Hallux valgus: Ursachen und Behandlung des Ballenzehs
Hallux valgus ist eine der häufigsten Fehlstellungen am Fuß. Welche Beschwerden sind typisch bei einem Ballenzeh? Wann ist eine OP nötig und was passiert, wenn der Hallux valgus nicht therapiert wird?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Hallux valgus
Ein Hallux valgus lässt sich durch konservative Maßnahmen wie Einlagen, Fußgymnastik und geeignetes Schuhwerk lindern, aber nicht vollständig zurückbilden. Bei starken Fehlstellungen oder anhaltenden Schmerzen kann eine Operation nötig sein.
Eine vollständige Heilung des Hallux valgus ohne Operation ist in der Regel nicht möglich, da sich die Fehlstellung meist nicht von selbst zurückbildet. Konservative Maßnahmen können jedoch die Beschwerden deutlich lindern und ein Fortschreiten verlangsamen.
Am besten geeignet sind Schuhe mit breiter Zehenbox, weichem Obermaterial und flacher, gut gedämpfter Sohle. Sie sollten genug Platz bieten, um Druck auf den Ballen zu vermeiden, und idealerweise keine hohen Absätze haben.
Was ist ein Hallux valgus?
Der Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt, ist eine Fehlstellung der großen Zehe. Der Begriff Hallux valgus stammt aus dem Lateinischen. Wörtlich übersetzt heißt Hallux valgus "nach außen gebogene Großzehe" und das beschreibt das Krankheitsbild gut.
Bei einem Ballenzeh weicht der erste Mittelfußknochen nach innen, also zur Fußmitte hin, während die Großzehe selbst nach außen zeigt – in Richtung der Kleinzehen. Dadurch tritt der Zehenballen deutlich hervor und bildet eine knöcherne Auswölbung am Großzehengrundgelenk. Dieses Gelenk verbindet die Großzehe mit dem Mittelfuß.
Hallux valgus an diesen Symptomen erkennen:
- sichtbare Vorwölbung am Fußinnenrand
- schräg gestellte große Zehe
- große Zehe häufig unter oder über die zweite Zehe gedrängt
- Rötung und Schwellung an der Auswölbung
- Schmerzen beim Gehen
Hallux valgus und Hallux rigidus – der Unterschied
Beide Begriffe klingen ähnlich, dennoch handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Krankheitsbilder:
Hallux valgus ist eine seitliche Fehlstellung der Großzehe, bei der die Zehe nach außen abweicht und ein schmerzhafter Ballen entsteht. Hallux rigidus dagegen ist eine Arthrose im Großzehengrundgelenk, die zu Schmerzen und zunehmender Versteifung führt. Beide Erkrankungen betreffen die Großzehe, unterscheiden sich aber in Ursache, Verlauf und Therapie deutlich.
Formen von Hallux valgus
Die Ausprägung des Hallux valgus kann sehr unterschiedlich sein. Fachleute unterscheiden oft in drei Schweregrade:
leicht: Die Großzehe ist nur minimal abgewinkelt. Die Deformität ist noch wenig sichtbar und meist ohne größere Beschwerden.
mittelgradig: Die Zehe weicht deutlich sichtbar ab. Es treten häufiger Schmerzen auf, vor allem bei Belastung.
schwer: Die Zehe liegt stark über oder unter den Nachbarzehen. Der gesamte Vorfuß ist verändert. Schuhe drücken und verursachen dauerhafte Schmerzen.
Manchmal kommt es zusätzlich zu einer Entzündung des Schleimbeutels über dem Ballen. Eine solche Bursitis verstärkt in der Regel die Schmerzen.
Ursachen: So entsteht ein Ballenzeh
Ein Hallux valgus entwickelt sich meist über Jahre. In den meisten Fällen ist eine Kombination aus mehreren Ursachen für die Entstehung eines Hallux valgus verantwortlich.
Mögliche Ursachen sind beispielsweise:
Fußfehlstellungen: Bei einem Spreizfuß beispielsweise senkt sich das Quergewölbe des Fußes ab. Das führt zu einer Überbelastung des vorderen Fußbereichs. Die Großzehe beginnt, sich schräg zu stellen.
Übergewicht: Dabei lastet mehr Gewicht auf dem vorderen Teil des Fußes. So kann sich das Quergewölbe absenken, was einen Spreizfuß und in der Folge einen Hallux valgus nach sich ziehen kann.
verkürzte Wadenmuskeln oder Achillessehne: Ist die Muskulatur dauerhaft verkürzt, wird die Ferse früher vom Boden abgehoben. Dadurch verlagert sich das Körpergewicht nach vorn auf den Vorfuß und fördert so die Entstehung eines Hallux valgus.
Gelenkerkrankungen: Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Gicht können die Stabilität, Beweglichkeit oder Struktur des Großzehengrundgelenks verändern.
erbliche Bänder- und Bindegewebsschwäche: Das Bindegewebe sorgt normalerweise dafür, dass Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln im Fuß ihre Position halten. Ein schwaches Bindegewebe kann demnach den Fuß nicht mehr ausreichend stabilisieren.
Begünstigt wird ein Hallux valgus durch unpassende Schuhe. Eine enge Zehenbox, hohe Absätze, wenig Platz – wer oft modisches, aber ungesundes Schuhwerk trägt, riskiert auf Dauer eine Fehlstellung. Besonders High Heels schieben das Körpergewicht nach vorn und pressen die Zehen zusammen.
Diagnose bei Verdacht auf Hallux valgus
Ein Hallux valgus lässt sich oft mit bloßem Auge erkennen. Die schräg stehende Großzehe und der typische Ballen sind auffällig. Trotzdem ist eine ärztliche Untersuchung wichtig – nicht nur zur Bestätigung der Diagnose, sondern auch, um den Schweregrad festzustellen und andere Fußprobleme auszuschließen.
Schritte zur Diagnose:
Anamnese: Im ärztlichen Gespräch werden beispielsweise Fragen nach Art und Lokalisation der Schmerzen sowie mögliche andere Beschwerden geklärt. Auch potenzielle familiäre Vorbelastungen sind relevant.
körperliche Untersuchung: Die*der Ärztin*Arzt schaut sich den Fuß genau an, tastet den Ballen ab und prüft, wie beweglich die Zehen sind. Auch Fehlstellungen anderer Zehen oder des Fußgewölbes werden erfasst.
Röntgen: Ein Röntgenbild zeigt die genaue Stellung der Knochen und hilft dabei, den Hallux-Winkel zu bestimmen. So lässt sich der Schweregrad der Fehlstellung präzise einordnen.
Gang- oder Fußdruckanalyse (optional): In spezialisierten Praxen oder Kliniken wird manchmal auch untersucht, wie das Körpergewicht beim Gehen auf den Fuß wirkt.
Wann ist der Arztbesuch sinnvoll?
Nicht jede leichte Fehlstellung erfordert sofort eine ärztliche Behandlung. Aber bei Schmerzen, Entzündungen sowie Rötungen der Ballen oder einer eingeschränkten Bewegung sollten die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. Je früher ein Ballenfuß erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln.
Behandlung von Hallux valgus: Schuhe, Schiene oder Operation
Ein Hallux valgus verschwindet nicht von allein. Oftmals lassen sich die Beschwerden gut lindern – je nach Ausprägung mit oder ohne Operation. Wichtig ist, früh zu handeln, um Folgeschäden zu vermeiden.
Konservative (nicht-operative) Behandlung
Diese Methoden kommen vor allem bei leichten bis mittleren Formen zum Einsatz:
Schuheinlagen: Orthopädische Einlagen entlasten den Vorfuß und stützen das Fußgewölbe – besonders bei Spreizfuß. Sie helfen, die Fehlstellung nicht weiter zu verschlimmern.
Zehenspreizer und Nachtschienen: Diese Hilfsmittel bringen die Großzehe sanft in eine bessere Position. Dauerhaft richten sie die Zehe zwar nicht gerade, eine spezielle Schiene für die Nacht oder Bandage für den Alltag können aber Beschwerden lindern und Reibung reduzieren.
Physiotherapie: Gezielte Hallux-valgus-Übungen stärken die Fußmuskulatur, fördern die Beweglichkeit und verbessern das Gangbild.
Schuhwechsel: Bequeme, weite Schuhe mit flachen Absätzen und genügend Platz für die Zehen sind wichtig. Barfußlaufen auf weichem Untergrund kann zusätzlich entlasten.
Schmerztherapie: Bei akuten Beschwerden helfen kühlende Umschläge, entzündungshemmende Salben oder schmerzstillende Medikamente wie Ibuprofen.
Hallux valgus: Wann ist eine OP nötig?
Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr helfen oder der Ballenzeh stark ausgeprägt ist, bleibt oft nur die Operation. Dabei wird die Zehe wieder in ihre natürliche Position gebracht. Es gibt bei Hallux valgus verschiedene OP-Techniken – je nach Schweregrad und individueller Fußform.
Am häufigsten führen Kliniken die sogenannte Osteotomie (Umstellungsoperation) durch. Bei diesem chirurgischen Eingriff wird der erste Mittelfußknochen gezielt durchtrennt und in neuer Position mit zwei bis drei kleinen Schrauben fixiert. So kann eine Fehlstellung korrigiert und die natürliche Ausrichtung des Knochens wiederhergestellt werden.
Mögliche Techniken bei einer Hallux-valgus-OP:
Chevron-Osteotomie: Sie kommt bei leichter bis mittelschwerer Fehlstellung infrage. Dabei wird der erste Mittelfußknochen v-förmig durchtrennt und in korrigierter Position fixiert.
Scarf-Osteotomie: Diese OP-Technik eignet sich für stärkere Fehlstellungen. Chirurg*innen trennen den Mittelfußknochen z-förmig und verschieben ihn, um den Zeh zu begradigen.
Akin-Osteotomie: Hier wird ein kleiner Keil aus dem Grundglied des großen Zehs entfernt, um den Zeh besser zu zentrieren.
Lapidus-Arthrodese: Bei einer sehr starken Fehlstellung oder Instabilität versteift der*die Operateur*in das Gelenk zwischen dem ersten Mittelfußknochen und einem Fußwurzelknochen.
Weichteileingriffe: Diese Korrektur der Sehnen und Gelenkkapsel wird oft in Kombination mit einer Osteotomie durchgeführt.
Die Hallux-valgus-OPs finden meist ambulant statt oder sind mit einem kurzen Klinikaufenthalt verbunden. Danach folgt eine mehrwöchige Entlastung mit einem Spezialschuh.
Heilungsdauer nach einer Operation
Nach einer Operation am Ballenzeh braucht der Fuß vor allem Ruhe und Zeit. Wer zu früh zu viel läuft, riskiert Komplikationen und verlängert die Heilungsphase. Viele Betroffene fühlen sich frühestens 12 Wochen nach dem Eingriff wieder fit genug, um in bequemen Schuhen weite Strecken zu laufen.
Ohne eine ausreichende Schonung können Schmerzen, Schwellungen und sogar Infektionen auftreten. Auch eine verzögerte Heilung und Fehlstellungen sind möglich.
Mit diesen Maßnahmen dem Ballenzeh vorbeugen
Präventive Maßnahmen zielen darauf ab, Risikofaktoren zu minimieren. Einige Tipps zur Vorbeugung eines Ballenzehs sind:
Barfußlaufen und natürliche Belastung: Das regelmäßige Barfußgehen – insbesondere auf unebenem oder weichem Untergrund – unterstützt eine natürliche Fußstellung und kräftigt die Fußmuskeln.
Fußgymnastik und muskuläres Training: Übungen zur Kräftigung der kurzen Fußmuskeln sowie zur Verbesserung der Beweglichkeit im Vorfußbereich können helfen, einem Hallux valgus entgegenzuwirken. Hierzu zählen Übungen wie z.B. das Greifen mit den Zehen oder Wölben der Füße.
Fußfehlstellungen erkennen: Die frühzeitige Erkennung und Versorgung von einem Spreizfuß, etwa durch Einlagen oder gezielte Therapie, kann das Risiko deutlich senken.
Gewichtskontrolle: Eine Normalisierung des Körpergewichts wirkt sich günstig auf die Fußstatik und die Gelenkgesundheit aus.
regelmäßige orthopädische Kontrolle: Bei genetischer Veranlagung kann eine fachärztliche Beurteilung helfen, erste strukturelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
nur selten Absatzschuhe: Ein bewusster Wechsel zwischen modischen Schuhen und funktionellem, fußgerechtem Schuhwerk kann das Risiko langfristiger Fehlstellungen reduzieren.
Hallux valgus: Welche Schuhe sind empfehlenswert?
Bei Hallux valgus sind Schuhe wichtig, die den Fuß entlasten und genug Platz bieten. Gesunde Schuhe besitzen folgende Merkmale:
weite Zehenbox: Die Schuhspitze sollte möglichst breit sein, um den großen Zeh nicht einzuengen.
weiches Material: Flexibles Leder und Stretchmaterial passen sich dem Ballen an und verhindern Druckstellen.
geringe Absatzhöhe: Flache Absätze entlasten den Vorfuß.
gute Dämpfung: Eine weiche Sohle federt Schritte ab und schont das Großzehengelenk.
fester Halt im Mittelfuß: Ein stabiler Fersenbereich und guter Sitz verhindern das Rutschen im Schuh.
keine Nähte im Ballenbereich: Das vermeidet Reibung an der empfindlichen Stelle.