Eisenspeicherkrankheit (Siderose)
Bei einer Eisenspeicherkrankheit (Siderose) befindet sich zu viel Eisen im Körper. Da dieser Eisenüberschuss zunächst keine besonderen Symptome auslöst, sind sich viele Betroffene ihrer Erkrankung gar nicht bewusst. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind jedoch wichtig, um mögliche Folgeschäden erfolgreich verhindern zu können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Eisenspeicherkrankheit: Überblick
Eisenspeicherkrankheiten können die verschiedensten Ursachen haben – dabei unterscheidet man die erbliche Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) von der erworbenen Eisenspeicherkrankheit (Hämosiderose):
- Die erbliche (primäre) Eisenspeicherkrankheit entsteht durch eine Veränderung an der Erbanlage. Meist bricht die erbliche (hereditäre) Hämochromatose zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr aus: Diese Erbkrankheit betrifft Männer zehnmal häufiger als Frauen. Bei Frauen mit erblicher Hämochromatose treten Symptome für den Eisenüberschuss oft erst nach der Menopause auf, also nach dem Ende der Regelblutungen.
- Eine erworbene (sekundäre) Eisenspeicherkrankheit (Hämosiderose) kann durch häufige Bluttransfusionen, aber auch durch Vorerkrankungen wie Hepatitis C sowie durch Alkoholmissbrauch entstehen.
Zunächst treten bei einer Eisenspeicherkrankheit allgemeine Symptome wie Müdigkeit, allgemeine Schwäche und Unwohlsein auf. Mit der Zeit kann die Siderose ohne Behandlung schwerwiegendere Folgen haben, zum Beispiel:
- Gelenkbeschwerden (Arthropathie)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Verfärbungen der Haut: rote Flecken, graubraune Färbung, unregelmäßige Pigmentierung bis hin zur Bronzetönung im späten Stadium
- vergrößerte Milz
- Leberzirrhose (in 90 Prozent der Fälle) bis hin zum Leberkrebs
- Herzinsuffizienz
- Herzrhythmusstörungen
- Impotenz / Ausbleiben der Menstruation
Bei jeder Form von Eisenspeicherkrankheit – ob bei einer erworbenen Siderose oder der erblichen Hämochromatose – zielt die Therapie darauf ab, den Eisenüberschuss im Körper abzubauen.
Zur Behandlung kommen Aderlässe oder Medikamente infrage, welche die Ausscheidung von Eisen fördern; bei erblicher Hämochromatose ist auch die Ernährung wichtig. Wenn es gelingt, die Eisenspeicherkrankheit rechtzeitig zu erkennen und mit der geeigneten Behandlung zu beginnen, sind Lebenserwartung und -qualität der Betroffenen kaum beeinträchtigt.
Was ist die Eisenspeicherkrankheit?
Der Begriff Eisenspeicherkrankheit (bzw. Siderose) bezeichnet verschiedene Erkrankungen, die zu einem Eisenüberschuss im Körper führen. Es sind erbliche (primäre) und erworbene (sekundäre) Eisenspeicherkrankheiten bekannt:
- Primäre Eisenspeicherkrankheit:
Die erbliche Siderose oder hereditäre Hämochromatose ist durch eine erhöhte Aufnahme (Resorption) von Eisen aus dem Darm ins Blut gekennzeichnet. Die klassische oder adulte Hämochromatose bricht meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr aus. Tritt die primäre Eisenspeicherkrankheit vor dem 30. Lebensjahr auf, handelt es sich um die sogenannte juvenile Hämochromatose. Sehr selten ist die neonatale Hämochromatose, bei der bereits Ungeborene Symptome zeigen, sodass in der Regel innerhalb der ersten drei Monate eine Lebertransplantation notwendig ist. - Sekundäre Eisenspeicherkrankheit:
Eine erworbene Siderose kann aufgrund verschiedener Vorerkrankungen wie zum Beispiel Alkoholismus oder Hepatitis C entstehen, wenn der Körper mit Eisen überlastet ist.
Häufigkeit
Die erbliche Eisenspeicherkrankheit (Siderose) oder hereditäre Hämochromatose tritt bei Europäern mit einer Häufigkeit von etwa 1:1.000 auf. Männer sind etwa 10-mal häufiger betroffen als Frauen, da Frauen wegen der Monatsblutungen einen regelmäßigen Blut- und damit Eisenverlust haben. Aus diesem Grund brechen Siderosen bei Frauen gewöhnlich erst nach der Menopause aus (d.h. wenn keine Monatsblutungen mehr auftreten).
Eisen im Körper
Bei der Eisenspeicherkrankheit (Siderose) befindet sich zu viel Eisen im Körper. Das Eisen stammt aus der Nahrung, aus der es der Körper teilweise über die Darmschleimhaut aufnimmt. Die Höhe der Eisenaufnahme (sog. Eisenresorption) richtet sich beim gesunden Menschen nach der derzeit im Körper vorhandenen Eisenmenge: Normalerweise nimmt der Organismus täglich ein bis zwei Milligramm Eisen auf. Dabei gelangt das Eisen vom Darm aus über das Blut in verschiedene Organe und lagert sich dort ab. Im Blut ist Eisen nötig, um den roten Blutfarbstoff Hämoglobin zu bilden, der Sauerstoff zu den Zellen transportiert. Der Eisengesamtwert beträgt bei gesunden Erwachsenen 3 bis 5 Gramm. Dieses Eisen verteilt sich im Körper wie folgt:
- Hämoglobin = etwa 65 Prozent der Gesamtmenge
- Eisenreserven in Leber, Milz und Knochenmark als Ferritin = etwa 27 Prozent
- Myoglobin = etwa 3,5 Prozent
- Serumeisen gebunden am Transferrin = etwa 2,2 Prozent
- eisenhaltige Enzyme = 0,2 Prozent
Transferrin ist ein Eiweiß (Glykoprotein), das im Blutserum für den Transport von Eisen verantwortlich ist. Im Körper gesunder Menschen ist die maximale Eisenaufnahmekapazität des Transferrins nur zu etwa 30 Prozent ausgeschöpft. Bei der Eisenspeicherkrankheit ist die Sättigung auf über 50 Prozent bei Frauen und 60 Prozent bei Männern erhöht. Die aktuelle Bindungskapazität des Transferrins ist bei einer Siderose Teil der Labordiagnostik.
Ursachen der Eisenspeicherkrankheit
Eine Eisenspeicherkrankheit (Siderose) kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Je nachdem, ob der charakteristische Eisenüberschuss im Körper durch Vererbung bedingt ist oder aufgrund anderer Faktoren entsteht, unterscheidet man primäre und sekundäre Eisenspeicherkrankheiten:
Primäre Eisenspeicherkrankheit (Siderose)
Hat eine Eisenspeicherkrankheit (Siderose) erbliche Ursachen, liegt eine primäre Eisenspeicherkrankheit oder auch erbliche (hereditäre) Hämochromatose vor. Verantwortlich für diese Erbkrankheit ist ein geschädigter Träger der Erbanlage (ein defektes Gen). Die primäre Eisenspeicherkrankheit entsteht meist durch autosomal-rezessive Vererbung des Gendefekts:
- Autosomal bedeutet, dass der Gendefekt nicht geschlechtsgebunden ist.
- Rezessiv bedeutet, dass ein Kind nur dann erkrankt, wenn beide Eltern den Gendefekt in sich tragen und beide den Gendefekt an ihr Kind weitergeben.
Beim gesunden Menschen nimmt der Körper über die Darmschleimhaut so viel Eisen aus der Nahrung auf wie nötig – die Höhe der Eisenaufnahme (sog. Eisenresorption) richtet sich dabei nach der derzeit im Körper vorhandenen Eisenmenge. Die primäre Eisenspeicherkrankheit hat ihre Ursachen darin, dass die Regulierung der Eisenaufnahme über die Dünndarmwand durch den Gendefekt gestört ist. Die Folge: Der Körper nimmt mehr Eisen auf als nötig.
Normalerweise nimmt der Körper täglich 1 bis 2 Milligramm Eisen auf und enthält insgesamt circa 2,5 (Frauen) beziehungsweise 3,5 (Männer) Eisen; bei der hereditären Hämochromatose steigt die Eisenresorption auf 3 bis 5 Milligramm und der Gesamteisengehalt auf 20 bis 50 Gramm. Das für die häufigste (und somit für die "klassische") primäre Eisenspeicherkrankheit verantwortliche Gen trägt die Bezeichnung HFE, wobei das H für Hämo steht und FE das chemische Zeichen für Eisen ist.
Für eine primäre Eisenspeicherkrankheit kommen als seltene Ursachen aber auch andere defekte Gene infrage: Neben der klassischen erblichen Hämochromatose, die meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr ausbricht (daher auch adulte Hämochromatose genannt), können somit vereinzelt weitere Formen von Siderose entstehen, wie:
- die juvenile Hämochromatose, die vor dem 30. Lebensjahr auftritt, oder
- die neonatale Hämochromatose bei Ungeborenen, deren genaue Ursachen unbekannt sind.
Sekundäre Eisenspeicherkrankheit (Siderose)
Hat eine Eisenspeicherkrankheit (Siderose) keine erblichen Ursachen, sondern erworbene, handelt es sich um eine sogenannte sekundäre Eisenspeicherkrankheit. Als Auslöser sekundärer Siderosen kommen vielfältige Faktoren infrage.
So kann eine sekundäre Eisenspeicherkrankheit als Ursachen häufige Bluttransfusionen oder Alkoholismus haben. Daneben können verschiedene Vorerkrankungen eine Siderose verursachen und den Körper übermäßig mit Eisen belasten, wie
- Thalassämie (erbliche Störung der Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin)
- sideroblastische Anämie (erbliche Eiseneinbaustörung)
- hämolytische Anämie (gesteigerter Abbau der roten Blutkörperchen)
- Porphyria cutanea tarda (Stoffwechselkrankheit, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut)
- Hepatitis C
Woran lässt sich eine Siderose erkennen?
Die mit einer Eisenspeicherkrankheit (Siderose) verbundenen Symptome sind durch den Eisenüberschuss im Körper bedingt. Im Anfangsstadium verursacht eine Eisenspeicherkrankheit allerdings meist keine Beschwerden: Die Betroffenen sind sich ihrer Erkrankung daher meist gar nicht bewusst. Eine histologische (feingewebliche) Untersuchung des Lebergewebes (sog. Biopsie) zeigt aber bereits, dass in den Zellen eine Eisenüberladung vorliegt.
Bei einer Siderose nimmt der Gesamteisengehalt des Körpers jedoch typischerweise zu. Dabei verursacht die Eisenspeicherkrankheit zunächst allgemeine Symptome; im weiteren Verlauf hat der Eisenüberschuss ohne Behandlung zunehmend schwerwiegendere Folgen:
- Müdigkeit, allgemeine Schwäche, Unwohlsein
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- dunkle Hautflecken, vor allem in den Achselhöhlen
- Gewichtsabnahme
- verringerter oder fehlender Geschlechtstrieb (Libido), Impotenz
- Kurzatmigkeit
- Gelenkbeschwerden (Arthropathie)
- Leberzirrhose (in 90 Prozent der Fälle) bis hin zum Leberkrebs
- vergrößerte Milz
- Herzinsuffizienz
- Herzrhythmusstörungen
- Schädigungen der Nebennieren
Bei der erblichen Eisenspeicherkrankheit (sog. hereditäre Hämochromatose) treten erste Symptome für den Eisenüberschuss meistens zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf (sog. adulte Hämochromatose). Bei Frauen zeigt sich diese Siderose-Form jedoch oft erst nach der Menopause, weil die Regelblutungen mit einem wiederholten Eisenverlust verbunden sind.
Nur selten löst eine erbliche Eisenspeicherkrankheit früher Symptome aus: Die juvenile Hämochromatose bricht typischerweise vor dem 30. Lebensjahr aus. Die sehr seltene neonatale Hämochromatose wirkt sich sogar schon vor der Geburt aus: Die Ungeborenen entwickeln durch den Eisenüberschuss typischerweise Symptome einer Lebenzirrhose. Eine erworbene Siderose kann sich je nach Auslöser zu verschiedenen Zeitpunkten bemerkbar machen.
Eisenspeicherkrankheit: Diagnose
Bei der Eisenspeicherkrankheit (Siderose) erfolgt die Diagnose über Laboruntersuchungen, mit deren Hilfe man die Konzentration von Eisen im Blut ermitteln kann: Auch wenn die Eisenspeicherkrankheit noch keine deutlichen Symptome verursacht, kann sich ein Eisenüberschuss im Blut finden. Die folgenden Blutparameter sind bei Verdacht auf eine Eisenspeicherkrankheit wichtig:
- Serumeisen, gebunden an das im Blutserum für den Transport des Eisens verantwortliche Transferrin
- Ferritin (= Speicherstoff für Eisen in Leber, Milz und Knochenmark)
- Transferrinsättigung (der Normalwert beträgt zwischen 15 und 45 Prozent Sättigung; eine Sättigung über 45 Prozent bei Frauen und über 50 Prozent bei Männern gilt als krankhaft)
Eine erbliche Eisenspeicherkrankheit (bzw. hereditäre Hämochromatose) nur anhand dieser Laborwerte sicher zu diagnostizieren, ist jedoch nicht möglich. Daher sind bei einer Eisenspeicherkrankheit zur Diagnose weitere Untersuchungen hilfreich, um festzustellen, ob es sich um eine hereditäre Hämochromatose handelt: Als Diagnostik bieten sich dann ein Gentest (um die verantwortliche Veränderung an der Erbanlage nachzuweisen) und eventuell eine Leberbiopsie an.
Behandlung der Eisenspeicherkrankheit
Bei einer Eisenspeicherkrankheit (Siderose) hängt die Therapie von der Ursache der Erkrankung ab. Bei jeder Form von Eisenspeicherkrankheit zielt die Behandlung darauf ab, den Eisenüberschuss im Körper abzubauen.
Erbliche (hereditäre) Hämochromatose
Wenn Sie eine primäre Eisenspeicherkrankheit (Siderose) – wie die klassische erbliche (hereditäre) Hämochromatose – haben, zielt die Therapie darauf ab, das vom Körper gebildete Eisendepot wieder abzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt eine sehr alte Methode der Blutabnahme zum Einsatz: der Aderlass. Hierbei nimmt der Arzt Ihnen anfangs ein- bis zweimal pro Woche etwa 500 Milliliter Blut ab. 500 Milliliter Blut pro Woche können dem Körper etwa 250 Milligramm Eisen entziehen. Diese Aderlässe verträgt der menschliche Körper im Allgemeinen problemlos. Wenn die Konzentration des Eisenspeicherstoffs Ferritin weit genug abgesunken ist (<50 Nanogramm pro Liter), sind die Aderlässe nur noch alle 2 bis 4 Monate nötig.
Wenn Aderlässe bei Ihnen zur Hämochromatose-Therapie nicht geeignet sind (weil Sie z.B. eine Blutarmut oder eine Herzschwäche haben), können Sie auch Medikamente (Deferoxamin, Deferasirox) bekommen, um den Eisenüberschuss abzubauen. Diese Behandlung erhöht die Eisenausscheidung über Stuhl und Urin. Auch wenn Sie eine juvenile Hämochromatose haben (d.h. wenn sich Ihre Eisenspeicherkrankheit schon vor dem 30. Lebensjahr gezeigt hat) oder eine transfusionsbedingte sekundäre Siderose vorliegt, ist die Behandlung mit Medikamenten ratsam.
Bei einer erblich bedingten Eisenspeicherkrankheit spielt auch die Ernährung zur Behandlung eine wichtige Rolle: Bei erblicher Hämochromatose können Sie mithilfe einer eisenarmen Ernährung die von Ihrem Körper aufgenommene Eisenmenge (Eigenresorption) vermindern. Zudem ist es bei einer primären Eisenspeicherkrankheit ratsam, keinen Alkohol zu trinken.
Ob die gegen eine primäre Eisenspeicherkrankheit eingesetzte Behandlung erfolgreich ist, können Sie kontrollieren, indem Sie regelmäßig Ihre Eisenwerte bestimmen lassen. Hat sich der Gesamteisengehalt Ihres Körpers durch die Hämochromatose-Therapie wieder normalisiert, so sind lebenslang etwa 4 bis 6 Aderlässe pro Jahr erforderlich.
Damit die gegen eine primäre Eisenspeicherkrankheit eingesetzte Behandlung erfolgreich sein kann, muss in der Regel eine Voraussetzung erfüllt sein: die Siderose rechtzeitig zu erkennen – also bevor der Eisenüberschuss gesundheitliche Schäden verursacht. Ohne Behandlung kann die erbliche Hämochromatose zu Herzschäden, Gelenkschäden, Diabetes mellitus oder einer Leberzirrhose führen. Diese Folgen der Hämochromatose sind trotz intensiver Therapie meist nicht mehr zu beheben.
Sekundäre Eisenspeicherkrankheit
Auch wenn eine Eisenspeicherkrankheit (Siderose) nicht erblich bedingt ist, hat die Therapie zum Ziel, die entstandenen Eisenablagerungen durch vermehrte Eisenausscheidung aufzulösen. So ist gegen eine sekundäre Eisenspeicherkrankheit zur Behandlung zum Beispiel der Wirkstoff Deferoxamin geeignet: Dieser bewirkt, dass der Körper vermehrt Eisen über Stuhl und Urin ausscheidet. Oft macht eine sekundäre Eisenspeicherkrankheit eine jahrelange Behandlung nötig.
Die gegen eine sekundäre Eisenspeicherkrankheit eingesetzte Behandlung besteht aber nicht nur darin, den Eisenüberschuss abzubauen: Die Behandlung der ursächlichen Erkrankung (z.B. Hepatitis C oder Alkoholismus) spielt bei der sekundären Siderose ebenfalls eine wichtige Rolle.
Deferoxamin hilft nicht nur gegen eine sekundäre Eisenspeicherkrankheit – der Wirkstoff kann auch zur Behandlung einer primären Siderose zum Einsatz kommen, wenn zur Therapie ein Aderlass aufgrund anderer Erkrankungen wie zum Beispiel einer Blutarmut nicht zu empfehlen ist.
Eisenspeicherkrankheit: Verlauf
Bei einer Eisenspeicherkrankheit (Siderose) hängt der Verlauf in hohem Maß vom Zeitpunkt der Diagnose ab: Rechtzeitig erkannt und behandelt verläuft eine Eisenspeicherkrankheit günstig – Lebensqualität und Lebensdauer der Betroffenen sind nicht eingeschränkt. Bleibt jedoch der Eisenüberschuss ohne Behandlung länger bestehen, verringern sich Lebensqualität und Lebensdauer deutlich.
Komplikationen
Eine Eisenspeicherkrankheit (Siderose) kann je nach Ursache und Beginn der Behandlung im weiteren Verlauf zu verschiedenen Komplikationen führen: So entwickeln bei spätem Behandlungsbeginn etwa 70 Prozent der Betroffenen durch den lange bestehenden Überschuss an Eisen im Körper einen Diabetes mellitus und sehr viele eine Leberzirrhose. Auch Leberkrebs, Herzschwäche und Gelenkprobleme sind zu erwarten.
Dass sich bei der Siderose die Leber zirrhotisch verändert (also verhärtet und schrumpft), ist eine häufige Komplikation. In diesem Fall ist außerdem das Risiko, dass die Eisenspeicherkrankheit im weiteren Verlauf zu Leberkrebs führt, um das 200-Fache erhöht. Die Behandlung eines durch Eisenüberschuss entstandenen Diabetes mellitus ist oft kompliziert, da die Einstellung des Insulinbedarfs erschwert ist. Haben sich Leberzirrhose, Gelenkveränderungen oder Diabetes erst einmal entwickelt, so können sie sich nicht mehr zurückbilden – auch nicht bei regelmäßiger Blutabnahme durch Aderlass.
Lässt sich der Eisenspeicherkrankheit vorbeugen?
Einer Eisenspeicherkrankheit (Siderose) können Sie nur bedingt vorbeugen: Um zu verhindern, dass eine erworbene Eisenspeicherkrankheit (sekundäre Siderose) entsteht, ist es ratsam, mögliche Auslöser wie Alkoholmissbrauch zu vermeiden.
Es sind jedoch keine Maßnahmen bekannt, mit denen Sie einer erblichen Eisenspeicherkrankheit oder hereditären Hämochromatose vorbeugen können. Ist eine Schwangerschaft geplant, können Sie aber ein sogenanntes Familienscreening durchführen lassen, um festzustellen, ob eine Veränderung (Mutation) an einem bestimmten Träger der Erbanlage – dem sogenannten HFE-Gen – vorliegt: Ein mutiertes HFE-Gen ist am häufigsten für die erbliche Siderose verantwortlich. Ist die Genmutation bei keinem oder nur bei einem potenziellen Elternteil zu finden, ist eine angeborene Eisenspeicherkrankheit beim Nachwuchs ausgeschlossen.