Heberden-Arthrose
Wenn sich an Daumen- oder Fingerendgelenken knotige Verdickungen bilden, kann es sich um eine Heberden-Arthrose handeln. Welche Symptome können noch auftreten und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Ursachen
Als Heberden-Arthrose bezeichnet man einen Gelenkverschleiß der Daumen- und Fingerendgelenke. Sie gilt als häufigste Form der Hand-Arthrose. Welche Ursachen eine Heberden-Arthrose genau hat, ist noch nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich gibt es jedoch erbliche Einflüsse.
Als Risikofaktoren für eine Heberden-Arthrose gelten:
- weibliches Geschlecht
- Alter (über 40)
- Menopause (altersbedingtes Ausbleiben der Regelblutung)
- andere Fälle von Heberden-Arthrose in der Familie
- instabile Gelenke durch Kapsel- oder Bänderüberdehnung (Gelenklaxizität)
- durch Beruf oder Sport belastete Fingergelenke
- frühere Verletzungen der Fingergelenke
Heberden-Arthrose: Symptome
Typisch für eine Heberden-Arthrose sind die sogenannten Heberden-Knoten oder -Knötchen: bis zu erbsengroße, knorpelig-knöcherne Verdickungen an der Außen- beziehungsweise Streckseite der Daumen- oder Fingerendgelenke. Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel langsam und schreitet allmählich fort. Aber auch schubförmige Verlaufsformen sind möglich.
Auf Dauer können Heberden-Knoten die Beweglichkeit der Fingergelenke einschränken und dazu führen, dass sich betroffene Finger verformen und schief wirken. Besonders häufig entwickelt sich eine Heberden-Arthrose am Zeigefinger und Mittelfinger.
Frauen sind zehnmal häufiger von einer Heberden-Arthrose betroffen als Männer. Sichtbare Veränderungen können etwa ab dem 40. bis 50. Lebensjahr beziehungsweise in den Wechseljahren auftreten. In den meisten Fällen zeigen sich Heberden-Knoten ab einem Alter von 60 bis 70 Jahren.
Häufig gehen die Heberden-Knoten nur mit leichten oder gar keinen Beschwerden einher. In manchen Fällen können zusätzlich zu den Heberden-Knoten weitere Symptome im betroffenen Daumen- oder Fingerendgelenk beziehungsweise am Finger auftreten, wie zum Beispiel:
- Schmerzen im Gelenk, insbesondere bei Belastung oder Druck, die teilweise auch ausstrahlen
- Rötung und Überwärmung der Fingerregion bei akuter Entzündung
- eingeschränkte Beweglichkeit durch steife Fingergelenke, insbesondere in den Morgenstunden nach dem Aufstehen
- Kraftverlust beim Greifen
Die entzündlichen Beschwerdentreten schubweise auf, halten also einige Wochen bis Monate an und flauen dann wieder ab. Solch eine entzündliche Phase nennt man aktivierte Heberden-Arthrose.
Mit zunehmender Heberden-Arthrose werden manche Bewegungen der Hand schwieriger oder schmerzhaft. Das kann sich auf den Alltag auswirken: Viele Betroffene haben zum Beispiel Probleme, Dinge zu greifen oder etwa einen Flaschenverschluss mit der Hand zu öffnen.
Wenn Schmerzen auftreten, dann in der Regel eher in den Anfängen des Gelenkverschleißes. Im weiteren Verlauf der Erkrankung nehmen die Schmerzen normalerweise ab.
Ist auch das Fingermittelgelenk knorpelig-knöchern verdickt, spricht man von einer Heberden-Bouchard-Arthrose.
Eine Heberden-Arthrose erkennt der Arzt meist bereits durch bloßes Betrachten der Hände. Im Gespräch wird der Arzt den Betroffenen zu dessen Beschwerden befragen. Im Anschluss tastet er gegebenenfalls die Hände beziehungsweise Finger ab und prüft deren Beweglichkeit.
Heberden-Arthrose: Diagnose
Abhängig davon, wie weit die Heberden-Arthrose fortgeschrittenen ist, zeigen sich im Röntgenbild typische knorpelig-knöcherne Veränderungen an den Daumen- und Fingerendgelenken, wie zum Beispiel:
- verengte Gelenkspalte
- verdichtetes Knochengewebe unter der Knorpelschicht des betroffenen Gelenks
- gutartige Knochenwucherungen oder Knochensporne
- Verschiebung des Gelenks
- teilweise kleine Zysten im Knochen
Um bei einer Heberden-Arthrose eine sichere Diagnose zu stellen, sollten der Arzt andere mögliche Ursachen für die knotigen Veränderungen an den Fingerendgelenken ausschließen (z.B. Gicht, Psoriasis-Arthritis).
Heberden-Arthrose: Therapie
Für die Heberden-Arthrose gibt es bislang keine Therapie, welche den Gelenkverschleiß im eigentlichen Sinne heilen oder vollständig stoppen kann. Die gutartige Gelenkveränderung bedarf jedoch nicht zwingend einer Behandlung.
Bei einer Behandlung geht es vor allem darum, mögliche Beschwerden zu lindern und die Funktion der Hand zu erhalten oder zu verbessern.
Bei akuten Schmerzen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, wie Ibuprofen oder Diclofenac). Bei schwer ausgeprägten Fällen kann der Arzt entzündungshemmende Glukokortikoide direkt in das Gelenk einspritzen.
Bei akuten Schmerzen kann es helfen, das betroffene Gelenk erst einmal ruhig zu halten, zum Beispiel mit speziellen Schienen (sog. Orthese). Diese tragen Betroffene nachts oder bei Bedarf auch tagsüber.
Prinzipiell wirkt sich Bewegung jedoch positiv auf eine Heberden-Arthrose aus – sofern es die richtige Bewegung ist. Mithilfe von Physio- und Ergotherapie lässt sich die Beweglichkeit der Finger bei einer Heberden-Arthrose verbessern. Übungen für zu Hause tragen dazu bei, dass die Funktion der Gelenke erhalten bleibt.
Führen solche konservativen Maßnahmen zu keiner Besserung, kommt in extremen Fällen eine Operation infrage, bei der das betroffene Gelenk bei leichter Beugung versteift wird (sog. Arthrodese). Auf diese Weise können Betroffene mit der Hand noch greifen oder eine Faust machen.
Heberden-Arthrose: Ernährung
Dass sich eine Heberden-Arthrose durch eine bestimmte Ernährung bessert, ist unwahrscheinlich – ein beschädigter Knorpel wird dadurch nicht heilen. Generell ist der Einfluss von Ernährung speziell auf eine Heberden-Arthrose nicht gut untersucht.
Dennoch kann sich eine gesunde Ernährung wahrscheinlich insgesamt günstig auf die Gesundheit auswirken. Denn sie beeinflusst entzündliche Prozesse im Allgemeinen günstig – und dadurch möglicherweise auch den weiteren Verlauf einer Arthrose.
Empfehlenswert sind vor allem Lebensmittel, in denen Nährstoffe mit entzündungshemmendem Einfluss vorkommen. Dazu zählen zum Beispiel mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (z.B. in Fisch oder Walnüssen) oder Antioxidantien (v.a. in frischem Obst und Gemüse).
Nahrungsmittel mit entzündungsförderndem Einfluss (wie Fleisch und tierische Fette) sollte man hingegen seltener verzehren.