Gonarthrose (Arthrose im Knie)
Schmerzen und ein Gefühl der Steifheit im Knie sind typische Anzeichen einer Gonarthrose – einer Arthrose im Kniegelenk. In der Regel sind ältere Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Wie entsteht sie? Und was hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Gonarthrose: Überblick
Was ist Gonarthrose?
Als Gonarthrose bezeichnet man den fortschreitenden Verschleiß des Kniegelenks. Das Kniegelenk besteht aus drei Abschnitten. Eine Gonarthrose kann sowohl in allen drei Gelenkteilengleichzeitig, als auch nur in einem Gelenkabschnitt vorkommen. Der Name der Erkrankung ist vom griechischen Begriff gony für Knie abgeleitet.
Arthrose kann prinzipiell in jedem Gelenk entstehen. Am häufigsten aber sind Gelenke betroffen, die durch das Körperwicht stark belastet werden: die Hüfte und die Knie.
Meist entwickelt sich die Erkrankung erst im höheren Lebensalter. Sie beginnt im Knorpel des Kniegelenks. Bei gesunden Menschen sitzt das Knorpelgewebe wie eine Art schützendes Polster zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen. Ist das Knie von Arthrose betroffen, wird der Knorpel jedoch immer dünner und rissiger. Irgendwann liegen die Knochen komplett frei, reiben aneinander und nehmen Schaden.
Video: Arthrose oder Arthritis: Was sind die Unterschiede?
Bemerkbar macht sich eine Gonarthrose vor allem durch Schmerzen und ein Gefühl von Steifheit – allerdings nicht immer. Insgesamt haben in Deutschland 20 von 100 Menschen in der Bevölkerung eine Kniearthrose. Doch nur etwa die Hälfte von ihnen hat Beschwerden. Bei den anderen sind die krankhaften Verschleißerscheinungen zwar auf den Röntgenbildern erkennbar. Sie verursachen jedoch (zunächst) keine Probleme.
Gonarthrose: Ursachen
Eine Gonarthrose entsteht, wenn das Knorpelgewebe im Knie verschleißt.
Normalerweise kann sich das Knorpelgewebe selbst reparieren, wenn es beschädigt wird. Im Alter nimmt die Regenerationsfähigkeit des Knorpels jedoch ab. Wird der Knorpel also über Jahre hinweg zu stark oder einseitig belastet, kann dies dazu führen, dass er sich immer weiter abnutzt und dünner wird.
Häufige Ursachen einer solchen Überbeanspruchung sind
- Übergewicht,
- Achsfehlstellungen (X- oder O-Beine),
- schwere körperliche Arbeit im Beruf (z.B. Fliesenleger),
- Knieverletzungen (z.B. ein Kreuzbandriss, ein Meniskusschaden oder ein Bruch der Kniescheibe) sowie
- Ober- und Unterschenkelbrüche.
Meist sind mehrere Faktoren für die Entstehung einer Gonathrose verantwortlich. Bei ihrer Entstehung spielen wohl vor allem das Alter, das Geschlecht und die erbliche Veranlagung eine Rolle. Zudem gibt es Erkrankungen, die das Risiko für eine Arthrose erhöhen, zum Beispiel die Hämophilie.
Manchmal lässt sich auch nicht abschließend klären, warum jemand an einer Kniearthrose erkrankt ist. Dann sprechen Ärzte von einer idiopathischen Gonarthrose (idiopathisch = ohne erkennbare Ursache).
Was ist eine Varusgonarthrose?
Von einer Varusgonarthrose spricht man, wenn die Innenseiten der Kniegelenke durch sogenannte O-Beine abgenutzt sind. Tritt die Kniearthrose im Zusammenhang mit X-Beinen auf, spricht man auch von einer sogenannten Valgusgonarthrose.
Gonarthrose: Symptome
Nicht immer verursacht eine Gonarthrose Symptome. Wenn, sind die ersten Anzeichen meist
- Schmerzen und
- ein Gefühl der Steifheit im Knie.
Im Frühstadium der Gonarthrose verspüren die Betroffen nur Beschwerden, wenn sie das Knie bewegen und belasten. Typischerweise sind die Schmerzen zu Beginn der Bewegung stärker und lassen nach einigen Schritten des Warmlaufens nach. Ärzte sprechen dann von "Anlaufschmerzen". Diese treten häufig morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen auf.
In späteren Stadien der Gonarthrose schmerzt das Knie ständig. Die Beweglichkeit des Kniegelenks ist dann so stark eingeschränkt, dass die Betroffenen hinken oder Bewegung gänzlich meiden. Das ist allerdings nicht empfehlenswert: Bewegungsmangel führt dazu, dass die Muskeln schwächer werden. Eine starke Muskulatur ist aber gerade bei Gonarthrose wichtig: Die Muskeln stützen das erkrankte Gelenk und tragen dazu bei, dass die Beine beweglich bleiben.
So äußert sich eine Gelenkentzündung (Arthritis)
Eine Gonarthrose kann dazu führen, dass sich das Kniegelenk entzündet. Eine Gelenkentzündung bezeichnen Mediziner als Arthritis. Sie äußert sich in der Regel dadurch, dass das Gelenk
- (vor allem bei Berührung) schmerzt,
- anschwillt und
- sich erwärmt.
Bei vielen Menschen mit Gonarthrose treten die Entzündungen phasenweise auf.
Gonarthrose: Diagnose
Dazu muss der Arzt möglichst genau wissen, wie sich die Beschwerden des Patienten äußern. Zudem prüft der Arzt,
- inwieweit der Patient sein Bein noch normal beugen, strecken und belasten kann oder
- ob er bestimmte Bewegungen bewusst oder unbewusst meidet, weil sie ihm Schmerzen verursachen.
Deuten die Beschwerden des Patienten auf eine Gonarthrose hin, lässt der Arzt ein Röntgenbild des Kniegelenks anfertigen. Bei der Röntgenuntersuchung achtet der Arzt vor allem auf die Größe des Gelenkspaltes: Je kleiner der Spalt zwischen dem Ober- und Unterschenkelknochen ist, desto fortgeschrittener ist die Gonarthrose.
Darüber hinaus kann der Arzt auf dem Röntgenbild erkennen, ob die Gelenkknochen bereits Schaden genommen haben.
In der Regel reicht die Röntgenuntersuchung aus, um eine Gonarthrose sicher zu diagnostizieren. Um andere Erkrankungen auszuschließen, kann es im Einzelfall allerdings vorkommen, dass der Arzt weitere Untersuchungen veranlasst, zum Beispiel:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Computertomographie (CT)
- Szintigraphie
Gonarthrose: Behandlung
Gonarthrose ist nicht heilbar: Ein abgenutzter Gelenkknorpel kann sich nicht mehr vollständig regenerieren. Daher besteht die Therapie der Gonarthrose in erster Linie daraus, die Knieschmerzen zu reduzieren und den weiteren Knorpelabrieb hinauszuzögern.
Dazu stehen viele verschiedene Verfahren zur Verfügung. Bewährt haben sich etwa
- Gewichtsabnahme,
- Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining (im Rahmen von Physio- oder Ergotherapie),
- bestimmte Medikamente,
- spezielle Schuhe und Schuheinlagen sowie
- einige physikalische Behandlungsverfahren (z.B. Kurzwellentherapie oder Stoßwellentherapie).
Für welche Behandlung sich Arzt und Patient letztendlich entscheiden, ist individuell verschieden und hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel vom Ausmaß der Gonarthrose, den Ursachen, den Symptomen und dem Alter des Patienten.
Welche Medikamente sind geeignet?
Es gibt viele Schmerzmedikamente. Diese unterscheiden sich unter anderem in ihren Nebenwirkungen und ihrer Wirkungsweise. Nicht alle sind bei Gonarthrose gleichermaßen geeignet. Paracetamol zum Beispiel hilft Studien zufolge nicht gegen die Art von Schmerzen, die eine Gonarthrose verursacht.
Stattdessen rät der Arzt in der Regel zunächst zu folgenden Mitteln:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur äußerlichen Anwendung: Dabei handelt es sich um Gels mit Wirkstoffen, die Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen können (etwa Ibuprofen). Der Patient trägt das Gel direkt auf das schmerzende Knie auf.
- NSAR zum Einnehmen: Diese Tabletten enthalten die gleichen Wirkstoffe wie die Gels, verursachen aber mehr Nebenwirkungen. Der Arzt verordnet sie daher in der Regel nur, wenn die äußerliche Behandlung nicht ausreichend gewirkt hat. NSAR eignen sich nicht zur Dauertherapie. Sobald die Schmerzen abklingen, sollte der Patient sie nicht mehr einnehmen. Wenn die Mittel bei ihm Verdauungsbeschwerden wie z.B. Bauchschmerzen hervorrufen, sollte er die Einnahme ebenfalls abbrechen und mit seinem Arzt sprechen.
- Hyaluronsäure-Spritzen: Wenn der Patient NSAR nicht verträgt oder diese ihm nicht ausreichend helfen, kann der Arzt eine Hyaluron-Injektion vorschlagen. Hyaluronsäure ist eine Substanz, die der Körper normalerweise selbst bildet. Sie ist notwendig, damit die Gelenke reibungslos funktionieren. Menschen mit einer Kniearthrose haben eine niedrigere Konzentration von Hyaluronsäure in ihrem Gelenk als Menschen ohne eine Gonarthrose. Um diesen Mangel auszugleichen, kann der Arzt Hyaluronsäure ins Kniegelenk einspritzen. Die Schmerzen können dadurch vorübergehend nachlassen.
Wenn sich das Gelenk entzündet, kann der Arzt zudem niedrig dosierte Glukokortikoide in das Kniegelenk einspritzen. Diese können die Entzündung lindern.
Wichtig: Glukokortikoide kommen nur im Falle einer akuten Entzündung in Frage. Die Spritze sollte nur von einem sehr erfahrenen Arzt verabreicht werden. Wenn der Arzt die Technik nicht richtig beherrscht, besteht zum Beispiel das Risiko, dass Bakterien ins Kniegelenk gelangen und eine schwere Entzündung hervorrufen.
Welche Naturheilmittel helfen bei Gonarthrose?
Es gibt eine Reihe von alternativen Heilmethoden, die sich zur Behandlung einer Arthrose im Knie eignen. In Studien haben sich etwa folgende Verfahren und Maßnahmen als hilfreich erwiesen:
- Akupunktur
- Aquatherapie (Bewegungstherapie im Wasser)
- Schlammpackungen
Operation
Wenn die Gonarthrose so weit fortgeschritten ist, dass sich die Knorpelschicht im Kniegelenk vollständig abgebaut hat, helfen konservative Behandlungen oft nicht mehr weiter. In diesem Fall kann der Arzt eine Operation vorschlagen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Knie zu operieren. Zur Verfügung stehen etwa folgende Verfahren:
- Osteotomie
- Einsatz eines künstlichen Kniegelenks
- Arthroskopie
Bei der Arthroskopie führt der Arzt feine Operationsinstrumente über sehr kleine Hautschnitte in das Kniegelenk ein und durchspült es (sog. Lavage) und/oder glättet raue Stellen auf der Knorpeloberfläche (sog. Debriment). Die Operationsmethode hat sich jedoch in Studien nicht bewährt. Der Arzt wird die Arthroskopie daher normalerweise nicht empfehlen.
Ob und inwieweit eine der anderen beiden Operationsmethoden helfen könnte, hängt unter anderem von den Ursachen, dem Schweregrad der Gonarthrose und dem Alter des Patienten ab. Es ist wichtig, dass Arzt und Patient gemeinsam entscheiden, ob und mit welchem Verfahren das betroffene Gelenk operiert werden soll.
Osteotomie
Hat eine Fehlstellung der Beinachsen zu der Gonarthrose geführt, kann eine Osteonomie sinnvoll sein. Mithilfe dieses Operationsverfahrens kann der Arzt zum Beispiel X-Beine oder O-Beine begradigen. Dies führt dazu, dass die Gelenkflächen besser aufeinanderpassen und die Belastung auf das Kniegelenk günstiger verteilt wird.
Einsatz eines künstlichen Kniegelenks
Es ist möglich, das natürliche Kniegelenk vollständig oder teilweise durch ein künstliches Gelenk aus Kunststoff und Metall zu ersetzen. Etwa 80 von 100 Patienten haben nach der Operation keine Schmerzen mehr. Auch die Funktion des Kniegelenks lässt sich durch die Operation verbessern. Bei etwa 15 bis 20 von 100 Patienten bringt der Eingriff nicht die erwünschte Wirkung.
Der Behandlungserfolg lässt sich nicht genau vorhersagen. Abhängig ist er unter anderem von folgenden Faktoren:
- Schwere der Arthrose
- Begleiterkrankungen wie Diabetes und Depressionen
- soziale Faktoren (z.B. familiäres Umfeld, Partnerschaft)
Gonarthrose: Verlauf
Eine Gonarthrose entwickelt sich über Jahre hinweg. In der Regel beginnt sie schleichend – das heißt, die Betroffenen merken zunächst gar nichts von dem fortschreitenden Knorpelabrieb. Später verursacht die Gonarthrose Schmerzen, die immer häufiger und auch unabhängig von Belastung auftreten. Mitunter kann die Arthrose auch zu wiederkehrenden Entzündungen im Knie, also zu Arthritis, führen.
Wie schnell die Erkrankung fortschreitet, hängt jedoch von vielerlei Faktoren ab. Auch der Patient selbst hat einen Einfluss darauf. Er kann den Gelenkverschleiß bremsen, indem er
- seine Kniegelenke entlastet (z.B. durch den Abbau von Übergewicht) und
- seine Muskulatur durch mehr Bewegung und gezieltes Krafttraining stärkt.
Aufbauen lässt sich ein abgenutzter Knorpel nicht – daher ist die Kniearthrose nicht vollständig heilbar. Mit einer geeigneten Therapie lassen sich die Knieschmerzen jedoch meist in den Griff bekommen.
Gonarthrose: Vorbeugen
Einer Arthrose im Knie kann man vorbeugen, indem man die Risikofaktoren so weit wie möglich reduziert. Sinnvoll sind etwa folgende Maßnahmen:
- Bewegen Sie sich regelmäßig (vor allem gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren sind empfehlenswert).
- Vermeiden Sie Übergewicht.
- Tragen Sie bequemes Schuhwerk.