Frau mit CMD fasst sich an den schmerzenden Kiefer.
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Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Symptome und Behandlung

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2025

Bei einer craniomandibulären Dysfunktion – kurz CMD – handelt es sich um eine Funktionsstörung des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur. Die Symptome reichen von Schmerzen und Kribbeln im Gesicht bis hin zu Augen- und Ohrenproblemen. Betroffene sind oft einem enormen Leidensdruck ausgesetzt. Erfahren Sie hier, welche weiteren Symptome eine CMD verursacht und welche Behandlung hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema CMD

Bei einer CMD handelt es sich um eine Erkrankung des Kiefers, genauer gesagt um eine Fehlfunktion des Kauapparats und Kiefergelenks. 

CMD: Was ist eine craniomandibuläre Dysfunktion?

Als craniomandibuläre Dysfunktion (auch kraniomandibuläre Dysfunktion) bezeichnen Fachleute verschiedene Funktionsstörungen der Kiefergelenke und Kaumuskulatur. Der Fachbegriff setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Cranium steht für Schädel
  • Mandibula bedeutet Unterkiefer
  • Dysfunktion bezeichnet eine Fehlfunktion

Die Symptome einer CMD sind sehr unterschiedlich und können auch für andere Krankheiten sprechen. Patient*innen sind oft in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Mitunter sind viele Termine bei verschiedenen Fachleuten nötig, bis die Diagnose gesichert ist. 

Craniomandibuläre Dysfunktion: Symptome bei CMD

Eine CMD führt nicht immer zu Symptomen oder Einschränkungen des Kiefers beziehungsweise Kauapparats. Kommt es zu Beschwerden, können diese sowohl ein- als auch beidseitig auftreten.

Mögliche Symptome bei einer craniomandibulären Dysfunktion sind etwa:

  • Schmerzen im Bereich des Kiefers, die bis in den Nacken, die Schulter und in den Rücken ausstrahlen können
  • Missempfindungen wie Kribbeln im Gesicht
  • Kieferklemme (Mund kann nicht geöffnet werden) oder Kiefersperre (Mund lässt sich nicht schließen)
  • knirschende, reibende Kaugeräusche
  • Schmerzen beim Kauen und Sprechen
  • Kopfschmerzen bis hin zu Migräne
  • Ohrenschmerzen
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Zahnschmerzen und empfindliche Zähne
  • Zähneknirschen (Bruxismus)
  • Schwindel
  • veränderter Biss, etwa Kreuzbiss der Zähne
  • Augenprobleme wie erhöhter Augendruck, Sehstörungen oder Doppelbilder (Diplopie)

CMD: Was verursacht eine craniomandibuläre Dysfunktion?

Nicht immer lässt sich die genaue Ursache einer craniomandibulären Dysfunktion herausfinden. Fachleute vermuten, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren das Risiko erhöht. Dazu zählen:

  • anhaltendes Zähneknirschen
  • Kiefer- und Zahnfehlstellungen
  • Kieferverletzungen, etwa durch Unfälle 
  • Erkrankungen im Kieferbereich wie Arthrose oder Arthritis
  • Fehlhaltungen, insbesondere des Kopfs
  • psychische Belastungen wie Stress

Craniomandibuläre Dysfunktion: Behandlung einer CMD

Welche Therapie bei einer CMD infrage kommt, hängt vom Ausmaß der Beschwerden und den genauen Ursachen ab. Oft ist die Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion interdisziplinär: Neben einer*einem Zahnärztin*Zahnarzt werden auch Fachleute der Neurologie, Orthopädie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Logopädie oder Physiotherapie zurate gezogen.

Craniomandibuläre Dysfunktion: Behandlung mit Schiene

Ein erster Schritt der Behandlung einer CMD ist meist eine individuell angepasste Schiene für die Zähne. Eine solche Aufbissschiene soll das Kiefergelenk entlasten, den Biss korrigieren und die Zähne zugleich schützen.

Physiotherapie und Manuelle Therapie bei CMD

Bei einer craniomandibulären Dysfunktion sind häufig Kau- und Gesichtsmuskeln sowie Hals- und Nackenmuskeln stark verspannt beziehungsweise verhärtet. Durch spezielle Übungen, Massagen und Manuelle Therapie (spezieller Bereich der Physiotherapie), soll die Muskulatur gelockert werden. Betroffene lernen, auf eine richtige Körperhaltung zu achten und Übungen selbstständig zu Hause durchzuführen.

Betroffene mit craniomandibulärer Dysfunktion erhalten im Rahmen der Physiotherapie mitunter auch spezielle Wärme- oder Kältebehandlungen. Diese haben ebenso das Ziel, Muskulatur zu lockern und Schmerzen zu lindern. Einigen Betroffenen hilft zudem eine osteopathische Therapie oder Akupunktur. Wissenschaftlich belegt sind Effekte von Osteopathie und Akupunktur bislang jedoch nicht.

Zahnärztliche und kieferorthopädische Therapie

In manchen Fällen raten Fachleute mitunter zu einer Korrektur von Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers und einer Anpassung von Füllungen, um einen gleichmäßigen Biss wiederherzustellen. Unter Umständen ist hierzu ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Behandlung einer CMD mit Medikamenten

Verschiedene Medikamente können dabei helfen, akute Beschwerden im Rahmen einer CMD zu lindern. Zum Einsatz kommen können beispielsweise:

Entspannungstechniken als Therapiebaustein

Oftmals ist Stress ein auslösender oder begünstigender Faktor einer craniomandibulären Dysfunktion. Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können dabei helfen, Stress zu reduzieren und verspannten Muskeln entgegenzuwirken. 

Psychotherapeutische Hilfe bei CMD 

In manchen Fällen kann eine psychotherapeutische Beratung hilfreich sein. So lassen sich beispielsweise Stressfaktoren ausfindig machen, die etwa auch nächtliches Knirschen mit den Zähnen fördern. Zugleich erhalten Betroffene Unterstützung, um mit der teils belastenden Krankheit im Alltag umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Was Betroffene mit CMD selbst tun können

Menschen mit craniomandibulärer Dysfunktion können einiges selbst tun, um die Beschwerden möglicherweise zu lindern:

  • Zahnschiene konsequent tragen, wie ärztlich verordnet
  • Kiefergelenk schonen, beispielsweise weiche Speisen bevorzugen und auf Kaugummikauen verzichten
  • physiotherapeutische Übungen und Selbstmassagen zu Hause durchführen
  • selbstständige Wärme- oder Kälteanwendungen nach ärztlicher Rücksprache
  • Stress aktiv reduzieren, etwa durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation

CMD: Wie wird eine craniomandibuläre Dysfunktion festgestellt?

Bei Symptomen, die für eine CMD sprechen können, sollte zunächst eine*ein Zahnarzt*Zahnärztin aufgesucht werden. Dazu zählen etwa Schmerzen und Missempfindungen im Kiefer, Kopfschmerzen oder Probleme beim Kauen.

Im Rahmen der Anamnese stellt die*der Ärztin*Arzt zunächst Fragen zu den genauen Beschwerden und möglichen Vorerkrankungen. Danach schließt sich eine Untersuchung der Zähne, des Munds und der Kiefergelenke an. Insbesondere mögliche Fehlstellungen und Verspannungen der Kiefermuskeln stehen dabei im Fokus. 

Mithilfe einer speziellen Funktionsanalyse können Fachleute den Biss, die Kieferbewegungen und das Kausystem genauer überprüfen. So lassen sich mögliche Fehlfunktionen und Störungen aufdecken.

Ergänzend kommen im Rahmen der Diagnostik möglicherweise bildgebende Verfahren zum Einsatz, wie: 

Je nach vermuteter Ursache erhalten Betroffene mitunter eine Überweisung in eine Fachpraxis, etwa zur Orthopädie oder Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Verlauf und Prognose bei CMD

In vielen Fällen sind Verlauf und Prognose bei einer craniomandibulären Dysfunktion gut. Frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt, heilt die Erkrankung des Kiefers meist vollständig aus. Mitunter kann sich die Heilungsdauer jedoch über einen langen Zeitraum erstrecken.

Betroffene brauchen häufig viel Geduld und müssen sich konsequent an die Behandlung halten. In manchen Fällen kann es zu dauerhaften Schädigungen von Zähnen und des Kauapparats kommen.