Das Bild zeigt eine Ärztin, die das Ohr einer Frau untersucht.
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Gehörgangs­entzündung (Otitis externa)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.03.2021

Bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) ist die Haut des äußeren Gehörgangs entzündet. Eine Otitis externa ist meist sehr schmerzhaft und manchmal auch langwierig, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen und heilt bei fachgerechter Behandlung folgenlos aus.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Die häufigsten Ursachen einer Gehörgangsentzündung sind kleine Verletzungen der Haut des Gehörgangs (z.B. durch eine falsch durchgeführte Ohrreinigung). Durch diese Verletzungen können Bakterien eindringen und eine Entzündung verursachen. Auch (bakteriell) verunreinigtes Badewasser oder Wasser in Schwimmbädern kann eine Gehörgangsentzündung hervorrufen. Mediziner bezeichnen die Gehörgangsentzündung daher auch als "Swimmer's Ear" (Schwimmer-Ohr).

Kennzeichnend für eine Gehörgangsentzündung sind starke Ohrenschmerzen. Das erste Symptom einer Otitis externa ist allerdings meist ein heftiges Jucken im Ohr. Die Schmerzen setzen erst danach ein und nehmen durch Kaubewegungen oder Ziehen an der Ohrmuschel noch zu. Oft tritt Flüssigkeit aus dem Ohr aus und der Gehörgang schwillt zu, weshalb Betroffene mit einer Gehörgangsentzündung möglicherweise auch schlechter hören.

Der Arzt erkennt eine Gehörgangsentzündung meist schon anhand der typischen Beschwerden des Patienten. Eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) sichert die Diagnose ab.

Die Therapie einer Gehörgangsentzündung umfasst sorgfältiges Reinigen des Gehörgangs und lokal angewendete Medikamente, die der Arzt je nach genauer Ursache der Otitis externa verordnet. Dies können zum Beispiel Antibiotika, Glukokortikoide (Kortison) oder Antipilzmittel (Antimykotika) sein.

Um einer Gehörgangsentzündung vorzubeugen, sollten Sie Ihre Ohren nichtmit Wattestäbchen oder anderen Instrumenten reinigen. Das Ohrenschmalz ist für den Selbstschutz und die Selbstreinigung des Ohrs verantwortlich. Ständiges Säubern des Ohrs stört diese Funktion und schafft eine Basis für eine Gehörgangsentzündung. Außerdem sollten Sie das Ohr immer trocken halten beziehungsweise nach dem Baden immer gut abtrocknen. Ein feuchter Gehörgang bietet Bakterien und Pilzen hervorragende Wachstumsbedingungen.

Was ist das?

Bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) ist die Haut des äußeren Gehörgangs entzündet, meist durch kleine Verletzungen, Bakterien, Pilze oder Allergien. Eine Gehörgangsentzündung kommt häufig vor, insbesondere bei Menschen, die sich häufig im Wasser aufhalten (Schwimmer, Taucher, Surfer etc.), bei Kindern, Diabetikern und Hörgeräteträgern.

Anatomie

Der äußere Gehörgang ist etwa 3,5 Zentimeter lang und endet vor dem Trommelfell. Er verläuft S-förmig, sodass das Trommelfell nicht direkt sichtbar ist, wenn man ins Ohr sieht. An der Übergangsstelle zwischen seinem knorpeligen (äußeren) und seinem knöchernen Anteil – die sich etwa einen Zentimeter vor dem Trommelfell befindet – ist der Gehörgang sehr eng. Dort können sich sehr leicht Fremdkörper und Schmutz festsetzen.

Im knorpeligen Teil des Gehörgangs besitzt die Haut Haare sowie Drüsen, die das Ohrenschmalz (Zerumen) absondern. Das Ohrenschmalz schützt den Gehörgang auf zwei Arten:

  • Reinigung: Es reinigt den Gehörgang, indem es Schmutz, Bakterien und andere Verunreinigungen nach außen transportiert.
  • Schutz vor Infektion: Das Ohrenschmalz erschwert es in den Gehörgang eingedrungenen Bakterien und Pilzen, sich anzusiedeln, denn es besitzt bakterienabtötende Eigenschaften und hemmt das Wachstum von Pilzen.

Was sind die Ursachen?

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) kann unterschiedliche Ursachen haben. Der häufigste Auslöser sind winzige Hautverletzungen im Gehörgang, wie sie zum Beispiel durch falsches Reinigen mit Wattestäbchen oder anderen Hilfsmitteln entstehen. Durch diese Verletzungen können Bakterien in die Haut eindringen und eine Gehörgangsentzündung verursachen. Außerdem verschwindet durch ständiges Reinigen des Gehörgangs mit Wattestäbchen oder Reinigungssubstanzen wie Seife das schützende Ohrenschmalz, wodurch sich Bakterien und Pilze leichter im Gehörgang ansiedeln können.

Auch nach dem Schwimmen in öffentlichen Schwimmbädern oder Badeseen tritt eine Gehörgangsentzündung häufig auf (sog. "Swimmer's Ear" oder Schwimmer-Ohr). Ursache hierfür ist bakteriell verunreinigtes Wasser, welches beim Schwimmen in den Gehörgang eindringt und nicht sofort wieder abfließt. Auch zu viel Ohrenschmalz oder gutartige Knochenvorsprünge im Gehörgang (Exostosen) können ein Abfließen von Wasser im Ohr verhindern und so dazu beitragen, dass eine Gehörgangsentzündung entsteht.

Tabelle: Häufige Erreger einer Gehörgangsentzündung

Eine Gehörgangsentzündung kann auch entstehen

Häufige Quelle für eine allergisch bedingte Gehörgangsentzündung sind unter anderem Seife, Haarwaschmittel oder Haarspray.

Auch eine "feuchte Kammer" im Ohr – zum Beispiel durch Hörgeräte, Ohrstöpsel oder in das Ohr gesteckte Watte – begünstigt die Entstehung einer Gehörgangsentzündung.

Eine weitere, aber seltene mögliche Ursache für eine Gehörgangsentzündung ist eine bösartige Neubildung im Gehörgang, die besonders dann entstehen kann, wenn ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) vorliegt.

typischen Symptome

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) äußert sich anfangs meist durch einen heftigen Juckreiz. Danach setzen weitere Symptome ein, wie starke Ohrenschmerzen, die durch Kaubewegungen oder Ziehen an der Ohrmuschel noch zunehmen. Oft sondert das betroffene Ohr Flüssigkeit ab (sog. Ohrenlaufen, Otorrhoe), manchmal auch Eiter. Schwillt der Gehörgang zu, können die Betroffenen schlechter hören. Daneben kann es zu Fieber und geschwollenen Halslymphknoten kommen.

Bei der chronischen Form der Gehörgangsentzündung steht vor allem der Juckreiz als Symptom im Vordergrund.

Diagnose

Bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) stellt der Arzt die Diagnose durch eine körperliche Untersuchung: Liegt eine Gehörgangsentzündung vor, verstärken sich die bestehenden Ohrenschmerzen durch Ziehen an der Ohrmuschel nach hinten oben oder Drücken auf den Knorpelvorsprung vor dem Eingang des Gehörgangs (Tragus).

Eine anschließende Ohrenspiegelung (Otoskopie) zeigt, dass der Gehörgang gerötet und geschwollen ist. Auch Flüssigkeit (Sekret) und Verunreinigungen können sichtbar sein.

Bei einer Haarbalgentzündung (Furunkel) als Ursache der Gehörgangsentzündung zeigen sich anfangs oft folgende Symptome:

  • Schwellung
  • Rötung
  • Eiteraustritt am Gehörgangseingang

Eine Pilzinfektion zeichnet sich durch einen weißlichen bis dunkelbräunlichen Belag im Gehörgang aus.

Bei einer Hörminderung führt der Arzt einen Hörtest und gegebenenfalls eine Gleichgewichtsprüfung durch. Im Einzelfall sind auch eine Röntgenaufnahme, ein Abstrich zur Erregerbestimmung, Blutuntersuchungen oder ein Allergietest notwendig, um die genauen Ursachen der Otitis externa herauszufinden.

Therapie

Der Arzt setzt bei einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) zur Therapie in der der Regel örtlich wirkende Maßnahmen ein:

  • Der erste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung ist eine gründliche Reinigung des Gehörgangs.
  • Gegen die Schwellung helfen Salben mit Kortison (Glukokortikoide).
  • Bei einer bakteriellen Infektion kommen antibiotischeSalben oder Ohrentropfen zur Anwendung.
  • Bei einer Pilzinfektion eignen sich antimykotische (das Pilzwachstum hemmende) Salben und Tropfen.

Während einer Gehörgangsentzündung muss der Betroffene neben der richtigen Therapie zudem nach dem Duschen oder Baden für einen trockenenGehörgang sorgen.

Bei Diabetikern – aber auch wenn Komplikationen auftreten – verabreicht der Arzt die Antibiotika als Tabletten oder Infusionen (über die Vene). Hat sich im Ohr schon Eiter angesammelt, entfernt der Arzt diesen mithilfe eines kleinen operativen Eingriffs.

Gegen die Schmerzen helfen Schmerztabletten. Auch kühlende und desinfizierende Umschläge empfinden viele Betroffene als angenehm. Da Kaubewegungen die Schmerzen oft verstärken, eignet sich als Nahrung weiche Kost, zum Beispiel Brei und Suppen.

Wenn eine Stoffwechselkrankheit (z.B. Diabetes mellitus) vorliegt, behandelt der Arzt auch die zugrunde liegende Erkrankung.

Verlauf

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) ist nach dem anfänglichen Juckreiz in ihrem weiteren Verlauf sehr schmerzhaft und kann langwierig sein. Sie heilt aber in den meisten Fällen folgenlos aus. Tritt sie öfters auf, versucht der Arzt, mögliche Ursachen zu beseitigen – Exostosen (Knochenvorsprünge im Gehörgang) kann ein Chirurg zum Beispiel operativ entfernen.

Tritt eine Gehörgangsentzündung sehr häufig oder über einen langen Zeitraum auf, kann sie auch chronisch werden.

Komplikationen

Im Rahmen einer Gehörgangsentzündung können Komplikationen wie ein Abszess (Eiteransammlung) auftreten. Dies geschieht, wenn sie verschleppt wird und sich auf das umliegende Gewebe ausbreitet. Dabei können sich die Ohrmuschel oder die angrenzende Ohrspeicheldrüse ebenfalls entzünden.

Wenn ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder eine Störung des Immunsystems vorliegt, kann die Gehörgangsentzündung zu Komplikationen wie Knorpel- oder Knochenschäden führen. In seltenen Fällen kann die Entzündung auch auf die Hirnnerven übergreifen und so Lähmungen verursachen.

Vorbeugen

Einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) können Sie in erster Linie vorbeugen, indem Sie Ihre Ohren nicht oder nur vorsichtig mit Wattestäbchen reinigen. Auch auf Seife sollten Sie bei der Ohrenreinigung verzichten, da sie den pH-Wert des Gehörgangs verändern kann.

Der Gehörgang verfügt über eine Selbstreinigungs- und Schutzfunktion: Das Ohrenschmalz transportiert Verunreinigungen aus dem Gehörgang und verhindert durch seine antiseptischen Eigenschaften, dass sich Bakterien oder Pilze im Gehörgang ansiedeln. Durch ständiges Säubern des Ohrs stören Sie diese Funktion – und schaffen günstige Voraussetzungen für Entzündungen. Bei der Reinigung können zudem mikroskopisch kleine Hautverletzungen entstehen, über die Bakterien ins Gewebe eindringen.

Ein feuchter Gehörgang bietet Bakterien und Pilzen hervorragende Wachstumsbedingungen. Damit keine Gehörgangsentzündung entsteht, sollten Sie Ihr Ohr daher trocken halten. Nach dem Baden oder Duschen können Sie Ihre Ohren hierfür vorsichtig mit einem Haartrockner trocknen. Stellen Sie den Föhn auf die niedrigste Stufe und richten Sie ihn (nicht zu nah) für kurze Zeit aufs Ohr. Verzichten Sie darauf, die Ohren mit Wattestäbchen zu trocknen.

Wenn Sie ein Hörgerät tragen oder zu einer verstärkten Bildung von Ohrenschmalz neigen, sollten Sie Ihre Ohren regelmäßig vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt reinigen lassen.

Sind Sie Diabetiker, ist es unbedingt notwendig, Ihren Blutzucker regelmäßig überprüfen und entsprechend einstellen zu lassen.