen Fällen kommt auch ein Provokationstest mit dem entsprechenden Allergen in Betracht, um Heuschnupfen sicher festzustellen. Dazu erhält die betroffene Person über einen Zerstäuber Pollen in die Nase. Das kann eine starke allergische Reaktion auslösen. Darum darf dieser Test nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Lungenfunktionstest: Wenn Husten oder Atemnot auftreten, kann ein Lungenfunktionstest ein allergisches Asthma bestätigen oder ausschließen.
Wo kann man sich auf Heuschnupfen testen lassen?
Erste Anlaufstelle sind die hausärztlichen Praxen. Aber auch Facharztpraxen bieten Heuschnupfen-Tests an. Zum Beispiel Praxen für Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren- oder Lungenheilkunde. Manche Ärzt*innenhaben sich auch speziell für die Behandlung von Allergien qualifiziert. Das ist erkennbar an der Zusatzbezeichnung Allergologie (z. B. auf dem Praxisschild).
Heuschnupfen bei Kindern
Eine Pollenallergie beginnt bei Kindern häufig zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr – sie kann jedoch auch schon eher auftreten. Etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder sind betroffen. Weil die Symptome denen einer Erkältung ähneln und Kinder ihre Beschwerden häufig nicht genau beschreiben können, bleibt die Allergie jedoch häufig lange unentdeckt.
Dabei ist es besonders wichtig, einen Heuschnupfen im Kindesalter zu behandeln. Sonst drohen zum einen Schlafmangel und Konzentrationsschwierigkeiten mit möglichen Folgen für die Schule und den Alltag. Und zum anderen ein Etagenwechsel, der zu allergischem Asthma und chronischen Beschwerden führen kann.