Blinddarmentzündung: Anzeichen und Ursache einer Appendizitis
Wer von einer Blinddarmentzündung spricht, meint eine Appendizitis: eine Entzündung des Wurmfortsatzes. Meist äußert sich diese durch Schmerzen im rechten Unterbauch. Doch auch andere Symptome können auftreten. Wann ist ärztliche Hilfe gefragt? Und ist eine OP in jedem Fall nötig?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Blinddarmentzündung
Eine Blinddarmentzündung entsteht meist durch eine Verstopfung des Wurmfortsatzes, die zu einer bakteriellen Infektion führt. Diese Verstopfung kann durch Stuhlreste, Fremdkörper oder eine Schleimhautschwellung verursacht werden.
Typische Symptome sind plötzlich auftretende, starke Bauchschmerzen, die oft um den Bauchnabel beginnen und sich in den rechten Unterbauch verlagern, begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
Bei Verdacht sollte rasch ärztlicher Rat eingeholt werden. Die Standardbehandlung ist die operative Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes (Appendektomie). In leichten Fällen kann eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika in Betracht gezogen werden.
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Blinddarmentzündung ist der umgangssprachliche Begriff für eine Appendizitis, eine meist bakterielle Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendix vermiformis). Der Wurmfortsatz ist ein dünnes Anhängsel am unteren Ende des Blinddarms. Er ist etwa sieben Zentimeter lang und sieben Millimeter dick.
Blinddarm nennt man ihn, weil er gewissermaßen das blinde Ende des Dickdarms darstellt: Der Dünndarm mündet seitlich in den Dickdarm. Neben der Öffnung befindet sich der Blinddarm.
Die Blinddarmentzündung ist die häufigste Ursache für plötzlich auftretende, heftige Bauchschmerzen (akutes Abdomen). Rechtzeitig erkannt ist eine Wurmfortsatzentzündung sehr gut behandelbar. Ohne Therapie kann es jedoch passieren, dass der Wurmfortsatz aufplatzt, was eine lebendbedrohliche Bauchfellentzündung zur Folge haben kann.
Häufigkeit
Eine Blinddarmentzündung tritt vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum Alter von 29 Jahren auf, wobei Jungen und Männer häufiger betroffen sind.
Blinddarmentzündung erkennen: Mögliche Symptome
Eine Blinddarmentzündung ist an folgendenSymptomen zu erkennen:
Die Schmerzen treten anfangs in der Umgebung des Bauchnabels auf. Viele Betroffene beschreiben sie als dumpf oder diffus und können sie nicht genau orten. Innerhalb von acht bis zwölf Stunden verlagern sich die Schmerzen meist in den rechten Unterbauch.
Da die Lage des Wurmfortsatzes von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, können die Schmerzen aber auch in einer anderen Bauchregion auftreten. Bei manchen Menschen liegt der Wurmfortsatz über, vor oder hinter dem Blinddarm, bei einigen ist er fest am Dünndarm verankert. Bei Schwangeren wird der ganze Darm von seiner üblichen Position verdrängt, wodurch sich auch der Wurmfortsatz verlagert.
Beim Laufen oder Hüpfen entstehen durch die Blinddarmentzündung sogenannte Erschütterungsschmerzen. Die Symptome führen mitunter zu einem typischen Bewegungsablauf, der sich Schonhinken nennt. Betroffene winkeln zudem oft das rechte Bein zum Bauch hin an.
Wichtig: Bei Kindern oder Personen höheren Alters sind die Anzeichen oft nicht so eindeutig. Die Beschwerden fallen bei ihnen häufig schwächer aus. Bei Kindern ist es außerdem oft schwieriger, den Ort der Schmerzen einzugrenzen.
Symptome eines Blinddarmdurchbruches
Ein mögliches Anzeichen für einen Durchbruch des Wurmfortsatzes ist, dass die zunächst starken Bauchschmerzen sehr plötzlich abklingen: Der Inhalt des Wurmfortsatzes entweicht durch die neue Öffnung in den Bauchraum, und der Druck lässt schlagartig nach.
Wenn das Gemisch aus Kot, Schleim und Bakterien in den Bauchraum gelangt, kann das jedoch lebensbedrohliche Folgen haben. Es kommt zu einer starken Entzündungsreaktion mit steigendem Fieber und starken Schmerzen.
Welche Ursachen hat eine Blinddarmentzündung?
In der Regel ist eine Verstopfung des Wurmfortsatzes Ursache der Blinddarmentzündung. Wenn der Appendix zum Beispiel abknickt oder
- harte Stuhlreste (Kotsteine),
- Fremdkörper oder
- übermäßig gewachsenes Lymphgewebe
seine Öffnung verschließen, kann der Inhalt nicht entweichen. Dadurch baut sich im Inneren Druck auf und die Durchblutung und Sauerstoffversorgung wird gestört. Beides begünstigt, dass Bakterien ins Gewebe eindringen und sich dort vermehren. So kommt es zur Infektion.
Mögliche Risikofaktoren
Personen, die sich ballaststoffarm ernähren, sowie Raucher*innen haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine Blinddarmentzündung. Auch eine westliche Lebensweise, geprägt durch höhere Hygienestandards und den vermehrten Einsatz von Antibiotika, könnte das Darmmikrobiom ungünstig beeinflussen und somit das Auftreten einer Appendizitis begünstigen.
Blinddarmentzündung: Diagnose und Test
Eine Blinddarmentzündung lässt sich oft nur schwer eindeutig erkennen, da die Symptome unterschiedlich sein können. Wer über einige Stunden starke Bauchschmerzen hat, sollte die Beschwerden deshalb zeitnah abklären lassen. In der Regel ist es ausreichend, bei Schmerzen im Unterbauch eine hausärztliche Praxis aufzusuchen.
Blinddarmentzündung mit Tests erkennen
Erste Hinweise auf eine Blinddarmentzündung erhält die ärztliche Fachperson oft, indem sie mit den Händen auf den Bauch der betroffenen Person Druck ausübt und so bewusst Schmerzen auslöst (Schmerzprovokation).
Die Lage des Blinddarms sowie des Wurmfortsatzes lässt sich anhand von der Verbindungslinie zwischen dem Bauchnabel und dem rechten Darmbeinvorsprung des Beckenknochens (Spina iliaca anterior superior) abschätzen. Der Blinddarm liegt etwa auf der Mitte dieser Linie – dem sogenannten McBurney-Punkt – und ist bei einer Blinddarmentzündung druckschmerzhaft.
Der Lanz-Punkt zeigt die direkte Lage des Wurmfortsatzes an und liegt zwischen äußerem und mittlerem Drittel der Verbindungslinie zwischen dem rechten und linken Darmbeinvorsprung. Auch hier führt eine Schmerzprovokation durch Klopfen oder Drücken bei einer Blinddarmentzündung zu Schmerzen.
Darüber hinaus können weitere Tests die Diagnose sichern:
- Blumberg-Zeichen/Loslass-Schmerz: Schmerzen im Bereich des Wurmfortsatzes, nachdem auf der Gegenseite die Bauchdecke eingedrückt und losgelassen wurde.
- Rovsing-Zeichen: Schmerzen im Bereich des Dickdarms, wenn man den Dickdarm entgegen dem Uhrzeigersinn in Richtung Blinddarm abtastet.
- Douglas-Schmerz: Schmerzen bei rektaler Untersuchung; sie sind ein Hinweis auf eine Verlagerung des Wurmfortsatzes ins kleine Becken beziehungsweise auf eine Reizung des Bauchfells (peritoneale Reizung)
- Psoas-Schmerz: Schmerzen im rechten Unterbauch beim Anheben des gestreckten Beins.
Bei Frauen müssen stets gynäkologische Erkrankungen oder aber eine Eileiterentzündung, eine Eileiterschwangerschaft und eine reguläre Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Blinddarmentzündung mit Ultraschall erkennen
Meist reicht eine körperliche Untersuchung und Befragung nicht aus, um die Diagnose zu stellen. Deshalb erfolgen weitere Maßnahmen. Dazu gehören:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Computertomographie (CT)
- Blutuntersuchung
Personen mit einer Appendizitis weisen zudem meist einen Temperaturunterschied von mehr als 1 Grad Celsius zwischen der Achselhöhle und dem Enddarm auf, wobei die Temperatur im Enddarm höher ist.
Im Zweifelsfall kann eine eindeutige Diagnose nur durch eine Bauchspiegelung erfolgen. Bestätigt sie die Entzündung, kann der*die Arzt*Ärztin über diesen Zugang auch sofort operieren.
Blinddarmentzündung: Wie erfolgt die Behandlung?
Hat sich der Verdacht einer Blinddarmentzündung bestätigt, wird der entzündete Wurmfortsatz zügig operativ entfernt. Je früher die Operation (Appendektomie) erfolgt, umso wahrscheinlicher lassen sich Komplikationen vermeiden.
Die minimal-invasive Operationsmethode hat inzwischen die sogenannte offene Operation mit Bauchschnitt (Laparatomie) abgelöst. Minimal-invasiv bedeutet, dass der*die Chirurg*Chirurgin den Bauch mithilfe eines speziellen Geräts, dem Endoskop, einsieht. Dieser Eingriff wird auch Laparoskopie genannt. Dabei werden die Operationsinstrumente durch drei winzige Schnitte in der Bauchdecke eingeführt (Schlüssellochchirurgie).
Nicht in allen Fällen ist eine Blinddarmoperation erforderlich. Eine unkomplizierte Entzündung lässt sich möglicherweise zunächst nur mit Antibiotika behandeln. Ein sofortiger chirurgischer Eingriff gilt jedoch als effektiver und kommt zum Einsatz, wenn die konservative Therapie erfolglos bleibt.
Dauer des Krankenhausaufenthaltes
Wenn der Eingriff rechtzeitig und ohne Komplikationen stattgefunden hat, können Patient*innen das Krankenhaus in der Regel nach wenigen Tagen wieder verlassen. Nach einem Durchbruch des Wurmfortsatzes ist eine längere Nachbehandlung mit Antibiotika nötig. In diesem Fall müssen Betroffene eine Woche oder länger im Krankenhaus bleiben.
Blinddarmentzündung: Verlauf und Prognose
Rechtzeitig behandelt, verläuft eine Blinddarmentzündung in der Regel ohne Komplikationen. Ohne angemessene Therapie sind im Verlauf jedoch gefährliche Folgen möglich. Komplikationen sind etwa:
- Durchbruch des Wurmfortsatzes: Wenn der Wurmfortsatz aufplatzt, entweicht sein infektiöser Inhalt in die Bauchhöhle und die Entzündung geht entweder auf das Bauchfell über (Peritonitis) oder es bilden sich Eiteransammlungen (Abszesse). Man spricht von einem Blinddarmdurchbruch oder einer Perforation.
- Darmlähmung oder Darmverschluss: Als Reaktion auf die Appendizitis kann es in seltenen Fällen zu einer Lähmung des gesamten Darms (Darmparalyse) sowie zu einem Darmverschluss (Ileus) kommen.
Wiederholte Blinddarmentzündungen treten bei einer konservativen Behandlung nach einem Jahr in etwa zu 20 Prozent und nach fünf Jahren zu 39 Prozent auf.