Frau mit blasser Haut aufgrund einer Eisenmangelanämie liegt müde auf dem Sofa.
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Eisenmangelanämie: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 07.10.2024

Eisen spielt eine wichtige Rolle in vielen Stoffwechselvorgängen und ist ein lebenswichtiges Spurenelement. Vor allem an der Blutbildung ist der Mineralstoff maßgeblich beteiligt. Liegt im Körper ein Eisenmangel vor, kann es als Folge zu einer Eisenmangelanämie kommen. Was dahintersteckt, welche Symptome auftreten und welche Laborwerte auf eine Eisenmangelanämie hindeuten können, erfahren Sie im Text.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Eisenmangelanämie

Betroffene leiden oft an Symptomen wie Blässe, Müdigkeit, eingerissenen Mundwinkeln, trockener Haut, brüchigen Nägeln sowie Haarausfall. 

Neben einer Mangelernährung können starke Monatsblutungen oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt Gründe für die Eisenmangelanämie sein. 

Eine Einnahme von Eisenpräparaten nach ärztlicher Absprache sowie eine eisenreiche Ernährung kann helfen, den Mangel auszugleichen. Sind Blutungen Grund für die Anämie, müssen diese zudem behandelt werden.

Was ist eine Eisenmangelanämie?

Bei einer Eisenmangelanämie handelt es sich um eine Anämie (Blutarmut) als Folge eines Eisenmangels. Die Eisenmangelanämie ist die häufigste Form der Anämie. Sie entsteht meistens über einen langen Zeitraum hinweg. 

Der Körper braucht Eisen, um Häm zu bilden. Häm ist ein Baustein des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Mithilfe von Hämoglobin transportieren die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Sauerstoff durch den Körper. Steht zu wenig Eisen zur Verfügung, werden zu wenig Hämoglobin und rote Blutkörperchen gebildet, die zudem kleiner sind als normal. Bei einer Eisenmangelanämie kann also weniger Sauerstoff in die Körperzellen transportiert werden. Da die Organe Sauerstoff für zahlreiche lebenswichtige Vorgänge benötigen, ruft ein Mangel daran vielfältige Beschwerden hervor.

Häufigkeit der Eisenmangelanämie

Eisenmangelanämie kommt bei Frauen weitaus häufiger vor als bei Männern. Über die Menstruation verlieren Frauen Blut – etwa 60 Milliliter pro Monat. Dabei geht auch Eisen verloren, das in den roten Blutkörperchen gebunden ist.

In Europa betrifft die Eisenmangelanämie 20 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter, in Entwicklungsländern sind es sogar noch mehr. Zehn bis 15 Prozent der Kinder leiden unter der Erkrankung.

Wichtig: Ein Eisenmangel und eine Eisenmangelanämie sind nicht das Gleiche. Bei einem Eisenmangel ist zwar der Eisenspeicher sehr niedrig, es liegt allerdings noch genügend Hämoglobin zum Sauerstofftransport vor. Anders bei der Eisenmangelanämie. Hier ist ebenfalls der Hämoglobingehalt erniedrigt und die Produktion der roten Blutkörperchen beeinträchtigt. 

Eisenmangelanämie: Mögliche Ursachen

Für eine Eisenmangelanämie kann es verschiedene Gründe geben:

Eisenmangelanämie: Diese Symptome treten auf

Eine Eisenmangelanämie äußert sich häufig durch folgende Symptome:

Eisenmangelanämie: Welche Werte bestimmt das Labor?

Eine Eisenmangelanämie lässt sich anhand verschiedener Blutwerte feststellen, die im Labor bestimmt werden. Welche Werte das sind und wie sie im Falle einer Anämie aufgrund eines Eisenmangels typischerweise von der Norm abweichen, zeigt die folgende Tabelle:

 NormwerteAbweichung bei Eisenmangelanämie
FerritinFrauen: 15-100 Mikrogramm pro Liter (μg/l)
Männer: 30-100 μg/l
erniedrigt (<30)
Transferritin200-360 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)erhöht
Transferrinsättigung16-45 %erniedrigt (<15 %)
Hämoglobin (Hb)Frauen: >12 Gramm pro Deziliter (g/dl)
Männer: >13 g/dl
erniedrigt
Retikulozyten-Hb≥29 Pikogramm (pg)erniedrigt
MCV80-95 Femtoliter (fl)erniedrigt (<80 fl)
MCH27-34 pg Hämoglobin pro rotes Blutkörperchenerniedrigt (<27 pg)
sTfR0,8-2,2 Milligramm pro Liter (mg/l)erhöht

Wichtig: Auf Laborberichten ist nicht von "Normwerten" oder "Normalwerten" die Rede, sondern von Referenzbereichen. Darunter versteht man den Bereich, in dem die Messwerte von 95 von 100 gesunden Menschen liegen. Welche Referenzwerte ein Labor angibt, hängt auch davon ab, welches Untersuchungsverfahren dort verwendet wird. Deshalb können sich die Referenzwerte von Labor zu Labor unterscheiden – je nach eingesetzter Messmethode.

Entscheidend sind vor allem Ferritin und der rote Blutfarbstoff Hämoglobin. Mit Ferritin speichert der Körper Eisen. Ein erniedrigter Ferritinwert ist somit ein Hinweis auf eine Eisenmangelanämie.

Erhöhte Ferritinwerte schließen eine Eisenmangelanämie allerdings nicht unbedingt aus. Denn der Körper bildet vermehrt Ferritin, wenn eine Entzündung im Gange ist. Darum wird meist zusätzlich auch der CRP-Wert bestimmt, ein Entzündungsmarker. Ist der CRP-Wert erhöht, deutet dies auf eine Entzündung hin. Dann besteht die Möglichkeit, dass es dem Körper trotz hoher Ferritinwerte an Eisen mangelt.

Um sich ein genaueres Bild vom Eisenstoffwechsel der betroffenen Person zu verschaffen, wird die*der Ärztin*Arzt jedoch auch auf die anderen in der Tabelle genannten Laborwerte achten:

  • Transferrin: Transferrin dient dazu, Eisen durchs Blut zu transportieren. Bei Eisenmangel steigt der Anteil der Transferrin-Partikel im Blut, die nicht mit Eisen beladen sind.

  • sTfR: Die Abkürzung steht für soluble transferrin receptors, also lösliche Transferrinrezeptoren. Zellen haben auf ihrer Oberfläche sogenannte Transferrinrezeptoren, mit denen sie Eisen (bzw. Transferrin) aufnehmen können. Mangelt es dem Körper an Eisen, bilden die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen mehr von diesen Rezeptoren, um vom wenigen verfügbaren Eisen mehr abzubekommen. Dies führt zu einer erhöhten Menge von Transferrinrezeptoren im Blut.

  • MCV: Die Abkürzung steht für den englischen Begriff Mean Corpuscular Volume, auf Deutsch übersetzt "mittleres Zellvolumen". Bei Eisenmangel sind die roten Blutzellen in der Regel kleiner als gewöhnlich.

  • MCH: Der Wert gibt an, wie viel Hämoglobin eine rote Blutzelle im Mittel bindet. Erniedrigte Werte deuten auf einen Eisenmangel hin, erhöhte auf einen Folsäure- oder Vitamin-B12 -Mangel.

  • Retikulozyten-Hb: Retikulozyten sind junge, neu gebildete rote Blutkörperchen. An ihrem Hämoglobingehalt lässt sich ein Eisenmangel schon in einem frühen Stadium feststellen. Ist der Retikulozyten-Hb-Wert niedrig, heißt das: Der Körper verfügt aktuell offenbar nicht über genug Eisen, um die neuen Blutkörperchen mit ausreichend Hämoglobin auszustatten.

Das Labor misst aber nicht nur die Konzentrationen der verschiedenen Blutbestandteile. Es fertigt auch einen Blutausstrich an. Dazu wird ein Tropfen Blut auf ein Glasplättchen aufgetragen und dünn ausgestrichen. Wenn das Blut getrocknet ist, wird es gefärbt. Dadurch werden die weißen und roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop sichtbar. Entscheidend sind vor allem die Größe und Form der roten Blutkörperchen: Im Fall einer Anämie sind sie typischerweise unterschiedlich groß und geformt.

Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf Eisenmangelanämie

Besteht aufgrund der Anamnese und der Blutuntersuchung Verdacht auf eine Blutarmut, gilt es, die genaue Ursache dafür zu finden. Da neben einer Mangelernährung auch andere Gründe für die Eisenmangelanämie infrage kommen, sind folgende Untersuchungen nötig:

  • Untersuchungen des Magen-Darm-Trakts: Mögliche Entzündungsquellen, Blutungen oder Tumoren sollten als Ursache der Eisenmangelanämie ausgeschlossen werden. Tast- und Ultraschalluntersuchungen, Stuhlproben sowie eine Magen-Darm-Spiegelung (Endoskopie) kommen dafür infrage.
  • Gynäkologische Untersuchung: Sie ist dann angezeigt, wenn eine ungewöhnlich starke Menstruationsblutung (Hypermenorrhö) oder Blutungen nach der Menopause vorliegen.

Therapie der Eisenmangelanämie

Die Therapie der Eisenmangelanämie hängt von der Ursache ab. Stecken Blutungen dahinter, wird die*der Ärztin*Arzt diese stoppen. War eine chronische Erkrankung der Grund für den Mangel, ist eine Behandlung dieser nötig.

Der Eisenmangel selbst lässt sich durch die Ernährung und Eisenpräparate ausgleichen. Letztere gibt es nicht nur in Apotheken, sondern auch in Drogerien und Reformhäusern zu kaufen. Bei einem nachgewiesenen Eisenmangel werden aber in der Regel apothekenpflichtige Präparate verordnet.

Normalerweise sollte sich der Eisenmangel dadurch innerhalb weniger Monate ausgleichen lassen. Ob die Einnahme den gewünschten Erfolg bringt, lässt sich im Rahmen einer erneuten Blutuntersuchung am Hämoglobinwert prüfen. Hat sich dieser normalisiert, wird oft dazu geraten, die Eisenpräparate für weitere drei bis sechs Monate einzunehmen. In dieser Zeit können sich die Eisenspeicher des Körpers wieder füllen.

In schweren Fällen wird Eisen über eine Vene verabreicht. Zum Beispiel helfen Tabletten bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nicht immer. 

Wichtig: Eisenpräparate sollte man nur bei nachgewiesenem Mangel einnehmen. Sonst droht ein Überschuss an Eisen im Körper, der zu verschiedenen Beschwerden wie beispielsweise Verstopfung  führen kann.

Ernährung bei Eisenmangelanämie

Bei einer Eisenmangelanämie spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Eisen liegt in der Nahrung in unterschiedlichen Formen vor:

  • Häm-Eisen (zweiwertiges Eisen): Kommt in tierischen Produkten wie Fleisch und Fisch vor
  • Nicht-Häm-Eisen (dreiwertiges Eisen): Bestandteil pflanzlicher Nahrungsmittel und Milchprodukte

Damit der Darm Eisen aufnehmen kann, muss es als zweiwertiges Eisen vorliegen. Dreiwertiges Eisen wird erst im Magen von der Magensäure zu zweiwertigem Eisen umgewandelt. Verschiedene Stoffe beeinflussen diesen Vorgang. So unterstützt Ascorbinsäure (Vitamin C) die Reduktion zu zweiwertigem Eisen. Deshalb wird in der Regel geraten, die Eisenaufnahme durch zusätzliche Einnahme von Vitamin C zu unterstützen. Beispiel: Nimmt man Haferflocken zu sich, um den Eisenhaushalt zu verbessern, ist es sinnvoll, Vitamin-C-reiches Obst als Beilage zu essen.

Wie viel Eisen benötigt der Körper?

Der Eisenbedarf liegt für Erwachsene zwischen 10 und 20 Milligramm pro Tag. Je nach Lebensumstand und Geschlecht kann dieser variieren:

  • weibliche und männliche Jugendliche zwischen 10 und 13 Jahren: 14 mg Eisen am Tag
  • männliche Jugendliche ab 13 Jahren und Männer: 11 mg Eisen am Tag
  • Frauen im gebärfähigen Alter: 16 mg Eisen am Tag
  • Schwangere: 27 mg Eisen am Tag
  • Stillende und nicht-stillende Frauen nach der Geburt: 16 mg Eisen am Tag
  • Frauen nach den Wechseljahren: 14 mg Eisen am Tag

Fleisch, Fisch und Getreide, aber auch grüne Gemüsesorten und Pilze enthalten viel Eisen. Vitamin C, das dem Körper hilft, Eisen aufzunehmen, steckt zum Beispiel in Paprika, Äpfeln, Zitrusfrüchten und Kohl.