Mann mit Diabetes insipidus trinkt ein Glas Wasser.
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Diabetes insipidus: Symptome des gestörten Wasserhaushalts

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.09.2023

Beim Diabetes insipidus liegt ein gestörter Wasserhaushalt im Körper vor. Betroffene scheiden teilweise 30 Liter Urin pro Tag aus und haben ein starkes Durstgefühl. Welche Symptome sind noch möglich und was verursacht einen Diabetes insipidus?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Diabetes insipidus ist eine seltene Stoffwechselerkrankung, die mit einem gestörten Wasserhaushalt einhergeht.
  • Symptome: Betroffene scheiden teils mehr als 30 Liter Urin täglich aus und haben ein starkes Durstgefühl. Je nach Form sind weitere Symptome möglich.
  • Ursache: Auslöser ist eine fehlende Wirkung oder ein Mangel des antidiuretischen Hormons. 
  • Diagnose: Die Diagnostik umfasst neben der Anamnese verschiedene Tests und bildgebende Verfahren.
  • Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Neben der Gabe von ADH und der Behandlung einer möglichen Grunderkrankung steht auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr im Fokus.
  • Verlauf: Verlauf und Prognose sind günstig, wenn der Diabetes insipidus frühzeitig erkannt und behandelt wird. Je nach Ursache ist auch eine vollständige Heilung möglich.

Was ist Diabetes insipidus?

Bei einem Diabetes insipidus (auch Wasserharnruhr) handelt es sich um eine seltene Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einem gestörten Wasserhaushalt des Körpers kommt. Die Nieren sind nicht in der Lage, den Urin durch Wasserentzug zu konzentrieren. Betroffene scheiden deshalb sehr große Urinmengen aus. Ursache ist eine fehlende Wirkung oder ein Mangel des antidiuretischen Hormons (ADH). Das ADH wird im Hypothalamus im Gehirn gebildet und in der Hirnanhangsdrüse zwischengespeichert.

Wichtig: Diabetes insipidus hat keinen Zusammenhang mit Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit. Ist die Rede von “Diabetes“ meint dies grundsätzlich einen Diabetes mellitus, bei dem die Produktion und Verarbeitung von Insulin gestört ist.

Formen des Diabetes insipidus

Abhängig von der Ursache unterscheiden Fachleute zwei Formen: 

  • Diabetes insipidus centralis: Der zentrale oder auch neurogene Diabetes insipidus kann entstehen, wenn die Ausschüttung oder Herstellung des ADHs im Gehirn gestört ist, also ein zentral bedingter Hormonmangel besteht. 

  • Diabetes insipidus renalis: Der nephrogene oder auch renale Diabetes insipidus ist die seltenere Form. Dabei sprechen die Nieren nicht auf das ADH an. 

Für beide Formen kommen verschieden Ursachen infrage. Bei unbekannten Auslösern liegt ein sogenannter idiopathischer Diabetes insipidus vor. Zudem kann sich ein Diabetes insipidus während der Schwangerschaft entwickeln. Dieser normalisiert sich in der Regel wieder innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Geburt.

Diabetes insipidus: Diese Symptome sind möglich

Bei einem Diabetes insipidus kommt es vor allem zu verstärkter Harndrang und einer vermehrten Urinausscheidung (Polyurie). Manche Betroffene scheiden teilweise 30 Liter Urin täglich aus. Auch übermäßiger Durst (Polydipsie) ist typisch.

Darüber hinaus können durch den gestörten Wasserhaushalt bei einem Diabetes insipidus weitere Symptome hinzukommen, wie: 

Können Betroffene den Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen, droht eine Dehydration. Zudem sind Elektrolytstörungen wie ein erhöhter Natriumspiegel im Blut (Hypernatriämie) möglich, was mit weiteren Symptomen wie Muskelschwäche oder Lethargie verbunden sein kann. 

Diabetes insipidus: Ursachen des gestörten Wasserhaushalts

Bei gesunden Menschen steuert das antidiuretische Hormon (ADH), auch Vasopressin genannt, die Ausscheidung von Flüssigkeit. Das ADH wird bei Bedarf von der Hirnanhangsdrüse in die Blutbahn abgegeben, um die Nieren anzuregen, Wasser aus dem Urin aufzunehmen. Auf diese Weise wird weniger Urin produziert und der Körper kann mehr Wasser verwerten. Bei einem Diabetes insipidus ist diese Funktion jedoch gestört. Die Ursachen dieser Funktionsstörung unterscheidet sich je nach Form des Diabetes insipidus.

Ursachen eines zentralen Diabetes insipidus

Beim zentralen Diabetes insipidus liegen Schäden im Bereich des Hypothalamus vor, der bei gesunden Menschen Vasopressin bildet, oder aber in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), welche das ADH zwischenspeichert und bei Bedarf wieder abgibt. Ursachen hierfür können sein: 

  • Tumoren an der Hypophyse oder am Hypothalamus
  • entzündliche Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis)
  • Operationen wie eine operative Entfernung der Hypophyse
  • Verletzungen oder Blutungen des Gehirns
  • Erkrankungen des Hypothalamus
  • Systematische Erkrankungen wie Sarkoidose
  • Tuberkulose
  • Geschlechtskrankheiten, etwa Syphilis

Was verursacht einen renalen Diabetes insipidus?

Der seltenere renale oder auch nephrogene Diabetes insipidus entsteht aufgrund einer Funktionsstörung in den Nieren, die dazu führt, dass diese nicht auf das Vasopressin ansprechen. Mögliche Ursachen können sein: 

Wie lässt sich ein Diabetes insipidus diagnostizieren?

Die Diagnose eines Diabetes insipidus umfasst neben einem ärztlichen Gespräch (Anamnese) auch verschiedene Tests. Dazu zählen unter anderem: 

Durstversuch bei Diabetes insipidus sichert Diagnose

Ergeben die Voruntersuchungen einen konkreten Verdacht auf einen Diabetes insipidus, ordnen Fachleute in der Regel einen sogenannten Durstversuch an. Dabei dürfen Patient*innen über mehrere Stunden hinweg, meist über Nacht, keine Flüssigkeit zu sich nehmen. Setzen diese dann weiterhin eine sehr große Menge an wenig konzentrierten Urin ab, sichert dies die Diagnose.

Wie erfolgt die Behandlung eines Diabetes insipidus?

Zunächst steht im Fokus der Behandlung, den Elektrolythaushalt auszugleichen und unter Umständen den Kreislauf zu stabilisieren. Die weitere Therapie richtet sich nach der Ursache des Diabetes insipidus. 

Therapie eines Diabetes insipidus centralis

Beim zentralen Diabetes insipidus kommen in der Regel Medikamente zum Einsatz, die das fehlende ADH ersetzen sollen. Hierfür wird ein künstlich hergestelltes Präparat entweder in Form von Lutschtabletten oder Nasensprays genutzt. Durch die Gabe von ADH reduziert sich die Urinausscheidung. Die Behandlung muss ein Leben lang erfolgen, hat jedoch kaum bis keine Nebenwirkungen.

Ist die Ursache ein Tumor im Gehirn, muss dieser meist operativ entfernt werden. 

Renalen Diabetes insipidus behandeln

Bei einem renalen Diabetes insipidus müssen Betroffene auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine salz- und eiweißarme Ernährung achten. Bei einer bestehenden Nierenerkrankung wird diese entsprechend mit Medikamenten behandelt. Unter Umständen verschreiben Fachleute auch Präparate, um etwa einen Kaliummangel auszugleichen.

Diabetes insipidus: Verlauf und Prognose

Frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt, nimmt der Diabetes insipidus einen guten Verlauf und hat eine günstige Prognose. Lässt sich die auslösende Grunderkrankung, etwa zu hohe Calciumwerte im Blut, behandeln, kann ein Diabetes insipidus vollständig geheilt werden. Ist dies nicht möglich, können Betroffene meist trotzdem durch die Einnahme von Medikamenten und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ein ganz normales Leben führen. 

Welche Komplikationen sind möglich?

Unter Umständen kann es bei einem Diabetes insipidus zu verschiedenen Komplikationen kommen. Eine Dehydration bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr und hoher Wasserausscheidung kann schlimmstenfalls zum Tod führen. Meist versuchen Betroffene jedoch den Flüssigkeitsverlust durch eine enorme Trinkmenge auszugleichen. In Unfallsituationen ist dies jedoch nicht immer möglich.

Kommt es zu einer Überdosierung des häufig verschriebenen Wirkstoffs Desmopressin, droht eine Überwässerung mit Bewusstseinstrübung und schlimmstenfalls Krämpfen.

Wichtig: Menschen mit Diabetes insipdius sollten einen Notfallausweis bei sich tragen. Im Falle einer lebensbedrohlichen Situation kann es sein, dass Betroffene oral keine Flüssigkeit zu sich nehmen können, welche dann schnell venös verabreicht werden kann.