Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Anzeichen, Behandlung und Dauer
Eine Herzmuskelentzündung ist häufig Folge einer Erkältung und in manchen Fällen schwer zu erkennen. Doch unbehandelt drohen Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche. Welche Anzeichen sprechen für eine Herzmuskelentzündung und wie lange dauert sie?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Herzmuskelentzündung
Eine Herzmuskelentzündung lässt sich beispielsweise durch folgende Anzeichen erkennen:
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Müdigkeit und Schwäche
- Schwindel
- Herzrhythmusstörungen
- Wassereinlagerungen (Ödeme) in Beinen und Füßen
Bei derartigen Symptomen sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.
Wie lange es dauert, bis eine Myokarditis abgeheilt ist, hängt vom Einzelfall ab. Leichte Formen heilen oft innerhalb von etwa sechs Wochen aus. Chronische Formen halten hingegen weitaus länger an, teilweise mehrere Monate bis zu einem Jahr.
Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung sollte umgehend ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Betroffene sollten strikte Bettruhe einhalten und körperliche Anstrengung vermeiden. Zudem ist es wichtig, mögliche ärztlich verordnete Medikamente einzunehmen und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen.
Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Bei einer Herzmuskelentzündung, auch Myokarditis, bestehen akute oder chronisch entzündliche Prozesse im Herzmuskel. Die Entzündung kann sich dabei auch auf die Herzkranzgefäße und das umliegende Gewebe wie die Herzbeutel ausbreiten. Die Herzmuskelentzündung ist in jedem Alter möglich. Auch herzgesunde Menschen können erkranken – besonders oft sind junge Männer betroffen.
Wie häufig Herzmuskelentzündungen vorkommen, lässt sich nicht genau sagen. Fachleute gehen davon aus, dass die Dunkelziffer hoch ist, da eine Myokarditis auch symptomlos verlaufen kann. Kommt es zu einer starken Schädigung des Herzmuskels (Kardiomyopathie), kann eine Herzinsuffizienz entstehen oder schlimmstenfalls ein tödlicher Verlauf drohen.
Herzmuskelentzündung: Anzeichen und Symptome einer Myokarditis
Eine Herzmuskelentzündung kann sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen. Oft treten nur leichte oder gar keine Beschwerden auf, weshalb sie mitunter schwer zu erkennen ist. Sofern es bei einer Herzmuskelentzündung zu Symptomen kommt, ähneln die Anzeichen häufig einer Herzschwäche.
Mögliche Symptome einer Herzmuskelentzündung sind zum Beispiel:
- Schmerzen in der Brust oder Druckgefühl im Brustkorb (hinter dem Brustbein)
- Herzrasen (Tachykardie)
- Herzstolpern (Extrasystolen)
- Schwächegefühl
- Abgeschlagenheit
- rasche Ermüdbarkeit
- Leistungsminderung
- Kurzatmigkeit
- Blässe
- bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhaut (Zyanose) aufgrund von Sauerstoffmangel im Blut
- geschwollene Beine
Je nach Schweregrad der Herzmuskelentzündung kann bereits leichte körperliche Anstrengung Kurzatmigkeit oder Atemnot auslösen.
Herzmuskelentzündung: Wie erfolgt die Behandlung?
Die genaue Therapie einer Herzmuskelentzündung hängt unter anderem davon ab, wie stark die Symptome ausgeprägt sind und welche Ursachen dahinterstecken. Wichtig ist, dass Betroffene sich ausreichend körperlich schonen und mögliche zugrundeliegende Krankheiten behandelt werden.
In den meisten Fällen sind Virusinfekte für eine Entzündung des Herzmuskels verantwortlich, sodass eine ursächliche Behandlung nicht möglich ist. In der Regel kann der Körper gegen Virusinfekte auch ohne Medikamente vorgehen. Steckt eine bakterielle Infektion hinter der Myokarditis, ist eine gezielte Therapie mit Antibiotika ratsam. Bei Autoimmunerkrankungen kommen Medikamente als Auslöser infrage, die das Immunsystem unterdrücken (sogenannte Immunsuppressiva).
Herzmuskelentzündung: Behandlung mit Medikamenten
Abhängig von der Ursache erhalten Betroffene weitere Medikamente zur Behandlung, wie
- entwässernde Arzneimittel (Diuretika),
- Betablocker,
- ACE-Hemmer oder
- Angiotensin-Rezeptorblocker (AT1-Rezeptor-Antagonisten).
Sofern Schmerzen auftreten, lassen sich diese mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der Antiphlogistika, beispielsweise Kortison oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), lindern.
Behandlung einer schweren Myokarditis
Schwere Fälle können intensivmedizinische Maßnahmen und damit einen Krankenhausaufenthalt erfordern. Oft müssen Betroffene auch nach der stationären Behandlung eine längere Bettruhe und Schonung über Wochen, teilweise Monate hinweg einhalten.
Deshalb erhalten Patient*innen meist vorbeugend gerinnungshemmende Medikamente (z. B. den Wirkstoff Heparin), um zu vermeiden, dass durch den Bewegungsmangel eine Thrombose oder Embolie entsteht. Zeigen sich im Rahmen der Myokarditis lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, ist die Implantation eines Defibrillators (ICD) zu erwägen.
Herzmuskelentzündung: Wie lange schonen?
Betroffene sollten sich grundsätzlich so lange schonen, bis keine Beschwerden mehr bestehen. Wie lange die Schonphase letztlich ist, lässt sich nicht pauschal sagen, sondern hängt von den individuellen Umständen und der Schwere der Erkrankung ab. Während manche Ärzt*innen mindestens sechs Monate Schonzeit empfehlen, raten andere bereits nach drei Monaten dazu, allmählich wieder aktiver zu werden – allerdings mit begleitenden Kontrolluntersuchungen.
Wie viel Belastung und Aktivität möglich ist, sollten Betroffene stets mit der*dem Ärztin*Arzt absprechen. Leichtere Aktivitäten wie kurze Spaziergänge in ruhigem Tempo und ohne Steigung sind oft kein Problem. Atemnot beziehungsweise Kurzatmigkeit sollte dabei jedoch nicht auftreten – denn das kann ein Anzeichen dafür sein, dass der Herzmuskel bereits überlastet ist.
Herzmuskelentzündung: Welche Ursachen kommen infrage?
Hinter einer Herzmuskelentzündung können verschiedene Ursachen stecken. In den meisten Fällen ist ein verschleppter viraler Infekt wie eine Erkältung, Corona-Infektion, Grippe oder ein Magen-Darm-Infekt Auslöser. Schonen sich Betroffene nicht ausreichend, können sich die Erreger über die Blutbahn ausbreiten und eine Myokarditis auslösen.
Herzmuskelentzündung: Mögliche Krankheitserreger
Ursachen einer derartigen infektiösen Herzmuskelentzündung sind beispielsweise Infektionen mit:
- Viren: Adenoviren, Enteroviren, Coronaviren, Hepatitis-C-Viren, Herpesviren, HI-Viren
- Bakterien: Staphylo-, Pneumo-, Strepto-, Gono- oder Meningokokken, Salmonellen oder Chlamydien
- Pilzen: Aspergillus, Candida, Histoplasma oder Sporothrix
- Parasiten: Echinococcus granulosus, Schistosoma oder Trichinella spiralis
Eine Myokarditis kann jedoch auch ohne Beteiligung von Krankheitserregern entstehen. Dann liegt oft eine Störung des Immunsystems vor, was sich fälschlicherweise mit entzündlichen Prozessen gegen die Herzmuskelzellen richtet.
Nicht-infektiöse Myokarditis
Ursachen für eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung sind Autoimmunerkrankungen wie:
- Sarkoidose
- lymphozytäre Myokarditis
- Lupus erythematodes
- rheumatoide Arthritis
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn
- hypereosinophiles Syndrom
Weitere mögliche Auslöser einer nicht-infektiösen Myokarditis sind zum Beispiel:
- bestimmte Medikamente, besonders häufig durch Barbiturate, Antipsychotika, Cyclophosphamid oder Fluorouracil
- Giftstoffe wie Drogen oder Alkohol, aber auch Schwermetalle
- Folge von Krebsbehandlung, etwa durch Strahlen- oder Chemotherapie mit Anthrazyklinen
Herzmuskelentzündung nach Impfung gegen Corona
Mitunter kann es auch zu einer Herzmuskelentzündung nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen Corona kommen – gleichermaßen wie nach einer Ansteckung mit SARS-CoV-2. Untersuchungen zufolge scheint jedoch das Risiko, eine Myokarditis nach einer Corona-Infektion zu entwickeln, um ein Vielfaches höher zu sein als infolge einer Impfung gegen Covid-19.
Herzmuskelentzündung feststellen: Wie erfolgt die Diagnose?
Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. Zu Beginn der Diagnose stellen Ärzt*innen zunächst Fragen über die genauen Beschwerden, mögliche Vorerkrankungen und die Einnahme von Medikamenten (Anamnese). Vor allem kürzliche Infekte wie eine Grippe oder Erkältung sind für die Diagnostik relevant. Dann werden Herz und Lunge mit einem Stethoskop abgehört und der Blutdruck gemessen.
Um die Diagnose zu sichern, schließen sich in der Regel weitere Untersuchungen an, wie beispielsweise:
- Blutuntersuchung: Bei einer Herzmuskelentzündung ist die Bestimmung der Blutwerte ratsam, wie beispielsweise Entzündungswerte und Herzenzyme (wie Kreatinkinase oder Troponin T)
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Herzultraschall (Echokardiographie)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Gegebenenfalls veranlassen Ärzt*innen für eine gesicherte Diagnose eine Gewebeprobe des Herzmuskels (Myokardbiopsie). Die Biopsie wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Dafür wird ein Katheter, ein kleiner Schlauch, über eine Vene bis hin zum Herzen geschoben. Dort kann mit einer kleinen Zange eine Gewebeprobe entnommen und im Anschluss im Labor untersucht werden.
Herzmuskelentzündung: Dauer, Verlauf und Prognose
Wie lange eine Herzmuskelentzündung dauert, hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung verläuft und wie strikt sich Betroffene schonen. Die Dauer einer akuten Myokarditis beträgt im Durchschnitt etwa sechs Wochen – bei einer chronischen Form kann sich die Dauer weitaus länger erstrecken.
Die akute Form nimmt in den meisten Fällen einen guten Verlauf und heilt bei rund 50 bis 57 Prozent spontan und folgenlos aus. Teilweise bleiben harmlose Herzrhythmusstörungen bestehen, meist in Form von überzähligen Herzschlägen (Extrasystolen), die sich für Betroffene wie Herzstolpern anfühlen. Bei rund einem Drittel der Patient*innen geht die akute Myokarditis in eine chronische Form über, ohne dass sich die Beschwerden wesentlich verändern.
Bei etwa 12 bis 25 Prozent der Betroffenen verläuft die Entzündung am Herzmuskel so schwerwiegend, dass sich die Erkrankung innerhalb kurzer Zeit verschlechtert und zu einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) führt. In seltenen Fällen kann es zu einem lebensbedrohlichen Verlauf und einem plötzlichen Herztod kommen. Schreitet die Entzündung trotz Behandlung unaufhaltsam voran, ist gegebenenfalls die Implantation eines sogenannten Herzunterstützungssystems und langfristig eine Herztransplantation notwendig.
Lässt sich einer Herzmuskelentzündung vorbeugen?
Einer Myokarditis lässt sich nicht im eigentlichen Sinne vorbeugen. Es ist jedoch möglich, das Risiko durch einfache Maßnahmen zu senken: Während und nach Infekten wie einer Erkältung, Durchfallerkrankung oder Grippe sollten Betroffene keinen Sport treiben und sich in diesem Zeitraum auch ansonsten körperlich schonen.
Eine weitere mögliche Maßnahme, um einer Myokarditis vorzubeugen, ist auf einen guten Impfschutz zu achten. Wer sich etwa gegen Grippe oder Diphtherie impfen lässt, kann so Krankheiten vorbeugen, die mitunter als Ursache einer Entzündung des Herzmuskels gelten.