Frau hat Metastasen bei Brustkrebs und redet mit Ärztin.
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Brustkrebs mit Metastasen: Therapie und Heilungschancen

Von: Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024

Durch Fortschritte der Medizin haben Betroffene mit metastasiertem Brustkrebs immer längere Überlebensraten mit gleichzeitig guter Lebensqualität. Dennoch gilt die Erkrankung als nicht heilbar. Welche Therapiemöglichkeiten es bei Brustkrebs mit Metastasen gibt, lesen Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Metastasen bei Brustkrebs

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei Brustkrebs Metastasen entstehen, liegt bei etwa 20 Prozent. Circa sieben Prozent der Betroffenen haben bereits bei der Erstdiagnose Metastasen im Körper. 

Metastasen bei Brustkrebs können in Knochen, Leber, Lunge, Haut oder dem Gehirn entstehen.

Je nachdem, wo sich die Metastasen befinden, können unterschiedliche Symptome auftreten. Beispiele sind Atemnot, Husten, Kopfschmerzen, Funktionseinschränkungen oder Schmerzen in der betroffenen Region. Derartige Beschwerden sollten immer ärztlich abgeklärt werden.

Brustkrebs mit Metastasen: Wie erfolgt die Diagnose?

Nur etwa sieben Prozent der Betroffenen haben bereits bei der Erstdiagnose Metastasen im Körper. Das bedeutet, dass die meisten Betroffenen, die die Diagnose metastasierten Brustkrebs erhalten, davor schon wussten, dass sie Brustkrebs haben. Jegliche Veränderungen des Körpers werden demnach in der Regel sehr früh wahrgenommen. Sie sollten rasch ärztlich abgeklärt werden. 

Nach einer Brustkrebserkrankung stehen zudem regelmäßige Kontrolluntersuchungen an, bei denen mögliche Auffälligkeiten oder Beschwerden untersucht und besprochen werden. Um herauszufinden, ob es tatsächlich zu einer Metastasenbildung gekommen ist, gibt es unterschiedliche Untersuchungsmethoden: 

Verschiedene Therapiemöglichkeiten stehen Betroffenen mit Metastasen und Brustkrebs zur Verfügung. Sie hängen unter anderem von der Beschaffenheit und Eigenschaften der Metastasen und des Primärtumors ab. 

Formen von metastasiertem Brustkrebs

Brustkrebs lässt sich in verschiedene Subtypen unterteilen:

  • Triple-negativer Brustkrebs: Es sind keine Hormonrezeptoren (Östrogen- und Progesteronrezeptoren) und HER2-Rezeptoren auf den Krebszellen vorhanden. Diese Form hat ein hohes Risiko, dass Metastasen entstehen. Sie tritt häufig bei jüngeren Betroffenen auf und hat ein aggressives Wachstum. Als Behandlungsform haben sich eine Immuntherapie in Kombination mit einer Chemotherapie als sinnvoll erwiesen.

  • Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs: Sind die Tumorzellen hormonempfindlich, weisen also Östrogenrezeptoren (ER+) oder Progesteronrezeptoren (PgR+) auf, handelt es sich um einen hormonrezeptor-positiven Brustkrebs. Etwa 75 Prozent der Patientinnen besitzen Östrogenrezeptoren auf den Tumorzellen. Das Wachstum lässt sich mitunter durch Entzug der Hormone (Antihormontherapie) stoppen oder verlangsamen. 

  • HER2-positiver Brustkrebs: HER2-Rezeptoren sind auf der Oberfläche der Krebszellen vermehrt vorzufinden. HER2-Rezeptoren beeinflussen durch Andocken bestimmter Antikörper das Wachstum von Zellen. Tumoren, die viele dieser Rezeptoren aufweisen, wachsen folglich besonders schnell. Eine spezielle Therapie aus Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten ist hier oft Mittel der Wahl.

  • Brustkrebsgene BRCA-1 und BRCA-2: In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen Genveränderungen in den Genen BRCA-1 oder BRCA-2 vor. Sie sind wichtig für die DNA-Reparatur der Zellen. Bei Veränderungen können aus ihnen Krebszellen entstehen. Sogenannte PARP-Hemmer sind eine Behandlungsmöglichkeit.

Therapiemöglichkeiten bei metastasiertem Brustkrebs

Welche Behandlung bei metastasiertem Brustkrebs infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab:

  • Alter der Patientin
  • frühere Krebsbehandlungen
  • mögliche Begleiterkrankungen
  • Stadium der Erkrankung
  • Beschaffenheit und Eigenschaften der Metastasen

Folgende Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung:

  • Operation: Bei metastasiertem Brustkrebs wird häufig auf eine Brustoperation verzichtet, da diese weder die Überlebenschancen noch die Lebensqualität der Patient*innen verbessert. In manchen Fällen können einzelne Metastasen operativ entfernt werden. Stattdessen kommt es vor allem zum Einsatz von Medikamenten, die im gesamten Körper wirken und sowohl den Primärtumor als auch die Metastasen gleichzeitig bekämpfen. 

  • Chemotherapie: Die Behandlung mit Zytostatika wirkt im ganzen Körper und soll das Wachstum von sich schnell teilenden Zellen hemmen. Neben Krebszellen richten sich Zytostatika ebenso gegen die Haarwurzeln und Schleimhautzellen, weshalb es etwa zu Haarausfall kommt. Auch nicht sichtbare, kleine Metastasen können damit zerstört werden.

  • Strahlentherapie: Das Erbgut der Krebszellen soll durch gezielte Bestrahlung zerstört werden. Metastasen in den Knochen, in der Haut oder im Gehirn können bestrahlt werden, wodurch eventuell auch eine Schmerzlinderung erfolgt. 

  • Antihormontherapie: Sie kommt häufig bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs zum Einsatz. Das Wachstum der Krebszellen soll durch Blockade der Hormonrezeptoren oder Stopp der Hormonbildung verlangsamt werden. Meist wird die Therapie mit zielgerichteten Behandlungsformen kombiniert.

  • Immuntherapie: Bei der Immuntherapie soll das körpereigene Immunsystem so beeinflusst werden, dass es Krebszellen erkennt und diese bekämpft. Viele Tumorzellen entwickeln Strategien, einen Angriff des Immunsystems zu umgehen. Eine Immuntherapie soll das Immunsystem in dem Bezug wieder anschalten. In Kombination mit einer Chemotherapie kann diese Therapie zum Beispiel bei Triple-negativem metastasiertem Brustkrebs erfolgen. 

  • Antikörpertherapie: Diese kommt vor allem bei HER2-positiven oder HER2-low Tumoren zum Einsatz. Antikörper blockieren die Rezeptorstellen, wodurch der Signalweg unterbrochen wird und sich die Zellen nicht mehr teilen können. Das Wachstum des Tumors soll so gestoppt werden.

  • Antikörper-Wirkstoff-Konjugate: Antikörper können mit einem Chemotherapeutikum gekoppelt werden. Binden die Antikörper beispielsweise an HER2-Rezeptoren, stoppt dies zum einen das Wachstum, zum anderen wird das Chemotherapeutikum in die Zelle eingeschleust. Es zerstört diese und benachbarte Zellen von innen. Der Vorteil zur normalen Chemotherapie ist, dass weniger gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden.

  • CDK4/6-Hemmer: "Cyclin-abhängige-Kinasen 4 und 6" sind Enzyme, die das Zellwachstum steuern. CDK4/6-Hemmer blockieren die Enzyme und damit das Zellwachstum. Sie finden bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren Anwendung und können in Kombination mit einer Antihormontherapie verabreicht werden. 

  • mTOR-Hemmer und PI3K-Inhibitoren: Ist ein bestimmter Signalweg übermäßig aktiv, wachsen Krebszellen unkontrolliert. Zudem kann es dazu führen, dass eine Antihormontherapie schlechter anschlägt. Mithilfe von mTOR-Hemmern und PI3K-Inhibitoren (wenn eine PIK3CA-Mutation vorliegt) kann die Wirkung einer Antihormontherapie verbessert werden.

  • PARP-Hemmer: Bei manchen Betroffenen liegt eine Veränderung in den Brustkrebsgenen BRCA-1 oder BRCA-2 vor. Dadurch ist der Reparaturmechanismus, um Schäden am Erbgut zu beseitigen, beeinträchtigt. Aus normalen Zellen können Krebszellen entstehen. Blockiert man einen weiteren DNA-Reparaturmechanismus (das Enzym PARP), nehmen die Krebszellen immer mehr Schaden an, wodurch diese absterben. 

  • Angiogenesehemmer: Krebszellen können das Wachstum der Blutgefäße in ihrer Umgebung anregen und so ihre Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff gewährleisten. Angiogenesehemmer unterbrechen diese Neubildung. 

Leben mit metastasiertem Brustkrebs

Durch fortgeschrittene Therapieansätze ist es möglich, die Ausbreitung des metastasierten Brustkrebses über Jahre hinweg zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind besonders wichtig. Wenn das Ziel der Therapie nicht die Heilung, sondern die Linderung der Symptome ist, handelt es sich um eine palliative Versorgung. 

Die Palliativmedizin hilft, Schmerzen zu lindern und so die Lebensqualität zu verbessern. Daneben bietet sie auch seelische Unterstützung. Denn solch eine Diagnose stellt für die betroffene Person selbst und die Familie eine große Herausforderung dar. Helfen kann zum Beispiel der Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Auch eine psychoonkologische Betreuung ist ratsam. Geschulte Fachleute unterstützen dabei, die Erkrankung zu verarbeiten und mit der Diagnose umzugehen. 

Metastasierter Brustkrebs kann einen günstigeren Krankheitsverlauf haben, wenn

  • wenige Fernmetastasen zu finden sind.
  • nur Knochen betroffen sind.
  • die Krebszellen hormonempfindlich sind.
  • ein weniger aggressives Wachstum vorliegt.
  • keine HER2-Rezeptoren vorhanden sind.
  • die Ersterkrankung mehr als zwei Jahre zurückliegt.