Eine Pflegerin hilft einem älteren Mann dabei, aus dem Sessel aufzustehen.
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Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose)

Von: Onmeda-Redaktion, Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.08.2023

Wenn die Knorpel im Hüftgelenk verschleißen, spricht man von einer Coxarthrose. Heilbar ist diese nicht. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Auch der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks ist möglich.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Coxarthrose

Was ist Coxarthrose?
Von Coxarthrose oder Koxarthrose spricht man, wenn die Knorpel im Hüftgelenk verschleißen. Coxa ist der lateinische Begriff für Hüfte. Arthrose ist der allgemeine Fachbegriff für Gelenkverschleiß.

Das Hüftgelenk bildet die Verbindung zwischen Oberschenkelknochen und Becken. Das kugelförmige obere Ende des Oberschenkelknochens, der Hüftkopf, steckt dabei in der sogenannten Gelenkpfanne, einer Kuhle im Beckenknochen. Damit Oberschenkel- und Beckenknochen nicht aneinander reiben, liegt zwischen ihnen eine Knorpelschicht.

Bei einer Coxarthrose geht dieser natürliche Puffer verloren. Dadurch reiben die Knochen aneinander und nehmen Schaden.

Die Verschleißerscheinungen sind anfangs nur auf dem Röntgenbild erkennbar. Später kann sich eine Coxarthrose durch Schmerzen äußern. Zudem kann sie zur Folge haben, dass die Betroffenen ihre Beine nicht mehr wie gewohnt bewegen können.

Aber: Eine Coxarthrose führt nicht immer zu Beschwerden. Auch wenn der Arzt auf dem Röntgenbild eindeutig Verschleißerscheinungen im Hüftgelenk erkennen kann, ist es möglich, dass der Betroffene keinerlei Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen verspürt.

Coxarthrose: Ursachen

Eine Coxarthrose entsteht, wenn der Gelenkknorpel nach und nach verloren geht. Für diesen Rückgang kann es unterschiedliche Ursachen geben. Häufig lassen sich diese beim einzelnen Erkrankten nicht sicher klären.

Eine Hüftgelenksarthrose ohne erkennbare Ursache bezeichnen Ärzte auch als primäre Coxarthrose. Sie entsteht vermutlich durch

  • Alterungsprozesse im Knorpelgewebe und/oder
  • eine dauerhafte Überbelastung des Hüftgelenks (z.B. durch Übergewicht).

Der Verschleiß kann jedoch auch als Folge von Verletzungen, Fehlbildungen oder Erkrankungen entstehen, etwa durch

  • eine Fehlbildung der Gelenkpfanne (Hüftdysplasie, zu tiefe Pfanne),
  • eine Fehlstellung des Oberschenkelknochens (z. B. Fehlrotation, knöcherne Ausziehungen am Schenkelhals),
  • Brüche im Bereich des Hüftgelenks (z.B. Schenkelhalsbruch),
  • Entwicklungs- oder Stoffwechselstörungen, die die Durchblutung des Hüftkopfes beeinträchtigen (z.B. Morbus Perthes, Diabetes mellitus),
  • Entzündungen im Gelenkknorpel (z.B. bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht) und/oder
  • Stoffwechselstörungen, die den Gelenkknorpel schädigen (z.B. Eisenspeicherkrankheit).

Lässt sich die Erkrankung auf eine oder mehrere dieser Ursachen zurückführen, sprechen Ärzte von einer sekundären Coxarthrose.

Wichtig: Mediziner gehen grundsätzlich davon aus, dass eine Coxarthrose in der Regel nicht eine einzige Ursache hat, sondern durch Zusammenwirken mehrerer Risikofaktoren entsteht.

Coxarthrose: Symptome

Die typischen Symptome einer Coxarthrose sind

Schmerzen

Schmerzen verspüren die Betroffenen meist in der Leistengegend und der Gesäßregion. Mitunter strahlen die Schmerzen auch in den Oberschenkel und ins Knie aus.

Im frühen Stadium der Coxarthrose treten die Schmerzen meist nur zu Beginn einer Bewegung auf und klingen wieder ab, wenn sich der Betroffene eine Weile bewegt hat. In diesem Fall sprechen Ärzte auch von Anlaufschmerzen.

In späteren Stadien werden die Schmerzen stärker und treten auch in Ruhe auf (sog. Nachtschmerz). Meist kommt es durch den starken Knorpelabrieb zu Entzündungen im Hüftgelenk. Diese äußern sich meist dadurch, dass das Gelenk bei Berührung schmerzt und geschwollen und gerötet ist.

Bewegungseinschränkungen

Häufig meiden Menschen mit Coxarthrose unbewusst bestimmte Bewegungen, die ihnen Schmerzen bereiten. Das hat zur Folge, dass sich die Muskeln im Bereich des Hüftgelenks verkürzen, sodass dieses immer unbeweglicher wird.

Die Bewegungseinschränkungen äußern sich dadurch, dass die Betroffenen

  • ihre Beine nicht mehr wie gewohnt drehen, seitlich abspreizen, und strecken können,
  • ihr Hüftgelenk ständig in einer leichten Beugestellung halten und
  • Schwierigkeiten bei alltäglichen Tätigkeiten haben (z.B. Schuhe binden, vom Sessel aufstehen, Treppensteigen).

Coxarthrose: Diagnose

Wer Schmerzen in der Leistenregion oder im Gesäßbereich hat, sollte diese von einem Arzt abklären lassen. Dieser kann dann ermitteln, ob hinter den Beschwerden eine Coxarthrose oder eine andere Erkrankung steckt.

Dazu muss der Arzt unter anderem wissen,

  • seit wann und in welchen Situationen die Schmerzen auftreten,
  • ob der Patient Schwierigkeiten hat, bestimmte Tätigkeiten auszuführen und
  • ob der Patient sonstige Erkrankungen hat.

Darüber hinaus wird der Arzt prüfen, ob und in welcher Weise die Bewegungen des Patienteneingeschränkt sind. Dazu wird er insbesondere auf dessen Gang und dessen Körperhaltung achten.

Sprechen die Beschwerden und die Bewegungsabläufe des Patienten für eine Coxarthrose, lässt der Arzt ein Röntgenbild des Hüftgelenks anfertigen. Auf der Röntgenaufnahme kann der Arzt erkennen, wie stark sich der Knorpel bereits zurückgebildet hat und welche Schäden an den Gelenkknochen entstanden sind.

Wichtig: Auch wenn die Röntgenbilder erkennen lassen, dass sich die Arthrose noch in einem frühen Stadium befindet, kann es sein, dass der Betroffene starke Schmerzen hat – etwa, weil sich sein Hüftgelenk entzündet hat. Bei einigen Patienten ist es umgekehrt: Sie bemerken trotz fortgeschrittener Arthrose kaum Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Das Ausmaß der Verschleißerscheinungen sagt also nicht unbedingt etwas darüber aus, wie stark die Beschwerden sind.

Coxarthrose: Coxarthrose

Eine Coxarthrose ist nicht heilbar – ein Gelenkknorpel, der sich über Jahre hinweg abgenutzt hat, lässt sich nicht wieder aufbauen. Die Therapie der Hüftgelenksarthrose besteht also darin, die Schmerzen im Hüftgelenk zu lindern und den Betroffenen wieder beweglicher und leistungsfähiger zu machen.

Dazu gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten:

  • Behandlung ohne Operation: Der Patient erhält Physiotherapie und Hilfsmittel, die ihm das Laufen erleichtern (z.B. einen Gehstock und Schuhe mit gepolsterten Absätzen). Zudem kann er durch regelmäßige Bewegung und gegebenenfalls Gewichtsreduktion selbst dazu beitragen, dass seine Hüfte wieder beweglicher, seine Muskulatur gestärkt und seine Gelenke entlastet werden. Schmerzmittel können die Beschwerden leider nur kurzfristig lindern und haben zu starke Nebenwirkungen, um sie langfristig einzunehmen.
  • Operation, bei der das natürliche Gelenk erhalten bleibt
  • Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks (Endoprothetik)

Gehhilfen, Physiotherapie und Bewegung sind grundsätzlich für fast alle Patienten hilfreich. Ob eine Operation infrage kommt und welche, hängt unter anderem davon ab,

  • wodurch die Arthrose entstanden ist,
  • wie weit der Verschleiß bereits fortgeschritten ist und
  • wie alt der Patient ist.

Gelenkerhaltende Operationsverfahren

Liegt eine Fehlstellung der Hüfte vor und ist der Verschleiß des Hüftgelenks lediglich sehr gering oder noch gar nicht vorhanden, kann die*der Ärztin*Arzt zu einer sogenannten Osteotomie raten. Mit diesem Operationsverfahren lassen sich Fehlstellungen unterschiedlicher Art korrigieren, sodass das Hüftgelenk gleichmäßiger belastet wird. Das wirkt einer weiteren Abnutzung des Knorpels entgegen. Zudem lässt sich mit einer Osteotomie oftmals die Beweglichkeit des Hüftgelenks verbessern.

Geeignet ist diese Behandlungsmöglichkeit vor allem für Patienten, deren Knorpel und Gelenk noch nicht allzu stark beschädigt sind. Bei älteren Patienten mit stark ausgeprägter Arthrose führt eine gelenkerhaltende Operation in der Regel nicht zu einer Besserung der Beschwerden.

Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks

Wenn die Arthrose bereits weit fortgeschritten und das Gelenk stark verschlissen ist, raten Ärzte in der Regel nicht zu einer gelenkerhaltenden Operation, sondern zum Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks. Bei dieser Operation wird sowohl der Gelenkkopf als auch die Gelenkpfanne durch eine künstliche Prothese ersetzt.

Mit welcher Operationsmethode der Chirurg die Hüftprothese einsetzt und welche Materialien er dabei verwendet, ist unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem vom Zustand der Knochen und dem Alter des Patienten:

  • Bei älteren Menschen sind die Oberschenkelknochen meist nicht mehr so stabil wie bei jüngeren. Daher verwenden Chirurgen hier häufig einen speziellen Zement, der das künstliche Hüftgelenk mit dem Knochen verbindet.
  • Bei jüngeren Patienten kommt oft eine zementfreie Fixierung zum Einsatz, da die Oberschenkelknochen stabil sind und die Prothese gut einwachsen kann. Ein weiterer Vorteil: Durch den zementfreien Einbau kann die Prothese bei Bedarf leichter ausgetauscht werden.

Nach einer erfolgreichen Operation lässt sich die Hüfte wieder weitgehend normal bewegen und belasten – häufig schon kurz nach dem Eingriff: In der Regel kann der Patient bereits am Tag der OP oder spätestens am Folgetag aufstehen. Eine Woche später ist sogar Treppensteigen möglich.

Ein künstliches Hüftgelenk ist sehr stabil und belastbar. Normalerweise hält es 15 Jahre oder länger, bevor es in einer weiteren Operation ausgetauscht werden muss. Sport ist mit einem künstlichen Hüftgelenk möglich und sogar empfehlenswert. Nur extreme Belastungen (z.B. einen Marathon) sollte der Patient lieber vermeiden.

Welche Risiken birgt der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks?

Die sogenannte Hüftendoprothetik zählt in Deutschland zu den häufigsten Operationen überhaupt: Jedes Jahr erhalten in Deutschland über 200.000 Menschen ein künstliches Hüftgelenk ein. Die meisten von ihnen profitieren von dem Eingriff.

Bei einigen kommt es jedoch zu Komplikationen. Mögliche Risiken einer Hüft-OP sind zum Beispiel

  • eine Beinvenenthrombose,
  • Knochenbrüche in der Nähe der Prothese,
  • Entzündungen,
  • Lungenembolie,
  • eine Verknöcherung des Weichteilgewebes, welches das Hüftgelenk umgibt,
  • Schädigungen der Muskulatur um das Hüftgelenk sowie
  • Nervenschädigungen.

Coxarthrose: Verlauf

Eine Coxarthrose entwickelt sich über Jahre. Sie beginnt damit, dass sich das Knorpelgewebe in Hüftgelenk nach und nach abnutzt, zum Beispiel durch ständige Fehlbelastung.

Im weiteren Verlauf kann sich der Gelenkknorpel so weit zurückbilden, dass irgendwann die Knochen direkt aneinander reiben und sich krankhaft verändern:

  • Auf der Knochenoberfläche entstehen Vertiefungen, die sich mit Flüssigkeit füllen (sog. Geröllzysten).
  • Als Schutz gegen die Reibung produziert der Knochen zusätzliche Knochensubstanz. So bilden sich auf seiner Oberfläche knöcherne Wucherungen, sogenannte Osteophyten.
  • Der Knochen verdichtet sich (sog. Sklerose).

Coxarthrose: Vorbeugen

Studien haben gezeigt, dass Bewegungsmangel und Übergewicht Arthrosen (und viele andere Erkrankungen) begünstigen. Um einer Coxarthrose vorzubeugen, sollte man daher

Auch Menschen, die bereits Arthrose haben, sollten nach Möglichkeit Sport treiben. Geeignet sind in diesem Fall aber vor allem gelenkschonende Sportarten wie

Eltern sollten frühzeitig prüfen, ob ihre Kinder körperliche Fehlstellungen (z. B. einen auffälligen Gang) haben, die zu einer übermäßigen Belastung des Hüftgelenks führen könnten. Eine Fehlstellung des Hüftgelenks lässt sich bereits bei Neugeborenen durch eine Ultraschalluntersuchung erkennen und frühzeitig behandeln.