Borreliose: Zeckenstich auf der Haut
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Borreliose: Anzeichen, Behandlung und Spätfolgen

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.03.2025

Eine Borreliose (wie die Lyme-Borreliose) entwickelt sich langsam und durchläuft verschiedene Stadien. Als typisches Anzeichen gilt die Wanderröte. Häufig wird Borreliose verschleppt und es kommt zu weiteren Symptomen. Eine Impfung gibt es bisher nicht. Erfahren Sie hier mehr zum Verlauf und zur Behandlung der Krankheit.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Borreliose

Typisch ist zunächst ein sich ausbreitender Hautausschlag um die Einstichstelle (Wanderröte). Weitere Symptome sind etwa Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Später können Gelenkentzündungen, Nervenschmerzen oder Lähmungen (z. B. im Gesicht) auftreten. Die Beschwerden entwickeln sich oft schleichend und variieren je nach Krankheitsstadium.

Was ist Borreliose?

Borreliose ist ein Überbegriff für Infektionskrankheiten, die durch Bakterien aus der Gattung der Borrelien ausgelöst werden. Dazu zählen vor allem das Rückfallfieber und die Lyme-Borreliose. Letztere wird häufig durch einen Zeckenstich (nicht Zeckenbiss) übertragen und ist die in Europa bei weitem häufigste Form – deshalb ist mit Borreliose im allgemeinen Sprachgebrauch meist die Lyme-Borreliose gemeint. In Deutschland treten geschätzt 60.000 bis 200.000 Erkrankungen jährlich auf.

Wie hoch ist das Risiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken?

Zecken sind in Europa, Nordamerika und Asien weit verbreitet, aber in unterschiedlichem Ausmaß mit Borrelien infiziert. In Deutschland können je nach Gebiet bis zu 30 Prozent aller Zecken die Bakterien in sich tragen.

Statistisch gesehen kommt es nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen zu einer Infektion durch die Borrelien, jedoch nur bei 0,3 bis 1,4 Prozent auch zu Symptomen einer Borreliose. Wer infiziert ist, erkrankt also nicht automatisch auch an Borreliose. 

Borreliose: Mögliche Symptome

Eine Borreliose entwickelt sich meist schleichend, kann mit vielfältigen Symptomen einhergehen und verschiedene Organe betreffen. Die Beschwerden wechseln dabei oft rasch und scheinen unabhängig voneinander aufzutreten.

Grundsätzlich wird das Krankheitsbild in drei verschiedene Stadien mit typischen Symptomen unterteilt. Die Beschwerden können einzeln oder gemeinsam auftreten, abklingen und später erneut auftreten.

Frühstadium: Borreliose-Stadium 1

Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Stich einer infizierten Zecke kann es zu einer kreis- oder ringförmigen Hauterscheinung kommen, der sogenannten Wanderröte (Erythema migrans). 

Zudem sind allgemeine Symptome möglich, wie:

Harmlose Hautrötung oder Wanderröte?

Eine Wanderröte ist nicht dasselbe wie jene harmlose Rötung, die sich oft direkt an der Stelle des Zeckenstichs bildet und im Durchmesser circa ein bis zwei Zentimeter groß ist. Diese harmlose Rötung juckt meist stark und verschwindet nach einigen Tagen oder spätestens einer Woche wieder. Zudem fehlen andere Anzeichen einer Infektion.

Borreliose-Symptome: Stadium 2

Bleibt die Krankheit unbehandelt, tritt sich nach einigen Monaten das Borreliose-Stadium 2 ein. Manche sprechen hierbei von "verschleppten" Borreliose Symptomen. Dabei kommt es oft zu grippeähnlichen Beschwerden. Zudem sind Erkrankungen anderer Organe möglich.

  • Erkrankungen des Nervensystems (Neuroborreliose): Eventuelle Symptome sind Nervenschmerzen, neurologische Ausfälle und Lähmungen. In manchen Fällen ist nur ein einzelner Körpernerv betroffen (periphere Neuropathie). Die Entzündung kann aber auch Gesichtsnerven lähmen (Fazialisparese). In schweren Fällen ist zudem eine Hirnhautentzündung (Meningitis) möglich.

  • Herzerkrankungen: Die Infektion kann zu einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung führen und Herzrhythmusstörungen auslösen.

  • Augenerkrankungen: Möglich ist etwa eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis).

  • Hauterscheinungen: Bei der eher seltenen Lymphadenosis cutis benigna kommt es zu einer Schwellung der Haut und es bilden sich mehrere zentimetergroße, bläulich-rote Flecken – insbesondere im Bereich der Ohrläppchen, Brustwarzen und im Genitalbereich.

Borreliose Stadium 3

Dieses sehr schwere Stadium tritt Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich auf und zeichnet sich unter anderem durch die sogenannte Lyme-Arthritis oder fortschreitende Nervenerkrankungen aus.

Bei der Lyme-Arthritis handelt es sich um eine Gelenkentzündung, die chronisch oder schubweise verlaufen kann. Oftmals sind die Kniegelenke betroffen. Zudem können verschiedene Muskeln und Sehnen schmerzen. Derartige Beschwerden lassen sich nur schwer von anderen Erkrankungen abgrenzen.

Im Stadium 3 wird mitunter die Haut an den Händen und Füßen sehr dünn und bläulich (Acrodermatitis atrophicans Herxheimer). Auch die Nerven können weiteren Schaden nehmen. Selten sind Teile des Körpers gelähmt (Paresen).

Wie wird Borreliose übertragen?

Ursache einer Borreliose ist eine Infektion mit bestimmten Bakterien: den Borrelien. Sechs verschiedene Borrelien-Arten können eine Borreliose auslösen. Diese zählen zum sogenannten Borrelia-burgdorferi-(sensu lato)-Komplex, bestehend aus:

  • Borrelia afzelii
  • Borrelia garinii
  • Borrelia bavariensis
  • Borrelia burgdorferi sensu stricto
  • Borrelia spielmanii
  • Borrelia mayonii

In Europa sind hauptsächlich die Arten Borrelia afzelii und Borrelia garinii Ursache für Borreliose-Erkrankungen. Das Bakterium Borrelia mayonii hingegen kommt in Europa bislang gar nicht vor. Borrelia burgdorferi sensu stricto spielt vor allem in den USA eine Rolle für Borreliose-Erkrankungen.

Ansteckung mit Borrelien

Die spiralig geformten Bakterien findet man häufig im Blut von Vögeln oder kleinen Nagetieren wie Mäusen – sie sind das hauptsächliche Erregerreservoir. Zecken infizieren sich, wenn sie bei befallenen Tieren Blut saugen. Bei der nächsten Blutmahlzeit können Zecken die Bakterien auf weitere Tiere oder Menschen übertragen.

In der Zecke findet man Borrelien vor allem im Darm. Hat das Tier einen neuen Wirt gefunden und beginnt Blut zu saugen, wandern die Bakterien in die Speicheldrüse der Zecke. Da bei einem Zeckenstich auch immer Speichel mit in die Haut abgegeben wird, können sie so ins Blut des Menschen gelangen.

Die Erreger gelangen aber nicht sofort mit dem Zeckenstich in den Körper. Erst etwa 12 Stunden nachdem die Zecke mit dem Blutsaugen beginnt, findet üblicherweise eine Übertragung statt. Daher ist es wichtig, das Tier so rasch wie möglich zu entfernen.

Borreliose: Wie erfolgt die Behandlung?

Liegt eine Borrelieninfektion vor, ist eine möglichst frühzeitige Behandlung wichtig. Denn im Frühstadium verspricht eine Antibiotika-Therapie den besten Erfolg: In der Regel heilt die Erkrankung in 95 bis 100 Prozent der Fälle damit bereits nach kurzer Zeit vollständig aus. Schwere Krankheitsverläufe lassen sich auf diese Weise verhindern.

Die Dauer der Antibiotika-Therapie richtet sich nach dem Borreliose-Stadium. Bei einer Wanderröte beziehungsweise im Frühstadium der Borreliose genügt in der Regel eine zweiwöchige Gabe von Antibiotika. Mittel der Wahl sind zum Beispiel die Wirkstoffe

Vertragen Betroffene diese Antibiotika nicht, kann der*die Arzt*Ärztin den Wirkstoff Azithromycin verordnen.

Ist die Borreliose bereits weiter fortgeschritten, kommen vor allem Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Cephalosporine (zum Beispiel die Wirkstoffe Ceftriaxon, Cefotaxim) zum Einsatz. Diese werden üblicherweise über eine Vene verabreicht. Zu diesem Zeitpunkt dauert die Borreliose-Behandlung in der Regel drei bis vier Wochen.

Bleibende Beschwerden trotz Behandlung

Nur in seltenen Fällen bleiben nach der Therapie mit Antibiotika manchmal noch monatelang Beschwerden zurück, wie zum Beispiel Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit oder ein allgemeines Krankheitsgefühl. Eine zusätzliche Behandlung mit Antibiotika hilft in solchen Fällen offenbar nicht. Warum vereinzelt auch nach der Therapie noch Symptome auftreten, ist bislang nicht bekannt.

Borreliose: Diagnose und Tests

Krankengeschichte und Anzeichen wie eine Wanderröte sind oftmals so typisch, dass sie für die Diagnose ausreichen. Eine Untersuchung von Blutproben ist dann nicht zwingend erforderlich, wird aber häufig ergänzend durchgeführt – etwa um den Ausgangsbefund zu dokumentieren oder für spätere Vergleiche.

Andererseits kann eine Borreliose sehr unterschiedlich verlaufen und mit eher unspezifischen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen einhergehen. Das erschwert die Diagnose, denn solche Symptome treten auch bei vielen anderen Erkrankungen auf. In solchen Fällen kann eine Blutuntersuchung helfen, den Verdacht zu untermauern.

Antikörpernachweis und weitere Tests

Bei einer akuten oder zurückliegenden Borrelien-Infektion liegen einige Wochen nach der Ansteckung Antikörper gegen die Erreger im Blut vor. Der Nachweis von Antikörpern zeigt, dass sich das Abwehrsystem des Körpers (Immunsystem) mit den Erregern auseinandergesetzt hat – nicht jedoch wann. Solche Antikörper können selbst Jahrzehnte später noch bestehen.

Neben dem Nachweis im Blut kann auch nach Antikörpern im Nervenwasser (Liquor) gesucht werden. Das ist ratsam, wenn Beschwerden vorliegen, die auf Entzündungen des Nervensystems hindeuten, also Gehirn oder Rückenmark von einer Borreliose betroffen sein könnten.

Zu den weiteren Untersuchungen gehören etwa:

  • Borrelien-Nachweis mit Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Mit der Polymerase-Kettenreaktion lässt sich das genetische Material der Erreger nachweisen, etwa mit Proben aus Liquor, Gelenkflüssigkeit oder Haut.

  • Borrelien-Anzucht: Eine weitere, allerdings sehr arbeits- und zeitaufwändige und deshalb unübliche Möglichkeit besteht darin, die Bakterien aus Probenmaterial heraus anzuzüchten. 

  • Lymphozyten-Transformationstests (LTT): Der LTT soll die Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Antigene messen. Antigene sind körperfremde Substanzen, die eine spezifische Immunantwort auslösen. Hierfür wird Betroffenen Blut entnommen und dieses den Antigenen von Borrelien ausgesetzt. Vermehren sich daraufhin bestimmte Lymphozyten (eine Form der weißen Blutkörperchen), soll das als Hinweis auf eine aktiv ablaufende Infektion gelten. Oft führt der LTT jedoch zu falsch-positiven Ergebnissen. Das bedeutet, dass der Test positiv ausfällt, obwohl es keinen Kontakt zu Borrelien gab.

Mit einer PCR oder einer Erreger-Kultur lässt sich kontrollieren, ob sich Borrelien im Körper befinden. Ob die Infektion aber auch zu einer Erkrankung, also einer Borreliose geführt hat, kann durch das Verfahren nicht erkannt werden.

Borreliose vorbeugen: Zeckenstiche verhindern

Um die Krankheit zu verhindern, ist vor allem ein ausreichender Schutz vor Zeckenstichen wichtig. Dabei sind folgende Tipps hilfreich:

  • auf festen Wegen bleiben: Zecken halten sich mit Vorliebe in hohem Gras, in Sträuchern und im Laub auf – anders als viele denken, lassen sie sich nicht von Bäumen fallen. Bei Waldspaziergängen ist es daher ratsam, auf festen Wegen zu bleiben.

  • lange Kleidung tragen: Bei Ausflügen in die Natur am besten lange Kleidung tragen, die den gesamten Körper bedeckt. Hosenbeine sollte man in die Socken stecken, um zu verhindern, dass Zecken von unten in die Hosen krabbeln.

  • helle Farben bevorzugen: Vorzugsweise helle Kleidung tragen – hierauf lassen sich Zecken leichter auffinden.

  • Zeckenschutzmittel verwenden: Spezielle Cremes und Sprays halten Zecken fern – dabei bedenken, dass diese nur für eine begrenzte Dauer wirken.

  • Körper absuchen: Nach einem Aufenthalt in der Natur den Körper sorgfältig nach Zecken absuchen. Zecken stechen etwa am Kopf (Ohren, Haaransatz), aber auch an geschützten Stellen, wie Hals, Achseln, Kniekehle oder Leisten- und Genitalbereich. Zusätzlich am besten ein Bad oder eine Dusche nehmen.

  • Zecke entfernen: Entdeckt man eine Zecke, sollte diese möglichst rasch entfernt werden. Wer eine Zecke auf der Haut entdeckt, sollte sie so schnell wie möglich entfernen. Dafür eignen sich spezielle Hilfsmittel wie eine Zeckenzange oder eine Zeckenkarte.

Impfung gegen Borreliose

Bislang gibt es gegen Borreliose keine Impfung. Es wird zwar an einem Wirkstoff geforscht – wann dieser zur Verfügung stehen wird, ist jedoch unklar.

Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragene Erkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gibt es dagegen eine Impfung.