Diabetische Nephropathie: Symptome der Nierenschädigung
Die diabetische Nephropathie ist eine häufige Komplikation bei Diabetes mellitus. Die Schädigungen an den Nierenkörperchen entstehen durch jahrelang erhöhte Blutzuckerwerte. Auf welche Anzeichen Menschen mit Diabetes mellitus achten sollten und was bei einer diabetischen Nephropathie zu tun ist, erfahren Sie hier.
Zusammenfassung
- Definition: Bei der diabetischen Nephropathie handelt es sich um eine Nierenschädigung, die als Komplikation bei Menschen mit Diabetes mellitus auftreten kann.
- Ursachen: Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können die Blutgefäße in den Nierenkörperchen schädigen. In der Folge kann es zu Funktionsstörungen der Nieren kommen.
- Symptome: Zu Beginn sind oft keine Beschwerden spürbar. Erst im Verlauf sind unter anderem Kopfschmerzen, Erschöpfung, Juckreiz, Blutarmut oder schäumender Urin möglich.
- Diagnose: Mit verschiedenen Urintests, etwa der Messung des Eiweißes Albumin, lässt sich eine diabetische Nephropathie diagnostizieren.
- Behandlung: Die Blutzuckerwerte sollten optimal eingestellt werden und eine Anpassung des Lebensstils erfolgen.
- Verlauf: Die diabetische Nephropathie verläuft chronisch fortschreitend, lässt sich jedoch unter anderem durch gut eingestellte Blutzuckerwerte positiv beeinflussen.
- Vorbeugen: Menschen mit Diabetes mellitus sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Nierenfunktion und der Albuminausscheidung im Urin wahrnehmen.
Was ist die diabetische Nephropathie?
Die diabetische Nephropathie umfasst alle Schädigungen der Nieren bei Menschen mit Diabetes mellitus und ist eine der häufigsten Komplikationen der Erkrankung. Die Nierenschädigung entsteht demnach direkt infolge des Diabetes bei Typ 1 sowie Typ 2. Davon abzugrenzen sind Nierenschäden, die auf anderen Ursachen, wie einem erhöhten Blutdruck, beruhen.
Etwa 20 bis 40 Prozent der Menschen mit Diabetes mellitus entwickeln im Laufe der Krankheit eine diabetische Nephropathie.
Warum schädigt Diabetes die Nieren?
Bei einer schlecht kontrollierten Diabetes-Erkrankung besteht das Risiko, dass die Blutzuckerwerte langfristig erhöht sind. Ein erhöhter Blutzucker kann die Wände der feinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen schädigen und porös machen. Löcher entstehen, sodass auch größere Stoffe durch die Gefäßwände gelangen. In der Folge kann es dazu kommen, dass vermehrt Eiweiße über den Urin ausgeschieden werden.
Bei einer fortgeschrittenen Schädigung der Nieren können die Nierenkörperchen vernarben und verhärten und das Bindegewebe verdicken. Dadurch nimmt die Filterfunktion der Nieren immer weiter ab. Die Nierenfunktion kann sich somit durch diabetesbedingte Veränderungen verschlechtern und die Durchblutung wird beeinträchtigt – es kann eine Niereninsuffizienz entstehen.
Welche Risikofaktoren begünstigen zusätzlich eine Nierenschädigung?
Verschiedene Risikofaktoren können Diabetes mellitus und eine damit einhergehende Nierenerkrankung begünstigen. Beeinflussbare Faktoren sind dabei:
- Bluthochdruck
- erhöhte Blutfette (Triglyzeride und Cholesterin)
- gesteigerte Eiweißaufnahme
- Rauchen
- Übergewicht (Adipositas)
Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren zählen:
- höheres Alter
- Erkrankungsalter unter 20 Jahren
- Erkrankungsdauer
- gleichzeitige Netzhautschädigung (Retinopathie)
- genetische Veranlagung
Diabetische Nephropathie: Welche Symptome sind möglich?
Eine diabetesbedingte Nierenschädigung bleibt oft zunächst unbemerkt, da sie in der Regel schleichend beginnt und anfangs ohne Schmerzen verläuft. Zu Beginn zeigen sich meist keine spezifischen Symptome. Erst nach einigen Jahren können Beschwerden auftreten, zum Beispiel:
- Erschöpfung, Müdigkeit, ggf. Schlafstörungen
- verminderte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
- Kopfschmerzen
- Juckreiz
- Muskelkrämpfe
- Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Füßen, Beinen und im Gesicht
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit bis hin zum Erbrechen
- schäumender Urin
- Bluthochdruck
- Blutarmut (Anämie)
- milchkaffeeartige Verfärbung der Haut
Wie lässt sich eine diabetische Nephropathie diagnostizieren?
Ärzt*innen diagnostizieren die diabetische Nephropathie oft im Rahmen der empfohlenen Kontrolluntersuchungen. Dabei kann eine erhöhte Ausscheidung des Körpereiweißes Albumin im Urin (Albuminurie) einen ersten Hinweis auf eine Nierenerkrankung geben. Bei einer gesunden Nierenfunktion verbleibt das Albumin zum größten Teil im Blut, nur geringe Mengen werden über den Urin ausgeschieden.
Betroffene müssen zur Untersuchung oft über 24 Stunden Urin sammeln. Eine Albuminausscheidung von 20 bis 200 Milligramm pro Liter Urin beziehungsweise 30 bis 300 Milligramm pro Tag bezeichnet man medizinisch als Mikroalbuminurie. Diese kann Hinweis auf eine diabetische Nierenerkrankung im Anfangsstadium sein, aber auch auf eine diabetesunabhängige Erkrankung hindeuten.
Außerdem lässt sich der Albumin-Kreatinin-Quotient im Morgenurin bestimmen. Die sogenannte Albumin-Kreatinin-Ratio (AKR) von 30 Milligramm Albumin pro Gramm Kreatinin weist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine diabetische Nephropathie hin. In der Regel wird dieser Wert in zwei aufeinanderfolgenden Messungen innerhalb von drei Monaten bestimmt.
Eine verringerte Nierenfiltrationsrate kann zusätzlich Aufschluss über eine Schädigung der Nieren geben. Dies ist ein Maß für die Filterleistung der Niere. Je niedriger diese Rate ist, desto geringer ist die Menge an Blut, die pro Minute durch die Nieren gefiltert wird.
Besteht der Verdacht, dass die Nierenerkrankung nicht durch den Diabetes mellitus verursacht wird, kommen weitere Laboruntersuchungen oder eine Ultraschalluntersuchung der Nieren zum Einsatz. Dann erfolgt meist die Überweisung in eine nephrologische Fachpraxis.
Stadien der Nierenschädigung bei diabetischer Nephropathie
In Abhängigkeit von der Filtrationsrate der Nieren lässt sich eine diabetische Nephropathie in fünf verschiedene Stadien einteilen:
Stadien | Geschätzte Nierenfiltrationsrate |
Stadium 1: Veränderungen an den Nieren ohne Funktionsverlust. Mikro- oder Makroalbuminurie liegt vor | 90 oder höher |
Stadium 2: Nierenerkrankung mit einer leichten Funktionseinschränkung und Makroalbuminurie | 60 bis 89 |
Stadium 3: Nierenerkrankung mit moderater Funktionseinschränkung | 30 bis 59 |
Stadium 4: Nierenerkrankung mit schwerer Funktionseinschränkung | 15 bis 29 |
Stadium 5: Chronisches Nierenversagen oder dauerhafter Nierenfunktionsverlust | Unter 15 |
Behandlung der diabetischen Nephropathie
Eine diabetische Nephropathie kann unbehandelt zu einem Nierenversagen führen. Wichtig ist deshalb, dass die Blutzuckerwerte bei Menschen mit Diabetes mellitus optimal eingestellt sind und konsequent überprüft werden.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt als Therapieziel im Rahmen eines guten Blutzuckermanagements einen Blutzucker-Langzeit-Wert (HbA1c) von unter 7,0 Prozent (unter 53 mmol/mol). Zudem sollte ärztlich überprüft werden, ob eingenommene Medikamente den Nieren schädigen, um gegebenenfalls auf andere Arzneimittel zurückgreifen zu können.
Weitere Maßnahmen zur Therapie bei diabetischer Nephropathie
Die Behandlung einer diabetischen Nephropathie umfasst darüber hinaus auch allgemeine Maßnahmen, die einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf erzielen können:
- Bluthochdruck senken
- regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte, Cholesterinwerte und des Blutdrucks
- Normalgewicht anstreben
- ausreichend trinken, mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee täglich
- Rauchverzicht
- regelmäßige Bewegung
- ausgewogene, salzarme und eiweißreiche Ernährung
Sollten die Nieren so stark geschädigt sein, dass ein chronisches Nierenversagen vorliegt, ist eine Nierenersatztherapie lebensnotwendig. Dabei setzen Fachleute am häufigsten die Dialyse ein. Dies ist ein medizinisches Verfahren zur Reinigung des Blutes. In schweren Fällen kann eine Organtransplantation notwendig sein.
Prognose und Verlauf bei diabetischer Nephropathie
Eine frühzeitig diagnostizierte diabetische Nephropathie und regelmäßige kontrollierte Blutzucker- und Blutdruckwerte können sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und diesen verzögern. Eine Diagnose in einem frühen Stadium kann sogar dazu verhelfen, erste krankheitsbedingte Veränderungen zum Teil langfristig zu rückgängig zu machen.
Es ist in jedem Fall wichtig, dass Patient*innen die erforderlichen Therapiemaßnahmen einhalten, um ein Nierenversagen zu vermeiden. Außerdem besteht durch eine gestörte Nierenfunktion das Risiko für die Entwicklung von weiteren Diabetes-Folgeerkrankungen. Am häufigsten treten Komplikationen an den Augen und dem Herz-Kreislauf-System auf.
Kann man der diabetischen Nephropathie vorbeugen?
Durch ein gutes Blutzuckermanagement lässt sich einer diabetischen Nephropathie vorbeugen. Der empfohlene Blutzucker-Langzeit-Wert bei Erwachsenen liegt dabei zwischen 6,5 und 7,0 Prozent (48 bis 58 mmol/mol).
Für Menschen mit Diabetes mellitus ist es ratsam, jedes Jahr mindestens eine Kontrolluntersuchung der Nierenfunktion und der Urin-Albuminausscheidung wahrzunehmen. Besonders Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten dieses Untersuchungsintervall ab einer Diabetes-Dauer von fünf Jahren befolgen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes gilt die Empfehlung ab der Diagnosestellung.