Hantavirus-Infektion: Krank durch Mäusekot
Das Hantavirus wird durch Nagetiere wie Mäuse übertragen. Eine Infektion kann unterschiedlich verlaufen. Anfangs ähnelt die Erkrankung oft einer Grippe und schlägt dann auf die Nieren oder die Lunge. Wie eine Ansteckung abläuft, welche Symptome typisch sind und wie Sie sich schützen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQs zum Hantavirus
Nagetiere wie Mäuse scheiden die Viren über Speichel, Urin und Kot aus. Durch Kontakt damit, zum Beispiel bei der Gartenarbeit, kann sich der Mensch anstecken. Eine Ansteckung kann auch durch das Aufwirbeln von kontaminiertem Staub und über Bisse von infizierten Nagern erfolgen.
Eine Infektion zeigt sich circa zwei Wochen nach Kontakt mit dem Virus mit plötzlichem Fieber, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen. Auch Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall sind mögliche Symptome einer Hantavirus-Infektion.
Langzeitfolgen sind beim Hantavirus selten. Eine Studie hat jedoch gezeigt, dass es bei einigen Menschen nach überstandener Infektion zu einer Hämaturie (Erytrozythen/Blut im Urin) kommen kann.
Bisher wurden keine Ansteckungen über Katzen auf den Menschen beobachtet. Fachleute halten eine Übertragung auf diesem Wege für sehr unwahrscheinlich.
Was ist das Hantavirus?
Hantaviren (Puumala-Viren, PPUV) sind Krankheitserreger, die zur Familie der Bunyaviren zählen. Je nachdem, mit welchem Virustyp eine Infektion ausgelöst wird, nimmt die Erkrankung eher einen Verlauf mit Nierenbeteiligung oder mit Lungenbeteiligung.
- Nierenbeteiligung: Dabei entwickelt sich ein hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS). In Asien und Europa sind diese Virusstämme vorherrschend.
- Lungenbeteiligung: Das Hantavirus löst das sogenannte pulmonale Syndrom aus (Hantavirus Pulmonary Syndrome, HPS). Viren, die das Syndrom auslösen, kommen hauptsächlich in Nord- und Südamerika vor.
Hauptüberträger der Hantaviren sind in Deutschland Mäuse (Rötelmäuse, Brandmäuse, Gelbhalsmäuse, Feldmäuse, Erdmäuse und Wanderratten).
Häufigkeit von Hantavirus-Infektionen
Hantaviren kommen weltweit vor. In Deutschland wird das Virus hauptsächlich durch die Rötelmaus übertragen. 2019 wurden in Deutschland über 1.500 Fälle gemeldet – mehr als in den Jahren davor. Ursache hierfür war wahrscheinlich die Zunahme von Bucheckern, die zu den wichtigsten Nahrungsquellen der Rötelmaus zählen. Die Rötelmaus kann sich unter diesen optimalen Bedingungen gut vermehren – und damit auch das Hantavirus.
Hantaviren kommen in Deutschland nicht gleich häufig vor, sondern sind in räumlich abgegrenzten Gebieten, sogenannten Endemiegebieten, verbreitet. Dazu zählen unter anderem:
- der Bayerische Wald,
- die Fränkische Alb,
- Oberschwaben,
- Unterfranken,
- der Spessart,
- die Schwäbische Alb,
- das Münsterland und
- der Raum Osnabrück.
Hantavirus-Erkrankung: Welche Symptome treten auf?
Eine Hantavirus-Erkrankung beginnt meist plötzlich mit grippeähnlichen Beschwerden, die ein paar Tage andauern, wie zum Beispiel:
- (hohes) Fieber
- Schüttelfrost
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Lichtempfindlichkeit
- Sehstörungen
- geröteter Rachen
- Husten
- Erbrechen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
Eine Hantavirus-Infektion äußert sich im weiteren Verlauf durch verschiedene Symptome, je nachdem, ob Lunge oder Nieren beteiligt sind. Bei einer Erkrankung mit Nierenbeteiligung können sich zusätzlich zu den grippeähnlichen Beschwerden folgende Symptome zeigen:
- stark sinkender Blutdruck
- nachlassende Herzleistung
- stecknadelkopfgroße Einblutungen in die Schleimhäute und Augenbindehaut (Petechien)
- zunehmende Nierenschwäche bis hin zum Nierenversagen
Bei einer Hantavirus-Erkrankung mit Lungenbeteiligung treten dagegen etwa vier bis zehn Tage nach den grippeähnlichen Beschwerden Symptome wie diese auf:
- Husten mit Auswurf
- Kurzatmigkeit
- stark sinkender Blutdruck
- nachlassende Herzleistung
- Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Lungenödem), die zum Lungenversagen führen kann
In einigen Fällen treten sowohl Symptome einer Nieren- als auch einer Lungenbeteiligung auf. Nach einer überstandenen Erkrankung ist man für mehrere Jahrzehnte – wahrscheinlich sogar lebenslang – immun gegen den jeweiligen Hantavirus-Typ und kann nicht noch einmal erkranken.
Ursachen: So erfolgt die Ansteckung mit dem Hantavirus
Die Übertragung des Virus auf den Menschen erfolgt durch infizierte Nager. Nagetiere tragen den Erreger oft in sich, ohne dabei krank zu sein.
Infizierte Nagetiere scheiden die Viren zusammen mit Kot und Urin aus, weshalb beispielsweise Mäusekot infektiös sein kann. Auch ihr Speichel ist virushaltig.
In diesen Körperausscheidungen bleiben Hantaviren bis zu 14 Tage infektionsfähig, selbst wenn das umgebende Material austrocknet. Die Hantaviren können auf diese Weise über getrocknete Ausscheidungen beziehungsweise über Staub als Schwebteilchen mit in die Luft gelangen (sogenannte Aerosole).
Möglichkeiten der Ansteckung
Mögliche Übertragungswege für das Virus sind zum Beispiel:
- Hautverletzungen (in die virushaltiger Staub gelangt oder bei Kontakt zu verunreinigtem Boden wie Gartenerde)
- Bisse von infizierten Nagetieren
- Lebensmittel, die mit Ausscheidungen verunreinigt sind
Am häufigsten kommt es jedoch zu einer Hantavirus-Infektion, indem man verunreinigten Staub einatmet – etwa beim Wegfegen von Mäusekot im Keller, Hof, Schuppen oder Stall.
Von Mensch zu Mensch sind Hantaviren normalerweise nicht übertragbar. Die einzige Ausnahme bildet bisher ein bestimmter Hantavirus-Typ, der in Südamerika vorkommt (das sogenannte Andesvirus).
Risikofaktoren für eine Infektion mit dem Hantavirus
Wer viel draußen ist oder im Freien arbeitet beziehungsweise sich an Orten aufhält, an denen viele Nagetiere wie Mäuse leben, hat ein größeres Risiko, sich mit Hantaviren anzustecken. Ein erhöhtes Risiko für eine Übertragung besteht vor allem in folgenden Situationen:
- wenn lange unbenutzte Gebäude wieder betreten oder gereinigt werden
- beim Reinigen von Hausbereichen, die wenig benutzt werden (zum Beispiel Keller, Dachboden)
- wenn das Haus oder die Wohnung von Nagetieren wie Mäusen befallen ist
- wenn man bei der Arbeit in Kontakt mit Nagern wie Mäusen oder deren Lebensbereichen kommt (zum Beispiel bei der Waldarbeit, Landwirtschaft, Handwerk, Schädlingsbekämpfung)
- beim Wandern, Zelten oder Jagen
Inkubationszeit des Hantavirus
Vom Zeitpunkt der Infektion mit dem Hantavirus bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) können 5 bis 60 Tage vergehen, meist dauert es jedoch 2 bis 4 Wochen.
Hantavirus-Infektion: Diagnose
Ob eine Hantavirus-Infektion besteht, lässt sich nicht nur anhand der Symptome feststellen. Erst wenn eine Blutuntersuchung zeigt, dass zusätzlich zu den Symptomen Antikörper gegen Hantaviren im Blut vorliegen oder sich das Erbgut des Virus nachweisen lässt, steht die Diagnose fest.
Eine Differenzialdiagnose stellt die Leptospirose dar. Diese wird von Bakterien übertragen und zeigt sich durch ein ähnliches Krankheitsbild. Häufig treten bei einer Leptospirose noch Waden- und Schienbeinschmerzen auf.
Hantavirus-Infektion: Gibt es eine Therapie?
Bei einer Hantavirus-Infektion gibt es bislang keine Therapie, die direkt gegen das Virus wirkt. Die Behandlung besteht daher vor allem darin, die Symptome zu lindern beziehungsweise den durch den Infekt geschwächten Körper zu unterstützen.
In schweren Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich, um eine intensivmedizinische Versorgung zu gewährleisten. Hier können Ärzt*innen einen geschwächten Kreislauf stabilisieren und etwaige Blutungen rechtzeitig eindämmen. Bei Anzeichen für ein Lungenversagen kann es notwendig sein, Betroffene künstlich zu beatmen. Kommt es zu Nierenversagen, kann eine Dialyse erforderlich werden.
Verlauf der Hantavirus-Erkrankung
Eine Infektion mit Hantaviren kann sowohl einen milden Verlauf nehmen als auch eine ernst zu nehmende bis lebensbedrohliche Entwicklung einschlagen. In Deutschland kommt es meist zu Hantavirus-Erkrankungen, die mit Fieber und einer Nierenbeteiligung einhergehen, jedoch in der Regel einen milden Verlauf nehmen.
Mögliche Komplikationen
Bei einem Krankheitsverlauf mit Lungenbeteiligung kann sich die Erkrankung rasch verschlimmern und im Verlauf unter Umständen zu lebensbedrohlichem Organversagen führen.
Hantavirus: So kann man vorbeugen
Bislang gibt es in Deutschland keinen zugelassenen Impfstoff gegen Hantaviren, mit dem man einer Erkrankung direkt vorbeugen könnte.
Die einzige Möglichkeit, sich vor einer Hantavirus-Infektion zu schützen, besteht daher darin, den Kontakt zu infizierten Nagetieren und ihren Ausscheidungen zu meiden, zum Beispiel durch folgende Maßnahmen:
- In Nähe von Wohnungen/Häusern (vor allem in Kellern, Dachböden, Schuppen) Mäusebefall bekämpfen.
- In Nähe von Wohnungen/Häusern Hygienemaßnahmen einhalten, um nicht weitere Mäuse anzulocken (zum Beispiel durch unsachgerecht entsorgten Abfall).
- In der Nähe von Wohnungen/Häusern oder Wohnmobilen Lebensmittel so aufbewahren, dass sie keine Mäuse anlocken (in dicht schließenden Behältern oder Schränken).
- Tote Mäuse am besten
- mit Desinfektionsmittel besprühen,
- nur mit Handschuhen anfassen,
- in einen Plastikbeutel stecken (inklusive Falle) und
- im Hausmüll entsorgen.
- Beim Frühjahrsputz von staubigen Kellern, Schuppen und ähnlichen Räumen, in denen Nagetiere vorkommen können, am besten einen Atemschutz tragen. Um eine Staubentwicklung zu vermeiden, kann der Boden befeuchtet werden (zum Beispiel mit einer Sprühflasche oder indem man feucht wischt).
- Ausscheidungen von Nagetieren am besten mit Desinfektionsmittel besprühen und dann erst entsorgen.
- Nach solchen Arbeiten die Hände immer gründlich mit Wasser und Seife waschen.