Durchblutungsstörungen
Bei Durchblutungsstörungen denken viele Menschen an blasse Haut, eingeschlafene Hände und kribbelnde Füße. Aber auch im Gehirn, im Darm oder im Herzmuskel können Durchblutungsstörungen entstehen – mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Die Symptome einer Durchblutungsstörung richten sich vor allem danach, welcher Körperteil minderdurchblutet ist und wie stark der Blutfluss gestört ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Durchblutungsstörungen
Was ist eine Durchblutungsstörung?
Bei einer Durchblutungsstörung ist der Blutfluss in einem Körperbereich behindert. Organe und Gewebe werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgt. Ärzte sprechen bei einer solchen Minderdurchblutung von einer Ischämie.
In den meisten Fällen entstehen Durchblutungsstörungen durch verengte oder verstopfte Arterien. Diese entstehen zum Beispiel infolge einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder wenn ein Blutgerinnsel plötzlich ein Blutgefäß verschließt.
Durchblutungsstörungen können in allen Bereichen des Körpers auftreten. Sie können sich plötzlich (akut) oder auch sehr langsam (chronisch) entwickeln. Besonders häufig kommen sie in den Arterien der Beine und des Beckens vor, aber auch
Video: Schwere Beine – was kann dahinterstecken?
Die Blutgefäße versorgen den ganzen Körper
Das Blut gerät über ein weit verzweigtes Netz aus Blutgefäßen in jeden Bereich des Körpers. Es gibt unterschiedliche Arten von Blutgefäßen:
Arterien und Venen sind über sehr kleine Blutgefäße miteinander verbunden: die Kapillaren.
Wie häufig sind Durchblutungsstörungen?
Durchblutungsstörungen sind sehr verbreitet. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Durchblutungsstörung zu entwickeln. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), bei der der Blutfluss in Armen oder Beinen gestört ist, kommt besonders häufig vor: Schätzungen zufolge sind rund 20 von 100 Personen von dieser arteriellen Durchblutungsstörung betroffen, wobei viele von ihnen noch keine Beschwerden verspüren.
Video: 5 Tipps für ein gesundes Herz-Kreislauf-System
Durchblutungsstörungen: Symptome
Die Symptome einer Durchblutungsstörung können sehr unterschiedlich sein. Die Beschwerden sind vor allem davon abhängig, wo und wie stark der Blutfluss gestört ist.
Akute Durchblutungsstörungen der Arme und Beine
Ein akuter Gefäßverschluss in der Arterie eines Arms oder Beins führt innerhalb weniger Minuten zu heftigsten Arm- beziehungsweise Beinschmerzen. Die typischen Symptome dieser Durchblutungsstörungen nennt man auch die sechs P. Sie stehen für die englischen Bezeichnungen für:
- Pulsverlust (engl. pulselessness)
- Schmerz (engl. pain)
- Blässe und Kälte (engl. paleness)
- Sensibilitätsstörungen, Taubheitsgefühl (engl. paraesthesia)
- Muskelschwäche, Lähmung (engl. paralysis)
- Schock (engl. prostration)
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Durchblutungsstörungen der Beine oder Arme können nicht nur plötzlich, sondern auch schleichend einsetzen. Dann handelt es sich um eine periphere arterielle Verschlusskrankheit(pAVK). Ihre genauen Symptome hängen vom Stadium der Durchblutungsstörung ab.
Eine PAVK in den Beinen bereitet zu Beginn keine Symptome. Später haben die Betroffenen zunehmend Schmerzen beim Gehen. Die Wegstrecke, die sie ohne Schmerzen zurücklegen können, wird immer kürzer. Im weiteren Verlauf treten die Schmerzen auch in Ruhe auf. Im letzten Stadium ist die Durchblutung so gestört, dass das Gewebe Schaden nimmt. Dies kann zum Beispiel zu einem sogenannten Raucherbein führen.
Durchblutungsstörungen des Herzmuskels: Von KHK bis Herzinfarkt
Durchblutungsstörungen können auch das Herz betreffen. Bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) wird der Herzmuskel nicht ausreichend durchblutet, weil die Herzkranzgefäße verengt sind. Typische Symptome sind Engegefühle und/oder Schmerzen in der Brust (sog. Angina pectoris). Ebenso wird eine deutliche Leistungseinschränkung von den Patienten beschrieben. Die Schmerzen können in andere Körperregionen ausstrahlen, etwa in den Arm, die Schultern oder den Hals.
Ist die Durchblutung so sehr behindert, dass ein Teil des Herzmuskels abstirbt, entsteht ein Herzinfarkt.
Mögliche Symptome eines Herzinfarkts sind
- anhaltende, heftige Brustschmerzen; diese können bis in Schulter, Arm, Unterkiefer oder Oberbauch ausstrahlen
- Blässe, kalter Schweiß
- starke Unruhe, Panik
- Übelkeit und Erbrechen
- Atemnot
Durchblutungsstörungen im Gehirn
Die häufigste Ursache für eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn ist ein Blutgerinnsel, das eines der feinen Blutgefäße im Hirn verstopft.
Wenn das Gehirn längere Zeit nicht mehr richtig durchblutet wird und dadurch zu wenig Sauerstoff bekommt, entsteht ein Schlaganfall. Die sterben die betroffenen Nervenzellen ab.
Mögliche Symptome eines Schlaganfalls sind:
- plötzliche Muskelschwäche bis hin zur kompletten Lähmung einer Gesichts- oder Körperhälfte
- Taubheitsgefühle, z.B. in einem Arm
- Sprachstörungen, z.B. undeutliche Sprache, Probleme, sich zu verständigen
- Schwindel
- Schluckstörungen
- Sehstörungen
- Bewusstlosigkeit,
- Benommenheit, Verwirrtheit
- heftige Kopfschmerzen
Ein Vorbote für einen möglichen Schlaganfall ist die sogenannte transitorische ischämisch Attacke, kurz TIA. Eine TIA gilt als Warnzeichen für einen Schlaganfall. Dabei ist die Durchblutung nur kurzfristig gestört. Eine TIA führt zu ähnlichen Symptomen wie ein Schlaganfall, die Beschwerden klingen jedoch meist innerhalb von wenigen Minuten (spätestens aber innerhalb von 24 Stunden) ohne Folgen wieder ab.
Eine Durchblutungsstörung im Gehirn kann auch zu einer sogenannten vaskulären Demenz führen. Diese kann zum Beispiel infolgeeiner Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder durch einen Schlaganfall entstehen. Personen mit einer vaskulären Demenz leiden zunehmend unter Schwindel, Vergesslichkeit und Gedächtnisproblemen.
Durchblutungsstörungen der Finger
Plötzlich auftretende Durchblutungsstörungen der Finger oder Zehen bezeichnet man als Raynaud-Syndrom. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Durch Auslöser wie Stress oder Kälte verkrampfen die Gefäße einzelner Finger oder Zehen.
Mögliche Symptome: Die betroffenen Finger färben sich zunächst weiß, danach bläulich und anschließend, sobald die Durchblutung wieder einsetzt, rot. Schmerzen treten eher selten auf.
In den meisten Fällen ist das Raynaud-Syndrom harmlos. Darüber hinaus können Durchblutungsstörungen der Finger aber auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten. Dann gehen sie häufig mit Schmerzen und Gewebeschäden einher. Ein Beispiel hierfür ist die progressive systemische Sklerodermie, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem das Bindegewebe angreift.
Durchblutungsstörungen im Darm
Durchblutungsstörungen im Darm entstehen häufig im Rahmen einer sogenannten Viszeralarterien-Insuffizienz: Die versorgenden Arterien des Darms sind hierbei verengt oder verschlossen.
Chronische Durchblutungsstörungen im Darm sind typischerweise mit Bauchschmerzen verbunden, die vor allem nach dem Essen auftreten. (sog. Angina abdominalis). Die Folge: Die Betroffenen essen immer weniger und verlieren an Gewicht. Im weiteren Verlauf kann sich eine ischämische Kolitis entwickelt – der Dickdarm ist entzündet. Mögliche Symptome sind dann anhaltende Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und eventuell Fieber.
Akute Durchblutungsstörung im Darm
Eine akute arterielle Durchblutungsstörung im Darm kann lebensbedrohlich sein. Sie kann zum Beispiel entstehen, wenn ein Blutgerinnsel eine Darmarterie verschließt. Anhand der Symptome, die ein solcher akuter Verschluss verursacht, unterscheidet man drei Stadien:
- Stadium I (Initialstadium)
Ein akuter Verschluss einer Darmarterie ruft zunächst heftige Bauchschmerzen hervor. Hinzu kommen Symptome wie Übelkeit und Erbrechen. Auch Anzeichen für einen Schock sind möglich. - Stadium II (stilles Intervall)
Einige Stunden nach Beginn der akuten Durchblutungsstörungen lassen die Schmerzen nach. Der Allgemeinzustand verschlechtert sich jedoch langsam. - Stadium III (Endstadium). Der akute Verschluss einer Arterie führt zu einer Bauchfellentzündung und einer Darmlähmung (paralytischer Ileus). Nahrungsbrei und Flüssigkeit werden nicht mehr weitertransportiert, sodass sich der Darminhalt staut. Zudem stirbt das Darmgewebe ab.
Durchblutungsstörungen: Ursachen & Risikofaktoren
Durchblutungsstörungen können viele Ursachen haben. In den meisten Fällen entstehen sie durch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Bei einer Arteriosklerose lagern sich Blutfette, Blutgerinnsel, Bindegewebe und Kalk in den Gefäßwänden ab verengen so die Blutgefäße.
Weitere mögliche Ursachen sind:
- Gefäßverschlüsse (Embolien): Ein akuter Gefäßverschluss entsteht häufig durch eine Embolie. Dabei blockiert eingeklemmtes Material (ein sog. Embolus = ein über die Blutbahn verschleppter Blutpfropf) ein Blutgefäß. Das kann zum Beispiel ein Blutgerinnsel (arterielle Thrombose) bei speziellen Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) sein, aber auch Teile von Tumorgewebe, Fruchtwasser oder auch Luft.
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden): Selten ist eine Durchblutungsstörung auf eine Gefäßentzündung zurückzuführen. Ärzte sprechen von einer Vaskulitis. Eine Vaskulitis wird durch eine Immunreaktion des Körpers ausgelöst. Die primäre Vaskulitis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem unangemessen reagiert und eine Entzündung auslöst. Die häufigere sekundäre Vaskulitis ist auf eine andere Grunderkrankung zurückzuführen – zum Beispiel auf eine bestimmte Autoimmunerkrankung, eine Infektion oder einen Tumor.
Risikofaktoren
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko für eine Gefäßerkrankung – und somit auch für eine Durchblutungsstörung. Zu solchen Faktoren zählen unter anderem:
- Rauchen,
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- erhöhte Blutfettwerte (Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie),
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und
- Übergewicht.
Video: Wie Rauchen dem Herz-Kreislauf-System schadet
Durchblutungsstörungen: Diagnose
Erste Hinweise auf eine Durchblutungsstörung erhält der Arzt meist schon anhand der Beschwerden seines Patienten und einer anschließenden körperlichen Untersuchung.
Je nachdem, welche Diagnose der Arzt vermutet, wird er weiterführende Untersuchungen veranlassen. Diese helfen ihm auch dabei, den Schweregrad der Durchblutungsstörung zu bestimmen und bisher unbekannte Risikofaktoren zu ermitteln.
Welche Untersuchungen im Einzelnen durchgeführt werden, hängt unter anderem davon ab, in welcher Region der Blutfluss gestört ist.
Blutdruckmessung
Weichen die Blutdruckwerte des rechten und linken Arms deutlich voneinander ab, dann weist dies auf eine einseitige Gefäßveränderung hin.
Provokationstests
Mithilfe von Provokationstests versucht der Arzt, die Symptome der vermuteten Durchblutungsstörung hervorzurufen. So wird er beispielsweise einen Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) bitten, eine gewisse Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen. Anhand der Strecke, die der Patient ohne Schmerzen gehen kann, kann der Arzt den Schweregrad der Durchblutungsstörung beurteilen. Bei Verdacht auf ein Raynaud-Syndrom kann Kälte die Symptome auslösen.
Dopplersonographie der Gefäße
Bei Durchblutungsstörungen kann eine Dopplersonographie der Gefäße sinnvoll sein. Eine Standarduntersuchung bei Durchblutungsstörungen der Extremitäten (pAVK) ist die dopplersonographische Blutdruckmessung. Dabei muss der Patient zunächst mindestens 15 Minuten ruhen. Im Anschluss an die Ruhephase misst der Arzt mithilfe eines Ultraschallkopfs den systolischen Blutdruck an beiden Oberarmen sowie an beiden Knöcheln.
Der systolische Blutdruck entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und dabei Blut aus der linken Hauptkammer in den Körper presst. Der entstehende Druck überträgt sich dabei auf die Hauptschlagader und weiter auf die folgenden Arterien und Arteriolen. Anhand der gemessenen Werte ermittelt der Arzt den sogenannten Knöchel-Arm-Index (bzw. Doppler-Index), indem er das Verhältnis des gemessenen Drucks von Knöchel und Oberarm bestimmt. Ein Index unterhalb eines bestimmten Werts deutet auf eine Durchblutungsstörung hin. Auf einem ähnlichen Prinzip basiert die sogenannte Oszillographie, die es ermöglicht, genaue Puls-Volumen-Kurven aufzuzeichnen.
Angiographie
Die Angiographie ermöglicht es, die minderdurchbluteten Arterien genauer zu untersuchen. Dazu spritzt der Arzt ein Röntgenkontrastmittel direkt in eine Schlagader. Die Angiographie ist nicht nur eine Diagnose-, sondern auch eine Behandlungsmethode. So kann der Arzt zum Beispiel verengte Gefäße während der Untersuchung weiten.
Weitere Untersuchungsmethoden
Je nach Krankheitsbild wird der Arzt weitere Untersuchungen durchführen, so zum Beispiel
- eine Magnetresonanztomographie,
- eine Computertomographie oder
- eine Blutuntersuchung.
Durchblutungsstörungen: Therapie
Was hilft bei Durchblutungsstörungen in Beinen, Armen & Co.? Welche Therapie zum Einsatz kommt, richtet sich vor allem danach, wo der Blutfluss gestört ist und wie ausgeprägt die Störung ist.
Wichtig bei der Behandlung ist zum einen,
- die jeweiligen Beschwerden zu lindern und zum anderen,
- die eigentliche Erkrankung aufzuhalten.
Akuter Gefäßverschluss: Sofort zum Arzt
Ein akuter Gefäßverschluss ist ein medizinischer Notfall, den man innerhalb kürzester Zeit in einer gefäßchirurgischen Klinik versorgen lassen sollte. Bei Verdacht auf einen akuten Gefäßverschluss in einem Arm oder Bein sollte man daher sofort einen Arzt verständigen. Als weitere Erstmaßnahme sollte man die betroffene Extremität sofort polstern und tief lagern, da dies die Durchblutung fördert.
Der Arzt wird gegebenenfalls schmerzlindernde Medikamente undHeparin einsetzen. Heparin wirkt gegen Durchblutungsstörungen, indem es das Blut verdünnt. Ein schlechter Allgemeinzustand macht zusätzliche Erstmaßnahmen nötig: Gegebenenfalls verabreicht der Arzt dann Flüssigkeit über Infusionen sowie Sauerstoff.
Medikamente bei Durchblutungsstörungen
Bei Durchblutungsstörungen kommen häufig auch Medikamente zum Einsatz. Diese Behandlung wirkt aber nur indirekt – die eigentliche Ursache bekämpfen die Medikamente nicht. Mithilfe verschiedener Wirkstoffe kann man
- Risikofaktoren behandeln (z.B. Diabetes mellitus)
- Begleiterkrankungen behandeln, die sich auf die Sauerstoffversorgung des Körpers auswirken (z.B. Herz- oder Lungenerkrankungen)
- die Fließeigenschaften des Bluts verbessern (z.B. mithilfe von sogenannten Thrombozyten-Aggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure und anderen Medikamenten wie Buflomedil, Naftidrofuryl, Pentoxifyllin)
- die Durchblutung fördern (z.B. durch Infusionstherapien mit Prostaglandinen, durch Plasmaexpander oder durch Substanzen, welche die Flexibilität der roten Blutkörperchen steigern und so den Blutfluss erleichtern)
- Schmerzen lindern; je nach Stärke der Schmerzen mit herkömmlichen Schmerzmitteln – sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika – oder mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der Opiate (z.B. Morphium)
Bewegungstherapie
Ein hilfreiches Mittel gegen Durchblutungsstörungen ist die konsequente Bewegungstherapie.Bewegung verbessert die Durchblutung und fördert die Bildung von wichtigen Umgehungskreisläufen. So trägt zum Beispiel gezieltes Gehtraining zur Therapie bei, wenn die Beine unzureichend durchblutet sind, etwa im Rahmen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Auch aktive Krankengymnastik, Schwimmtraining oder Fahrradtraining (Ergometer) sind bei Durchblutungsstörungen der Beine sehr wirksam.
Wichtig ist, vorher mit einem Arzt zu sprechen, ob und welche Form der Bewegung geeignet ist.
Physikalische Bäder
Neben dem Bewegungstraining sind im Rahmen einer Physiotherapie auch bestimmte Bäder geeignet, da sie sich positiv auf die Durchblutung auswirken. Dazu zählen das Kohlensäurebad und warm aufsteigende Armbäder. Wechselwarme Bäder kommen nur bei arteriellen Durchblutungsstörungen im Frühstadium infrage.
Blutverdünnung (Lysetherapie)
Bei einem frischenBlutgerinnsel wird der Arzt gegebenenfalls eine medikamentöse Therapie zur Blutverdünnung (sog. Lysetherapie) vorschlagen. Bei der Lysetherapie kommen bestimmte blutverdünnende Medikamente zum Einsatz, die das Blutgerinnsel auflösen sollen – sogenannte Fibrinolytika. Der Arzt spritzt das Medikament in eine Vene oder direkt in das betroffene Gefäß. Die Lysetherapie erhöht allerdings die Blutungsgefahr, sodass eine intensive Überwachung der Betroffenen nötig ist.
Medizinische Eingriffe
Je nach Krankheitsbild und Verlauf können bei Durchblutungsstörungen verschiedene medizinische Eingriffe sinnvoll oder gar notwendig sein. Einige Beispiele:
- Entfernen eines Blutpfropfs (Embolektomie): Falls ein über die Blutbahn verschleppter Blutpfropf (Embolus) für die Durchblutungsstörung verantwortlich ist, wird der Arzt den Pfropf gegebenenfalls unter örtlicher Betäubung entfernen. Diesen medizinischen Eingriff nennt man Embolektomie.
- Dehnung des Gefäßes (Gefäßdilatation): Vor allem bei einem kurzstreckigen Gefäßverschluss kann es helfen, das Gefäß von innen zu dehnen. Diesen Eingriff nennt man Gefäßdilatation. Dabei kommt ein Ballonkatheter zum Einsatz. Nachdem der Arzt das Gefäß mit dem Ballon aufgedehnt hat, setzt er eventuell eine Drahthülse (sog. Stent) ein, die das Gefäß langfristig offen hält.
- Operation: Bei manchen Durchblutungsstörungen ist eine Operation erforderlich. Zu einem wichtigen Operationsverfahren zählt die Ausschälplastik (Desobliteration). Der Operateur legt dabei den jeweiligen Gefäßabschnitt frei und entfernt die Substanzen, die für den Verschluss verantwortlich sind. Nach dem Eingriff verschließt er die Arterie mit einem sogenannten Patch. Außerdem ist es möglich, mit einem Bypass eine "Umleitung" um die verengte Stelle zu bilden.
Bei sehr ausgeprägten Durchblutungsstörungen im Arm oder Beinmit entsprechendem Gewebeverlust (Gangrän) kann in seltenen Fällen eine Amputation nötig sein.
Generell gilt: Die Therapie kann je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich aussehen. Mehr zur Therapie einzelner Durchblutungsstörungen erfahren Sie hier:
Durchblutungsstörungen: Verlauf & Vorbeugen
Durchblutungsstörungen können sehr unterschiedlich verlaufen. Je nachdem, in welchem Körperbereich der Blutfluss gestört ist, treten verschiedene Beschwerden auf – von Schmerzen beim Gehen über Sprachstörungen bis hin zu Bauchschmerzen. Manche Formen treten plötzlich auf. Andere entwickeln sich schleichend und schreiten langsam voran.
Welche Folgen eine Durchblutungsstörung hat, richtet sich vor allem danach,
- welches Gefäß betroffen ist,
- wie stark es verstopft ist,
- welche Ursachen die Störung hat und
- wie rasch der Blutfluss wiederhergestellt werden kann.
Gefäßschäden, die als Folge einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) entstanden sind, bilden sich zwar nichtmehr zurück. Es ist jedoch möglich, die Arteriosklerose zu stoppen oder ihren Verlauf zu verlangsamen, indem man die Risikofaktoren minimiert. Dazu zählen vor allem
- Rauchen
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- erhöhte Blutfettwerte (Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung
Bleiben die Risikofaktoren bestehen und hat die Erkrankung schon ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, können Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge sein – je nachdem, welcher Körperbereich betroffen ist. In seltenen Fällen kann es bei Durchblutungsstörungen der Arme oder Beine erforderlich sein, die betroffene Extremität zu amputieren. Wer jedoch rechtzeitig vorbeugt, kann dies erfolgreich abwenden.
Wie kann man Durchblutungsstörungen vorbeugen?
Wer Durchblutungsstörungen vorbeugen möchte, sollte vor allem die Risikofaktoren vermeiden. Besonders wichtig ist,
Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck erhöhen das Risiko für eine Durchblutungsstörung. Daher ist es wichtig, solche Krankheiten rechtzeitig und konsequent behandeln zu lassen.