Gutartige Knochentumoren
Unter Knochentumoren versteht man alle in knöchernen Geweben vorkommenden Geschwulste. Es gibt gut- und bösartige Knochentumoren. Im Gegensatz zu bösartigen Knochentumoren (Knochenkrebs) ist das Gewebe bei gutartigen Knochentumoren nicht entartet – das heißt, sie ähneln noch den Ursprungszellen und haben ihre grundsätzliche Funktion nicht verloren.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Gutartige (benigne) Knochentumoren kommen häufiger vor als bösartige (maligne). Die Einteilung der gutartigen Knochentumoren erfolgt nach der Art des Ursprungsgewebes. Dementsprechend teilen Mediziner die Tumoren danach ein, ob sie vom
- Knochen,
- Knochenmark
- oder vom Knorpel
ausgehen. So bezeichnet man beispielsweise einen gutartigen Tumor, der sich aus Knochengewebe entwickelt hat, als Osteom, und eine Geschwulst, die Knorpelgewebe entstammt, als Chondrom.
Die Ursachen für Knochentumoren sind bisher nicht genau geklärt. Einige werden jedoch vererbt, was auf genetische Faktoren hinweist. Zu den wichtigsten Symptomen von gutartigen Knochentumoren gehören Verformungen von Knochen und Gelenken, Druckschäden an Nerven und Blutgefäßen sowie Schmerzen.
Diese Beschwerden geben bereits einen ersten Hinweis zur Diagnose. Funktions- und Schmerztests, etwa ein Belastungstest, sowie eine Beurteilung der Durchblutung können die Diagnose unterstützen. Endgültig zeigt ein Röntgenbild die typischen Veränderungen durch einen Knochentumor. Bestehen Zweifel, ob es sich um gut- oder bösartige Tumoren handelt, sind zusätzliche Untersuchungen notwendig, zum Beispiel eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Zur Sicherung der Diagnose kann der Arzt außerdem eine Gewebeprobe entnehmen und mikroskopisch untersuchen lassen (Biopsie).
Gutartige Knochentumoren behandelt der Arzt meist, indem er sie operativ entfernt. Bei sehr langsam wachsenden Tumoren, die wenige Beschwerden verursachen und bei denen nicht die Gefahr eines Knochenbruchs besteht, kann man abwarten und den Verlauf beobachten. Nur in seltenen Fällen tritt der Tumor erneut auf, nachdem der Arzt ihn operativ entfernt hat (Rezidiv).
Definition
Als Knochentumoren bezeichnen Mediziner alle in knöchernen Geweben vorkommenden Geschwulste.
Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Knochentumoren. Primäre Knochentumoren entwickeln sich aus den in den Knochen vorkommenden Zellarten. Sie können gutartig (benigne) oder bösartiger (maligne) sein. Gutartige Knochentumoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders langsam wachsen und nicht streuen, also keine Tochtergeschwulste (Metastasen) bilden.
Sekundäre Knochentumoren entstehen durch Absiedlungen von Zellen verschiedener Krebsarten. Es handelt sich also um Tochtergeschwulste (Metastasen) eines Tumors, der in einem anderen Organ sitzt. Typische Beispiele für sekundäre Knochentumoren sind Knochenmetastasen bei Lungenkrebs oder Brustkrebs. Sekundäre Knochentumoren zählen – wie ihr Ursprungstumor – damit zu den bösartigen Tumoren.
Einteilung gutartiger Knochentumoren
Die Einteilung gutartiger Knochentumoren erfolgt nach der Art des Muttergewebes, also des Gewebes, aus dem sich der Knochentumor gebildet hat. Dementsprechend teilen Mediziner die Tumoren danach ein, ob sie vom
- Knochen,
- Knochenmark
- oder vom Knorpel
ausgehen. Weichteiltumoren hingegen leiten sich ab von:
- Muskeln
- Bindegewebe
- Blutgefäßen
- Fettgewebe
- Nervengewebe
Da sie häufig in unmittelbarer Nähe zum Knochen wachsen, fassen Mediziner beide Tumorerkrankungen unter dem Begriff "Knochen- und Weichteiltumoren" zusammen.
Muttergewebe | Benigne Tumoren |
Knochen (osteogen) | Osteom multiple Osteome (Gardner-Syndrom), Osteoid-Osteom Osteoblastom (auch: benignes Osteoblastom, Riesenosteoid-Osteom, Zementoblastom), Ossifizierendes Fibrom |
Blutgefäße (vasogen) | Hämangiom (Angiom), Lymphangiom Glomustumor (Glomangiom) |
Knorpel (chondrogen) | Chondrom Osteochondrom Chondrom (Enchondrom), Chondroblastom (Codman-Tumor), Chondromyxoidfibrom |
anderer Ursprung | Lipom, benignes fibröses Histiozytom, nicht-ossifizierendes Osteofibrom, fibröser Kortikalisdefekt, fibröse und osteofibröse Dysplasie, Neurofibrom Neurilemmom (Schwannom) |
tumorähnliche Knochenverletzungen | juvenile, solitäre und aneurysmatische Knochenzyste, intraossäres Ganglion, eosinophiles Granulom (Langerhanszell-Histiocytose), pigmentierte villonoduläre Synovitis |
semimaligne (halbbösartige) Knochentumoren | Desmoid Riesenzelltumor |
Bei den Osteochondromen und Chondromen lassen sich solitäre von multiplen Tumoren abgrenzen: Die solitären Formen beschränken sich auf einen einzelnen Knochen, während die multiplen Formen an vielen verschiedenen Stellen auftreten können.
Osteochondrom
Bei fast jedem zweiten gutartigen Knochentumor handelt es sich um ein Osteochondrom. Es ist der häufigste gutartige Knochentumor überhaupt. Sie werden auch als "kartilaginäre Exostosen" bezeichnet, bevor sie verknöchern. Osteochondrome bestehen aus Knorpel- und Knochengewebe. Sie kommen als einzelne Tumoren (solitär) sowie in Ansammlungen (multipel) vor. Osteochondrome können vererbt werden und treten bereits im Kindesalter auf.
Männer sind häufiger von Osteochondromen betroffen als Frauen.
Osteochondrome sitzen den Knochen wie ein Stiel oder auch mit einer breiten Basis auf und haben eine Knorpelkappe, die im Röntgenbild nicht sichtbar ist. Sie kommen bevorzugt in den gelenknahen Abschnitten der Oberarm-, Ober- und Unterschenkelknochen sowie in den Fingerknochen vor. Eine Behandlung der Knochentumoren ist immer dann nötig, wenn es zu Druckschäden an Nerven oder Blutgefäßen, zu einer Wachstumsbeeinträchtigung oder einer Verformung von Knochen und Gelenken kommt.
Osteom
Das Osteom ist ein gutartiger Tumor des reifen Knochens, wobei die Bezeichnung von dem griechischen Wort osteon für "Knochen" abgeleitet ist. Es gibt zwei Formen dieses gutartigen Knochentumors: Das kompakte Osteoma durum und das schwammartige Osteoma medullare.
Das kompakte Osteom besteht ausschließlich aus Knochen und kommt bevorzugt am Schädel sowie an den Gesichtsknochen vor. Häufig tritt es als Begleitreaktion des Knochens (reaktive Hyperostose) bei Meningeomen auf. Unter Meningeomen versteht man gutartige Tumoren der weichen Hirnhäute, die vorwiegend im Schädel, seltener auch in der Wirbelsäule auftreten.
Das schwammartige Osteom enthält zusätzlich zum Knochenanteil knochenmarkhaltige Hohlräume, wodurch der Tumor schwammartig aussieht. Osteome können vermehrt im Rahmen von bestimmten Erbkrankheiten auftreten, wie dem Gardner-Syndrom. Das Gardner-Syndrom ist durch eine Vielzahl von Darmpolypen, Hauttumoren und Osteomen des Schädels gekennzeichnet.
Häufigkeit
Für gutartige Knochentumoren existieren keine Angaben zur allgemeinen Häufigkeit. Sie treten insbesondere im Alter zwischen 10 und 30 Jahren auf. Innerhalb der Knochentumoren tritt das einzelne (solitäre) Osteochondrom allerdings am häufigsten auf. Chondroblastome und Chondromyxoidfibrome sind dagegen selten.
Ursachen
Gutartige Knochentumoren können unterschiedliche Ursachen haben. Oft sind die Ursachen aber nicht vollständig geklärt.
Bei einigen Tumorarten spielen genetische Faktoren eine wesentliche Rolle. So sind bestimmte Formen der Osteochondrome sowie der Osteome vererbbar.
Symptome
Gutartige Knochentumoren zeigen oft unterschiedliche Symptome, abhängig von der jeweiligen Tumorart und von der Lage der Knochentumoren. Häufige Symptome sind unter anderem:
Diagnose
Gutartige Knochentumoren können Beschwerden verursachen. Dementsprechend ergeben sich erste Hinweise auf die richtige Diagnose aus dem Beschwerdebild – insbesondere, wenn sich Knochen und Gelenke bereits verformt haben. Funktions- und Schmerztests, wie ein Belastungstest oder die Beurteilung der Durchblutung, können die Diagnose unterstützen.
Die endgültige Diagnose von Knochentumoren kann der Arzt in der Regel aufgrund typischer Veränderungen stellen, die im Röntgenbild sichtbar sind. Gibt es Zweifel darüber, ob es sich um gut- oder bösartige Knochentumoren handelt, sind zusätzliche Untersuchungen notwendig, etwa eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Bei Verdacht auf gutartige Knochentumoren kann der Arzt zur Sicherung der Diagnose außerdem eine Gewebeprobe entnehmen und mikroskopisch untersuchen lassen (Biopsie).
Auch die Lage des Knochentumors kann die Diagnose erhärten. So treten einige gutartige Knochentumoren bevorzugt an bestimmten Stellen innerhalb des Skelettsystems auf.
Osteochondrome entwickeln sich an gelenknahen Abschnitten der Ober- und Unterschenkelknochen. Andererseits gibt es Skelettabschnitte, wo nur äußerst selten Knochentumoren vorkommen, beispielsweise an den Rippen.
Therapie
Gutartige Knochentumoren benötigen oft eine unterschiedliche Therapie. Sie richtet sich jeweils nach der jeweiligen Tumorart sowie der genauen Lage des Tumors. Für gewöhnlich entfernt der Arzt den Knochentumor operativ. Dabei geht er so schonend wie möglich vor.
Bei sehr langsam wachsenden Tumoren, die wenige Beschwerden verursachen und bei denen ein Knochenbruch unwahrscheinlich ist, kann man abwarten und den Verlauf beobachten ("watchful waiting", zu Deutsch: beobachten und abwarten).
Besonders bei Osteochondromen sollte eine Operation erfolgen, da diese Art des gutartigen Knochentumors in manchen Fällen dazu neigt, zu entarten und sich zu bösartigem (malignem) Knochenkrebs zu entwickeln.
Verlauf
Gutartige Knochentumoren haben in der Regel einen günstigen Verlauf und sind selten lebensbedrohlich.
Bei den Tumoren, die entarten und sich so in einen Knochenkrebs umwandeln können, hängt die Überlebensrate von einer frühzeitigen Diagnose und Therapie ab.
In seltenen Fällen tritt der Tumor erneut auf (Rezidiv).
Vorbeugen
Es sind keine Maßnahmen bekannt, die gutartigen Knochentumoren vorbeugen können.
Wenn Beschwerden, zum Beispiel Schmerzen oder gar sichtbare Verformungen von Knochen auftreten, empfiehlt es sich, die Ursache von einem Arzt abklären zu lassen. So kann man Beschwerden oder Schäden durch den Knochentumor eventuell vorbeugen