Frozen Shoulder: Symptome und Übungen bei Schultersteife
Bei einer Frozen Shoulder handelt es sich um eine Schultergelenkentzündung. Diese geht mit einer langwierigen Bewegungseinschränkung des Schultergelenks und Schmerzen einher. Nicht immer gibt es eine erkennbare Ursache. An welchen Symptomen sich eine Frozen Shoulder erkennen lässt und welche Übungen helfen, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Frozen Shoulder
Eine Frozen Shoulder kann nicht direkt durch psychische Ursachen ausgelöst werden. Stress, Ängste und Depressionen können allerdings zu einer dauerhaft erhöhten Muskelanspannung führen und so indirekt eine Frozen Shoulder begünstigen.
Das hängt vor allem vom Beruf der betroffenen Person und der Schwere der Erkrankung ab. Wer in körperlich belastenden Berufen arbeitet, kann sechs Monate oder länger ausfallen. Ein Bürojob lässt sich dagegen oft auch mit einer Frozen Shoulder ausführen.
Ja, Bewegung ist wichtig bei einer Frozen Shoulder, um das Gelenk wieder mobiler zu machen. Allerdings soll diese keine starken Schmerzen auslösen und daher nur behutsam ausgeführt werden.
Was ist eine Frozen Shoulder?
Unter einer Frozen Shoulder – auf Deutsch eingefrorene Schulter, in der Fachsprache adhäsive Capsulitis – verstehen Fachleute einen entzündlichen Prozess im Schultergelenk, der mit Bindegewebsverwachsungen der Gelenkkapsel einhergeht. Die Beweglichkeit der Schulter ist in der Folge eingeschränkt, zudem treten Schmerzen auf. Anders als beim Schulter-Arm-Syndrom liegt die Ursache im Gelenk selbst: Die Beschwerden strahlen also nicht aus einem anderen Bereich in die Schulter aus.
Man unterscheidet zwei Formen:
- primäre Frozen Shoulder: die Schultersteife tritt ohne erkennbaren Grund (idiopathisch) auf
- sekundäre Frozen Shoulder: wird durch eine zugrunde liegende Erkrankung ausgelöst
An der primären Form erkranken etwa 2 bis 5 von 100 Personen pro Jahr neu. Hinter etwa einem von zehn Fällen von Schulterschmerzen steckt eine Frozen Shoulder. Erstmals tritt die Erkrankung in der Regel im Alter von 40 bis 60 auf.
Frozen Shoulder: Symptome der Schultersteife
Die Erkrankung lässt sich anhand der Beschwerden in drei Phasen einteilen:
- Phase 1 ("Freezing", also Phase des Einfrierens): Es treten zunehmend Schmerzen in der Schulter auf. Zunächst vor allem bei Bewegungen, später auch in Ruhe. Die Einsteifung der Schulter beginnt langsam. Diese Phase dauert bis zu 9 Monate an.
- Phase 2 ("Frozen", also eingefrorene Phase): Die Schmerzen lassen nach, während die Beweglichkeit der Schulter immer weiter eingeschränkt ist. Diese Phase hält etwa 4 bis 20 Monate an.
- Phase 3 ("Thawing", also Phase des Auftauens): Die Beweglichkeit des Schultergelenks kehrt zurück und die Schmerzen nehmen weiterhin ab. Dies kann 5 Monate bis 2 Jahre dauern. Je länger die Phasen zuvor angehalten haben, desto länger braucht auch die Genesung.
Da die Schulterschmerzen auch nachts auftreten, wenn die Patient*innen auf dem betroffenen Gelenk liegen, können diese die Schlafqualität einschränken.
Bei etwa 2 von 10 Betroffenen tritt die Frozen Shoulder auf beiden Seiten auf. Dann aber in der Regel mit einem zeitlichen Abstand von 2 bis 5 Jahren.
Akute Schulterschmerzen: Wann sofort ärztliche Hilfe notwendig ist
Neben vergleichsweise harmlosen Erkrankungen wie der Frozen Shoulder können auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie ein Herzinfarkt Schulterschmerzen auslösen. Diese treten in der Regel plötzlich auf. Bei akuten Schulterschmerzen links sowie Schmerzen in der Schulter und im Oberarm auf der linken Seite ist sofort ärztlicher Rat einzuholen. Gleiches gilt, wenn die Schulterschmerzen von einem oder mehreren der folgenden Symptome begleitet werden:
Wie entsteht eine Frozen Shoulder?
Zunächst kommt es zu einer Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovitis). Die damit verbundenen Schwellungen führen zur Verengung der Gelenkkapsel und lösen auch die Schulterschmerzen aus. Im weiteren Verlauf entstehen Wucherungen aus Bindegewebe und damit narbenähnliche Verklebungen (Adhäsionen) im Gelenk. Dies verursacht letztlich die Versteifung der Schulter.
Schultersteife kann idiopathisch, also ohne erkennbaren Auslöser auftreten. Es gibt jedoch Hinweise auf eine genetische Veranlagung. Von einer sekundären Frozen Shoulder ist die Rede, wenn die Erkrankung eine konkrete Ursache hat. Bekannte Auslöser sind:
- Schulterverletzungen (posttraumatische Frozen Shoulder)
- Schulteroperationen
- Autoimmunerkrankungen
- Schilddrüsenüberfunktion
- Diabetes (diabetische Schultersteife)
- erhöhte Blutfettwerte
- Herzinfarkt
- Entfernung der Brustdrüse
Zudem wird ein gehäuftes Auftreten mit dem Morbus Dupuytren beobachtet, der zu Neubildungen von Bindegewebe an den Händen führt.
Welche Rolle spielen psychische Ursachen bei einer Frozen Shoulder?
Nach aktuellem Kenntnisstand kann die Frozen Shoulder nicht durch psychische Ursachen ausgelöst werden. Die langwierige Schultersteife, die mit Schmerzen und schlechter Nachtruhe einhergeht, kann sich jedoch negativ auf die Lebensqualität und damit auf die psychische Gesundheit von Betroffenen auswirken.
Was tun bei Frozen Shoulder?
Die Heilung bei Schultersteife benötigt vor allem Zeit. Währenddessen ist es wichtig, die Schmerzen zu lindern, die Schulterbeweglichkeit so weit wie möglich zu erhalten und den Muskelabbau zu verhindern. Gegen die Schmerzen empfinden manche Menschen Wärme oder auch Kälte als angenehm.
Welche Medikamente bei Frozen Shoulder?
Zudem können Betroffene sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) einnehmen. Bei den Schmerzmitteln handelt es sich um Wirkstoffe wie Ibuprofen und Diclofenac. Die Medikamente sollen nur kurzfristig eingenommen werden, da sie bei langfristiger Einnahme das Herz-Kreislauf-System und den Verdauungstrakt belasten.
Auch Kortison kann zur Behandlung der Frozen Shoulder eingesetzt werden, entweder in Tabletten- oder Spritzenform. Handelt es sich jedoch um die diabetische Schultersteife, ist von einer Therapie mit Kortison abzuraten.
Weitere nicht-invasive Behandlungen bei Frozen Shoulder
Darüber hinaus können folgende Maßnahmen bei einer Frozen Shoulder zum Einsatz kommen:
- Stoßwellentherapie: Druckwellen werden von außen auf die betroffene Schulter gerichtet. Sie sollen Verspannungen lösen und Ablagerungen zerstören. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten in der Regel nicht, da die Wirkung in Studien bisher nicht vollständig nachgewiesen werden konnte.
- Lasertherapie: Hier wird der betroffene Bereich mit einem Laser bestrahlt. Die Behandlung soll Schmerzen lindern, entzündliche Prozesse hemmen und die Heilung beschleunigen.
Gesetzlich Versicherte müssen diese Behandlungen meist selbst bezahlen.
Muss eine Frozen Shoulder operiert werden?
In 9 von 10 Fällen ist keine Operation notwendig. Ein operativer Eingriff kommt meist erst dann infrage, wenn eine erhaltende (konservative) Therapie über 6 bis 9 Monate hinweg erfolglos geblieben ist. Nur bei fortdauernder Schultersteife ist eine minimalinvasive Operation unter Vollnarkose angezeigt. Bei der sogenannten Arthrolyse werden die Verwachsungen gelöst.
Welche Übungen helfen bei Frozen Shoulder?
Bei der Behandlung der Schultersteife spielen manuelle Therapie und Physiotherapie eine wichtige Rolle, um den Muskelabbau zu verhindern und die noch vorhandene Beweglichkeit zu erhalten. Wichtig ist, dass bei Frozen Shoulder die Übungen sanft und unter professioneller Anleitung ausgeführt werden.
Mobilisations- und Dehnübungen eignen sich, um die Beweglichkeit zu verbessern und Verklebungen zu lösen. Diese Übungen können nach erfolgter professioneller Anleitung auch zu Hause durchgeführt werden, sollten jedoch nicht über die Schmerzgrenze hinaus erfolgen.
Wie lässt sich eine Frozen Shoulder feststellen?
Die Diagnose einer Frozen Shoulder erfolgt in der orthopädischen Praxis. Dort finden ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt. Zudem kann die*der Ärztin*Arzt ein Röntgenbild anfertigen. Selten kommen zusätzlich eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall zum Einsatz.
Dauer und Verlauf der Frozen Shoulder
Der Krankheitsverlauf bei einer Frozen Shoulder ist langwierig: Es kann mehrere Monate bis Jahre bis zur vollständigen Symptomfreiheit dauern.
Ein Fünftel bis ein Drittel der Betroffenen leidet auch danach noch unter leichten Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen. Bei etwa 2 von 100 Betroffenen kommt es erneut zur Frozen Shoulder.
Insbesondere bei körperlichen Tätigkeiten sind die Schmerzen und Schultersteife ein großes Hindernis. Daher können Betroffene für längere Zeit arbeitsunfähig sein.