Frau mit Oberbauschmerzen aufgrund einer Pankreatitis liegt gekrümmt auf der Couch.
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Bauchspeicheldrüsenentzündung: Anzeichen, Behandlung, Ursachen

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 10.04.2025

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann unterschiedliche Ursachen haben. Am häufigsten entsteht sie durch Gallensteine oder regelmäßigen Konsum großer Mengen Alkohol. Erfahren Sie, welche Anzeichen bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse typisch sind und wie die Behandlung erfolgt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Bauchspeicheldrüsenentzündung

Die Bauchspeicheldrüse ist wichtig für die Produktion der Hormone Insulin und Glukagon, welche für die Regulation des Blutzuckerspiegels essenziell sind. Zusätzlich produziert sie Verdauungsenzyme, die in den Zwölffingerdarm transportiert werden. 

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Anzeichen einer Pankreatitis

Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse unterscheiden sich die Symptome abhängig davon, ob die Erkrankung akut oder chronisch auftritt.

Anzeichen bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsen­entzündung (akuten Pankreatitis) treten typischerweise plötzlich heftige Schmerzen im Oberbauch auf. Diese können gürtelförmig um den Bauch bis in den Rücken oder Brustkorb ausstrahlen. Daher kann eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung auch mit anderen akuten Baucherkrankungen oder einem Herzinfarkt verwechselt werden.

Typisch für eine akute Pankreatitis sind zudem:

  • intensive Schmerzen, oft über mehrere Tage
  • Betroffene nehme im Sitzen oder Liegen oft eine Schonhaltung mit angezogenen Beinen ein
  • Bauch ist sehr druckempfindlich
  • Bauch ist prall-elastisch (ähnlich wie ein Gummiball)

Daneben können bei einer akuten Bauchspeicheldrüsen­entzündung weitere Beschwerden auftreten, wie:

Rund 55.000 Menschen werden pro Jahr mit einer akuten Pankreatitis im Krankenhaus behandelt. Möglicherweise liegt die Dunkelziffer jedoch höher. An beiden Formen erkranken Männer häufiger als Frauen.

Anzeichen bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis) äußert sich durch wiederkehrende Oberbauchschmerzen, die Stunden bis Tage andauern können. Wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung kann der Schmerz während eines akuten Schubes gürtelförmig bis in den Rücken ausstrahlen. Gelegentlich tritt er mehrere Stunden nach dem Essen auf. Der Verzehr fettreicher Speisen löst häufig Verdauungsprobleme wie Übelkeit oder Erbrechen aus.

Daneben können bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung weitere Symptome hinzukommen, wie:

  • Gewichtsabnahme
  • Fettstühle (lehmartiger, klebriger und glänzender Stuhl)
  • Blähungen, Blähbauch
  • Durchfall
  • Entwicklung von Diabetes mellitus
  • evtl. wiederholt Gelbsucht (Gelbfärbung der Haut und Augen)
  • Juckreiz am gesamten Körper

Im fortgeschrittenen Stadium der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) bereits dauerhaft geschädigt. Trotzdem sind Betroffene während der entzündungsfreien Phasen auch schmerzfrei oder haben wenig Symptome.

Entzündung der Bauchspeicheldrüse: Ursachen

Zu den häufigsten Ursachen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung zählen Gallensteine oder dauerhaft hoher Alkoholkonsum.

Ursache einer Pankreatitis: Gallensteine

In etwa 45 Prozent der Fälle sind Gallensteine oder andere Erkrankungen der Gallenwege für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung verantwortlich. Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann auftreten, wenn sich ein Gallenstein vor den gemeinsamen Ausführungsgang von Gallenwegen und Bauchspeicheldrüse legt und diesen versperrt.

Die Verdauungssäfte können dann nicht mehr aus der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm, den ersten Abschnitt des Dünndarms, abfließen und stauen sich. Dadurch gelangen die Enzyme aus dem Pankreassekret wieder zurück in die Bauchspeicheldrüse und beginnen, diese zu zersetzen und eine Art Selbstverdauung einzuleiten.

Alkohol als Ursache einer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei circa 35 Prozent der Betroffenen ist zu viel Alkohol die Ursache einer akuten Pankreatitis. Im Rahmen einer Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Dauerhafter Alkoholmissbrauch ist bei rund 80 Prozent die Ursache für eine chronische Pankreatitis.

Weitere mögliche Ursachen einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Abgesehen von Alkohol und Gallensteinen gibt es weitere Faktoren, die eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse auslösen können, zum Beispiel eine sehr fettreiche Ernährung. Daneben kommen bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung auch folgende Ursachen infrage:

Stoffwechselstörungen:

Mechanische Ursachen:

  • Bauchverletzung, z. B. im Rahmen einer Endoskopie der Bauchspeicheldrüse (ERCP) oder nach einer OP an Magen/Darm
  • durchbrechende Magengeschwüre oder Darmgeschwüre
  • Aussackungen am Zwölffingerdarm (Divertikel)
  • Verschluss des Pankreasgangs
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)
  • Spulwürmer (Ascariden), welche die Gallengänge blockieren

Infektionen:

Nur in etwa einem von 100 Fällen ist eine Infektion die Ursache einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Anatomische Besonderheiten als Ursache

Selten entsteht eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung durch eine angeborene Fehlbildung der Bauchspeicheldrüse (sogenanntes Pancreas divisum), eine fehlende Organverschmelzung im Embryonalstadium.

Vererbung der Pankreatitis

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann auch genetische Ursachen haben. Dies ist jedoch besonders selten. Fachleute nennen diese Form hereditäre Pankreatitis.

Entzündung der Bauchspeicheldrüse: Ursache unbekannt

In manchen Fällen kann die Ursache nicht festgestellt werden. Die Rede ist dann von einer idiopathischen Pankreatitis.

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Diagnose und Untersuchungen

Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung weisen in der Regel die Symptome auf die Erkrankung hin. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung erfolgt das Abtasten des Bauchs. Besteht der Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, kommt es zu weiteren Untersuchungen.

Blutuntersuchungen zur Diagnose der Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bestimmte Werte im Blut können weitere Aufschlüsse geben:

Bildgebende Untersuchungen bei Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Bildgebende Untersuchungen können bei Verdacht einer Bauchspeicheldrüsenentzündung zur Diagnose beitragen. Möglich sind folgende Methoden:

Gallenspiegelung bei Pankreatitis

Bei Verdacht auf Gallensteine kann die Mündung des Gallengangs (Papille) und das Gangsystem endoskopisch untersucht werden (ERCP, endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie). Es besteht die Möglichkeit, vorhandene kleine Gallensteine dabei zu entfernen. Für die Spiegelung wird ein Endoskop, ähnlich einem Gerät zur Magenspiegelung, über die Speiseröhre und den Magen bis zur Bauchspeicheldrüse geschoben.

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Behandlung

Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einem akuten Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung erfolgt die Therapie im Krankenhaus oft auf der Intensivstation. Die Schmerzen werden mit Schmerzmitteln behandelt.

Die Betroffenen erhalten zudem meist Flüssigkeit und Elektrolyte per Infusion über eine Vene, da sich bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung oft ein Flüssigkeitsmangel einstellen kann.

Um die Produktion von Verdauungssäften durch die Bauchspeicheldrüse anzukurbeln, dürfen Betroffene mit akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung oder während eines akuten Schubs oft vorübergehend keine Nahrung zu sich nehmen. Besteht die Ursache der Entzündung in einem erhöhten Alkoholkonsum, gilt es, darauf zu verzichten.

Liegen bei Betroffenen Gallensteine vor, werden diese bei einer Gallengangspiegelung (ERCP) entfernt. Insbesondere bei jüngeren Menschen wird nach völligem Abklingen der Bauchspeicheldrüsenentzündung dann auch die Gallenblase operativ entfernt, um das Risiko neuer Steinbildungen zu reduzieren.

Ernährung nach einer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bestehen keine Beschwerden mehr und haben sich die Laborwerte normalisiert, dürfen Betroffene nach und nach wieder leicht verdauliche, fettarme Lebensmittel essen. Bei leichten Verläufen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ist das oft nach etwa zwei Tagen der Fall.

Ernährungstipps nach akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung

  • fettarme und gut verträgliche Lebensmittel verzehren, Obst und Gemüse am besten nur gekocht
  • fettarme Zubereitungsarten wie Kochen, Dünsten, Garen statt Braten oder Frittieren anwenden
  • keine sehr scharfen oder stark gewürzten Speisen essen
  • mehrere kleine Mahlzeiten (6 bis 8) über den Tag verteilt sind besser als wenige große Mahlzeiten
  • keine sehr heißen und sehr kalten Speisen beziehungsweise Getränke verzehren
  • stilles Mineralwasser, Tee, Fruchtsaftschorlen oder Gemüsesaftschorlen trinken
  • zunächst komplett auf Kaffee verzichten, später nur in kleinen Mengen genießen
  • kompletter Verzicht auf Alkohol

Im Anschluss an eine akute Pankreatitis sollte eine normale Ernährung nach einer gewissen Schonfrist wieder möglich sein, sobald die Erkrankung vollkommen ausgeheilt ist.

Für Menschen mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist es jedoch besonders wichtig, dauerhaft gänzlich auf Alkohol und Rauchen zu verzichten und auch die Ernährung lebenslang umzustellen.

Ernährungstipps bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung

Zu empfehlen ist eine ausgewogene Ernährung,

  • die leicht verdaulich ist,
  • aus vielen Kohlenhydraten besteht und
  • bei der Fett in einem gewissen Ausmaß erlaubt ist. Die Nahrung sollte jedoch einen normalen Fettanteil haben (ca. 50 bis 80 Gramm pro Tag).

Schwer verträgliche Nahrungsmittel sollten gemieden werden, also zum Beispiel

  • Hülsenfrüchte
  • gebratene Speisen
  • frittierte Speisen
  • eiskalte Getränke oder Lebensmittel

Verdauungsenzyme

Betroffene mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung müssen in der Regel zu den Mahlzeiten Enzympräparate einnehmen. Denn die Bauchspeicheldrüse stellt für die Verdauung notwendige Enzyme bei ihnen nicht mehr in ausreichendem Maß her.

Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel

Menschen mit chronischer Pankreatitis weisen oft einen Vitaminmangel auf. Besonders häufig kommt es zu einem Mangel an FolsäureVitamin B1Vitamin B12, sowie an den Vitaminen ADE und K. Hier kann es nach ärztlicher Absprache sinnvoll sein, entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Verlauf und Prognose

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine schwere Erkrankung, die meist im Krankenhaus behandelt werden muss.

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ist mit entsprechender Behandlung in circa acht von zehn Fällen nach ein bis zwei Wochen ausgestanden. Bei etwa zwei von zehn Fällen nimmt die Erkrankung einen schweren Verlauf, der den Heilungsprozess auf Wochen bis Monate verlängern kann. 

Der Verlauf der Erkrankung hängt vor allem davon ab, inwiefern Betroffene ihren Lebensstil anpassen.

Mögliche Komplikationen

Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse können im Verlauf der Erkrankung folgende Komplikationen auftreten:

  • bakterielle Infektion von abgestorbenem Gewebe bis hin zur Blutvergiftung (Sepsis)
  • Kreislaufschock
  • Pankreasabszess
  • Blutgerinnungsstörung (sog. Verbrauchskoagulopathie)
  • Blutzuckeranstieg
  • Calciumabfall
  • Herz-Kreislauf-, Nieren- und Lungenversagen (ARDS)
  • Blutungen in der Bauchspeicheldrüse
  • Bildung von mit Flüssigkeit gefüllten Kammern in der Bauchspeicheldrüse (Pseudozysten)
  • bei Alkoholiker*innen Alkoholentzugssymptome im Verlauf der Therapie
  • Organversagen

Treten im Rahmen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung Komplikationen auf, verläuft die Erkrankung in etwa drei von 100 Fällen tödlich.

Im Frühstadium treten immer wieder akute Krankheitsschübe auf, die starke Schmerzen verursachen. Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ruft bleibende Schäden in der Bauchspeicheldrüse hervor: 

  • Pseudozysten: Im Laufe der Zeit wandelt sich das geschädigte Gewebe in der Bauchspeicheldrüse in mit Flüssigkeit gefüllte Kammern um. Diese sogenannten falschen Zysten (Pseudozysten) können sich entzünden. Auch Einblutungen in die Pseudozysten sind möglich.

  • Verkalkungen: Außerdem können in der Bauspeicheldrüse und im angrenzenden Gewebe ausgedehnte Verkalkungen entstehen. Im Gangsystem bilden sich Verengungen und mit der Zeit Pankreassteine. Diese behindern den Abfluss der Sekrete und führen zu einer Stauung von Verdauungssäften.

Sind die Schäden an der Bauchspeicheldrüse sehr weit fortgeschritten, kann es zu erheblichen Verdauungsstörungen mit Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen kommen. Auch Diabetes mellitus kann sich entwickeln.

Als Spätkomplikation der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kann Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) entstehen.

Prognose

Eine Pankreatitis kann lebensbedrohlich verlaufen. Dennoch ist die Prognose oft auch gut – bei vielen Betroffenen klingt eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung nach etwa zwei Wochen ab.

Beim chronischen Verlauf hängt die Prognose vor allem davon ab, ob es den Betroffenen gelingt, ganz auf Alkohol und Rauchen zu verzichten. Nur so kann die Bauchspeicheldrüse geschont und entlastet werden. Eine vollständige Ausheilung ist meist nicht möglich.

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Vorbeugen

Einer Bauchspeicheldrüsenentzündung vorzubeugen, ist durch Vermeidung der Risikofaktoren möglich. 

  • Alkohol nur in Maßen genießen oder ganz verzichten
  • eine ausgewogene, fettarme Ernährung einer fettreichen Ernährung vorziehen
  • erhöhte Blutfettwerte therapieren
  • Vorerkrankungen wie eine Nebenschilddrüsenüberfunktion behandeln lassen
  • Check-up-Untersuchungen regelmäßig wahrnehmen