Gallensäureverlustsyndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung
Beim Gallensäureverlustsyndrom kommt es zu wiederkehrenden Durchfällen und weiteren Verdauungsproblemen. Die Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität von Betroffenen oft stark. Lesen Sie hier mehr über Auslöser des Gallensäureverlustsyndroms und welche Behandlung helfen kann.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Gallensäureverlustsyndrom
Die Krankheit zeigt sich meist durch chronischen Durchfall (Diarrhö), manchmal begleitet von Bauchschmerzen oder Blähungen. Auch lehmfarbige, streng riechende Fettstühle können auftreten.
Es sollte die zugrunde liegende Ursache behandelt werden. Die Einnahme von Medikamenten und die Umstellung auf eine fettarme Ernährung können zusätzlich sinnvoll sein.
Nach ärztlicher Abstimmung können sogenannte Gallensäurebinder zum Einsatz kommen. Diese enthalten den Wirkstoff Colestyramin, der überschüssige Gallenflüssigkeit im Stuhl bindet und so Durchfall reduziert.
Eine übermäßige Gallensäureausscheidung kann je nach Ursache von selbst zurückgehen. Da dies jedoch nicht immer der Fall ist und ernste Erkrankungen ausgeschlossen werden sollten, sollte bei anhaltenden Verdauungsproblemen ärztlicher Rat eingeholt werden.
Was ist ein Gallensäureverlustsyndrom?
Das Gallensäureverlustsyndrom (GSVS) beschreibt die erhöhte Ausscheidung von Gallensäure über den Dickdarm. Die Gallensäure sorgt dafür, dass der Körper in der Nahrung enthaltene Fette aufnehmen und verarbeiten kann. In der Leber wird Gallensäure produziert und in der Gallenblase gespeichert. Bei Bedarf fließt die Gallenflüssigkeit nach dem Essen in den Dünndarm.
Ist die Verdauung abgeschlossen, wird die Gallensäure im sogenannten terminalen Ileum – dem letzten Teil des Dünndarms – größtenteils wieder aufgenommen, um sie später wiederzuverwerten. Nur eine geringe Menge Gallensäure verbleibt im Darm. Sie gelangt vom Dünndarm in den anschließenden Dickdarm. Über diesen wird die Gallensäure mit dem Stuhlgang ausgeschieden.
Beim GSVS ist dieser Ablauf jedoch gestört, weshalb ungewöhnlich viel Gallensäure den Körper verlässt. Als Auslöser kommen verschiedene Ursachen infrage, wie etwa Erkrankungen des Dünndarms.
Formen des Gallensäureverlustsyndroms
Je nach Ausprägung lässt sich das GSVS in zwei Formen einteilen:
kompensierte Form: Die Leber produziert mehr Gallensäure, um den erhöhten Verlust auszugleichen. Das im Speisebrei enthaltene Fett wird so normal verdaut.
- dekompensierte Form: Die Leber schafft es nicht, der übermäßigen Ausscheidung der Gallensäure durch eine verstärkte Produktion gegenzusteuern. Das aus der Nahrung stammende Fett verbleibt unverdaut im Darm.
Genaue Angaben zur Häufigkeit der Erkrankung sind schwer zu treffen. Schätzungsweise ist ein Prozent der Menschen betroffen, womit es relativ häufig vorkommt.
Mögliche Symptome beim Gallensäureverlustsyndrom
Oft leiden Menschen mit Gallensäureverlustsyndrom unter chronischem Durchfall, der Gallensäure enthält (chologene Diarrhö). Der wässrige Stuhlgang tritt dabei sehr häufig und oft plötzlich auf, teilweise auch in der Nacht.
Neben Durchfall sind weitere Verdauungsbeschwerden möglich, wie:
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Völlegefühl
Diese Symptome des Gallensäureverlustsyndroms führen häufig zu Einschränkungen im Alltag und können für Betroffene mit einem hohen Leidensdruck verbunden sein.
Gut zu wissen: Ist die Leber nicht mehr in der Lage, die ausgeschiedene Gallensäure über eine Mehrproduktion auszugleichen, verbleiben über die Nahrung aufgenommene Fette im Darm. Die Ausscheidung der Fette erfolgt unverdaut über den Stuhl. Dieser sogenannte Fettstuhl (Steatorrhö) ist lehmfarben und riecht sehr unangenehm.
Gallensäureverlustsyndrom: Welche Ursachen gibt es?
Für die erhöhte Ausscheidung von Gallensäure gibt es eine Reihe möglicher Auslöser. Je nach Ursache lassen sich vier Typen unterscheiden:
Typ I: Dieser Typ kann auftreten, wenn ein Stück des terminalen Ileum entfernt wurde, etwa aufgrund einer Krebsbehandlung oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (z. B. Morbus Crohn). Auch eine Strahlentherapie im Rahmen einer Krebsbehandlung kann den Dünndarm schädigen. Dadurch ist die Wiederaufnahme der Gallensäure im Dünndarm gestört, sodass die Gallensäure bis zu ihrer Ausscheidung unverdaut im Darm verbleibt.
Typ II: Hierbei ist der Dünndarm intakt und nicht krankhaft verändert. Der Grund für das GSVS ist eine übermäßige Gallensäureproduktion in der Leber, die zur Folge hat, dass vermehrt Gallensäure in den Darm gelangt. Die Ursache für diese Überproduktion ist meist unklar.
Typ III: Bei diesem Typ liegt eine Veränderung beziehungsweise Erkrankung der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse vor. Hierfür kommen beispielsweise eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung oder eine operative Gallenblasenentfernung infrage, die im Nachgang ein Gallensäureverlustsyndrom hervorrufen können.
Typ IV: Auch bei diesem Typ produziert die Leber übermäßig viel Gallensäure. Der Grund kann zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung von Diabetes sein. Es besteht zudem keine eindeutige Ursache für eine gestörte Gallensäure-Wiederaufnahme im Dünndarm.
Zusätzlich gibt es eine Sonderform, bei der Bakterien fälschlicherweise sich im Dünndarm befindende Gallensäure zersetzen. Der Körper ist dadurch nicht in der Lage, Nahrungsfette aufzunehmen und scheidet diese über den Stuhl aus.
Diagnose: Gallensäureverlustsyndrom feststellen
Generell ist es empfehlenswert, bei häufigem Durchfall oder anderen anhaltenden Verdauungsbeschwerden ärztlichen Rat einzuholen. Nur durch eine ärztliche Untersuchung lässt sich die genaue Ursache herausfinden.
Eine erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Auch Gastroenterolog*innen, Fachleute für Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, können weiterhelfen. Zur Diagnosestellung kann unter anderem Folgendes zum Einsatz kommen:
körperliche Untersuchung, bei der unter anderem der Bauchbereich abgetastet wird, um festzustellen, ob Patient*innen schmerzempfindlich reagieren
Analyse einer Stuhlprobe, wobei ein größerer Anteil an Gallensäure im Kot auf ein GSVS hindeutet
Ermittlung der Blutwerte, um zu erfahren, wie viel Gallensäure im Blut enthalten ist und darüber in die Leber zurückgelangt
Durchführung einer Darmspiegelung, bei der über den After vorsichtig ein schmaler Schlauch mit einer kleinen Kamera in den Darm eingeführt wird, um diesen auf krankhafte Veränderungen hin zu untersuchen
Auch ein SeHCAT-Test kann zum Einsatz kommen. Dabei nehmen Patient*innen eine Kapsel mit radioaktiv markierter, künstlich hergestellter Gallensäure ein. Eine spezielle Kamera macht die zugeführte Gallensäure im Körper sichtbar. So lässt sich feststellen, ob und in welchem Umfang die Gallensäure vom Dünndarm aufgenommen wird.
Behandlung bei Gallensäureverlustsyndrom – verschiedene Optionen
Ziel der Therapie ist es, die häufigen Durchfälle zu reduzieren und so die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern. Liegt eine Grunderkrankung vor, beispielsweise eine Erkrankung des Dünndarms oder der Bauchspeicheldrüse, wird diese gezielt behandelt.
Symptomlinderung mit Medikamenten
Die Einnahme von Gallensäurebindern mit dem Wirkstoff Colestyramin hilft dabei, die überschüssige Gallensäure im Stuhl zu binden. Dadurch lassen sich die häufigen Durchfälle oft reduzieren.
Gegebenenfalls können auch klassische Mittel gegen akuten Durchfall, beispielsweise mit dem Wirkstoff Loperamid, zum Einsatz kommen. Diese sind jedoch nur zur kurzzeitigen Anwendung gedacht.
Ernährung bei Gallensäureverlustsyndrom
Da Menschen mit GSVS Fette nicht oder nur wenig verdauen können, ist es für sie unter Umständen sinnvoll, sich nach ärztlicher Rücksprache besonders fettarm zu ernähren – zum Beispiel mit viel Gemüse, Vollkornprodukten, etwas fettarmen Fisch und Fleisch. Dabei gilt folgender Richtwert: Der Anteil an Fetten sollte, gemessen an der Gesamtkalorienzahl pro Tag, bei weniger als 20 Prozent liegen. Gleichzeitig gilt es, den Verlust von Vitaminen und Mineralstoffen, die mit dem Durchfall verloren gehen, auszugleichen. Da die individuellen Ernährungsbedürfnisse sehr verschieden sind, ist eine Ernährungsberatung ratsam.
Tipp: Hilfreich ist es auch, alkohol-, zucker- oder koffeinhaltige Getränke und Speisen zu vermeiden. Diese können die Verdauung zusätzlich belasten und Durchfall begünstigen.
Helfen Hausmittel beim Gallensäureverlustsyndrom?
Hausmittel können dazu beitragen, Durchfall sowie Bauchschmerzen und Blähungen zu lindern. Diese Hausmittel können ergänzend zur ärztlichen Behandlung zum Einsatz kommen:
- eine Wärmflasche oder eines warmen Kirschkernkissens auf dem Bauch
- eine sanfte Bauchmassage
- bekömmliche Tees, etwa aus Kamille, Pfefferminze oder Fenchel
- bewusste Entspannung und leichte Bewegung
Leben mit Gallensäureverlustsyndrom: Verlauf und Prognose
Oft lassen sich die Symptome der Erkrankung medikamentös behandeln. Bei etwa der Hälfte der Patient*innen ist eine Therapie mit Gallensäurebindern erfolgreich. Ob sich die erhöhte Ausscheidung der Gallensäure dauerhaft reduzieren lässt, hängt jedoch vor allem davon ab, ob die zugrunde liegende Ursache therapierbar ist. Dann normalisieren sich in der Regel auch der Gallensäurehaushalt und die Verdauung wieder.
Hält das GSVS allerdings länger an oder bleibt unbehandelt, sind Komplikationen denkbar:
Sogenannte Cholesterinsteine (Gallensteine) können sich in der Gallenblase bilden, deren Ausgang verstopfen und mitunter starke Schmerzen hervorrufen. Normalerweise verhindert die Gallensäure die Entstehung solcher festen Kristallsteine.
Einige fettige Nahrungsmittel enthalten Oxalsäure. Wenn zu viel davon durch einen hohen Fettanteil im Kot über das Blut aufgenommen und in die Nieren gelangt, ist es möglich, dass Nierensteine entstehen.
Durch die mangelhafte Aufnahme von Fetten ist es möglich, dass eine Unterversorgung entsteht. Der Körper kann gesunde Fette und fettlösliche Vitamine (wie Vitamin A, D oder E) nicht ausreichend verwerten. Zusätzlich kann häufige Diarrhöe Untergewicht begünstigen, was Betroffene beispielsweise anfälliger für weitere Erkrankungen macht.
Auch wenn Komplikationen durch ein Gallensäureverlustsyndrom denkbar sind, ist eine direkte Auswirkung auf die Lebenserwartung eher unwahrscheinlich.