Fetales Alkoholsyndrom (FAS): Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft
Trinken Frauen während der Schwangerschaft Alkohol, kann das zu schweren Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen.
Die entstehenden körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen werden als Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) zusammengefasst. Welche Symptome sind bei betroffenen Kindern möglich?
Zusammenfassung
- Definition: Das Fetale Alkoholsyndrom entsteht aufgrund von Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft. Es handelt sich dabei um ein angeborenes, komplexes Krankheitsbild.
- Symptome: Typisch sind vor allem psychische und soziale Beeinträchtigungen. Auch ein vermindertes Körperwachstum, geringes Gewicht sowie Fehlbildungen im Gesicht und den Organen sind Symptome bei FAS.
- Ursache: Alkoholgenuss in der Schwangerschaft ist die Ursache des Fetalen Alkoholsyndroms.
- Diagnose: Zur Diagnose werden festgelegte Kritikpunkte herangezogen, welche auf mögliche Symptome abzielen.
- Behandlung: Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich. Der Behandlungsfokus liegt auf der unterstützenden und gegebenenfalls medikamentösen Therapie der bestehenden Symptome.
- Prognose: Das Fetale Alkoholsyndrom kann nicht geheilt werden. Lediglich die äußeren Auffälligkeiten können im Jugend- und Erwachsenenalter rückläufig sein.
- Prävention: Es lässt sich zu 100 Prozent durch einen vollständigen Alkoholverzicht während der Schwangerschaft vorbeugen.
Was ist das Fetale Alkoholsyndrom?
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die schwerste Form der Alkoholspektrumstörungen (FASD). Es umfasst eine Reihe schwerer vorgeburtlicher Entwicklungsstörungen, die auch nach der Geburt vom Kindesalter bis möglicherweise ins Erwachsenenalter fortbestehen.
Jährlich werden circa 3.000 Kinder mit dem FAS geboren. Es handelt sich damit um die häufigste angeborene, nicht genetisch bedingte Behinderung.
Die Ursache dafür ist mütterlicher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft.
Fetales Alkoholsyndrom: Welche Symptome sind möglich?
Der aufgenommene Alkohol kann gravierende Folgen für die Entwicklung des kindlichen Gehirns haben, welche zeitnah nach der Empfängnis beginnt und bis über die Geburt hinaus anhält.
Durch die Alkoholexposition können funktionelle, physische und psychische Einschränkungen des Gehirns die Folge sein:
- kleiner Kopfumfang (Mikroezephalie)
- Wachstumsstörungen
- Entwicklungsverzögerung
- Untergewicht
- kleine Köpergröße
- Intelligenzminderung
- Epilepsie
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Auffälligkeiten im sozialen Verhalten (Aggressivität, Angst)
- Schwierigkeiten in Sprache und Motorik
- verminderte Lern- und Merkfähigkeit
Zusätzlich kann es zu Fehlbildungen an inneren Organen kommen, wie beispielsweise am Herzen oder den Nieren.
Äußerliche Symptome beim fetalen Alkoholsyndrom
Weiterhin zeigen Betroffene des FAS typische äußerliche Auffälligkeiten im Bereich des Gesichtes:
- kurze Lidspalten
- verstrichene Furche (Philtrum) zwischen Nase und Mund
- schmale Oberlippe
Weitere unspezifische Gesichtsmerkmale können ebenfalls auftreten:
- weiter Augenabstand
- sichelförmige Hautfalte im Augeninnenwinkel (Epikanthus)
- flacher Nasenrücken
- kurze Nase
- tief sitzende Ohren
Diese äußerlichen Gesichtsmerkmale können bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben, oder sich zurückbilden.
Welche Ursache hat das Fetale Alkoholsyndrom?
Das Fetale Alkoholsyndrom entsteht durch den Genuss von Alkohol der Mutter während der Schwangerschaft. Dabei sind nicht die Menge an Alkohol oder der Zeitpunkt entscheidend: in der gesamten Schwangerschaft kann es zu Schäden des ungeborenen Kindes kommen.
Alkohol ist ein sehr kleines Molekül, welches in der Lage ist, ungehindert über die Plazenta in den kindlichen Kreislauf zu gelangen.
Mutter und Kind haben somit den gleichen Alkoholgehalt im Blut. Beim Fetus sind im Gegensatz zum Erwachsenen die Voraussetzungen für den Abbau des Alkohols noch nicht vorhanden. Die benötigten Enzyme sind je nach Schwangerschaftsalter des Kindes nicht voll funktionsfähig oder stehen in zu geringer Menge zur Verfügung.
Infolgedessen kommt es zu einer Ansammlung des Alkohols im Blutkreislauf des Kindes. Diese Akkumulation führt zu Störungen in der Entwicklung der Organe und des Körperwachstums. Zusätzlich kann Alkohol die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so zu irreparablen Schädigungen in der Gehirnreifung führen.
Wie lässt sich das Fetale Alkoholsyndrom diagnostizieren?
Die Diagnostik des Fetalen Alkoholsyndroms richtet sich nach festgelegten Kriterien. Dazu gehören:
- Mindestens eine Wachstumsauffälligkeit (verringertes Gewicht oder Körpergröße)
- Alle drei typischen Gesichtsmerkmale (kurze Lidspalten, verstrichenes Philtrum, schmale Oberlippe)
- Mindestens eine Auffälligkeit des zentralen Nervensystems:
- Zu kleiner Kopfumfang (Mikrozephalie),
- Intelligenzminderung oder
- Verminderte Leistungsfähigkeiten in verschiedenen Bereichen (Sprache, Lern- und Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit) und/oder Epilepsie
Aufgrund der Symptomvielfalt wird das FAS häufig gar nicht oder nicht richtig diagnostiziert.
Da einige Auffälligkeiten in der Kindesentwicklung im Jugend- und Erwachsenenalter rückläufig sind, wird die Diagnosestellung weiter erschwert.
Wie erfolgt die Behandlung des Fetalen Alkoholsyndroms?
Das Fetale Alkoholsyndrom kann nicht geheilt werden. Jedoch können die Auswirkungen des Syndroms gelindert werden. Somit kann eine bessere Lebensqualität erzielt werden.
Betroffene können unterstützt werden durch verschiedene Therapieformen, wie:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Logopädie
- Psychotherapie
Eine medikamentöse Therapie kann zusätzlich erfolgen, wenn beispielsweise eine Epilepsie oder ADHS vorliegen.
Prognose und Verlauf des Fetalen Alkoholsyndroms
Beim Fetalen Alkoholsyndrom kommt es zu einer toxischen und nicht reversiblen Schädigung des Gehirns. Die dadurch bedingten Krankheiten entstehen vorgeburtlich und können bis ins Erwachsenenalter reichen. Betroffene sind in ihrem Alltag meist auf Betreuung und Unterstützung angewiesen. Der Alkoholkonsum während der Schwangerschaft wirkt sich somit auf das ganze Leben des Kindes aus.
Eine frühe Diagnosestellung vor dem 6. Lebensjahr verbessert die Entwicklung der Kinder durch frühzeitig einsetzende Therapiemöglichkeiten.
Lässt sich ein Fetales Alkoholsyndrom vorbeugen?
Konsequenter Verzicht von Alkoholgenuss während der Schwangerschaft verhindert das FAS zu 100 Prozent. Es handelt sich dabei also um eine vermeidbare Erkrankung.