Frau mit Epiglottitis fasst sich an schmerzenden Hals.
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Epiglottitis: Lebensbedrohliche Kehldeckelentzündung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.04.2023

Bei einer Epiglottitis handelt es sich um eine akute Entzündung des Kehldeckels. Die meist bakterielle Kehldeckelentzündung kann lebensbedrohlich sein – bei frühzeitiger Therapie heilt sie in der Regel folgenlos aus. Welche Symptome bei Kindern und Erwachsenen möglich sind, welche Behandlung hilft und wie vorgebeugt werden kann. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei einer Epiglottitis handelt es sich um eine akute Kehldeckelentzündung, die heutzutage selten vorkommt.
  • Symptome: Betroffene Kinder weisen meist plötzlich ein schweres Krankheitsgefühl mit Schluckbeschwerden, Speichelfluss und undeutlicher Sprache auf. Zudem kann es zu (schwerer) Atemnot bis hin zu Erstickungsanfällen kommen. Bei Erwachsenen sind oft nur Halsschmerzen und Probleme beim Schlucken Symptome.
  • Ursachen: Ursächlich ist meist eine Infektion mit Bakterien der Gattung Haemophilus influenzae Typ B. Bei Erwachsenen kommen auch Pneumokokken oder Staphylococcus aureus infrage.
  • Behandlung: Eine notärztliche Behandlung mit anschließendem Krankenhausaufenthalt ist erforderlich. In der Regel werden Betroffene künstlich beatmet und erhalten Antibiotika sowie Kortikosteroide. 
  • Diagnose: Neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung wird möglicherweise ein Rachenabstrich entnommen und eine Spiegelung des Kehlkopfs durchgeführt.
  • Vorbeugen: Einer Kehldeckelentzündung lässt sich durch eine Schutzimpfung vorbeugen.

Was ist eine Epiglottitis?

Eine Epiglottitis ist eine akute, lebensbedrohliche Entzündung des Kehldeckels (Epiglottis) sowie des umliegenden Gewebes. Der Kehldeckel liegt oberhalb der Luftröhre und verschließt den Kehlkopfeingang beim Schlucken, damit keine Speisen oder Flüssigkeiten hineingelangen. Bei einer Epiglottitis schwillt die Schleimhaut des Kehldeckels massiv an.

Anzeichen sind etwa Schluckbeschwerden, Halsschmerzen oder Atemnot. Ohne frühzeitige und entsprechende Behandlung droht schlimmstenfalls eine akute Erstickungsgefahr. In den meisten Fällen entsteht die Kehldeckelentzündung durch eine bakterielle Infektion.

Besteht der Verdacht einer Entzündung des Kehldeckels, sollte umgehend der Notruf (112) kontaktiert werden. Vor allem für Kinder kann eine Epiglottitis einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

Wie häufig kommt es zu einer Kehldeckelentzündung?

Seit 1990 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) für Säuglinge eine Schutzimpfung, wodurch die Zahl der Erkrankungen stark zurückgegangen ist. Heutzutage zählt die Epiglottitis zu den seltenen Krankheiten. Vor Einführung der Impfung waren vor allem Kinder unter 5 Jahren betroffen – mittlerweile tritt die Krankheit häufiger bei älteren und ungeimpften Personen auf. In Deutschland erkrankte im Jahr 2015 circa 1 von 100.000 Menschen.

Epiglottitis: Symptome bei Kindern und Erwachsenen

Die Symptome einer Epiglottitis entwickeln sich meist sehr rasch. Vor allem Kinder wirken innerhalb weniger Stunden schwer krank. 

Typische Symptome einer Epiglottitis sind:

  • (schwere) Atemnot, schlimmstenfalls droht Erstickung
  • hohes Fieber
  • starker Speichelfluss
  • schwere Halsschmerzen
  • Schmerzen beim Schlucken
  • geschwollene Lymphknoten im Halsbereich
  • Verweigerung von Nahrung und Flüssigkeit
  • Probleme beim Sprechen
  • undeutliche, "kloßige" Sprache
  • pfeifendes Geräusch beim Einatmen (Stridor)

Kinder mit Epiglottitis sitzen häufig nach vorne auf die Arme gestützt und verweigern die Rückenlage. Anders als beim Pseudokrupp müssen betroffene Personen bei der Epiglottitis meistens nicht husten.

Erwachsene mit Epiglottitis leiden oft nur unter Schluckbeschwerden und Halsschmerzen. Können sie den Speichel nicht schlucken, kann dieser aus dem Mund laufen und zu Sprechproblemen führen. 

Was verursacht eine Epiglottitis?

Die Epiglottitis wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B verursacht. Der Erreger wird über Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. Bei Erwachsenen kann eine Epiglottitis auch durch Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) oder Staphylococcus aureus ausgelöst werden. Seltener sind Infektionen mit Pilzen oder Viren sowie Verletzungen Auslöser.

Epiglottitis: Wie erfolgt die Behandlung?

Menschen mit akuter Epiglottitis müssen schnellstmöglich notärztlich behandelt und ins Krankenhaus gebracht werden. In der Regel wird meist ein Schlauch zur Beatmung in die Atemwege eingeführt, um diese offenzuhalten (Intubation). Unter Umständen kann auch ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie, Koniotomie) erforderlich sein.

Ist die Atmung stabilisiert, folgt die Therapie mit Antibiotika. Zusätzlich können Kortikosteroide gegen die Entzündung und Schwellung im Kehlkopfbereich zum Einsatz kommen.

Da durch die Schluckbeschwerden besonders rasch ein Flüssigkeitsmangel entstehen kann, verabreicht die*der Ärztin*Arzt zusätzlich Flüssigkeit über die Vene (intravenös), um einem Mangel vorzubeugen beziehungsweise um diesen zu beheben. 

Ist eine Epiglottitis ansteckend?

Rund 24 Stunden nach Gabe eines Antibiotikums sind betroffene Personen nicht mehr ansteckend. Solange die auslösenden Bakterien nachweisbar sind, besteht jedoch auch eine Ansteckungsgefahr.

Wie lässt sich eine Epiglottitis diagnostizieren?

Schon bei Verdacht auf eine Epiglottitis sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht beziehungsweise der Notruf kontaktiert werden. Zunächst werden Fragen zu den genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und zum Impfstatus der betroffenen Person geklärt. Um den Verdacht einer Kehldeckelentzündung zu bestätigen, wird dann meist ein Abstrich vom Kehldeckel genommen. Dieser wird im Labor hinsichtlich einer Infektion mit Bakterien oder anderen Krankheitserregern untersucht.

Zudem können Fachleute eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) durchführen, welche die Diagnose letztlich sichern kann. Jedoch ist bei sämtlichen Kontrollen im Bereich des Halses Vorsicht geboten, da bei Patient*innen häufig eine Erstickungsgefahr droht.

Epiglottitis: Verlauf und Prognose

Rechtzeitig therapiert, bessern sich die Symptome innerhalb weniger Tage und die Kehldeckelentzündung heilt meist folgenlos aus. Eine Epiglottitis kann jedoch ohne Behandlung im weiteren Verlauf lebensgefährlich werden. Neben der Einengung der Atemwege und drohender Erstickung, kann es auch zu einer Lungenentzündung kommen. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich verlaufen.

Epiglottitis: Vorbeugung durch Impfung

Durch eine Schutzimpfung gegen Haemophilus influenzae Typ B (HiB-Impfung), welche die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts generell für Säuglinge empfiehlt, lässt sich das Risiko der Erkrankung deutlich reduzieren. 

Nach der ersten Impfung, die etwa im Alter von zwei Monaten stattfindet, müssen drei Wiederholungsimpfungen erfolgen, damit sich ein stabiler Schutz aufbaut. In der Regel verwenden Fachleute einen Kombinationsimpfstoff, der sich außerdem gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Kinderlähmung (Polio) und Hepatitis B richtet.