Eine Frau reibt sich das schmerzende Auge
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Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Ansteckend oder nicht?

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.01.2023

Eine Bindehautentzündung betrifft besonders häufig Babys und Kinder, da diese oft mit den Händen ins Gesicht fassen und die Erreger so verteilen. Ob und wie lange eine Konjunktivitis ansteckend ist, welche Symptome auftreten und was dagegen hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Bindehautentzündung: Ansteckend oder nicht?

Eine Bindehautentzündung ist ansteckend, wenn Viren, Bakterien oder Pilze der Grund für die Infektion sind (infektiöse Konjunktivitis). Diese Erreger können leicht auf andere Menschen übergehen. Dies geschieht meist durch Schmierinfektionen, etwa über Türklinken. Auch eine Ansteckung über Händeschütteln und Tröpfcheninfektionen (zum Beispiel durch Niesen und Husten) ist möglich. Unter Umständen kann eine Bindehautentzündung auch von Tieren, zum Beispiel vom Hund, auf den Menschen übertragen werden.

Manchmal sind aber auch eine Allergie oder äußere Einflüsse Auslöser der Entzündung. In diesem Fall besteht keine Ansteckungsgefahr.

Wie lange ist eine Bindehautentzündung ansteckend?

Ansteckend ist eine infektiöse Bindehautentzündung, solange sich Krankheitserreger im Augensekret befinden. Dies kann bereits Tage oder Wochen vor Ausbruch der ersten Symptome und mehrere Tage bis zu Wochen danach der Fall sein. In der Regel heilt eine Bindehautentzündung innerhalb von zwei Wochen von selbst ab und ist dann nicht mehr ansteckend.

Wird eine bakterielle Bindehautentzündung mit Antibiotika behandelt, besteht bereits nach einigen Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr.

Bei einer hochansteckenden Augengrippe, einer Infektion mit Adenoviren, ist dagegen Vorsicht geboten. Kinder dürfen in diesem Fall zwei bis drei Wochen lang die Kita oder Schule nicht besuchen und nur mit einem Attest zurückkehren.

Bindehautentzündung: Diese Symptome sind typisch

Typische Symptome der Konjunktivitis sind:

  • Rote Augen
  • Tränende, manchmal auch eitrige Augen
  • Verklebte Augenlider
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • Schmerzen und Lichtempfindlichkeit sind möglich
  • Juckreiz im Auge

Die Entzündung kann zunächst nur einseitig auftreten oder von Anfang an beide Augen betreffen.

  • Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung sondert das Auge eine weißlich-gelbe Flüssigkeit ab.
  • Bei einer viralen Konjunktivitis ist das Augensekret eher wässrig.
  • Eine durch äußerliche Reize oder Allergien ausgelöste Bindehautentzündung (nicht-infektiöse Konjunktivitis) ist eher durch Symptome wie tränende, brennende, juckende Augen mit Fremdkörpergefühl gekennzeichnet. Bei nicht-ansteckenden Bindehautentzündungen sondert das Auge in der Regel kein Sekret ab, das die Augen verklebt.
  • Vor allem die allergische Bindehautentzündung kann mit einer besonders starken Schwellung der Bindehaut einhergehen; auch begleitende Symptome wie Niesen und Schnupfen sind möglich. Sie betrifft immer beide Augen. Typisch für die allergische Konjunktivitis sind außerdem Veränderungen an der Bindehaut in Form von abgeplatteten Vorwölbungen (sog. Papillen oder – bei starker Ausprägung – Pflastersteine).

Bindehautentzündung: Diese Ursachen kommen infrage

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer

  • Infektiösen Bindehautentzündung und einer
  • Nicht-infektiösen Bindehautentzündung.

Infektiöse Konjunktivitis

Die infektiöse Konjunktivitis wird durch Viren, Bakterien oder häufig auch durch beide Erregerarten gleichzeitig verursacht. Seltener können auch Pilze die Ursache für eine Infektion sein.

Während insgesamt virale Bindehautentzündungen häufiger sind, leiden Kinder häufiger (zusätzlich) unter einer bakteriellen Konjuktivitis.

Bakterielle Bindehautentzündung

  • Pneumokokken: Eine Bindehautentzündung durch Pneumokokken beginnt einseitig und nimmt einen akuten Verlauf mit mäßiger eitriger Sekretion. In einigen Fällen kann sich ein Hornhautgeschwür ausbilden.
  • Staphylokokken: Auslöser der meisten Bindehautentzündungen durch Staphylokokken ist das Bakterium Staphylococcus aureus. In der Regel kommt es dabei zu einer mäßigen Schleimproduktion.
  • Gonokokken: Die weltweit vorkommenden Bakterien sind durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Das Auge produziert bei dieser Form der Bindehautentzündung eine stark eitrige Absonderung (Sekret) und es bilden sich häufig Wassereinlagerungen im Augenlid.
  • Haemophilus influenzae: Diese Bakterienart lebt im Nasen-Rachenraum. Von durch sie verursachten Bindehautentzündungen sind vor allem Kinder betroffen. Die Absonderungen des Auges sind dabei eher wässrig.
  • Chlamydien: Chlamydien sind beim Geschlechtsverkehr übertragbar. Typisch für eine sexuell übertragene Konjunktivitis durch diese Bakterien ist, dass die Lymphknoten geschwollen sind und schmerzen. Unter schlechten hygienischen Bedingungen ist auch infektiöses Badewasser als Auslöser bekannt (sog. Schwimmbadkonjunktivitis). Eine eitrige Sekretabsonderung und Schwellungen des Augenlids sind bei dieser Form der Bindehautentzündung häufig.

Bei Kontaktlinsenträger*innen kann es zu Infektionen mit Akanthamöben oder Pseudomonas aeruginosa kommen, wenn beispielsweise die Aufbewahrungsbehälter verunreinigt sind.

Neugeborenenkonjunktivitis

Die sogenannte Neugeborenenkonjunktivitis entsteht, wenn Mütter bei der natürlichen Geburt Gonokokken oder Chlamydien auf das Baby übertragen. Auch andere Bakterien sowie Herpes-Simplex-Viren kommen als Auslöser für eine Neugeborenenenkonjunktivitis infrage.

Virale Bindehautentzündung

Am häufigsten entsteht eine virale Bindehautentzündung durch:

  • Adenoviren: Adenoviren verursachen meist eine fiebrige Allgemeinerkrankung mit Bindehautentzündung, die sogenannte Augengrippe, und sind sehr ansteckend. Das Auge sondert dabei ein wässriges Sekret ab. Häufig besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht.
  • Herpesviren: Eine durch Herpesviren ausgelöste Bindehautentzündung verläuft in der Regel mild. Dabei kann auch die Haut um das Auge herum betroffen sein.

Auch die für Masern, Windpocken oder Röteln verantwortlichen Viren können im Verlauf der jeweiligen Erkrankung eine Konjunktivitis hervorrufen.

Selten sind Parasiten wie Würmer die Ursache einer Bindehautentzündung. Dies kommt vor allem in tropischen Gebieten Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas vor.

Bindehautentzündung nach Erkältung

Besonders bei Kindern treten Bindehautentzündungen häufig nach einer Erkältung auf. Der Grund: Augen und Nase sind über den Tränenkanal miteinander verbunden. Bei einem Schnupfen können so Keime in die Augen gelangen. Bei kleinen Kindern sind die Nebenhöhlen noch nicht voll ausgebildet, weshalb der Schleim bei ihnen besonders schnell dazu führt, dass der Tränenkanal verstopft. Aus diesem Grund ist eine Konjunktivitis bei ihnen eine häufige Begleiterscheinung zu grippalen Infekten.

Nichtinfektiöse Bindehautentzündungen

Allergische Bindehautentzündung: Eine sogenannte Rhinokonjunktivitis (allergische Konjunktivitis) tritt durch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten allergieauslösenden Substanzen (Allergenen) auf und ist meist mit Heuschnupfen verbunden. Zu bestimmten Jahreszeiten können sich die Beschwerden verstärken.

Äußere Einflüsse: Fast jede reizende Substanz, die ins Auge gelangt, kann an der Bindehaut eine Entzündung auslösen. Eine solche exogene Bindehautentzündung heilt in der Regel folgenlos aus. Zu den durch äußere Reize ausgelösten Bindehautentzündungen zählen zum Beispiel:

  • Toxisch allergische Konjunktivitis: etwa durch Konservierungsmittel in Augentropfen
  • Reizkonjunktivitis: Bei dieser Form von Bindehautentzündung stehen Faktoren der Umwelt wie Rauch, Wind oder trockene Luft im Vordergrund. Auch UV-Licht (z.B. bei Aufenthalt im Gebirge) kann die Bindehaut so reizen, dass sie sich entzündet.
  • Keratokonjunktivitis sicca: Die vorherrschende Form der Bindehautentzündung bei älteren Menschen ist in Mitteleuropa die Reizkonjunktivitis als Folge einer mangelhaften Flüssigkeitsbenetzung des Auges (trockenes Auge). Sie tritt ohne zusätzliche Faktoren durch die stärkere Reibung des Auges auf.

Auch längeres Tragen von Kontaktlinsen oder lange Arbeit am Bildschirm können die Augen reizen und zu einer Bindehautentzündung führen.

Verstopfter Tränenkanal

Bei Neugeborenen ist der Tränenkanal häufig noch verengt. Das führt dazu, dass sie verklebte Wimpern und Augenränder haben.

Bindehautentzündung: Was tun?

Bei einer Konjunktivitis richtet sich die Therapie vor allem nach der Ursache der Entzündung, aber auch nach deren Schwere und dem Ausmaß der Beschwerden. Solange die Bindehautentzündung besteht, ist es in jedem Fall ratsam, nach Möglichkeit keine Kontaktlinsen zu tragen und Makeup zu meiden.

Allgemein können bei Bindehautentzündung

  • kalte Kompressen
  • und künstliche Tränen ohne Konservierungsstoffe

helfen, die Symptome zu lindern.

Hausmittel wie Kompressen mit Augentrost oder Auflagen mit Quark haben sich außerdem bewährt.

Was hilft bei bakterieller Bindehautentzündung?

In den meisten Fällen heilt eine bakterielle Bindehautentzündung von selbst ab. Als unterstützende Behandlung können Augentropfen oder eine Augensalbe helfen, die gegen besonders viele Bakterien wirksame Antibiotika enthalten.

Selten ist es bei einer schweren bakteriellen Bindehautentzündung nötig, den Erreger genau zu ermitteln, um gezielt mit einem passenden Antibiotikum behandeln zu können. Die Therapie erfolgt dann in Form von Augentropfen und häufig begleitend in Tablettenform.

Was hilft bei viraler Bindehautentzündung?

Bei einer durch Viren verursachten Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist keine gezielte Therapie möglich. Nur wenn das Herpesvirus für die Bindehautentzündung verantwortlich ist, steht zur Behandlung etwa mit dem Wirkstoff Aciclovir ein geeignetes Medikament zur Verfügung, mit dem man die Viren gezielt bekämpfen kann.

Was hilft bei allergischer Bindehautentzündung?

Steckt eine Allergie hinter der Konjunktivitis, ist es ratsam, den allergieauslösenden Stoff (Allergen) zu ermitteln und nach Möglichkeit zu meiden. Zusätzlich können abschwellende, kortisonhaltige Augentropfen zum Einsatz kommen. Eventuell erfolgt auch eine Behandlung mit sogenannten Mastzellstabilisatoren und Antihistaminika.

Des Weiteren ist bei einer allergiebedingten Konjunktivitis zur längerfristigen Therapie unter Umständen eine Hyposensibilisierung gegen das verantwortliche Allergen empfehlenswert.

Bindehautentzündung: Wann zum Arzt?

Bei einer unkomplizierten Bindehautentzündung mit einer leichten Rötung kann man einige Tage abwarten, ob sie von selbst abheilt. Wenn allerdings

  • das Sehen beeinträchtigt ist,
  • die Augen stark schmerzen,
  • oder die Beschwerden anhalten,

sollte eine (Augen-) ärztliche Praxis aufgesucht werden. 

Bindehautentzündung: Verlauf und Komplikationen

In der Regel heilt eine Bindehautentzündung innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst folgenlos ab. Manchmal kann eine Konjunktivitis aber auch chronisch werden. Von einer chronischen Erkrankung spricht man, wenn sie länger als vier Wochen dauert.

Eine durch eine Allergie oder äußerliche Reize bedingte Konjunktivitis wird so lange bestehen bleiben, bis die störenden Faktoren beseitigt sind.

In sehr seltenen Fällen kann die Entzündung auf die Hornhaut des Auges übergehen.

Bindehautentzündung: Kann man ihr vorbeugen?

Einer Bindehautentzündung lässt sich nur bedingt vorbeugen. Bei Menschen, deren Augen empfindlich auf äußere Reize wie Zugluft oder Staub reagieren, sollten diese Umweltfaktoren möglichst gemieden werden.

Außerdem ist Hygiene besonders wichtig, um sich nicht mit einer infektiösen Bindehautentzündung zu infizieren. Dazu gehört:

  • Sich regelmäßig die Hände zu waschen
  • Sich nicht mit ungewaschenen Händen in die Augen zu fassen
  • Handtücher, Waschlappen und Kosmetikprodukte nicht zu teilen
  • Kontaktlinsen richtig zu reinigen und aufzubewahren
  • Sich von Personen fernzuhalten, die an einer infektiösen Konjunktivitis erkrankt sind