Gastroparese: Symptome, Ursachen und Behandlung
Eine Gastroparese bedeutet, dass der Magen seinen Inhalt langsamer entleert als üblich. Welche Auslöser infrage kommen, warum eine Änderung der Ernährungsweise wichtig ist und ob die Lebenserwartung beeinträchtigt wird, erfahren Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Gastroparese
Eine chronische Erkrankung, bei der die Magenentleerung verzögert ist, ohne dass eine mechanische Blockade vorliegt.
Auslöser für eine Magenlähmung können Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen, postoperative Zustände oder bestimmte Medikamente sein.
Empfohlen werden kleine, häufige Mahlzeiten, leicht verdauliche und fettarme Kost. Außerdem sollten Menschen mit einer Magenentleerungsstörung Ballaststoffe, blähende Lebensmittel und Alkohol meiden.
Eine Heilung ist meist nicht möglich. Jedoch können die Symptome durch verschiedene Therapien und Ernährungsanpassungen gelindert werden.
Was ist eine Gastroparese?
Bei einer Gastroparese, auch Magenlähmung oder Magenatonie genannt, handelt es sich um eine Motilitätsstörung des Magens. Er entleert sich verzögert oder überhaupt nicht, da die Muskulatur im Magen nicht einwandfrei funktioniert.
Eine mechanische Blockade des Magens liegt bei der Magenentleerungsstörung in der Regel nicht vor. Es handelt sich daher um eine funktionelle Erkrankung.
Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Gründe für diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind noch nicht ausreichend erforscht. Es könnten jedoch physiologische Unterschiede im Verdauungstrakt zwischen den Geschlechtern eine Rolle spielen. Zum Beispiel läuft die Entleerung des Magens bei Frauen generell langsamer ab.
Welche Folgen hat eine Gastroparese auf die Lebenserwartung?
Die Prognose hängt davon ab, welcher Auslöser für die Magenlähmung vorliegt. Durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie hat die Gastroparese meist keinen nennenswerten Einfluss auf die Lebenserwartung.
Auch mögliche Komplikationen der gestörten Motilität sind selten lebensbedrohlich. Sie können jedoch die Lebensqualität von Patient*innen mit Magenentleerungsstörung beeinflussen.
Gastroparese: Diese Symptome sind Anzeichen
Der Nahrungsbrei wird aufgrund der verzögerten Magenentleerung langsamer als normal in den Dünndarm transportiert, was zu verschiedenen körperlichen Beschwerden führen kann.
Es können leichte bis schwere Krankheitszeichen auftreten:
- vorzeitiges Sättigungsgefühl
- Völlegefühl
- Übelkeit und Erbrechen
- Refluxsymptome (durch zurückfließende Magenflüssigkeit)
- Oberbauchschmerzen und Bauchkrämpfe
- Gewichtsverlust (nur bei schwerem Verlauf)
Verschiedene Komplikationen möglich
Eine Entzündung der Speiseröhre durch chronisches Zurückfließen der Magenflüssigkeit (Refluxösophagitis) oder eine Erkrankung der Schleimhaut der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus) sind gelegentliche Komplikationen. Sie gelten als Vorstufe von Krebs und sollten von Patient*innen ernstgenommen werden.
Bei Diabetes mellitus sind zudem schwere Unterzuckerungen (Hypoglykämien) aufgrund der langsameren Nährstoffaufnahme aus der Nahrung möglich.
Ursachen: Häufigste Form ist diabetische Gastroparese
Eine diabetische Gastroparese kann als Folge eines Diabetes mellitus mit chronisch erhöhten Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) auftreten. Diese schädigt das Nervensystem, welches die Magenfunktion steuert (autonome Neuropathie). Eine diabetische Magenlähmung kommt öfter bei Personen mit Typ-1-Diabetes vor, kann aber auch bei Typ-2-Diabetes auftreten.
Weitere Ursachen sind:
- Morbus Parkinson, Multiple Sklerose und andere neurologische Erkrankungen
- Muskelerkrankungen (Myopathien)
- Bindegewebserkrankungen (beeinträchtigen Magenmuskulatur)
- Operationen am Magen
- virale Infektionen, zum Beispiel mit Norovirus oder Zytomegalievirus
- Medikamente wie Antidepressiva, Opioide oder Diabetesmedikamente
In vielen Fällen lässt sich jedoch kein Auslöser für die funktionelle Störung der Magenentleerung identifizieren.
Diagnose bei Verdacht auf Gastroparese
In einem ausführlichen Anamnesegespräch erkundigt sich der*die Arzt*Ärztin über vorliegende Beschwerden und seit wann sie bestehen. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung.
Um die Magenentleerung und Funktion des Magens zu untersuchen, stehen verschiedene Methoden zur Auswahl:
Magenentleerungsszintigraphie: Im Rahmen einer Mahlzeit wird eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz eingenommen. Über die nachfolgenden Stunden verfolgt eine spezielle Kamera die Bewegung der Substanz, um die Entleerungsrate des Magens zu bestimmen. Diese Methode ist der Goldstandard.
C13-Oktansäure-Atemtest: Hierbei wird eine Mahlzeit mit nicht radioaktiver Substanz verabreicht. Die Menge des ausgeatmeten C13 gibt ebenfalls Aufschluss über die Magenentleerung.
Ultraschall: Die nicht invasive Methode liefert Echtzeitbilder des Magens. Ebenso können die umliegenden Organe beurteilt werden.
Magenspiegelung (Gastroskopie): Mit einem Endoskop kann der*die Arzt*Ärztin die Magenschleimhaut auf Veränderungen untersuchen. Gleichzeitig lassen sich mit speziellen Instrumenten Gewebeproben (Biopsie) entnehmen, die unter dem Mikroskop analysiert werden.
Wireless Motility Capsule: Betroffene schlucken eine kleine Kapsel, die im Magen-Darm-Trakt verschiedene Daten zum pH-Wert, Druck und zur Temperatur aufzeichnet.
Blutuntersuchungen: Ein Bluttest kann Aufschluss über vorhandene Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenkrankheiten geben.
Therapie bei Magenlähmung
Meist besteht die Behandlung aus mehreren Bausteinen. Um eine Mangelernährung zu vermeiden, ist eine fachkundig angeleitete Ernährungsumstellung nach der Diagnose sinnvoll.
Medikamentöse Therapie
Neben der Ernährungsberatung ist die medikamentöse Therapie wichtig. Prokinetika fördern die Bewegungen und Kontraktionen des Magen-Darm-Trakts. Aus der Gruppe der prokinetisch wirksamen Substanzen verschreiben Ärzt*innen häufig
- Metoclopramid,
- Domperidon oder
- Erythromycin, um die Magenentleerung zu beschleunigen.
Antiemetika wie Serotonin-Antagonisten, Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten oder Dexamethason kontrollieren Übelkeit und Erbrechen.
Zur Linderung von Refluxsymptomen wie Sodbrennen können Protonenpumpenhemmer (PPI) verordnet werden.
Invasivere Maßnahmen wie Magenschrittmacher
Erzielen diese Behandlungsoptionen keine ausreichende Wirkung, können invasive Maßnahmen erwogen werden. Dazu gehört das Einsetzen eines Magenschrittmachers zur elektrischen Stimulation der Muskulatur in der Magenwand. Auch eine chirurgische Erweiterung des Magenpförtners (Pylorus) durch eine Ballondilatation ist möglich.
In sehr schweren Fällen muss eventuell eine Bypass-OP zur Umgehung des Magens erfolgen oder ein Teil entfernt werden (Teilgastrektomie).
Ernährung bei Gastroparese
Für Menschen mit einer Motilitätsstörung des Magens gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen, um eine bessere Nährstoffversorgung zu gewährleisten. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, sollte die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in Rücksprache mit einer Fachkraft stattfinden.
Allgemeine Tipps:
- mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen
- flüssige oder pürierte Nahrung bevorzugen
- fettarme und leicht verdauliche Kost wählen
- langsam und aufrecht im Sitzen essen
- ergänzend können Shakes sinnvoll sein, die mit Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind
Bestimmte Lebensmittel möglichst vermeiden:
- unverdauliche Ballaststoffe aus Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Obstsorten mit Schale oder Kernen sowie rohes Gemüse
- Lebensmittel, die zu vermehrter Gasbildung führen wie Kohl, Hülsenfrüchte oder kohlensäurehaltige Getränke
- Alkohol und Koffein, da sie die Magenentleerung verlangsamen und Reflux verstärken können
- Fetthaltiges, dazu zählen z. B. frittierte Lebensmittel oder fettreiche Saucen
- scharfe Gewürze sowie säurehaltige Lebensmittel