Androgenetische Alopezie: Was tun bei anlagebedingtem Haarausfall?
Die androgenetische Alopezie ist ein erblich bedingter Haarausfall, der bei Männern und Frauen vorkommt. Er zeigt sich oft bereits in jungen Jahren und schreitet mit zunehmendem Alter fort. Erfahren Sie, wie die genetische Veranlagung den Haarverlust beeinflusst, welche Symptome typisch sind und welche Behandlungsansätze helfen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur androgenetischen Alopezie
Männer verlieren meist Haare am Haaransatz über den Schläfen (Geheimratsecken) und am Oberkopf bis zur Glatzenbildung, während bei Frauen in den meisten Fällen der Scheitelbereich ausdünnt.
Bei den meisten Betroffenen wird erblich bedingter Haarausfall zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr sichtbar. Er kann aber auch schon früher beginnen.
Nein, aber der Prozess kann durch Medikamente verlangsamt werden. Zum Einsatz kommen Mittel wie Minoxidil und Finasterid.
Androgenetische Alopezie: Häufigste Form von Haarausfall
Unter androgenetischer Alopezie (Alopecia androgenetica, kurz AGA) versteht man einen erblich bedingten Haarausfall, der auf eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen (männliche Geschlechtshormone) zurückzuführen ist.
Dadurch wird die Haarneubildung beeinträchtigt, was schrittweise zum Ausfall von Haaren an charakteristischen Stellen führt.
Bei Männern bilden sich meist zuerst Geheimratsecken und die Haare am Hinterkopf werden dünner. Bei Frauen zeigt sich typischerweise eine Lichtung im Scheitelbereich und das Haar dünnt insgesamt aus.
Wann Haarausfall normal ist
Ein gewisser Haarverlust ist Teil des natürlichen Haarwachstumszyklus und kein Grund zur Sorge. Jede Haarwurzel durchläuft dabei drei Phasen:
Wachstumsphase (Anagenphase): Diese dauert zwei bis sechs Jahre und sorgt für die Nährstoffversorgung des Haares.
Übergangsphase (Katagenphase): Eine kurze Phase, in der die Nährstoffzufuhr gestoppt wird.
Ruhephase (Telogenphase): Nach etwa zwei bis vier Monaten fällt das Haar aus, und ein neuer Zyklus beginnt.
Ein täglicher Haarverlust von bis zu 100 Haaren gilt als normal. Erst bei einem deutlich über diesem Wert liegenden Haarverlust und einer unausgeglichenen Balance zwischen ausfallenden und nachwachsenden Haaren spricht man von Haarausfall.
Ursachen der androgenetischen Alopezie
Die Ursache für androgenetische Alopezie ist eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Androgenen – genauer gegenüber Dihydrotestosteron (DHT), einer Form von Testosteron. Bei betroffenen Personen verkleinern sich die Haarfollikel durch die hormonelle Einwirkung, was die Haarbildung zunehmend einschränkt. Dieser Prozess kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten und wird durch folgende Faktoren beeinflusst:
genetische Veranlagung: Mehrere Gene können die Anfälligkeit für Haarausfall bestimmen (Polygenie).
Androgene: Diese männlichen Hormone beeinflussen die Haarfollikel; bei Frauen kann ein Ungleichgewicht der Androgene eine Rolle spielen, etwa durch hormonelle Störungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) oder das adrenogenitale Syndrom.
Alter: Mit zunehmendem Alter schreitet der Haarverlust oft weiter fort.
Androgenetische Alopezie: Welche Symptome sind typisch?
Die androgenetische Alopezie kann sich bei beiden Geschlechtern unterschiedlich manifestieren. Bereits in der Jugend können erste Anzeichen auftreten, bei Frauen oft erst nach den Wechseljahren. Die Verteilung des Haarausfalls folgt dabei häufig einem spezifischen Muster:
Männliches Muster: Hamilton-Norwood-Schema
Bei Männern bildet sich häufig zunächst ein zurückweichender Haaransatz an den Schläfen (Geheimratsecken), gefolgt von einer Ausdünnung am Hinterkopf (Tonsur). Der Haarverlust schreitet meist in mehreren Stadien fort:
- Stadium I: Normalzustand
- Stadium II: Leichte Geheimratsecken
- Stadium III: Deutliche Geheimratsecken
- Stadium IV-VI: Kahlheit am Oberkopf
- Stadium VII: Vollständige Glatze, nur ein Haarkranz bleibt erhalten
Weibliches Muster: Ludwig-Schema
Frauen entwickeln meist ein anderes Muster, das sogenannte Ludwig-Schema, bei dem das Haar im Scheitelbereich ausdünnt, jedoch selten vollständig kahl wird:
- Stadium I: Leichte Lichtung am Scheitel
- Stadium II: Deutlicher Haarausfall im Scheitelbereich
- Stadium III: Fortgeschrittene Lichtung, die jedoch den Haarsaum vorn intakt lässt
Zusätzlich gibt es das sogenannte Christmas-Tree-Muster, bei dem sich die Haarlichtung wie ein "Weihnachtsbaum" entlang des Mittelscheitels ausbreitet.
Auswirkungen auf die Lebensqualität
Die androgenetische Alopezie hat oft auch psychische Folgen. Viele Betroffene leiden unter vermindertem Selbstbewusstsein, da Haarausfall in vielen Kulturen als Verlust von Jugend und Attraktivität wahrgenommen wird. Besonders Frauen empfinden den Haarausfall häufig als belastend und entwickeln mitunter Depressionen.
Therapie: Wie erfolgt die Behandlung einer androgenetischen Alopezie?
Da androgenetische Alopezie genetisch bedingt ist, lässt sich der Prozess nicht heilen. Dennoch gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die das Fortschreiten des Haarausfalls verlangsamen und teilweise neues Haarwachstum anregen können.
Minoxidil
Minoxidil ist ein rezeptfreier Wirkstoff gegen Haarausfall, der als Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Bei Männern wird eine 5-prozentige Lösung empfohlen, bei Frauen eine 2-prozentige. Etwa 80 bis 90 Prozent der Anwendenden berichten von einem gestoppten Haarausfall, und bei etwa zwei Dritteln wachsen Haare nach. Minoxidil kann jedoch Nebenwirkungen wie Juckreiz, Hautreizungen und in seltenen Fällen übermäßigen Haarwuchs (Hypertrichose) verursachen.
Finasterid
Für Männer steht zudem das rezeptpflichtige Medikament Finasterid zur Verfügung, das täglich als Tablette eingenommen wird. Es blockiert die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT), das den Haarfollikeln zusetzt. Finasterid ist jedoch für Frauen nicht zugelassen und kann bei ihnen während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen führen. Nebenwirkungen bei Männern können u. a. ein vorübergehender Libidoverlust und eine leichte Vergrößerung der Brustdrüsen sein.
Hormonbehandlung für Frauen
Frauen mit hormonellem Ungleichgewicht können auf ärztliche Empfehlung Antiandrogene wie Cyproteronacetat oder Chlormadinonacetat einnehmen. Diese Medikamente helfen, die Wirkung von Androgenen auf die Haarfollikel zu reduzieren, sind jedoch ebenfalls verschreibungspflichtig und sollten genau überwacht werden.
Haartransplantation
Für fortgeschrittene Fälle kommt eine Haartransplantation infrage. Dabei werden Haare aus dicht bewachsenen Bereichen entnommen und in die kahlen Stellen verpflanzt. Diese Methode ist vor allem dann geeignet, wenn der Haarausfall schon weit fortgeschritten ist und andere Therapien keine ausreichenden Ergebnisse liefern. Manche Betroffene entscheiden sich alternativ für Toupets oder Perücken.