Embolie
Eine Embolie kann die unterschiedlichsten Folgen haben: Während sich manche Embolien gar nicht bemerkbar machen, verursachen andere beispielsweise Schmerzen, Atemnot, Schlaganfälle oder Herzinfarkte.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Embolie
Definition: Was ist eine Embolie?
Eine Embolie ist ein plötzlicher Verschluss eines Blutgefäßes durch einen Embolus.
- Der Begriff Embolie leitet sich von dem griechischen Wort embole (= das Hineindringen) ab.
- Als Embolus bezeichnet man einen über die Blutbahn verschleppten Pfropf, der im Blut nicht löslich ist. Es gibt
- feste Emboli (Blutgerinnsel, Gewebe, Parasiten, Tumorzellen),
- flüssige Emboli (Fetttropfen, Fruchtwasser) und
- gasförmige Emboli (Luftblasen).
Ein Embolus kann nur dann eine Embolie verursachen, wenn sein Durchmesser größer ist als der des Blutgefäßes.
- Arterielle Embolie: Der Embolus stammt aus dem linken Herzen oder einer großen Arterie und verschließt ein Gefäß zum Gehirn (Hirnembolie), zu Arm oder Bein oder zu den Eingeweiden (Darm, Nieren, Milz). Arterielle Embolien betreffen
- zu ca. 60 Prozent das Gehirn,
- zu ca. 28 Prozent die Beine,
- zu ca. 6 Prozent die Arme und
- zu ca. 6 Prozent die Eingeweide.
- Venöse Embolie: Der Embolus kommt aus einer Körpervene und verstopft eine Arterie in der Lunge – es entsteht eine Lungenembolie.
Die gekreuzte beziehungsweise paradoxe Embolie ist ein Sonderfall: Hier stammt der Embolus zwar aus einer Vene, gelangt aber nicht in den Lungenkreislauf, sondern über eine offene Verbindung zwischen beiden Herzvorhöfen (z.B. ein offenes Foramen ovale) über das linke Herz in eine Arterie des Körperkreislaufs und verursacht dort einen Gefäßverschluss.
Was ist der Unterschied zwischen Thrombose und Embolie?
- Bei einer Thrombose führt ein Blutgerinnsel (Thrombus) direkt am Ort seines Entstehens zum Gefäßverschluss.
- Eine Embolie entsteht nicht am Ursprungsort des Embolus.
Ein Thrombus kann allerdings zum Embolus werden, indem er sich von seinem Entstehungsort löst und über den Blutstrom fortbewegt. Kommt es dann zum Gefäßverschluss, sprechen Mediziner von einer Thromboembolie.
Embolie: Ursachen
Eine Embolie kann verschiedene Ursachen haben: Der verantwortliche Gefäßpfropf (Embolus) kann aus einem Blutgerinnsel, Gewebe, Parasiten, Teilen eines Tumors, Fetttropfen, Fruchtwasser oder Luft bestehen.
Meistens entsteht eine Embolie durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich von seinem Entstehungsort gelöst hat und in den Blutstrom gelangt ist. Hinter einer solchen Thromboembolie können anscheinend nur frische Blutgerinnsel stecken, da diese anteilig verhältnismäßig viel lockeres Material enthalten und noch nicht narbig verändert sind.
Stammt das Blutgerinnsel aus einer Arterie (arterielle Embolie bzw. Thromboembolie), kommt es meist aus dem linken Herzen. Die Hauptschlagader (Aorta) oder andere große Arterien sind eher selten der Ausgangspunkt für Embolien. Entsprechend sind zu etwa 90 Prozent Herzerkrankungen verantwortlich für eine arterielle Thromboembolie – zum Beispiel:
- rheumatische Herzkrankheiten mit Vorhofflimmern,
- ein Herzinfarkt mit wandständigem Blutgerinnsel,
- eine Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) oder
- ein Aneurysma (Ausweitung der Herzwand).
Stammt das Blutgerinnsel aus einer Vene (venöse Embolie bzw. Thromboembolie), handelt es sich dabei um eine Vene des großen Blutkreislaufs (Körperkreislauf) – meist im Bereich der Beine. Das Blutgerinnsel gelangt über das rechte Herz in die Lungenarterie und verursacht eine Lungenembolie.
Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für eine Embolie nachweislich erhöhen. Als wichtigste Risikofaktoren für Thromboembolien gelten Herzerkrankungen – besonders Vorhofflimmern, bei dem sich Vorhofthromben bilden. Im Übrigen gelten für Embolien dieselben Risikofaktoren wie für eine Thrombose.
Typische Risikofaktoren für Embolien im Überblick:
- Herzerkrankungen (v.a. Vorhofflimmern)
- Gefäßwandveränderungen bei Arteriosklerose und deren Risikofaktoren, wie
- Venenerkrankungen, wie
- Venenentzündungen
- Krampfadern
Auch Alter und Geschlecht beeinflussen das Risiko einer Embolie:
- Mit steigendem Lebensjahren treten Embolien immer häufiger auf.
- Frauen sind öfter betroffen als Männer.
Verschiedene Embolus-Typen
Häufigste Ursache für eine Embolie ist zwar ein Blutgerinnsel. Allerdings können auch andere Dinge in einem Blutgefäß als Pfropf (Embolus) wirken. Außerdem können Emboli desselben Typs unterschiedlich beschaffen sein und an verschiedenen Stellen hängen bleiben. Entsprechend unterscheidet man verschiedene Embolus-Typen:
- Ein septischer Embolus enthält bakterielle Krankheitserreger. Eine durch ihn verursachte septische Embolie kann mit einer eitrigen Infektion des betroffenen Gebiets einhergehen.
- Ein blander Embolus ist nicht mit Bakterien infiziert.
- Ein reitender Embolus ist auf einer Gefäßgabel (Verzweigung von zwei Gefäßen) hängen geblieben.
- Ein metastatischer Embolus besteht aus Komplexen von Tumorzellen, die auch Tochtergeschwulste bilden können.
- Fetttröpfchen, Fruchtwasser oder Parasiten können ebenfalls Emboli bilden, wenn sie durch zerstörtes Körpergewebe in die Blutbahn gelangen.
- Ein Luftembolus entsteht, wenn – bei verletzten Venen oder selten als Komplikation bei Operationen – Luft in die Blutbahn gelangt und vom Blutstrom verschleppt wird.
Embolie: Symptome
Ob eine Embolie Symptome verursacht, hängt davon ab, wo der Gefäßverschluss liegt. Ein Embolus behindert die Blutversorgung, wodurch die Funktion des betroffenen Organs gestört sein oder das Gewebe absterben kann. In Körperregionen, die über gute Umgehungskreisläufe (Kollateralen) verfügen, kann eine kleine Embolie beschwerdefrei ablaufen.
Im Allgemeinen macht sich eine Embolie jedoch durch plötzliche Schmerzen bemerkbar.
Welches Blutgefäß verstopft ist, bestimmt auch die weiteren Symptome der Embolie.
Embolie im Bein oder Arm
Wenn eine Embolie im Bein oder Arm eine große Arterie betrifft, sind die Symptome (nach den Anfangsbuchstaben der englischen Wörter auch als 6 P bezeichnet) sehr charakteristisch – es kommt zu:
- Pain (Schmerzen)
- Paleness (Blässe)
- Paresthesia (Gefühlsstörung)
- Pulselessness (Pulsausfall)
- Paralysis (Lähmung)
- Prostation (Schock)
In extremen Fällen kann eine Embolie im Arm oder Bein die Funktion der Gliedmaße dauerhaft einschränken oder sogar zu deren Verlust führen.
Embolie im Gehirn
Eine Hirnembolie löst einen Schlaganfall aus, dessen Symptome zum Beispiel Bewusstlosigkeit und Lähmungen umfassen. Ein schwerer Schlaganfall kann die Betroffenen zum Pflegefall machen.
Embolie der Herzkranzgefäße
Bei der relativ seltenen Embolie der Herzkranzgefäße sind Anzeichen für einen Herzinfarkt möglich. In schweren Fällen kann das zu Herzversagen führen.
Embolie im Bereich der Eingeweide
Eine Embolie im Bereich der Eingeweide kann verschiedene Symptome hervorrufen:
- Sind die Nieren von einer Embolie betroffen, kann es zu einem Niereninfarkt mit Schmerzen in der Lendengegend und Blut im Urin (Hämaturie) kommen. Im Extremfall kann die Nierenfunktion versagen.
- Ein Gefäßverschluss in der Milz verursacht einen Milzinfarkt: Typische Anzeichen hierfür sind plötzlich einsetzende Schmerzen im linken Oberbauch und Schmerzen in der linken Schulter. Die Bewegungen des Brustkorbs beim Atmen können mehr oder weniger vermindert sein. Zudem sind beim Atmen teils Reibegeräusche im Bereich der Milz zu hören (perisplenisches Reiben). Im Extremfall kann die Milzfunktion versagen.
- Im Mesenterium (bzw. Darmgekröse – das ist ein Bindegewebsband, das den Darm im Bauch befestigt und in dem die Blutgefäße und Nerven zum Darm verlaufen) verursacht eine Embolie die heftigsten Symptome. Kennzeichnend für einen Mesenterialinfarkt sind extrem starke Bauchschmerzen. Zudem treten blutige Durchfälle und Fieber auf und die Darmbewegungen sind vermindert oder fallen ganz aus. Im Extremfall kann der betroffene Darmabschnitt absterben.
Embolie in der Lunge
Verschließt ein aus einer Körpervene kommender Embolus ein Blutgefäß in der Lunge, spricht man von venöser Embolie (bzw. Lungenembolie). Mögliche Symptome hierfür sind – je nach Größe des verschlossenen Gefäßes – zum Beispiel:
Wenn das in den Lungen verstopfte Blutgefäß entsprechend groß ist, führt eine Embolie der Lunge durch eine Überlastung des Herzens zum Tod.
Embolie: Diagnose
Bei Verdacht auf eine Embolie erfasst der Arzt zunächst die Krankengeschichte. Dabei klärt er beispielsweise ab, ob ein erhöhtes Risiko für Embolien besteht, welche Medikamente man einnimmt, welche Beschwerden vorliegen und so weiter.
Es folgt eine körperliche Untersuchung. Oft ergeben sich hier schon deutliche Hinweise für die Diagnose. Wenn die Untersuchung zum Beispiel neben plötzlichen Schmerzen und blasser Haut Temperaturunterschiede zur Gegenseite sowie der fehlenden Puls- und Gefäßgeräusche ergibt, kann eine Embolie im Arm oder Bein dahinterstecken.
Bestimmte Ultraschalluntersuchungen, wie die Dopplersonographie oder eine Gefäßdarstellung (Angiographie), können dann weitere diagnostische Hinweise für die Embolie liefern.
Hingegen kann der Arzt bei möglichen Anzeichen für eine Embolie in der Milz (wie heftige linksseitige Schmerzen im Bauch und in der Schulter) zunächst prüfen, ob beim Atmen Reibegeräusche im Milzbereich (perisplenisches Reiben) zu hören sind und ob Druck auf den Bauch schmerzhaft ist: Beides spricht für einen Milzinfarkt, der sich ebenfalls mit Ultraschall nachweisen lässt.
Weisen die Symptome auf eine Lungenembolie hin, stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung. Besonders zuverlässig lässt sich in den Lungen eine Embolie mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung (Lungenszintigraphie) und einer Angiographie der Lungenarterien nachweisen.
Bei einer Embolie ist es ratsam, Thrombosen auszuschließen, da diese ein Risiko für weitere Embolien bedeuten.
Embolie: Therapie
Bei einer Embolie zielt die Therapie darauf ab, die Durchblutung im betroffenen Gewebe so schnell wie möglich zu verbessern – bevor dauerhafte Schäden entstehen. Dazu kann man zum Beispiel den Embolus auflösen (Lyse) oder entfernen (Embolektomie).
Je nachdem, wo das durch den Embolus verstopfte Gefäß liegt, können sich die ersten Schritte zur Behandlung einer Embolie jedoch stark unterscheiden. Beispiele:
Embolie im Bein oder Arm
Wenn Sie beispielsweise eine akute Embolie im Bein oder Arm haben, bestehen die ersten Maßnahmen darin,
- den Schmerz auszuschalten,
- die betroffene Gliedmaße tief und weich zu lagern und
- sich vor Wärmeverlust zu schützen.
Der Notarztkann Ihnen Heparin in die Vene verabreichen: Dieses Medikament hemmt die Blutgerinnung, was verhindern soll, dass das betroffene Gefäß noch mehr oder wieder verstopft.
Die weitere Behandlung der Embolie im Arm oder Bein erfolgt im Krankenhaus: Dort entscheidet sich, ob Medikamente gegen die Embolie ausreichen oder ob eine Operation notwendig ist.
In etwa 90 Prozent der Fälle besteht bei einer Embolie im Arm oder Bein die Therapie darin, den für den Gefäßverschluss verantwortlichen Embolus zu entfernen. Gelegentlich ist es auch möglich, den Embolus bei der Gefäßdarstellung im Rahmen der Diagnose mit einem Katheter abzusaugen oder aufzulösen.
Embolie in der Lunge
Bei einer Embolie in der Lunge ist es wichtig, dass man Sie zunächst in eine halb sitzende Position bringt, sofern Sie bei Bewusstsein sind. Der Notarzt verabreicht Ihnen Sauerstoff und Medikamente, die Ihre Schmerzen lindern und Sie beruhigen.
Bei einer schweren Lungenembolie bestehen die Erste-Hilfe-Maßnahmen darin, bei Bedarf die Atmung und den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten und zu stabilisieren (Wiederbelebung). Die weitere Behandlung ist ähnlich wie bei der akuten Embolie einer Gliedmaßenarterie.
Embolie im Mesenterium
Ein Darminfarkt infolge einer Embolie im Mesenterium (Darmgekröse) macht in jedem Fall eine schnelle Operation nötig: Wenn die Blutversorgung des Darms zu lange unterbrochen ist, stirbt das Darmgewebe ab – dann besteht die einzige Behandlungsmöglichkeit darin, den betroffenen Darmabschnitt großzügig zu entfernen.
Embolie im Gehirn
Auch bei einem Schlaganfall infolge einer Hirnembolie besteht die Behandlung unter anderem darin, die verschlossenen Gefäße wieder durchgängig zu machen. Um die Schäden am Hirngewebe so gering wie möglich zu halten, ist bei einer Embolie im Gehirn eine schnelle und fachkundige Therapie in einer Klinik mit spezialisierter Schlaganfall-Einheit wichtig.
An die unmittelbare Behandlung der Embolie schließt sich die Suche und (wenn möglich) Beseitigung ihrer Ursachen an.
Embolie: Verlauf
Prognose
Bei einer Embolie hängen Verlauf und Prognose vor allem davon ab, wo das verstopfte Gefäß liegt: Nur wenn die betroffene Körperregion über gute Umgehungskreisläufe (Kollateralen) verfügt, kann eine kleine Embolie ohne besondere Störung verlaufen. Ansonsten kann der behinderte Blutstrom eine gestörte Funktion des minderdurchbluteten Organs oder absterbendes Gewebe zur Folge haben.
Grundsätzlich kann jeder, der bereits eine Embolie durchgemacht hat, erneut eine Embolie bekommen. Wer ein erhöhtes Risiko für Embolien hat (z.B. durch Arteriosklerose, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, hohes Lebensalter), sollte daher auf eine konsequente Embolieprophylaxe achten.
Komplikationen
Eine Embolie kann in ihrem Verlauf je nach Entstehungsort mit verschiedenen Komplikationen verbunden sein:
- Eine Embolie im Arm oder Bein kann die Funktion der betroffenen Gliedmaße dauerhaft einschränken oder im Extremfall zu deren Verlust führen.
- Kommt es infolge einer Embolie zu einem Nieren- oder Milzinfarkt, kann das betroffene Gewebe ebenfalls zugrunde gehen und das Organ in seiner Funktion versagen.
- Auch bei einem Darminfarkt stirbt der betroffene Darmabschnitt ab – dann kann es schnell zur Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Die einzige Lösung: den betroffenen Darmabschnitt großzügig zu entfernen, was ein Kurzdarmsyndrom zur Folge haben kann (d.h. fortdauernde starke Durchfälle; später sind auch Mangelerscheinungen aufgrund der beeinträchtigten Nährstoffausnutzung möglich).
- Eine Hirnembolie kann aufgrund neurologischer Ausfälle, wie Lähmungen oder Sprachstörungen, den Verlust der Selbstständigkeit zur Folge haben und die Betroffenen zum Pflegefall machen oder in schweren Fällen tödlich verlaufen.
- Eine Lungenembolie kann – ebenso wie ein Herzinfarkt infolge einer Embolie der Herzkranzgefäße – zum Tod führen.
Embolie: Vorbeugen
Wenn Sie einer Embolie vorbeugen möchten, können sie das Risiko durch folgende Maßnahmen so gering wie möglich halten:
- Vermeiden Sie Risikofaktoren. Dazu gehören:
- Rauchen
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Übergewicht (Adipositas)
- Nehmen Sie genugFlüssigkeit zu sich.
- Sorgen Sie für bei längeren Flügen oder Autofahrten für ausreichend Bewegung.
Weitere Möglichkeiten, mit denen man einer Embolie vorbeugen kann, sind zum Beispiel:
- gerinnungshemmende Medikamente (Heparin, Phenprocoumon)
- Acetylsalicylsäure (ASS) bei arteriellen Thromboembolien
- Kava-Schirm bei wiederkehrenden Embolien aufgrund von Beinvenenthrombosen
- Stützstrümpfe vor Operationen oder nach Entbindungen