Kleinkind erhält eine Impfung gegen Diphtherie
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Diphtherie: Impfung und mögliche Symptome

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.04.2023

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die seit der Einführung einer vorbeugenden Impfung selten auftritt. Für Erwachsene ist die regelmäßige Auffrischung des Schutzes wichtig. Wann die Impfung erfolgen sollte und welche Symptome möglich sind.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Diphtherie handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird, und vor allem die oberen Atemwege befällt.
  • Symptome: Möglich sind Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Atemnot, Herzrhythmusstörungen, vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich und die Bildung eines grauweißen Belags im Rachen und auf den Mandeln. 
  • Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die erste Impfung im Alter von zwei Monaten. Die zweite ist acht Wochen später angezeigt. Auffrischungen sollten erfolgen, wenn das Kind zwischen fünf und sechs Jahre alt ist und dann noch einmal im Alter von neun bis 17 Jahren. Erwachsenen wird empfohlen, die Impfung alle zehn Jahre zu erneuern.
  • Ansteckung: Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, also durch Sprechen, Husten oder Niesen. Unzureichende Hygiene erhöht das Risiko einer Infektion.
  • Diagnose: Neben den anderen Symptomen weist der typische grauweiße Belag im Rachenbereich oder auf den Mandeln auf eine Infektion hin. Labortests, etwa eine Kultur des Bakteriums aus dem Belag, können die Diagnose bestätigen.
  • Behandlung: In der Regel durch die Gabe von Antibiotika. In schweren Fällen kann eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein.
  • Prognose: Dank der Impfung, der Therapie mit Antibiotika und der Entwicklung eines Gegengifts (Antitoxin) ist Diphtherie heutzutage weniger bedrohlich als früher und heilt meist gut aus.

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine akute Infektionskrankheit, die hauptsächlich durch die Bakterienart Corynebacterium diphtheriae verursacht wird, beziehungsweise durch den Giftstoff (Diphtherietoxin), den die Bakterien absondern. 

Es werden vor allem zwei Arten unterschieden: 
•    Die häufigste Form ist die Rachendiphtherie
•    Gelangt der Erreger etwa in eine offene Wunde, kann es zu einer Haut- oder auch Wunddiphtherie kommen. 

Wie verbreitet ist Diphtherie in Deutschland?

Vor der Einführung einer Impfung war Diphtherie weit verbreitet und führte bei Kleinkindern häufig zum Tod. In Deutschland tritt die Krankheit heutzutage nur noch sehr selten auf. In vielen anderen Ländern Afrikas, Asiens oder in Osteuropa ist sie jedoch weiterhin endemisch. Weltweit wurden der WHO im Jahr 2019 insgesamt 16.652 Fälle aus 15 Ländern gemeldet.

Seit 2022 kommt es in Europa und vor allem Deutschland wieder vermehrt zu Diphtherie-Erkrankungen. Bis Ende November 2022 wurden hierzulande 108 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es 22. 

Die Diphtherie gehört in Deutschland zu den meldepflichtigen Infektionserkrankungen. Folgende Ereignisse müssen laut Infektionsschutzgesetz gemeldet werden:

  • Erregernachweis
  • Krankheitsverdacht
  • nachgewiesene Erkrankung
  • Tod durch Diphtherie

Diphtherie vorbeugen durch Impfung

Den besten Schutz vor Diphtherie stellt eine Impfung dar. Verabreicht wird ein sogenannter Toxoid-Impfstoff. Dieser schützt zwar vor dem Gift (Toxin) der Bakterien, jedoch nicht vor der Infektion mit dem Erreger. Geimpfte Personen können also weiterhin Träger und Überträger des Erregers sein.

Diphtherie: Welches Impfschema?

Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollte die Grundimmunisierung gegen die Krankheit mit einem 6-fach-Impfstoff erfolgen, bei dem außerdem gegen Pertussis (Keuchhusten), Tetanus, Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenza Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. Seit Juni 2020 gilt dementsprechend folgendes Impfschema:

  • 2+1-Impfschema (Grundimmunisierung): Die erste Impfung sollte im Alter von 2 Monaten verabreicht werden, die zweite 8 Wochen später, wenn das Baby 4 Monate alt ist. Die dritte Impfung erfolgt im Alter von 11 Monaten.
  • 1. Auffrischung im Alter von 5 bis 6 Jahren.
  • 2. Auffrischung im Alter von 9 bis 17 Jahren.
  • Weitere Auffrischimpfungen routinemäßig alle zehn Jahre – in der Regel mit dem Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus und Diphtherie (Td)

Weil Frühgeborene meist noch kein ausgereiftes Immunsystem haben, empfiehlt die STIKO für sie das 3+1-Impfschema, also vier Impfdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten.

Wer sollte sich gegen Diphtherie impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt den Schutz allen Kindern und Erwachsenen. Personen ohne ausreichenden Impfschutz wird geraten, diesen nachzuholen. 
Auch Risikogruppen, beispielsweise medizinisches Fachpersonal oder Reisende in Regionen mit erhöhtem Diphtherie-Risiko, sollten auf eine regelmäßige Auffrischung achten.

Welche Symptome bei Diphtherie möglich sind

Die Diphtherie-Symptome unterscheiden sich je nachdem, auf welchen Bereich sich der Erreger konzentriert. Die häufigste Form ist die Rachendiphtherie. In manchen Fällen können auch

  • der Kehlkopf,
  • die Nase,
  • die Luftröhre oder
  • die Bronchien

betroffen sein.

Meist beginnt die Krankheit allmählich mit:

  • Halsschmerzen,
  • erhöhter Körpertemperatur bis zu 39 Grad Celsius und
  • Schluckbeschwerden.

Im weiteren Verlauf kommen Symptome hinzu wie

  • Heiserkeit,
  • Atemgeräusche,
  • Lähmungen des Gaumensegels und
  • Schwellungen der Lymphknoten

Bei schweren Verläufen entsteht eine Mandel- (Tonsillitis) und Rachenentzündung (Pharyngitis) mit grau-weißen Belägen (Pseudomembranen), welche nicht nur auf den Mandeln zu sehen sind, sondern auch auf Gaumen und Gaumenzäpfchen. In manchen Fällen breiten sich die Pseudomembranen auch bis zum Kehlkopf aus. Wird versucht, sie zu entfernen, treten meist Blutungen auf. 

Häufig tritt bei dieser Form zudem ein süßlich-fauliger Mundgeruch auf, den man bereits in einigem Abstand wahrnehmen kann.

Anzeichen einer Kehlkopfdiphtherie und Nasendiphtherie

Bei einer Kehlkopfdiphtherie dominieren anfangs Husten und Heiserkeit bis hin zu einem kompletten Stimmverlust und Atemnot. Bei einer Nasendiphtherie, die überwiegend bei Säuglingen oder Kleinkindern vorkommt, tritt oft ein Ausfluss aus der Nase auf, welcher blutig-eitrig sein kann.

Hautdiphtherie und Bindehautdiphtherie

Die Haut- oder Wunddiphtherie kommt vor allem in den Tropen vor. In westlichen Ländern sind von dieser Form der Erkrankung vorwiegend bestimmte Risikogruppen betroffen, beispielsweise:

  • obdachlose Menschen
  • Alkoholiker*innen
  • Drogenabhängige

Die Symptome ähneln denen anderer bakterieller Hautinfektionen. Eintrittsstelle für den Erreger sind Verletzungen der Haut.

Bei der Bindehautdiphtherie kommt es zu blutig-wässrigen Absonderungen und Membranbildungen an der Bindehaut, oft ist auch die Hornhaut des Auges mit befallen.

Diphtherie: Ursachen und Risikofaktoren

Ursache der Diphtherie ist in der Regel eine Infektion mit der Bakterienart Corynebacterium diphtheriae, gelegentlich auch mit Corynebacterium ulcerans oder Corynebacterium pseudotuberculosis.
 
Zu den Beschwerden, die im Laufe der Erkrankung auftreten, kommt es jedoch durch das vom Erreger abgesonderte Gift: das Diphtherietoxin. Dieser Giftstoff stört die Stabilität der Zellmembran und kann so die infizierte Zelle schädigen oder abtöten. Schäden an den Schleimhäuten und/oder an Organen können die Folge sein.

Diphtherie: Wie erfolgt die Ansteckung?

Der Erreger wird vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen, bei der Hautdiphtherie erfolgt die Ansteckung auch über Schmierinfektionen. Erkrankte Menschen übertragen den Erreger mit höherer Wahrscheinlichkeit als solche Personen, die zwar infiziert sind, bei denen die Krankheit aber nicht ausgebrochen ist. Solange sich die Bakterien in Sekreten und Wunden nachweisen lassen, besteht auch eine Ansteckungsgefahr.

Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch vergehen im Durchschnitt zwei bis fünf Tage, seltener auch sieben Tage (Inkubationszeit).

Bei angemessener Therapie beträgt die Dauer der Ansteckungsfähigkeit zwei bis vier Tage, ohne Therapie zwei bis vier Wochen.

Diphtherie: Welche Risikofaktoren gibt es?

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Gefahr einer Infektion mit Diphtherie. Dazu gehören etwa:

  • unzureichende Impfung
  • Reisen in Endemiegebiete
  • Immunschwäche
  • unzureichende hygienische Bedingungen

Wie erfolgt die Diagnose von Diphtherie?

Eine erste Diagnose kann der*die untersuchende Arzt*Ärztin bei Diphtherie meist schon aufgrund der vorhandenen Symptome stellen. Zur Bestätigung kann ein Abstrich der Schleimhautbeläge, zum Beispiel im Rachen oder aus der Nase, erfolgen. 

Diphtherie: Therapie mit Antibiotika

Bei der Behandlung der Diphtherie stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Diphtherie-Antitoxin, ein Gegengift, gibt der*die Arzt*Ärztin bereits bei Verdacht, da es nur das Erregertoxin unschädlich machen kann, das noch nicht an Zellen anhaftet. Hat sich das Toxin bereits an Zellen festgesetzt, ist es für das Antitoxin nicht mehr erreichbar.
  • Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin töten den Erreger ab und helfen dadurch, die Toxinbildung zu verringern.

In schweren Fällen kann die Behandlung im Krankenhaus erfolgen, unter Umständen auf einer Intensivstation. Ist die Schleimhaut der Luftröhre stark angeschwollen und die Atmung des*der Erkrankten deutlich behindert, ist eine maschinelle Beatmung wichtig. Dafür versetzt man die Betroffenen in ein künstliches Koma – die Beatmung erfolgt über einen Schlauch, der über einen Luftröhrenschnitt zur Lunge vorgeschoben wird.

Um bei einer bereits ausgebrochenen Erkrankung weitere Personen vor einer Ansteckung zu schützen, sollten Erkrankte in der Klinik isoliert und nur von Personal mit vorhandenem Impfschutz betreut werden.

Diphtherie: Verlauf und Prognose

Ein rascher Therapiebeginn ist entscheidend für den Verlauf der Krankheit. Bei einer schweren Infektion kann das Diphtherietoxin zum Beispiel Herz und das Nervensystem schädigen. Zu den möglichen Komplikationen zählen:

  • Herzmuskelentzündung
  • neurologische Störungen (besonders Lähmungen wie Gaumensegellähmung, was zu Schlucklähmungen führt)
  • selten kommt es etwa zu einer Entzündung oder Schädigung der Leber oder Nieren, einer Hirnentzündungen (Enzephalitis) oder einer Lungenembolie

Erfolgt die Behandlung nicht schnell genug oder unzureichend, sterben 25 Prozent der Patient*innen, bei Kleinkindern und älteren Menschen bis zu 40 Prozent. Beginnt die Therapie in einem frühen Stadium, ist eine vollständige Heilung möglich.