Eierstockzyste (Ovarialzyste): Symptome und Behandlung
Eine dunkle Blase auf dem Ultraschall: Meist wird eine Eierstockzyste per Zufall bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Manchmal bereitet eine Zyste am Eierstock Schmerzen, kann aber auch völlig beschwerdefrei bleiben. Welche Symptome sind bei einer Ovarialzyste noch möglich und wann ist eine OP notwendig?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Fragen und Antworten zur Ovarialzyste
Die meisten Zysten am Eierstock sind harmlos, verschwinden von selbst und sind demnach nicht gefährlich. In seltenen Fällen kann eine Eierstockzyste platzen, was manchmal Schmerzen verursacht, jedoch oft ungefährlich ist. Eine Zyste am Eierstock kann jedoch gefährlich werden, wenn es zu einer Stieldrehung kommt (Drehung um die eigene Achse).
Die meisten Zysten am Eierstock sind gutartig und verschwinden von selbst. Jedoch ist es auch möglich, dass Eierstockzysten bösartig werden, wobei Betroffene mehrheitlich über 40 Jahre alt sind. Dann ist in der Regel eine operative Entfernung der Zyste, unter Umständen auch der Eierstöcke, Eileiter oder Gebärmutter notwendig.
In den meisten Fällen bereiten Zysten am Eierstock keine oder nur wenig Beschwerden, weshalb eine Operation oftmals nicht notwendig ist. Je nach Befund werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um das Wachstum zu überprüfen. Verändert sich etwa die Größe der Eierstockzyste, halten Beschwerden an oder bildet sie sich nicht zurück, kann eine Operation notwendig sein.
Was ist eine Eierstockzyste?
Eine Eierstockzyste, medizinisch als Ovarialzyste bezeichnet, ist eine von einer Kapsel umgebene, sackartige Geschwulst am Eierstock. Sie ist mit einem dünn- oder dickflüssigen Inhalt gefüllt. Die meisten Eierstockzysten sind gutartige Veränderungen, die zum Beispiel durch einen Überschuss bestimmter Geschlechtshormone entstehen können. Diese sogenannten funktionellen Zysten verursachen überwiegend keine Schmerzen, verschwinden von selbst wieder und erfordern keine Therapie.
Dennoch ist es wichtig, dass Gynäkolog*innen die Ursache der Zyste feststellen und Eierstockkrebs und andere behandlungsbedürftige Erkrankungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCO) oder Endometriose ausschließen.
Eierstockzyste: Welche Symptome sind möglich?
Ist eine Eierstockzyste nur wenige Zentimeter groß, verursacht sie meist keine Symptome. Oftmals wird eine Ovarialzyste deshalb zufällig im Rahmen der gynäkologischen Ultraschalluntersuchung entdeckt. Erreicht eine Zyste am Eierstock eine gewisse Größe, übt sie Druck auf die Nachbarorgane aus. Das kann sich in folgenden Symptomen äußern:
- dumpfe oder ziehende Unterleibsschmerzen
- häufiger Drang zum Wasserlassen
- Entleerungsstörungen des Darms wie Verstopfung
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Rückenschmerzen
- Zyklusstörungen wie starke Regelblutungen oder Schmierblutungen
Ist eine Zyste am Eierstock geplatzt, macht sich das häufig durch heftige Schmerzen bemerkbar. Größtenteils ist eine solche sogenannte Ruptur ungefährlich. Doch in einzelnen Fällen können dabei Gefäße Schaden nehmen. Dadurch hervorgerufene Blutungen in den Bauchraum müssen umgehend operativ gestoppt werden.
Kommt es bei einer Eierstockzyste zu Symptomen wie starke Schmerzen im Unterbauch, Durchfall und Übelkeit, kann eine Stieldrehung vorliegen. Schlimmstenfalls führt die Drehung der Zyste um die eigene Achse zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr. Bei derartigen Symptomen sollte unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt werden, da auch dieser Fall operativ behandelt werden muss.
Was verursacht eine Zyste am Eierstock?
Eierstockzysten sind keine selbständig wachsenden Geschwulste wie etwa Eierstocktumore. Sie entstehen vielmehr durch eine Ansammlung von Flüssigkeit in einem Hohlraum. Es gibt verschiedene Arten von Eierstockzysten, mit unterschiedlichen Ursachen und Entstehungsmechanismen. Generell lassen sich Zysten am Eierstock in funktionelle Zysten und Retentionszysten einteilen.
Funktionelle Zysten
Die meisten Ovarialzysten entstehen im Zusammenhang mit dem Heranreifen von Eizellen beziehungsweise dem Eisprung. Diese Art bezeichnen Fachleute als funktionelle Zysten, die an einem oder beiden Eierstöcken gleichzeitig auftreten können. Vor allem während der Pubertät oder der Wechseljahre sind derartige Ovarialzysten möglich.
Zu den häufigsten funktionellen Zysten zählen:
Follikelzysten (vor dem Eisprung): Bleibt die Regelblutung aus, kann es sein, dass sich der Follikel (Hülle der heranreifenden Eizelle im Eierstock) immer weiter mit Flüssigkeit füllt und wächst, ohne zu platzen. Diese Zyste am Eierstock bezeichnen Fachleute als Follikelzyste.
Corpus-luteum-Zysten (nach dem Eisprung): Bei der Corpus-luteum-Zyste kommt es zu einer Einblutung in den Gelbkörper (auch Gelbkörperzyste genannt). Der Gelbkörper (Corpus luteum) entsteht nach dem Eisprung aus Resten des Follikels und bildet zudem die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron.
Luteinzysten: Luteinzysten bilden sich überwiegend an beiden Eierstöcken, wenn die Produktion von bestimmten Hormonen stark erhöht ist, welche die Eizellen in den Eierstöcken zum Reifen anregen. Dazu kann es etwa im Rahmen hormoneller Therapien oder bei Erkrankungen wie Eierstockkrebs kommen.
Endometriosezysten: Bei Betroffenen von Endometriose siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, in anderen Organen an, manchmal auch im Eierstock. Während der Menstruation beginnt dieses Gewebe zu bluten. Anders als in der Gebärmutter gibt es in den Eierstöcken jedoch keinen Abfluss für das Menstruationsblut, weshalb sich Zysten bilden können. Diese Ovarialzysten haben ein charakteristisches Aussehen. Sie enthalten dunkelbraune, eingedickte Blutabbauprodukte und werden deshalb auch als Schokoladenzysten bezeichnet.
Zysten beim polyzystischen Ovarialsyndrom: PCO ist eine hormonelle Störung, die zu einem Ausbleiben des Eisprungs führen kann. Betroffene Frauen weisen einen Überschuss an männlichen Hormonen auf. Dieser bewirkt, dass die Eibläschen nicht zu befruchtungsfähigen Eizellen heranwachsen. Stattdessen werden die Eibläschen zu kleinen Zysten, die sich perlenschnurartig im Randbereich der Eierstöcke aufreihen.
Was sind Retentionszysten?
Eine Retentionszyste entsteht, wenn sich Drüsenflüssigkeit staut. Drüsen bilden als sogenannte exkretorische Organe Flüssigkeit und leiten sie zum Beispiel über einen Gang ab. Wird der Abfluss gestört, sammelt sich vermehrt Sekret an. Durch diesen Rückstau (Retention) schwillt die Drüse zu einer Zyste an.
Zu den Retentionszysten zählen beispielsweise die sogenannten Dermoidzysten. Dermoidzysten sind von den Keimzellen abstammende, angeborene Fehlbildungen. Sie können Haare, Talg, Knorpel- oder Knochengewebe sowie Zähne enthalten. Dermoidzysten sind gutartige Veränderungen und machen etwa ein Drittel aller gutartigen Neubildungen an den Eierstöcken aus. Sie treten vor allem bei Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf. In seltenen Fällen entartet eine Dermoidzyste in einen bösartigen Tumor.
Eierstockzyste: Wie lässt sich eine Ovarialzyste diagnostizieren?
Bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung tastet die*der Ärztin*Arzt den Unterleib der Patientin ab. Mit dieser sogenannten Tastuntersuchung können manchmal große Zysten festgestellt werden.
Kleine Zysten fallen meist im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung auf. Weiterhin fragen Gynäkolog*innen bei Verdacht auf eine Eierstockzyste nach Symptomen wie Schmerzen oder Zyklusstörungen.
Auch eine Blutuntersuchung kann infrage kommen. Weitere Untersuchungsmethoden wie eine Computertomographie (CT) oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) werden seltener veranlasst, um etwa festzustellen, ob es sich um gutartige Eierstockzysten oder etwa bösartigen Eierstockkrebs handeln könnte.
Wie erfolgt die Behandlung bei einer Ovarialzyste?
Grundsätzlich richtet sich die Therapie nach der Art und Größe der Zyste am Eierstock. Funktionelle Zysten erfordern meist keine Behandlung, da sie sich oft spontan zurückbilden und erst ab einer gewissen Größe Beschwerden verursachen. Es ist jedoch sinnvoll, die Zyste regelmäßig kontrollieren zu lassen, um bösartige Veränderungen auszuschließen. Besonders wichtig ist dies bei Patientinnen nach der Menopause (letzte Regelblutung).
Ovarialzyste mit OP entfernen
Bleibt eine Zyste am Eierstock über mehrere Monatsblutungen hinweg bestehen, ändert sich ihre Größe nicht, wächst und bereitet Beschwerden, kann eine Bauchspiegelung notwendig werden. Bei dieser OP lassen sich Zysten genauer untersuchen und unter Umständen direkt entfernen. Eine erneute Bildung ist jedoch möglich.
Bei Patientinnen mit stark ausgeprägten Beschwerden besteht die Möglichkeit, die Eierstöcke komplett zu entfernen, damit diese keine Geschlechtshormone mehr produzieren. Ohne diese Hormone können etwa Endometriosezysten und andere Endometriose-Herde im Körper nicht weiterwachsen. Allerdings ist dieser Eingriff mit starken Nebenwirkungen verbunden, da der plötzliche Wegfall dieser Hormone häufig starke Beschwerden hervorruft und daher vermieden werden sollte.
Manche Fachleute empfehlen hingegen eine Therapie mit Hormonen wie etwa der Antibabypille, um die Eierstockzyste zu behandeln. Jedoch gibt es bisher keine ausreichende Studienlage, die eine schnellere Rückbildung von Eierstockzysten bestätigt.
Verlauf und Prognose bei Eierstockzysten
Funktionelle Zysten sind etwa ein bis drei Zentimeter groß und bilden sich meist innerhalb einiger Wochen von selbst zurück. In seltenen Fällen nehmen sie eine Größe an, die mit Beschwerden verbunden ist. Dann ist es jedoch möglich, dass ihr Durchmesser zwischen 15 und 30 Zentimeter groß wird.
Schwerwiegende Komplikationen sind selten. Die Zyste kann platzen, was zu starken Schmerzen führen kann. Diese Ruptur ist aber in der Regel harmlos. In einzelnen Fällen können jedoch durch das Zerreißen von Gefäßen Blutungen in den Bauchraum auftreten, die durch eine Operation gestoppt werden müssen.
Manchmal kommt es etwa durch ruckartige Bewegungen vor, dass sich eine Zyste um ihre eigene Achse dreht. Eine derartige Stieldrehung kann die Blutversorgung des Eierstocks beeinträchtigen, was mitunter gefährlich sein kann. In diesem Fall muss umgehend ärztlicher Rat eingeholt und die Zyste operativ entfernt werden. So kann die Blutzufuhr zum Eierstockgewebe wiederhergestellt und diese vor dem Absterben geschützt werden.
Ovarialzyste: Ist das Risiko für Eierstockkrebs erhöht?
Bei Menschen mit einer Ovarialzyste kann möglicherweise das Risiko für Eierstockkrebs erhöht sein. Ursache hierfür sind entartete Zystenzellen, die sich zu einem Tumor entwickeln können. Nur durch eine Operation und gründliche Untersuchung des Bauchraums kann Eierstockkrebs letztlich festgestellt und gleichzeitig entfernt werden.
Oft sind Frauen mit bösartigen Zysten über 40 Jahre alt. Mitunter kann es erforderlich sein, Eierstöcke, Eileiter sowie Gebärmutter zu entnehmen, um weiteren Tumoren vorzubeugen. Gynäkolog*innen entscheiden derartige Maßnahmen jedoch individuell mit Betroffenen zusammen und wägen Nutzen und Risiken gründlich ab.
Lässt sich einer Eierstockzyste vorbeugen?
Funktionelle Eierstockzysten bilden sich durch den Einfluss von Geschlechtshormonen, ihre Entstehung ist ein pysiologischer Prozess. Theoretisch ließe sich die Produktion der Hormone mit Medikamenten hemmen. Allerdings ist das normalerweise weder sinnvoll noch notwendig: Viele funktionelle Ovarialzysten bilden sich spontan zurück und treten nicht wieder neu auf. Zudem geht eine Hemmung körpereigener Geschlechtshormone mit Nebenwirkungen einher und eignet sich nicht für Frauen mit Kinderwunsch.
Anders verhält es sich beim polyzystischen Ovarialsyndrom: Dieser Erkrankung lässt sich möglicherweise vorbeugen. Zwar ist die Ursache von PCO noch nicht abschließend geklärt. Jedoch gehen Fachleute davon aus, dass Übergewicht (Adipositas) und eine Vorstufe von Diabetes mellitus die Entwicklung von PCO begünstigen. Mit einer gesunden Ernährung und ausreichend Sport lassen sich diese Risikofaktoren minimieren.