Diabetischer Fuß: Symptome und Stadien beim diabetischen Fußsyndrom
Ein diabetischer Fuß ist eine mögliche Komplikation dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte, wie es bei Diabetes mellitus der Fall sein kann. Eine vollständige Heilung ist derzeit nicht möglich. Umso wichtiger ist es, mögliche Anzeichen ernst zu nehmen und schlecht heilende Wunden am Fuß richtig zu behandeln. Wie ein diabetischer Fuß aussieht und welche Behandlung helfen kann, erfahren Sie hier.
Zusammenfassung
- Definition: Beim diabetischen Fuß handelt es sich um eine mögliche Komplikation bei Diabetes mellitus.
- Symptome: Je nach Ursache kommt es zu Missempfindungen im Fuß, schlecht heilenden Wunden, Geschwüren und Hautverfärbungen.
- Stadien: Fachleute teilen den diabetischen Fuß in verschiedene Stadien ein, abhängig vom Ausmaß der Gewebezerstörung und Infektion.
- Ursachen: Die Ursache sind schlecht eingestellte Blutzuckerwerte, welche Nerven und Gewebe schädigen können.
- Behandlung: Essenziell ist die konsequente Einstellung und Kontrolle der Blutzuckerwerte, selbstständige und ärztliche Kontrolle der Wunden, Wund- und Fußpflege. Unter Umständen kommen Medikamente und Operationen zum Einsatz, welche die Durchblutung verbessern sollen. Letzte Behandlungsoption ist eine Amputation von Zehen und Fuß.
- Prognose: Wunden heilen mitunter nach vier Monaten bis mehreren Jahren ab, bei 15 Prozent der Betroffenen bleiben sie bestehen. Eine Infektion mit multiresistenten Keimen verschlechtert die Prognose.
- Vorbeugen: Neben der regelmäßigen Blutzuckerwertkontrolle sollten die Füße täglich selbstständig gepflegt und in einer podologischen Praxis behandelt werden.
- Diagnose: Dem ärztlichen Gespräch schließen sich die Untersuchung der Füße und bildgebende Verfahren an.
Was ist ein diabetischer Fuß?
Der diabetische Fuß oder auch das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine ernst zu nehmende Folgeerkrankung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Dabei handelt es sich um krankhafte Veränderungen am Fuß, etwa Gewebeschädigungen und Wunden, die nicht abheilen. Nur eine sorgfältige und professionelle Fußpflege und konsequente Kontrolle der Blutzuckerwerte können einen diabetischen Fuß verhindern.
Rund 20 bis 30 Prozent der Menschen mit Diabetes mellitus entwickeln im Krankheitsverlauf ein diabetisches Fußsyndrom.
Welche Symptome sind beim diabetischen Fuß möglich?
Erste Warnzeichen für ein Frühstadium eines diabetischen Fußes können trockene Füße und eine vermehrte Hornhautbildung sein. Je nachdem, ob geschädigte Gefäße oder Nerven die Ursache sind, unterscheiden sich die Symptome.
Symptome bei ischämischem diabetischem Fuß
Kommt es zu Gefäßschädigungen und damit verbunden zu Durchblutungsstörungen, sind diese Symptome möglich:
- Haut am Fuß erscheint blass und bläulich
- Fuß fühlt sich kalt an
- Fußarterie ist nicht mehr tastbar
- krampfartige Schmerzen nach kurzen Gehstrecken
- Ruheschmerzen bei ausgeprägter Durchblutungsstörung
- schlecht heilende Wunden an Zehen und Fersen
Beschwerden bei einem neuropathischen diabetischen Fuß
Bei einer Nervenschädigung ist die Sensibilität der Hautnerven beeinträchtigt, was diese Symptome verursachen kann:
- Sensibilitätsstörungen in Bezug auf Schmerzen, Kälte, Wärme und Druck
- schlecht heilende Wunden und Geschwüre (Ulkus) an den Fußsohlen
- trockene, warme Haut an den Füßen
Diabetischer Fuß: Frühstadium bis Endstadium
Abhängig vom Ausmaß der Gewebezerstörung und der Infektion teilen Fachleute den diabetischen Fuß in Stadien ein. Diese Klassifikation nach Wagner gibt zudem Aufschluss darüber, welche Behandlungsmaßnahmen erfolgen sollten:
Grad 0: Keine Verletzung oder Störung des Fußes (Läsion); regelmäßige Kontrolle der Füße
Grad 1: Oberflächliche Geschwürbildung (Ulzeration); vor allem Druckentlastung und lokale Wundbehandlung
Grad 2: Tiefes Geschwür (Ulkus) bis zur Gelenkkapsel, Sehnen oder Kapsel; vor allem Druckentlastung und lokale Wundbehandlung
Grad 3: Tiefes Ulkus mit beginnender Ansammlung von Eiter (Abszess), einer Infektion des Knochens und des Knochenmarks (Osteomyelitis), Infektion der Gelenkkapsel; Infektionskontrolle, Antibiotikabehandlung von 6 Wochen und mehr sowie konsequente Druckentlastung. Teilweise Entfernung von Körpergewebe (Resektion)
Grad 4: Begrenztes Absterben einzelner Zellen (Nekrose) im Vorfuß- oder Fersenbereich; Verhinderung von aufsteigenden Infektionen, Amputationsbereich möglichst gering halten
Grad 5: Nekrose des gesamten Fußes; Verhinderung von aufsteigenden Infektionen, Amputationsbereich möglichst gering halten
Wie entsteht ein diabetischer Fuß?
Bei Menschen mit Diabetes mellitus können sowohl Schäden an der Innenwand der Blutgefäße (diabetische Angiopathie) als auch der Nervenbahnen (diabetische Neuropathie) entstehen. Häufig sind zuerst die Gefäße der Füße und der Beine beziehungsweise Unterschenkel betroffen. Durch die unzureichende Durchblutung kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Gewebe, was alle Stoffwechselprozesse in den Zellen negativ beeinflusst.
Je nach Ursache lässt sich ein diabetischer Fuß wie folgt einteilen:
neuropathischer diabetischer Fuß: Entstehung durch diabetesbedingte Nervenschäden, auch Polyneuropathie genannt
minderdurchbluteter (ischämischer) diabetischer Fuß: Gefäßschäden und resultierende Durchblutungsstörungen als Auslöser
diabetischer Fuß durch Nervenschäden und Durchblutungsstörungen
Diabetes mellitus kann auch Nervenschädigungen verursachen, welche wiederum Fehlbildungen der Füße zur Folge haben: Bei diesem sogenannten Charcot-Fuß werden Knochen und Gelenke im Fuß zerstört, was zu Verformungen führen kann.
Welche Risikofaktoren begünstigen einen diabetischen Fuß?
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die bei Betroffenen mit Diabetes mellitus einen diabetischen Fuß begünstigen:
- Erkrankungen des peripheren Nervensystems (Neuropathie)
- periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK)
- eingeschränkte Gelenkmobilität (Limited Joint Mobility, LJM)
- Druckfehlbelastungen (etwa einengendes Schuhwerk, krankhaftes Übergewicht, Fehlstellungen oder Fehlbildungen von Füßen oder Zehen)
- Hornhautschwielenbildung (durch Druckfehlbelastungen)
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Bluthochdruck
- hohe Cholesterinwerte
Diabetischer Fuß: Frühzeitige Behandlung ist essenziell
Die Behandlung eines diabetischen Fußes ist abhängig vom Ausmaß der Erkrankung. Der Fokus liegt dabei auf der zugrunde liegenden Ursache. Dazu gehört die Einstellung und regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers, um ein Fortschreiten der Gefäß- und/oder Nervenschädigungen zu verhindern.
Wesentliche Pfeiler der Behandlung sind:
vollständige Druckentlastung der Wunden: Hilfreich können Gehstützen, ein Rollstuhl und spezielle orthopädische Schuhe sein. Unter Umständen müssen Betroffene konsequente Bettruhe einhalten, was mitunter einen stationären Krankenhausaufenthalt erfordert. Außerdem kann eine Polsterung den betroffenen Fuß entlasten.
Verbesserung der Durchblutung im Bein: Bei einer stark eingeschränkten Durchblutung kann mithilfe von Medikamenten, etwa Thrombozyten-Aggregationshemmer, der Blutfluss verbessert werden. Zudem können durch eine Operation, etwa durch eine Bypass-Operation oder einen Ballonkatheter, mögliche Engstellen in Blutgefäßen geweitet werden.
Entzündungen und Wunden behandeln: Wer offene Stellen, Geschwüre und Entzündungen hat, muss diese täglich von einer podologischen Fachkraft steril reinigen lassen. Auch Wundverbände mit Silber oder Aktivkohle können die Heilung beschleunigen. Meist müssen Betroffene Antibiotika in Tablettenform einnehmen. Offene Wunden sollten bestenfalls täglich ärztlich kontrolliert und abgestorbenes Gewebe entfernt werden.
Kontrolle der Füße: Regelmäßige, ärztliche Untersuchung der Füße, auch wenn keine Beschwerden vorliegen. Zudem sollten Betroffene, wenn möglich, täglich selbst ihre Füße nach kleinen Wunden absuchen und die Füße pflegen oder einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch nehmen.
Schulung von Betroffenen: Es gibt spezielle Schulungen für Menschen mit Diabetes, bei denen sie lernen, wie wichtig die Fußpflege ist und worauf sie achten müssen, um einen diabetischen Fuß richtig zu behandeln.
vorbeugende Operation: Eine vorbeugende Operation bei Fehlstellungen und Verformungen des Fußes und Knöchels, etwa bei einem Hammerzeh oder Hallux valgus, kann ebenso sinnvoll sein. So lassen sich Druckstellen unter der Hornhaut und somit Infektionen verhindern.
Podologische Therapie
Betroffene mit diabetischem Fuß können sich eine podologische Therapie verschreiben lassen. Die regelmäßige professionelle Fußpflege ist besonders ratsam, wenn Folgeschädigungen sowie Entzündungen und Geschwüre drohen. Neben der ausführlichen Anamnese und Kontrolle der Füße kann die podologische Fachkraft die Füße professionell pflegen. Dabei wird die Hornhaut abgetragen und die Nägel bearbeitet.
Wann ist eine Amputation beim diabetischen Fuß notwendig?
Die letzte Behandlungsmaßnahme ist eine Amputation. Zehen oder Teile des Fußes und Unterschenkels werden nur entfernt, wenn alle anderen Therapien keinen Erfolg erzielen. Dabei sollte das Ausmaß so gering wie möglich gehalten werden – eine Amputation oberhalb des Sprunggelenks ist nur in seltenen Fällen notwendig. Steht eine solche Entscheidung im Raum, sollte vor einer Amputation eine ärztliche Zweitmeinung eingeholt werden.
Wer behandelt einen diabetischen Fuß?
Zur Behandlung eines diabetischen Fußes können diverse Fachleute zurate gezogen werden. Hilfe bieten hausärztliche, diabetologische, chirurgische und orthopädische Fachpraxen. Auch Gefäßmediziner*innen, Diabetesberatende, Schuhmacher*innen und podologische Fachkräfte sind Anlaufstellen für Betroffene. Für die Behandlung eines diabetischen Fußes empfehlen sich spezielle interdisziplinäre und multiprofessionelle Einrichtungen zur Fußpflege und spezielle Fußbehandlungszentren.
Prognose bei diabetischen Fuß
Ein diabetischer Fuß ist eine ernst zu nehmende Komplikation bei Diabetes mellitus. Die Behandlung kann langwierig sein, jedoch ist je nach Stadium eine komplette Wundheilung erreichbar. Die Wunden heilen in rund vier Monaten ab – häufig bleiben sie jedoch jahrelang bestehen. Bei etwa 15 Prozent der Betroffenen heilen Wunden und Geschwüre gar nicht.
Eine Infektion mit multiresistenten Keimen verschlechtert die Prognose. Bei stark ausgeprägten Wunden kann eine Amputation der betroffenen Zehen oder des ganzen Fußes erforderlich sein.
Lässt sich einem diabetischen Fuß vorbeugen?
Um Geschwüre und eine Amputation von Füßen und Zehen zu vermeiden, sind präventive Maßnahmen äußerst wichtig. Dazu zählen:
- regelmäßige ärztliche Untersuchung der Füße und Begutachtung der Schuhe zur Einstufung des Risikos
- geeignetes, nicht einengendes Schuhwerk
- druckentlastende Einlagen in sämtlichen Schuhen tragen
- Strümpfe ohne Nähte und mit hohem Baumwollanteil tragen und täglich wechseln
- Therapie sonstiger krankhafter Veränderungen am Fuß
- medizinische Fußpflege mit gleichzeitiger Hornhautabtragung und Nagelbearbeitung (podologische Komplexbehandlung)
- Schulung aller Beteiligten (auch Familienangehörige)
- psychosoziale Betreuung
Was sollten Betroffene bei der täglichen Fußpflege beachten?
Patient*innen sind zusätzlich dazu angehalten, täglich selbst ihre Füße zu beobachten und auf Blasen, Rötungen, Einrisse oder Druckstellen zu untersuchen. Darüber hinaus ist die tägliche Fußpflege essenziell:
- Ein tägliches, lauwarmes Fußbad (37 bis 38 Grad Celsius) für drei bis fünf Minuten ist empfehlenswert.
- Anschließend sind die Füße einzucremen, insbesondere bei trockener Haut. Geeignet sind Emulsionen oder ein Pflegeschaum mit Harnstoff.
- Die Fußnägel sollten gerade gefeilt und nicht mit einer spitzen Nagelschere geschnitten werden. Einerseits lassen sich so eingewachsene Fußnägel durch zu abgerundete Ecken umgehen, andererseits sind Verletzungen durch die Schere vermeidbar.
Wie wird ein diabetischer Fuß diagnostiziert?
Für Betroffene mit Diabetes mellitus ist es ratsam, regelmäßig ihre Füße untersuchen und ihr Schuhwerk begutachten zu lassen. Bei der Untersuchung erfolgt zunächst eine gezielte Anamnese. Dazu werden Fragen zu möglichen Schmerzen, unangenehmen Körperempfindungen (Parästhesien), Taubheitsgefühlen oder Fehlen jeglicher Empfindung gestellt. Anschließend erfolgt eine Untersuchung beider Füße zum Hautstatus, der Muskulatur, Fehlbildungen (Deformitäten), der Beweglichkeit sowie der Hauttemperatur.
Zur Feststellung einer gestörten Durchblutung oder Schädigungen von Nerven kommen außerdem Untersuchungsmethoden infrage wie:
- Ultraschall (Sonografie)
- Knöchel-Arm-Index (Verhältnis von Blutdruckwert im Unterschenkel und Oberarm)
- Angiographie (Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel zur Gefäßdarstellung)
- Reflextests
- Computertomographie (CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)