Gynäkomastie (Männliche Brustvergrößerung)
Vergrößert sich das Brustdrüsengewebe des Mannes untypisch stark, kann eine Gynäkomastie vorliegen. Das sorgt bei vielen Betroffenen vor allem für psychischen Leidensdruck. Meist liegt der "Männerbrust" keine Erkrankung zugrunde, sondern sie ist normaler Bestandteil der körperlichen Entwicklung. Manchmal können aber auch eine Hormonstörung oder ein Tumor dahinterstecken. Lesen Sie, wie Gynäkomastie diagnostiziert wird und wann eine Operation sinnvoll ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Was ist Gynäkomastie?
Eine Gynäkomastie ist eine Vergrößerung der Brustdrüsen beim Mann. In der Regel handelt es sich um eine gutartige Veränderung, die die Betroffenen vor allem psychisch beeinträchtigt. Denn viele Männer empfinden den vergrößerten Brustbereich bei sich selbst als unästhetisch.
Die Gynäkomastie kann ein- und beidseitig auftreten und kommt sowohl bei Neugeborenen als auch in der Pubertät und im höheren Lebensalter vor. In den seltensten Fällen sind die untypisch großen Brüste mit Schmerzen verbunden. Von der "echten" Gynäkomastie abzugrenzen ist die Pseudogynäkomastie. Davon ist die Rede, wenn sich die Brust lediglich aufgrund von vermehrtem Fettgewebe vergrößert (Lipomastie), oder ein gutartiger Tumor ursächlich für die Brustvergrößerung ist.
Wie häufig ist Gynäkomastie?
Nicht jede Gynäkomastie ist krankhaft. In drei Lebensabschnitten gilt die Männerbrust als physiologisch, also als natürlich, aufgrund von körperlichen und hormonellen Veränderungen. Die Wahrscheinlichkeit einer physiologischen Gynäkomastie liegt
- bei Neugeborenen bei bis zu 90 Prozent (Neugeborenengynäkomastie),
- in der Pubertät ab einem Alter von 10 bis 12 Jahren bei bis zu 70 Prozent (Pubertätsgynäkomastie),
- bei erwachsenen Männern zwischen 50 und 80 Jahren bei rund 30 bis 60 Prozent (Altersgynäkomastie).
Bei Säuglingen ist die Gynäkomastie in aller Regel reversibel. Sie entsteht durch den erhöhten Östrogenspiegel während der Schwangerschaft und bildet sich schon nach wenigen Wochen zurück.
Auch in der Pubertät entwickelt sich die Gynäkomastie bei rund 40 Prozent der jugendlichen Betroffenen bis zum 17. Lebensjahr vollständig zurück. Grund für das starke Brustwachstum in dieser Phase ist eine Dysbalance der Sexualhormone.
Bei der Altersgynäkomastie sieht das anders aus: Mit fortschreitendem Alter nimmt der Körperfettanteil in der Regel zu. Gleichzeitig wird weniger Testosteron produziert. Die Kombination aus beidem kann dazu führen, dass sich das Brustdrüsengewebe langfristig vergrößert. Dies kann für die Betroffenen störend sein, ist aber harmlos.
Daneben kann die Gynäkomastie allerdings auch pathologisch, also krankhaft sein. Das ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn die Brustvergrößerung außerhalb dieser typischen Lebensabschnitte auftritt. Die pathologische Gynäkomastie tritt deutlich seltener auf; nicht immer wird jedoch die Ursache erkannt.
Ursachen
Neben physiologischen Ursachen, die vor allem für drei Lebensabschnitte – Säuglingsalter, Pubertät, höheres Erwachsenenalter – typisch sind, kann Gynäkomastie auch pathologische, also krankhafte Hintergründe haben. Oft werden große Männerbrüste mit Übergewicht und/oder zu wenig Bewegung in Verbindung gebracht. Doch es gibt weitaus mehr Gründe für Gynäkomastie als ein ungesunder Lebensstil, zum Beispiel
- Hormonschwankungen, etwa wenn ein Ungleichgewicht zwischen den Sexualhormonen (Östrogenen und Androgenen) besteht: Zu einer untypisch großen Männerbrust kommt es, wenn der Östrogenspiegel erhöht und/oder der Androgenspiegel vermindert ist. Das bekannteste Androgen ist Testosteron.
- Tumoren, etwa ein Hodenkarzinom (Hodenkrebs) oder andere bösartige Tumoren
- Stoffwechselerkrankungen, z. B. eine Schilddrüsenüberfunktion
- Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
- Genetische Faktoren, z. B. Chromosomenanomalien
Gynäkomastie als Nebenwirkung von Arzneimitteln:
10-25 Prozent aller Gynäkomastie-Fälle lassen sich auf die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa gegen Bluthochdruck, zurückführen. Auch anabole Steroide, die häufig im Bodybuilding zur Anwendung kommen, können für vergrößerte Männerbrüste sorgen. Nach derzeitigem Forschungsstand kann die unerwünschte Nebenwirkung vor allem von den folgenden Medikamenten ausgehen:
Mit Absetzen der Medikamente bildet sich in der Regel auch das Brustdrüsengewebe zurück. Auch ein übermäßiger Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch, etwa durch Marihuana, Amphetamine, Methadon oder Heroin können eine Gynäkomastie auslösen.
Symptome
Woran erkennt man eine Gynäkomastie?
Optisch macht sich die Gynäkomastie vor allem durch eine auffällige Vergrößerung des Brustgewebes bemerkbar. Dabei vergrößern sich in der Regel auch die Brustwarzen und Warzenvorhöfe – meist auf beiden Seiten. Zudem lässt sich häufig ein Drüsenkörper ertasten, der unter Umständen mit Druck- und Spannungsschmerzen einhergeht. Dabei können die Brüste auch berührungsempfindlich sein und es kann zu Bewegungseinschränkungen kommen.
Eine Gynäkomastie kann aber auch völlig beschwerdefrei verlaufen. Viele Betroffene leiden vor allem psychisch unter der Männerbrust, da sie die untypisch große Brust als ästhetischen Störfaktor betrachten.
Diagnose
Anamnese
Bei Verdacht auf Gynäkomastie sollte zuerst der Hausarzt oder die Hausärztin kontaktiert werden. Er oder sie wird in einem Anamnesegespräch erfragen,
- seit wann die Brustvergrößerung auftritt,
- ob die Brustvergrößerung mit körperlichen Beschwerden einhergeht
- und ob Sie Medikamente einnehmen.
So kann sich der Arzt oder die Ärztin bereits ein erstes Bild davon machen, ob es sich bei der Gynäkomastie um einen natürlichen Wachstumsprozess (physiologische Gynäkomastie) handelt, oder ob womöglich eine Pseudogynäkomastie (Lipomastie) vorliegt, die zum Beispiel durch Übergewicht entstanden ist. Auch wird der Hausarzt oder die Hausärztin den Patienten auf allgemeine Erkrankungen hin untersuchen, die zur Männerbrust führen können, etwa
Körperliche Untersuchung und Blutbild
Das für Gynäkomastie typische Drüsengewebe lässt sich durch Abtasten (Palpation) oder durch eine Ultraschalluntersuchung von einfachem Fettgewebe unterscheiden. Auch die Beobachtung der Brustwarzen über einen längeren Zeitraum kann aufschlussreich sein, um den Wachstumsverlauf in Stadien einzuteilen und diese miteinander zu vergleichen.
Als weiteren wichtigen Diagnoseschritt wird der Arzt oder die Ärztin ein Blutbild machen, um den Hormonstatus sowie Leber- und Nierenwerte zu bestimmen.
Fachärztliche Untersuchungen
Liegt der Verdacht nahe, dass die Brustvergrößerung pathologisch, also krankhaft ist, wird der Hausarzt oder die Hausärztin weitere diagnostische Maßnahmen in die Wege leiten, für die eine Überweisung zum Facharzt notwendig ist. Das kann zum Beispiel ein Endokrinologe sein, ein Androloge oder ein Urologe. Fachärztinnen und -ärzte aus diesen Bereichen können eine genauere Hormonbestimmung vornehmen. Hier kann auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und der Hoden aufschlussreich sein, um die Hauptproduktionsorte der Hormone zu überprüfen.
Zudem tastet der Arzt oder die Ärztin die Hoden des Patienten ab, um Knoten oder Veränderungen festzustellen. Bei Betroffenen im Jugendalter ist es außerdem sinnvoll, die körperliche Entwicklung und das Stadium der Pubertät zu beurteilen.
Können physiologische und hormonelle Ursachen ausgeschlossen werden, sind weitere bildgebende Verfahren sinnvoll. So können zum Beispiel eine Röntgenuntersuchung (Mammographie) oder eine Computertomographie (CT) des Brustbereichs Hinweise auf einen Tumor geben, der für die Gynäkomastie verantwortlich ist. Liegt eine einseitige Gynäkomastie vor, kann dies ein Hinweis auf Brustkrebs sein. Auch dieser Verdacht kann durch eine Mammographie ausgeschlossen oder bestätigt werden.
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Genetische Untersuchung
Wenn trotz all dieser Untersuchungen keine Ursache für die Gynäkomastie gefunden wird, kann als letzter Schritt eine Chromosomenanalyse vorgenommen werden. Sie kann Aufschluss über eine Störung im Erbgut geben. Diese Maßnahme ist recht kostspielig. Gesetzliche Krankenkassen haben in der Regel keine Übernahmepflicht für genetische Beratungen und Untersuchungen – zumindest nicht, wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht. Inwieweit dies bei Gynäkomastie der Fall ist, muss individuell geprüft und fachärztlich bescheinigt werden.
Entscheidet sich der Patient für eine operative Behandlung der Gynäkomastie, fällt dies in den Bereich der plastischen Chirurgie (sofern kein Krebs vorliegt). Hierzu sollten Sie jedoch zuerst Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin kontaktieren. Er oder sie nimmt wichtige Funktionen in der Vor- und Nachsorge ein und kann alle notwendigen Untersuchungen in die Wege leiten.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Gynäkomastie richtet sich nach den Untersuchungsbefunden. Ist die Männerbrust rein physiologisch bedingt, ist in der Regel keine Therapie notwendig.
Wird die Gynäkomastie durch eine allgemeine Erkrankung, etwa eine Nierenerkrankung hervorgerufen, wird der Arzt oder die Ärztin entsprechend die Grunderkrankung therapieren. Ist eine Hormonstörung für die Gynäkomastie verantwortlich, kann Ihnen der Endokrinologe oder die Endokrinologin Medikamente verschreiben. Je nach Ursache des hormonellen Ungleichgewichts kann aber auch eine Veränderung des Lebensstils wirksam sein.
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Sollte sich herausstellen, dass das Brustwachstum durch die Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst wird, sollten diese mit ärztlicher Rücksprache abgesetzt und gegebenenfalls durch alternative Arzneimittel ersetzt werden.
Auch die Pseudogynäkomastie kann und sollte behandelt werden: Ist beispielsweise Fettleibigkeit ursächlich für die Männerbrust, wird eine langfristige Gewichtsabnahme angestrebt. Grundlegend hierfür sind eine Ernährungsumstellung sowie körperliche Bewegung. Daneben können aber auch eine medikamentöse Behandlung und unter Umständen eine Operation infrage kommen.
Operation
Viele Betroffene leiden vor allem psychisch stark unter der Männerbrust. Dies kann im Alltag zu vielen Einschränkungen führen. Aus Scham tragen einige Männer mit Gynäkomastie zum Beispiel keine enge Kleidung, verzichten auf Schwimmbad- und Saunabesuche und fühlen sich auch in ihrer Sexualität eingeschränkt.
Um diesem Leidensdruck ein Ende zu setzen, ziehen viele Betroffene eine Operation in Erwägung. Der Eingriff zielt darauf ab, die weiblich wirkenden Rundungen zu entfernen, sodass die Brust wieder natürlich und männlich wirkt. Bei der Brustkorrektur handelt es sich um eine Fettabsaugung (Liposuktion), die in der Regel ohne größere Komplikationen durchgeführt werden kann und langfristig zufriedenstellende Ergebnisse erzielt.
Vor der Operation
Vor dem Eingriff sollte geklärt werden, welche Ursache der Gynäkomastie zugrunde liegt. Auch, wenn die Liposuktion ein vergleichsweise wenig riskanter Eingriff ist, sollte der Patient im Vorfeld alternative, nicht-operative Lösungen in Erwägung ziehen.
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Entscheidet sich der Patient für einen operativen Eingriff, findet ein ausführliches Gespräch zwischen Mann und Arzt oder Ärztin statt. In diesem Kontext wird der genaue Ablauf der Operation besprochen. Zudem wird der Betroffene über mögliche Komplikationen und Risiken aufgeklärt und erhält einen realistischen Eindruck, wie das Ergebnis aussehen könnte. Das Gespräch soll dem Patienten dabei helfen, die Vor- und Nachteile der Liposuktion für sich abzuwägen.
Vor der Operation ist es wichtig, dass der Patient…
- 14 Tage lang keine Schmerzmittel einnimmt, die Acetylsalicylsäure enthalten, da diese eine blutverdünnende Wirkung haben.
- durch eine Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung an Gewicht verliert, falls er stark übergewichtig ist.
- nach Möglichkeit auf den Konsum von Nikotin und Alkohol verzichtet bzw. diesen stark reduziert.
Ablauf der Operation
Je nach Umfang und gesundheitlichem Zustand des Patienten kann die Operation entweder ambulant oder stationär, mit lokaler Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Unter Umständen muss der Betroffene nach dem Eingriff noch einige Tage zur Beobachtung und Nachsorge in der Klinik bleiben.
Kurz vor dem Eingriff zeichnet der Operateur oder die Operateurin dem Mann Linien auf die Brüste, die der Schnittführung entsprechen. Diese kann je nach Patient und Brustgewebe unterschiedlich sein. So kann der Hautschnitt entweder unter der Achselhöhle, entlang der Unterbrustfalte oder am Rand der Brustwarzen gesetzt werden. Hier führt der Chirurg oder die Chirurgin eine Kanüle ein und entfernt so das überschüssige Brustdrüsengewebe.
Es kann vorkommen, dass die Haut nach dem Eingriff ausgedehnt ist und herabhängt. Dann können eine Entfernung dieser überschüssigen Haut und eine Straffung der Resthaut dafür sorgen, dass die natürliche Form wieder hergestellt wird. Je nach Umfang und Menge des zu entfernenden Gewebes dauert der Eingriff in der Regel eine bis drei Stunden.
Heilungsverlauf/Nachsorge
Im Anschluss an die Operation wird eine Drainage gelegt. Dabei werden Flüssigkeiten bzw. Wundabsonderungen mithilfe eines Schlauchs nach außen geleitet. Der Patient bekommt einen Kompressionsverband, wodurch die Brust gestützt wird. Dieser wird wenige Tage nach dem Eingriff entfernt. Die Fäden – falls keine selbstauflösenden Fäden verwendet wurden –entfernt der Arzt oder die Ärztin etwa acht bis zehn Tage nach der Operation.
In den Tagen nach der Operation sollte der Patient mit leichten Spannungsschmerzen im Brustbereich rechnen. Auch ist die Haut im Brustbereich gerötet und eine sichtbare Narbe bleibt zurück, die sich mit der Zeit aber immer mehr der umgebenden Haut anpasst.
Achtung: Setzen Sie die Narbe keiner UV-Bestrahlung aus (z. B. Solarium). Vermeiden Sie im Zeitraum von drei bis vier Wochen nach der Operation außerdem sportliche Aktivitäten sowie Haushaltsarbeiten, die Sie körperlich anstrengen.
Das endgültige Ergebnis der Brustkorrektur kann erst nach etwa zwei bis drei Monaten beurteilt werden, da die Brust vorher noch durch Schwellungen und Blutergüsse verformt sein kann. Sollte es (in sehr seltenen Fällen) zu einer erneuten Brustvergrößerung kommen, kann der Eingriff wiederholt werden.
Risiken und Komplikationen
Grundsätzlich gilt die Brustkorrektur als risikoarmer Eingriff. Dennoch kann es in seltenen Fällen – so wie bei allen Operationen – zu Komplikationen kommen. Daher ist es wichtig, dass der Eingriff von einem qualifizierten Chirurgen bzw. einer qualifizierten Chirurgin vorgenommen wird.
Wie bei jeder Operation kann die Brustkorrektur folgende Komplikationen mit sich bringen:
- Blutergüsse und Blutungen können auftreten.
- Der Hautschnitt kann sich infizieren, dadurch kann es zu Wundheilungsstörungen kommen.
- Blutgerinnsel können zu einem Gefäßverschluss (Thrombose) führen oder in die Lunge gelangen (Lungenembolie).
- Es kann zu allergischen Reaktionen und/oder Unverträglichkeiten durch Arznei- und Betäubungsmittel kommen.
- Nach der Operation können vorübergehend Taubheitsgefühle auftreten.
Kosten
Die Kosten für eine Brustverkleinerung aufgrund einer Gynäkomastie belaufen sich je nach Umfang des Eingriffs auf etwa 3.000 bis 5.000 Euro. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nur dann, wenn es sich um eine pathologische (also krankhafte) Gynäkomastie handelt, deren Behandlung medizinisch notwendig ist.
Hierzu muss ein Arzt oder eine Ärztin ein umfassendes Gutachten anfertigen, das zusammen mit einem Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse vorgelegt wird.