Gehirnerschütterung: Was tun bei Commotio cerebri?
Eine Gehirnerschütterung ist schnell passiert, beispielsweise bei einem Sturz oder Unfall. Wie man die leichte Form des Schädel-Hirn-Traumas erkennt, wann eine Gehirnerschütterung gefährlich wird und wie man sich dabei verhalten sollte, erfahren Sie hier!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Gehirnerschütterung
Treten nach einem Sturz oder Unfall neben Kopfschmerzen auch Benommenheit oder sogar vorübergehende Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Schwindel auf, ist eine Gehirnerschütterung wahrscheinlich. Dann sollte vorsorglich ärztlicher Rat eingeholt werden, um schwerere Schäden auszuschließen.
Eine Gehirnerschütterung klingt in der Regel nach wenigen Tagen bis Wochen wieder folgenlos ab. Allerdings besteht auch einige Zeit nach dem auslösenden Ereignis noch die Gefahr, dass Schwindel oder Bewusstlosigkeit auftreten und die betroffene Person stürzt und sich erneut verletzt. Bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma sind Komplikationen wie Hirnblutungen möglich. Wer eine Gehirnerschütterung hat, sollte sich daher schonen und nicht alleine bleiben.
Nicht immer treten nach einem Sturz sofort Beschwerden auf. Noch sechs bis zwölf Stunden später kann es zu den Symptomen einer Gehirnerschütterung kommen.
Was ist eine Gehirnerschütterung?
Eine Gehirnerschütterung, in der Fachsprache Commotio cerebri, ist die leichteste Form des Schädel-Hirn-Traumas. Sie passiert häufig bei Unfällen im Haushalt, beim Sport oder im Straßenverkehr.
Das Gehirn ist im Schädel von Nervenwasser umgeben. Dieses federt Bewegungen ab und schützt das Gehirn so vor Verletzungen. Schlägt der Kopf auf den Boden auf, bekommt einen Schlag ab oder ist einer ruckartigen Bewegung ausgesetzt, kann es trotzdem dazu kommen, dass das Gehirn gegen die Schädelwand stößt. Bei einem solchen Aufprall können beispielsweise Nervenverbindungen reißen. Das Gehirn wird in seiner Funktion beeinträchtigt und kann Signale und Reize nicht mehr richtig verarbeiten.
Die Gehirnerschütterung verursacht im Gegensatz zum schweren Schädel-Hirn-Trauma jedoch keine bleibenden Schäden am Hirngewebe.
Gehirnerschütterung erkennen: Diese Symptome treten auf
Die Anzeichen einer Commotio cerebri können sofort auftreten, sie können sich jedoch auch erst ein bis zwei Tage später bemerkbar machen. Typische Symptome einer Gehirnerschütterung sind:
- Benommenheit, manchmal vorübergehende Bewusstlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Gleichgewichtsprobleme
- Sehstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Gereiztheit
Wann zum Arzt mit Gehirnerschütterung?
Treten Symptome einer Gehirnerschütterung auf, sollte immer ärztliche beziehungsweise notärztliche Hilfe eingeholt werden, um schwerere Verletzungen auszuschließen. In jedem Fall nötig ist eine ärztliche Untersuchung, wenn bei Patient*innen folgende Symptome auftreten:
- Sich verstärkende Kopfschmerzen
- Wiederholtes Erbrechen
- Starke Benommenheit und Erinnerungslücken
- Ungewöhnliches Verhalten
- Seh- und Sprechstörungen
- Krampfanfälle
- Blutungen aus Nase oder Ohr
- Stark blutende Kopfverletzungen
Was tun bei Gehirnerschütterung?
Bei Verdacht auf eine Gehirnerschütterung sollten bereits an Ort und Stelle Maßnahmen ergriffen werden.
Ist die betroffene Person bei Bewusstsein, sollte sie
- sich mit leicht erhöht gelagertem Oberkörper hinlegen.
- sich im Falle von Übelkeit seitlich hinlegen.
- nicht essen und trinken, bis eine ärztliche Untersuchung stattgefunden hat.
- nicht allein gelassen werden.
Ersthelfende sollten:
- notärztliche Hilfe (112) rufen
- eventuell vorhandene Kopfverletzungen versorgen
- auf Puls, Herzschlag und Atmung der verletzten Person achten
- bewusstlose Personen in die stabile Seitenlage bringen
- Stirn und Nacken von Bewusstlosen mit kalten Tüchern bedecken
Auch wenn sich Betroffene vermeintlich wieder wohlfühlen: Bei Anzeichen für eine Commotio cerebri ist in jedem Fall Ruhe angesagt. Denn nach einer Gehirnerschütterung ist es vor allem wichtig, sich zu schonen.
Weitere Behandlung
In den ersten drei Tagen nach einer Gehirnerschütterung ist es wichtig,
- Bettruhe zu halten,
- ausreichend zu schlafen,
- sich weder körperlich noch geistig anzustrengen und
- so wenig äußerlichen Reize wie möglich ausgesetzt zu sein (nicht fernsehen oder Computerspiele spielen).
Nach Unfällen werden die Betroffenen häufig 24 Stunden lang im Krankenhaus beobachtet, um Komplikationen auszuschließen.
Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit können mit Medikamenten behandelt werden.
Wie wird eine Gehirnerschütterung festgestellt?
Bei Verdacht auf eine Gehirnerschütterung sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Für die Diagnose ist es wichtig zu wissen, was genau passiert ist und welche Symptome auftreten.
Anschließend prüft die*der Arzt*Ärztin:
- Pupillenfunktion
- Gleichgewicht und Gang
- Reflexe von Armen und Beinen
- Sprache
- Koordination
Ebenso wird der Kopf auf äußere Verletzungen untersucht. Falls schwerere Hirnverletzungen wie eine Hirnblutung vermutet werden, ordnen Fachleute eine Computertomografie (CT) an.
Wie lange dauert eine Gehirnerschütterung?
Eine Gehirnerschütterung klingt in der Regel innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen schrittweise ohne Folgeschäden ab. Spätestens nach 14 bis 21 Tagen sollten die Betroffenen beschwerdefrei sein. Falls nicht, ist es ratsam, erneut ärztliche Hilfe hinzuzuziehen.
Halten die Beschwerden einer Gehirnerschütterung länger an, sprechen Fachleute vom "postkommotionellen Syndrom". Typische Symptome sind:
- Meist einseitige Kopfschmerzen
- Nackenschmerzen
- Reizbarkeit
- Sehstörungen
- Konzentrationsstörungen/Vergesslichkeit
- Rasche Ermüdbarkeit und Erschöpfung
- Ängstlichkeit
- Schlafstörungen
- Lichtempfindlichkeit
Die Symptome können sich unmittelbar nach der Gehirnerschütterung bemerkbar machen. Sie können aber auch erst später auftreten, nachdem die betroffene Person bereits beschwerdefrei war. Nach einigen Monaten klingen die Symptome allmählich ab.
Mehrfache Gehirnerschütterungen, zum Beispiel bei Boxer*innen, können unter Umständen eine chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE) hervorrufen.