Arzt begutachtet eingewachsenen Zehennagel eines Patienten
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Eingewachsener Zehennagel: Was tun?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.09.2023

Ein eingewachsener Zehennagel kann sehr schmerzhaft sein. Im Anfangsstadium reicht es manchmal, den betroffenen Nagel mit Hausmitteln selbst zu behandeln. Bei schweren Entzündungen, die mit Eiter einhergehen, ist meist eine OP nötig. Wie genau erfolgt die Therapie?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Von einem eingewachsenen Zehennagel spricht man, wenn die seitlichen Nagelenden in die umliegende Haut eindringen, dies führt mitunter zu starken Schmerzen.
  • Ursachen: Gründe sind häufig ein falsches Schneiden der Nägel oder drückendes Schuhwerk. Auch starke Schweißbildung oder erblich bedingte Nagelwuchsformen ("Rollnägel") sind Auslöser.
  • Symptome: Das umgebende Gewebe schmerzt, schwillt an und ist gerötet und entzündet. An den Nagelrändern kann Eiter, Blut und Wundsekret austreten und "wildes Fleisch" entstehen.
  • Konservative Therapie: Im frühen Stadium kann der betroffene Zeh selbst behandelt werden. Zum Einsatz kommen Fußbäder und desinfizierende Salben. Spezielle Zugpflaster und Nagelspangen unterstützen das natürliche Wachstum des Nagels. Sie sollten in einer Praxis für Podologie angelegt werden.
  • Operation: Bei einer eitrigen Infektion sollte eine OP erfolgen. Je nach Verfahren wird dabei in örtlicher Betäubung der betroffene Teil des Nagels herausgeschnitten.

Was ist ein eingewachsener Zehennagel?

Ein eingewachsener Zehennagel (Unguis incarnatus oder Onychocryptosis) zählt zu den häufigsten Nagel-Beschwerden und verursacht mitunter starke Schmerzen. Von 100 Menschen, die wegen Fußbeschwerden ärztlichen Rat aufsuchen, sind 20 von diesem Krankheitsbild betroffen.

Dabei drückt sich die Nagelplatte oder eine Nagelecke in die seitlich umgebende Haut (Nagelfalz oder auch Nagelwall). Es kommt in der Folge zu Reizungen und mitunter schmerzhaften Entzündungen im Gewebe. Grundsätzlich können auch Fingernägel betroffen sein. Häufiger zeigt sich das Problem jedoch an den Zehennägeln – vor allem am Nagel der Großzehe.

Zu den Ursachen zählen:

  • ein zu kurzer oder runder Nagelschnitt
  • enge Schuhe
  • Schweißfüße: Starkes Schwitzen weicht mitunter das Gewebe um die Nagelplatte auf und steigert das Risiko für Nagelprobleme.
  • Übergewicht (Adipositas)
  • erblich bedingte Nagelwuchsformen ("Rollnägel")
  • bestimmte Erkrankungen (etwa Diabetes mellitus)
  • die Behandlung mit bestimmten Krebsmedikamenten

Eingewachsener Zehennagel hat schmerzhafte Symptome

Im Anfangsstadium kommt es zu einer Schwellung im betroffenen Bereich. Er ist zudem gerötet und schmerzempfindlich. Die Symptome verstärken sich, je länger der Zehennagel unbehandelt bleibt. Folgende Beschwerden und Folgen sind möglich: 

  • Bildung von wildem Fleisch: Im weiteren Verlauf kann an den betroffenen Nagelrändern "Wildfleisch", auch Wundgewebe oder Granulationsgewebe, entstehen. Dabei handelt es sich um (gutartige) Wucherungen von Bindegewebe.

  • Austritt von Eiter: An den Rändern tritt mitunter Eiter, Blut und Wundsekret aus. Die Entzündung kann zudem unangenehm riechen, vor allem wenn Bakterien in die Wunde eindringen. Bei einer chronischen Entzündung blutet und eitert der eingewachsene Fußnagel immer wieder.

  • Schwere Infektionen: Ohne Therapie kann sich die Infektion auf den Nagel ausbreiten – möglich ist eine schmerzhafte Nagelbettentzündung oder Nagelfalzentzündung. Die Infektion kann sich in schweren Fällen auch auf umliegende Strukturen (Sehnen oder Knochen) ausbreiten.

Eingewachsener Zehennagel: Wann eine OP nötig ist

Ein eingewachsener Zehennagel muss nicht zwingend operiert werden. Gerade im frühen Stadium können konservative Behandlungsmethoden erfolgversprechend sein.

Behandlung in einer podologischen Praxis

Betroffene können sich mit ihren Beschwerden in eine Praxis für medizinische Fußpflege (Podologie) begeben. Seit 2022 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der die Behandlung.

Verschiedene Hilfsmittel sorgen dafür, dass der Nagel wieder seine natürliche Wuchsrichtung einnimmt. Dafür wird der Nagelrand von der angrenzenden Haut abgespreizt. Dies gelingt durch den Einsatz von:

  • Kunststoffschienen
  • Nagelspangen (Nagelkorrekturspangen)
  • Tamponaden (sterile Kompressen, welche zwischen Nagel und Haut als Polster gelegt werden)
  • Korrekturpflaster (auch Tape oder Zugpflaster genannt)

Einige dieser mechanischen Hilfsmittel sind freiverkäuflich in der Drogerie oder Apotheke erhältlich. Sie lassen sich jedoch nicht oder nur schwer an die individuelle Nagelform anpassen und können in der Behandlung daher eher kontraproduktiv sein. Idealerweise werden Pflaster, Spange oder Tape durch eine Fachperson angebracht.

Der Behandlungserfolg wird durch regelmäßige Besuche in der podologischen Praxis kontrolliert. Meist muss die Nagelspange alle zwei bis sechs Wochen nachgespannt oder neu auf den Nagel gebracht werden. Die Behandlung kann mehrere Monate andauern. Das liegt auch daran, dass Fußnägel nur sehr langsam wachsen.

Nässt und eitert das Gewebe, sollte die Behandlung in jedem Fall durch regelmäßige Besuche bei einem*einer Arzt*Ärztin ergänzt werden.

Wie wird der Zehennagel operiert?

Bei starken Entzündungen, die mit einer Beteiligung des Nagelbetts einhergehen, muss in der Regel operiert werden. Je nach Schweregrad der Erkrankung, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Emmert-Plastik: Das chirurgische Verfahren wird auch als Nagelkeilexzision bezeichnet. Dabei wird ein Streifen des Nagelrands samt Nagelwurzelanteil operativ entfernt. Der Zehnagel wird dadurch dauerhaft verschmälert und ein weiteres Einwachsen verhindert. 

  • Phenolkaustik: Der Eingriff ähnelt der Emmert-Plastik. Allerdings wird hierbei ein kleinerer Anteil des Nagels entfernt. Im Anschluss wird die Nagelwurzel (Matrix) an der Stelle, wo der Nagel nicht mehr nachwachsen soll, mit einer Phenollösung verödet. Im Vergleich zur Emmert-Plastik soll dieses Verfahren das Erscheinungsbild des Nagels weniger verändern und postoperativ mit geringeren Schmerzen einhergehen. Diese Operationsverfahren wird daher von vielen Fachleuten bevorzugt eingesetzt.

  • Nagelmatrix-Resektion: Hierbei werden der Nagel sowie die Nagelmatrix ganz oder teilweise entfernt. Dadurch soll das Nachwachsen des Zehnagels verhindert oder verändert werden. Dieser Eingriff kann bei ungewöhnlich geformten Nägeln ("Rollnägel") notwendig sein, bei denen ein erhöhtes Risiko für wiederkehrende Probleme besteht.

Der chirurgische Eingriff erfolgt in der Regel ambulant und mit örtlicher Betäubung. Es ist kein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. 

Wie lange dauert die Heilung nach einer Zehennagel-OP?

Normalerweise kann der Fuß nach der Operation sofort wieder belastet werden. Es wird jedoch zu einer dreitägigen Ruhepause geraten. In dieser Zeit sollen Betroffene den Fuß hochlegen und möglichst wenig stehen oder gehen. 

In den ersten Tagen nach einer OP kommt es häufig zu Schmerzen. Linderung verschaffen nicht steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Bei starken Entzündung muss manchmal vorbeugend ein Antibiotikum eingenommen werden.

Die Heilungsdauer beträgt insgesamt etwa zwei bis sechs Wochen. In dieser Zeit sollten Betroffene möglichst offenes Schuhwerk tragen, um die Wundheilung zu fördern.

Eingewachsener Zehennagel: Helfen Hausmittel?

Bei leichten Beschwerden können Betroffene versuchen, den eingewachsenen Zehennagel mit Hausmitteln selbst zu behandeln. Dabei sollte folgendermaßen vorgegangen werden:

  • Den betroffenen Fuß in einem seifenhaltigen Fußbad etwa zehn bis 20 Minuten einweichen, anschließend gut abtrocknen.
  • Die Haut vom eingewachsenen Nagelrand anschließend vorsichtig wegschieben und desinfizieren.
  • Die kleine Wunde kann nun versorgt werden. In der Apotheke erhalten Betroffene entsprechende entzündungshemmende Salben, Tinkturen oder Gele. Auch Zugsalben können verwendet werden. Am besten lässt man sich in der Apotheke beraten.
  • Wichtig ist, Salben oder Gele nicht zu dick aufzutragen, damit sie das Gewebe nicht aufweichen.

Im Anschluss an die Behandlung sollte auf enges Schuhwerk oder Nagellack verzichtet werden. 

Bei anhaltenden Beschwerden sollte man lieber früher als später Rat in der Hausarztpraxis oder einer Praxis für medizinische Fußpflege einholen. Ohne fachkundige Hilfe schreitet die Entzündung weiter voran und breitet sich auf das Nagelbett oder zur Nagelwurzel aus. In seltenen Fällen kommt es zu einer Knochenentzündung.

Eingewachsener Zehennagel: So erfolgt die Diagnose

Aufgrund der typischen Symptome und seiner äußeren Erscheinung lässt sich ein eingewachsener Zehennagel üblicherweise leicht durch eine Blickdiagnose feststellen.

Die behandelnde Fachperson untersucht den betroffenen Zeh und stellt im Rahmen der Anamnese gegebenenfalls Fragen zu möglichen Erkrankungen und zur Fußpflege.

Je nach Ausmaß der Beschwerden erfolgt die Überweisung an eine hautärztliche oder chirurgische Praxis.

    Eingewachsenem Zehennagel vorbeugen

    Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen eingewachsenen Zehennagel zu vermeiden:

    • Richtiges Nägelschneiden: Die Nägel der Zehen sollten immer gerade mit einer geeigneten Nagelschere geschnitten werden. Wer die Ecken rund schneidet, riskiert, dass es zu Problemen kommt. Auf keinen Fall sollte man an den Zehennägeln oder an der Nagelhaut ziehen oder "knibbeln".

    • Passende Schuhe: Die Zehen sollten in den Schuhen genügend Freiraum haben. Offenes und atmungsaktives Schuhwerk sowie Socken aus Baumwolle helfen bei starker Schweißbildung.

    Fällt das Pflegen der Füße schwer, etwa aufgrund von Gelenkbeschwerden oder anderen gesundheitlichen Problemen, sollte eine medizinische Fußpflege in Anspruch genommen werden. 

    Führen bestimmte Krankheiten (zum Beispiel Diabetes mellitus) zu wiederkehrenden Fußproblemen, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen meist die Kosten für die Fuß- und Nagelpflege.