Was hab ich da am Po? Nicht immer sind es Hämorrhoiden
Juckreiz, Nässen, Brennen: Bei solchen Symptomen denkt man meist an Probleme mit Hämorrhoiden. Doch es gibt noch viele andere Ursachen. Wir stellen Ihnen 6 Erkrankungen vor, die mit ähnlichen Beschwerden einhergehen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was hab ich da am Po? Nicht immer sind es Hämorrhoiden
Vergrößerte Hämorrhoiden zählen zu den häufigsten Erkrankungen im Analbereich. Typische Symptome sind Juckreiz, Nässen, ein Druck- oder Fremdkörpergefühl und helles Blut am Toilettenpapier. Solche Beschwerden sind jedoch kein Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um ein Hämorrhoidalleiden handelt. Vielmehr können diverse andere Erkrankungen dahinterstecken.
Ganz wichtig: Eine genaue Diagnose kann nur eine Ärztin oder ein Arzt stellen. Anhaltende und/oder starke Beschwerden sollten Sie daher nicht auf eigene Faust behandeln, sondern frühzeitig abklären lassen. Insbesondere bei Blut im Stuhl sollten Sie nicht zögern und zeitnah einen Termin machen.
1. Analthrombose: Blutgerinnsel am After
Bei einer Analvenenthrombose (Analthrombose) hat sich unter der Haut am Rand des Afters ein Blutgerinnsel gebildet. Man erkennt dann einen bläulichen, prallen Knoten.
Analvenenthrombosen kommen relativ häufig vor. Sie sind meist mit starken Schmerzen verbunden, die das Sitzen nahezu unerträglich machen. Im Gegensatz zu Thrombosen in den tiefen Beinvenen sind sie aber in der Regel ungefährlich. In den meisten Fällen bilden sie sich nach einiger Zeit von selbst zurück.
Typische Beschwerden: plötzliche, starke Schmerzen am After, Druck- und Spannungsgefühle, Juckreiz, Brennen oder Stechen
Behandlung: Nur selten ist eine OP erforderlich. Salben, Schmerzmittel und Hausmittel können die Beschwerden lindern.
2. Marisken: Harmlose Hautfalten
Hinter Veränderungen am Analrand können sich Marisken verbergen. Darunter versteht man harmlose, schlaffe Hautfalten/Ausstülpungen, die sich am After bilden.
Häufig entstehen Marisken als Folge einer Schwangerschaft oder einer Analthrombose. Im Gegensatz zu vergrößerten Hämorrhoiden werden sie beim Pressen nicht größer.
Typische Beschwerden: Meist bleiben Marisken symptomlos und sind nur äußerlich zu erkennen. Erst ab einer gewissen Größe können sie Probleme beim Stuhlgang oder bei der Analhygiene bereiten, was zu Entzündungen und Analekzemen führen kann.
Behandlung: Meist ist keine Therapie nötig. Wenn Marisken aber sehr stören oder sich immer wieder entzünden, kann sie eine Ärztin oder ein Arzt in örtlicher Betäubung abtragen.
3. Analekzem: Entzündung in der Afterregion
Bei einem Analekzem ist die Analregion entzündet. Dies passiert, wenn der empfindliche Bereich um den After gereizt wird – zum Beispiel durch aggressive Pflegeprodukte, übertriebene Hygiene, übermäßiges Schwitzen, Stuhlinkontinenz oder starkes Reiben mit dem Toilettenpapier.
Typische Beschwerden: starker Juckreiz, gerötete Haut, Brennen, Nässen, Wundsein
Behandlung: Wichtig ist, die Auslöser des Ekzems möglichst zu vermeiden, etwa, indem man auf reizende Pflegeprodukte verzichtet. Um weitere Irritationen zu verhindern, ist eine sanfte, aber gründliche Analhygiene wichtig. Zur Linderung der Symptome können unter anderem Sitzbäder und (vorübergehend) kortisonhaltige Salben hilfreich sein.
Lesetipp:Juckreiz am After
4. Analfissur: Riss in der Schleimhaut
Wenn sich in der Schleimhaut der Aftermündung ein länglicher Riss gebildet hat, spricht man von einer Analfissur (Afterriss). Sie kann entstehen, wenn die Analschleimhaut irritiert oder verletzt wird – etwa durch sehr harten Stuhlgang, anhaltenden Durchfall oder Analverkehr.
Eine akute Analfissur ist sehr schmerzhaft. Wenn sie auch nach Wochen nicht abheilt, kann sie in eine chronische Form übergehen. Dann bildet sich ein tiefes Geschwür mit narbigen Veränderungen.
Typische Beschwerden: starke Schmerzen beim und nach dem Stuhlgang (stechend oder brennend), helles Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, Nässen, Juckreiz
Behandlung: Ein akuter Afterriss kann sich von allein zurückbilden. Mit verschiedenen Methoden kann man die Heilung unterstützen und die Beschwerden lindern. Hilfreich sind zum Beispiel Sitzbäder, schmerzstillende Salben, Zäpfchen oder Analtampons sowie muskelentspannende Salben. Bei einer chronischen Analfissur kann eine Operation nötig werden.
Lesetipp: Analfissur
5. Analfibrom: Vergrößerte Analpapille
Bei einem Fibrom (Analpolyp) ist eine sogenannte Analpapille vergrößert. Analpapillen sind kleine, natürlich vorkommende Erhebungen, die sich zwischen Mastdarm und Enddarm befinden. Im Rahmen einer Entzündung können sie sich vergrößern und dadurch den Stuhlgang behindern oder sich aus dem After vorwölben.
Typische Beschwerden: Je nach Größe keine bis starke Beschwerden, z. B. Fremdkörpergefühl, Blutungen, Schmerzen
Behandlung: Kleine Analfibrome müssen nicht zwingend behandelt werden. Bereiten sie Probleme, sollten sie jedoch in einem kleinen chirurgischen Eingriff entfernt werden.
6. Rektum- und Analkarzinom: Bösartige Veränderungen
Auch wenn die Ursachen für Juckreiz, Nässen oder Schmerzen meist harmlos sind, sollte man ihnen auf den Grund gehen – denn in manchen Fällen handelt es sich um bösartige Veränderungen im Bereich des Enddarms.
Zu Beginn macht sich Darmkrebs oft nicht bemerkbar, oder die Symptome sind so unspezifisch, dass man dahinter keine ernste Erkrankung vermutet. Umso wichtiger ist es, sich bei möglichen Anzeichen zeitnah untersuchen zu lassen.
Auch das relativ seltene Analkarzinom (Analkrebs) zählt zu den Dickdarmtumoren. Der Tumor befindet sich dann zwischen Darm und After im Analkanal. Im Vergleich zu anderen Dickdarmtumoren weist das Analkarzinom jedoch einige Besonderheiten auf. Zum Beispiel besteht der Analkanal aus anderen Zellen als der Dickdarm. Das Analkarzinom entwickelt sich in den meisten Fällen im Zusammenhang mit einer Infektion durch humane Papillomaviren (HPV).
Mögliche Symptome:
- bei Dickdarmkrebs: Blut im Stuhl, Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Bauchschmerzen, Veränderungen des Stuhlgangs (z. B. übelriechender, dunkel gefärbter oder mit Schleim vermischter Stuhl), Veränderungen der Stuhlgewohnheiten (z. B. häufigerer Stuhldrang, Verstopfung oder Durchfall); Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- bei einem Analkarzinom: Blut im Stuhl, Juckreiz, Schmerzen beim Stuhlgang, Stuhlunregelmäßigkeiten, Inkontinenz, auffällig geformter Stuhl, vergrößerte Lymphknoten in der Leiste
Behandlung: Die Therapie richtet sich unter anderem danach, wie aggressiv der Tumor ist, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und in welcher Verfassung man ist. In frühen Stadien kann Darmkrebs durch eine OP geheilt werden. Zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten zählen die Strahlen- und die Chemotherapie.
Lesetipps: Darmkrebs/Analkarzinom
Was könnte es noch sein?
Es gibt noch viele weitere mögliche Erkrankungen, die zu Beschwerden am After führen, so zum Beispiel
- eine Enddarmentzündung (Proktitis)
- Feigwarzen
- Infektionen mit Pilzen, Bakterien, Parasiten oder Viren
- Hauterkrankungen, z. B. Schuppenflechte
- gutartige Geschwulste
- Kontaktallergien, z. B. gegen Waschmittel
Letztlich hilft nur eins, um sich Gewissheit zu verschaffen: der Gang in die Arztpraxis