Diabetisches Koma: Lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung
Bei Menschen mit Diabetes mellitus kann eine Überzuckerung schlimmstenfalls ein diabetisches Koma hervorrufen. Ein Zustand, bei dem es zu Benommenheit und Bewusstlosigkeit kommen kann. Welche Symptome Warnzeichen sind und wieso eine schnelle ärztliche Behandlung lebenswichtig ist, erfahren Sie hier.
Zusammenfassung
- Definition: Ein diabetisches Koma ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der bei Menschen mit Diabetes mellitus durch eine Stoffwechselentgleisung entstehen kann.
- Symptome: Abhängig von der Form sind mitunter Müdigkeit, Erschöpfung, Durstgefühl, verstärkter Harndrang, Benommenheit und Bewusstlosigkeit möglich. Etwa 10 Prozent der Betroffenen werden komatös. Bei einem Koma bei Diabetes Typ 1 kommen Symptome wie ein süßlicher Atemgeruch und eine verlangsamte, tiefe Atmung hinzu.
- Ursachen: Ursächlich ist ein stark erhöhter Blutzuckerspiegel, der abhängig vom Diabetes-Typ unterschiedliche Auslöser haben kann, wie Infektionen, mangelnde Insulintherapie oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
- Therapie: Es muss umgehend eine notärztliche Behandlung mit Flüssigkeit, Elektrolyten und Insulin erfolgen.
- Prognose: Bei schneller und entsprechender Therapie ist die Prognose gut.
- Diagnose: In der Regel sichern Blut- und Urinuntersuchungen die Diagnose.
Was ist ein diabetisches Koma?
Beim diabetischen Koma, auch Coma diabeticum, handelt es sich um eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung (hyperglykämische Entgleisung), die im Rahmen eines Diabetes mellitus auftreten kann. Betroffene können bewusstlos werden und in einen komatösen Zustand fallen. Das Coma diabeticum stellt einen medizinischen Notfall dar, der unbehandelt zum Tod führt.
Fachleute unterscheiden zwei Formen:
- Diabetisches ketoazidotisches Koma: möglich bei Diabetes-Typ-1
- Diabetisches hyperosmolares Koma: typisch für Typ-2-Diabetes
Diabetisches Koma: Welche Symptome sind Anzeichen?
Erste frühe Anzeichen eines diabetischen Komas sind beispielsweise:
- Müdigkeit
- Schwächegefühl
- Appetitlosigkeit
- Erbrechen
- starkes Durstgefühl
- vermehrte Harnausscheidung (Polyurie)
- erhöhte Atemfrequenz
- Dehydration
- Bewusstlosigkeit
In der Regel beginnt ein hyperosmolares Koma beim Typ-2-Diabetes im Gegensatz zum Koma bei Typ 1 schleichend.
Beim Typ-1-Diabetes kann das ketoazidotische Koma zudem mit einer vertieften, verlangsamten Atmung (sogenannter Kussmaul-Mund) verbunden sein. Auch eine Pseudoperitonitis kann auftreten. Dabei handelt es sich um scheinbare Beschwerden einer Bauchfellentzündung wie Bauchschmerzen und ein aufgeblähter Bauch, die jedoch nicht vorliegt. Der Atem riecht zudem auffällig nach Aceton (süßlich-fauliger Geruch). Nur etwa 10 Prozent der Betroffenen werden tatsächlich komatös.
Wichtig: Bemerken Betroffene derartige Beschwerden bei sich, sollten sie viel trinken und Insulin verabreichen. Zudem sollten sie umgehend den Notruf kontaktieren.
Was verursacht ein diabetisches Koma?
Ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, kann das dazu führen, dass der Stoffwechsel entgleist. In diesem Zustand kann der Körper sich nicht mehr eigenständig regulieren. Die Folge kann ein Coma diabeticum sein. Die genauen Auslöser unterscheiden sich je nach Diabetes-Typ.
Ursachen eines diabetischen ketoazidotischen Komas
Menschen mit Typ-1-Diabetes produzieren kein Insulin und müssen es sich regelmäßig spritzen. Ein Insulinmangel kann bei Menschen mit Diabetes Typ 1 trotz Behandlung vorliegen, wenn
- die Insulin-Spritze vergessen wurde oder
- ein erhöhter Insulinbedarf aufgrund von Infektionen wie einem Harnwegsinfekt oder körperlicher Bewegung besteht.
Die Aufgabe des Insulins ist es unter anderem, Glukose aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, wo sie als Energie zur Verfügung steht. Fehlt das Insulin, bleibt der Zucker im Blut und der Körper bekommt keine Energie zugeführt. Damit er dennoch weiterhin mit Energie versorgt wird, greift der Organismus anstelle der Kohlenhydrate auf Fettreserven zurück.
Der Körper verwandelt Fettsäuren in Ketone, die als Ersatz-Energiemoleküle dienen. Diese Ketone können dazu führen, dass das Blut übersäuert, was die normalen Körperfunktionen stark beeinträchtigt. Die Folge ist eine diabetische Ketoazidose – eine Übersäuerung (Azidose) des Stoffwechsels. Eine diabetische Ketoazidose kann letztlich ein Coma diabeticum auslösen, was auch als Übersäuerungskoma bezeichnet wird.
Liegt ein erhöhter Wert des Blutzuckers (Hyperglykämie) über 250 Milligramm/Deziliter (mg/dl) beziehungsweise 13,9 Millimol/Liter (mmol/l) vor und riecht der Atem nach dem typisch süßlichen Geruch von Aceton (ein Ketonkörper), sollte umgehend der Notruf kontaktiert werden.
Wie entsteht ein diabetisches hyperosmolares Koma?
Menschen mit Typ-2-Diabetes können ein diabetisches hyperosmolares Koma entwickeln. Die Bauchspeicheldrüse Betroffener produziert in der Regel noch geringe Insulinmengen, weshalb es nicht zur Ketose und zum ketoazidotischen Koma kommt. Allerdings wird stattdessen vermehrt Glukose aus der Leber freigesetzt, wodurch die Blutzuckerwerte auf teils über 1.000 mg/dl steigen.
Da der Zucker aufgrund der ungenügenden Wirkung von Insulin nicht die Zellen aufgenommen werden kann, reichert er sich im Blut an. Die Nieren versuchen nun, die hohe Konzentration von Glukose auszugleichen, indem sie den Zucker über den Urin ausscheiden. Es kommt zu einem starken Flüssigkeitsverlust und mitunter zu einer schweren Dehydration. Deshalb sprechen Fachleute auch vom Austrocknungskoma.
Auslöser eines hyperosmolaren Komas bei Diabetes mellitus können sein:
- ungenügende Therapie
- falsches Essverhalten
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Infektionen wie Erkältungen
- Medikamente, etwa Kortison oder entwässernde Arzneimittel
Das hyperosmolare Koma ist seltener als das ketoazidotische. Zudem entwickelt es sich deutlich langsamer. Erste Anzeichen wie ständiger Harndrang oder Müdigkeit sollten Menschen mit Diabetes mellitus deshalb ernst nehmen und umgehend ärztlichen Rat einholen.
Diabetisches Koma: Schnelle Behandlung rettet Leben
Menschen mit Coma diabeticum müssen schnellstmöglich notärztlich behandelt werden. Liegt ein ketoazidotisches Koma vor, erhalten Betroffene venös Flüssigkeit, Insulin, Glukose und Kalium. Bei einer ausgeprägten Azidose wird zudem basisches Bikarbonat verabreicht, um der Übersäuerung entgegenzuwirken.
Ein hyperosmolares Koma wird zunächst ebenfalls mit Elektrolyten und Flüssigkeit behandelt. Im Anschluss verabreichen Fachleute zudem Insulin und gegebenenfalls weitere Medikamente, um eine Thrombose zu verhindern.
In der Regel müssen Patient*innen im Krankenhaus behandelt werden, in schweren Fällen auf der Intensivstation. Wichtig ist zudem, eine mögliche zugrunde liegende Erkrankung wie einen Infekt entsprechend zu behandeln.
Wer an Diabetes mellitus erkrankt ist, sollte einen Notfallausweis mit sich führen. Kommt es zu einem Coma diabeticum, können Ersthelfende entsprechend schnell und richtig handeln.
Verlauf und Prognose bei diabetischem Koma
Bei einer schnellen und entsprechenden Behandlung ist die Prognose gut. Die Sterblichkeit bei einer diabetischen Ketoazidose liegt bei unter 1 Prozent, verschlechtert sich jedoch bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen auf etwa 5 Prozent. Die Sterblichkeit bei einem selteneren, hyperosmolaren Koma ist jedoch deutlich höher und liegt zwischen 4 und 16 Prozent.
Wie wird ein diabetisches Koma diagnostiziert?
In der Regel sprechen die typischen Symptome bereits für ein Coma diabeticum. Um den Verdacht zu sichern, kontrollieren Ärzt*innen den Glukosegehalt im Blut, den pH-Wert und mitunter auch den Urin hinsichtlich Ketonkörper.