Erkältung: Inkubationszeit, Verlauf und Symptome bei grippalem Infekt
Die Erkältung ist eine der häufigsten Erkrankungen: Erwachsene sind durchschnittlich zwei- bis dreimal im Jahr erkältet, Kinder im Vorschulalter sogar bis zu zehnmal. Helfen Medikamente oder Hausmittel bei einem grippalen Infekt und wie lassen sich Erkältungen vorbeugen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Erkältung
Je nach dem auslösenden Virus und der Stärke des Immunsystems vergehen bis zum Auftreten der ersten Symptome bei einem grippalen Infekt etwa ein bis drei Tage.
Erkältete Personen können bereits ab einem Tag vor Auftreten der ersten Symptome und bis zu zehn Tagen infektiös sein. Die höchste Viruskonzentration und damit die größte Ansteckungsgefahr besteht etwa zwei bis drei Tage nach Symptombeginn.
Häufiges Wasserlassen ist kein typisches Erkältungssymptom, sondern spricht eher für einen Harnwegsinfekt. Jedoch können eine erhöhte Körpertemperatur und Stoffwechselaktivität sowie vermehrtes Trinken während des grippalen Infektes möglicherweise zu einem erhöhten Harndrang führen.
Ein "Turbo-Mittel" gegen Erkältungen gibt es nicht. Gegen die Viren muss der Körper selbst vorgehen. Es ist allerdings möglich, die Symptome vorübergehend mithilfe abschwellender Nasensprays oder Inhalationen mit Salzwasser zu lindern und den Körper mit ausreichendem Trinken und viel Ruhe bei der Selbstheilung zu unterstützen.
Während ein Saunagang sonst das Immunsystem stärken kann, ist er bei einer akuten Erkältung nicht zu empfehlen. Das Immunsystem arbeitet aufgrund des Infektes auf Hochtouren. Die Wärme kann den Körper zusätzlich belasten und die Symptome verschlimmern.
Erkältung: Typische Symptome eines grippalen Infekts
Eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, ist eine akute Virusinfektion der oberen Atemwege. Normalerweise beginnt die Erkrankung langsam. Die verschiedenen Symptome treten dabei nach und nach auf und wechseln sich teils ab. Meist kündigt sich ein grippaler Infekt durch eine Rachenentzündung an.
Klassische Erkältungssymptome sind:
- Husten
- Schnupfen
- Heiserkeit
- Halsschmerzen
- Frösteln
- erhöhte Temperatur (unter 38,5 °C)
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
Vor allem bei Kindern verursacht ein grippaler Infekt gelegentlich auch Fieber. Wenn sich die Entzündung der oberen Atemwege nach oben oder unten ausbreitet, können bei einer Erkältung weitere Symptome wie Atemgeräusche oder Heiserkeit hinzukommen.
Ohren zu oder Ohrenschmerzen bei Erkältung: Ist das normal?
Bei einer Erkältung schwellen die Schleimhäute an und Schleim kann die Eustachische Röhre verstopfen, welche die Ohren mit dem Rachen verbindet. Dadurch kann der Druck im Innenohr nicht mehr dem äußeren Druck angepasst werden, was zu dumpfen Hören und einem Knacken im Ohr beim Schlucken führen kann. Bei Ohrenschmerzen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um eine Mittelohrentzündung auszuschließen.
Was bedeuten Zahnschmerzen während einer Erkältung?
Treten bei einem grippalen Infekt Zahnschmerzen auf, die etwa beim Husten oder Vorbeugen schlimmer werden, kann dies auf eine Kieferhöhlenentzündung hinweisen. Diese ist meist viral bedingt und heilt von allein aus. Falls die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten oder Fieber hinzukommt, sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
Erkältung: Verlauf und Dauer des grippalen Infekts
Meist klingt eine Erkältung nach einer Dauer von sieben bis zehn Tagen von selbst wieder ab. Kommt es im Verlauf der Erkältung zu Komplikationen, kann die Erkrankung länger dauern. Dann ist mitunter ein Besuch in der ärztlichen Praxis nötig.
Erkältung verschleppt: Welche Komplikationen können auftreten?
Wer einen grippalen Infekt ignoriert und sich nicht schont, erhöht das Komplikationsrisiko. Darum ist beispielsweise von Sport bei einer Erkältung abzuraten.
Folgende Komplikationen können im Rahmen einer Erkältung beispielsweise auftreten:
Kehlkopfentzündung: Wenn die Atemwegsentzündung auch die Kehlkopfschleimhaut betrifft, liegt eine Kehlkopfentzündung vor.
Nasennebenhöhlenentzündung: Druckgefühl oder Schmerzen im Bereich von Stirn, Augen oder Wangen können für eine Sinusitis sprechen.
Pseudokrupp bei Kindern: Bei Kleinkindern treten im Rahmen einer Erkältung manchmal Symptome von Pseudokrupp auf, einer bestimmten Form der Kehlkopfentzündung.
Tracheitis und Bronchitis: Wenn bei einer Erkältung Symptome wie Husten mit schleimig-eitrigem Auswurf und Brustschmerzen auftreten, kann eine akute Entzündung der Luftröhre und Bronchien dahinterstecken.
Herzmuskelentzündung: Zu den nach einer Erkältung möglichen, aber seltenen Komplikationen zählt die virusbedingte Herzmuskelentzündung (Myokarditis).
Bakterielle Infektionen
Hinter schweren Komplikationen stecken oft Bakterien. Denn eine virusbedingte Erkältung schwächt das Immunsystem. Das wiederum erleichtert es Bakterien, den Körper ebenfalls zu infizieren. Durch eine solche zusätzliche bakterielle Infektion (bzw. Superinfektion) kann sich ein grippaler Infekt verschlimmern.
Typische Zeichen für eine bakterielle Superinfektion sind:
- ein verlängerter Krankheitsverlauf
- plötzliches Fieber
- starkes Krankheitsgefühl
- Schmerzen wie Ohrenschmerzen
Die Ausbreitung der Bakterien kann zu folgenden Erkrankungen führen:
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Mandelentzündung (Tonsillitis)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
Gelber Nasenschleim oder grüner Rotz bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine bakterielle Infektion vorliegt. Die Färbung stellt sich im Verlauf nahezu jeder Erkältung ein und kommt durch abgestorbene Immunzellen zustande.
Was tun bei Erkältung? Diese Hausmittel eignen sich
Häufig reichen schon allgemeine Maßnahmen aus, um die Erkältungssymptome zu lindern. Folgende Hausmittel und Tipps eignen sich bei einem grippalen Infekt:
- körperliche Schonung (etwa in Bezug auf Arbeit und Sport)
- Inhalieren (z. B. mit Salz, Kamillen- oder Salbeidampf)
- warme Getränke mit Honig
- warme Halswickel
- Rauchverzicht
- ausreichend Wasser oder Tee trinken (Faustregel: etwa 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht), um die Schleimhäute feucht zu halten und das Sekret zu verflüssigen
Helfen Medikamente gegen eine Erkältung?
Ein Medikament, das gegen Erkältungsviren hilft, existiert nicht. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. In der Apotheke stehen dafür zahlreiche Mittel zur Verfügung. Gegen Schmerzen und Fieber helfen kurzfristig beispielsweise:
Es gibt auch Kombipräparate, die Mittel gegen Schmerzen und Fieber und abschwellende Substanzen wie Phenylephrin oder Pseudoephedrin gegen eine verstopfte Nase enthalten. Einige Präparate enthalten zusätzlich einen Wirkstoff gegen Reizhusten oder Schleimlöser. Wichtig ist, genau darauf zu achten, ob die enthaltenen Substanzen wirklich benötigt werden und sie nicht versehentlich durch andere Präparate doppelt einzunehmen.
Achtung: Für Kinder, die erkältet sind, eignen sich Medikamente mit ASS nicht: Dadurch können sie das Reye-Syndrom entwickeln. Dieses kann mit Erbrechen, Verwirrtheit, Krampfanfällen bis zum Koma einhergehen sowie Hirn- und Leberschäden verursachen.
Häufig kommen bei einer Erkältung auch abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays zum Einsatz, um die Atmung zu erleichtern und Ohrendruck zu behandeln. Wer die Mittel länger als eine Woche anwendet, riskiert jedoch einen Gewöhnungseffekt und Dauerschnupfen.
Geht ein grippaler Infekt mit trockenem Reizhusten einher, kann eine wenige Tage andauernde Behandlung durch hustendämpfende Medikamente erfolgen. Denn nächtlicher Reizhusten kann die bei einem Infekt besonders wichtige Nachtruhe stören.
Bei zähem Husten können schleimlösende Hustensäfte eine Hilfe sein. Solche Schleimlöser sind allerdings bei Kleinkindern und alten Menschen mit Vorsicht anzuwenden, da diese Probleme haben, den Schleim auch auszuhusten.
Antibiotika sind keine Erkältungsmittel
Bei einer akuten Erkältung helfen Antibiotika nicht, denn sie wirken ausschließlich gegen Bakterien.
Geht ein grippaler Infekt mit einer bakteriellen Entzündung einher, ist es nach ärztlicher Absprache manchmal nötig, ein Antibiotikum einzunehmen.
Welche Viren verursachen eine Erkältung?
Eine Erkältung entsteht trotz der Bezeichnung nicht durch Kälte, sondern durch Viren. Allerdings erkältet man sich eher, wenn das Immunsystem des Körpers geschwächt ist (z. B. durch Stress oder Kälteeinwirkung). Es gibt mehr als 200 verschiedene Erkältungsviren.
Diese Viren sind häufig Auslöser einer Erkältung:
- Rhinoviren sind mit etwa 40 Prozent die häufigsten Ursachen für eine Erkältung.
- Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren) stecken hinter 10 bis 15 Prozent aller Erkältungen.
- Coronaviren sind für etwa 10 Prozent aller Erkältungskrankheiten verantwortlich.
- Oft sind auch Adenoviren, Myxoviren, Echoviren, Parainfluenzaviren und Influenzaviren an einer Erkältung beteiligt.
Auch scheinbar gesunde Menschen können einen grippalen Infekt verbreiten. Denn bereits in der Inkubationszeit ist eine Erkältung ansteckend – also wenn die Infektion schon stattgefunden hat, sich aber noch nicht bemerkbar macht.
Wie erfolgt die Ansteckung mit einer Erkältung?
Die Erkältungsviren können wie folgt von Mensch zu Mensch gelangen:
- durch Tröpfcheninfektion (z. B. beim Niesen oder Husten)
- durch Schmierinfektion (z. B. wenn man verunreinigte Gegenstände berührt und sich dann an Mund, Nase oder Auge fasst)
Übrigens: SARS-Cov-2, der Auslöser von Covid-19, ist nur einer von vielen Coronaviren. Schon lange vor dessen Auftreten gab es verschiedene Arten von Coronaviren, die unter anderem Erkältungen auslösen.
Einer Erkältung vorbeugen
Einer Erkältung lässt sich nicht sicher vorbeugen. Am besten kann man sich vor einer Ansteckung schützen, indem man den Kontakt mit den Erregern von Erkältungskrankheiten möglichst gering hält.
Die Erreger können sich durch Husten oder Niesen in der Luft verteilen und haften daher auch auf Gegenständen.
Die wichtigsten Tipps gegen eine Erkältung lauten:
- nach Möglichkeit den Kontakt mit Erkälteten meiden
- im ärztlichen Wartezimmer eine FFP2-Maske tragen
- regelmäßig die Hände mit Seife waschen, um die Erreger zu beseitigen – vor allem nach dem Nachhausekommen und vor dem Essen
- kein Geschirr mit anderen Personen teilen, ohne es zuvor zu waschen
Daneben ist es allgemein empfehlenswert, die eigenen Abwehrkräfte zu fördern. Denn ein gestärktes Immunsystem kann Erkältungsviren besser standhalten, sodass das Risiko für Erkältungen sinkt. Vorbeugend wirken zum Beispiel:
- eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Zink, Vitaminen und Probiotika
- Stress vermeiden
- ausreichend Bewegung
- viel Schlaf
- Vitamin-D-Spiegel überprüfen lassen und gegebenenfalls entsprechende Präparate einnehmen
Auch regelmäßige Saunagänge halten die Immunabwehr fit. Allerdings wirkt sich die Sauna bei einer akuten Erkältung negativ aus.
Die Vermutung, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin C vor Erkältungen schützt, hat sich nicht bestätigt. Vitamin C ist zwar wichtig fürs Immunsystem. Jedoch werden große Mengen, die über den täglichen Bedarf hinausgehen, vom Körper nicht gespeichert, sondern ausgeschieden.
Auch mit einer Grippeschutzimpfung lässt sich einer Erkältung nicht vorbeugen. Diese Impfung schützt nur vor der echten Grippe.
Erkältung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Eine Erkältung in der Schwangerschaft ist grundsätzlich harmlos. Viele Mütter fragen sich jedoch, ob sie ihren Säugling trotz Erkältung stillen können. Die Antwort lautet: Ja. Denn das Baby kann sich schon bei seiner Mutter anstecken, bevor diese merkt, dass sie erkältet ist. Darum ist Muttermilch nun besonders wichtig: Sie enthält Antikörper, die das mütterliche Immunsystem gegen die Erreger gebildet hat – und schützt so das Baby vor dem grippalen Infekt.
In der Stillzeit ist eine nichtmedikamentöse Behandlung einer medikamentösen vorzuziehen. Frauen, die stillen, sollten Medikamente ebenfalls nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen oder sich in der Apotheke beraten lassen.