Frau krümmt sich vor Schmerzen im Intimbereich aufgrund einer Bartholinitis.
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Bartholinitis

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Eine Bartholinitis ist eine Entzündung der Bartholin-Drüsen und ihrer Ausführungsgänge am Vaginaleingang. Eine Bartholinitis kann zu einem schmerzhaften Abszess führen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was sind Bartholin-Drüsen?

Die Bartholin-Drüsen sind zwei etwa bohnengroße Drüsen, die beidseits des Scheidenvorhofs im hinteren Drittel der großen Schamlippen liegen. Ihre Ausführungsgänge münden beidseits des Scheidenvorhofs auf der Innenfläche der kleinen Schamlippen.

Bei sexueller Erregung sondern die Bartholin-Drüsen ein schleimiges Sekret ab und befeuchten den Scheideneingang. Auf diese Weise erleichtert es den Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau beziehungsweise das Eindringen des Penis.

Die Bezeichnung "Bartholin-Drüsen" geht auf den dänischen Anatomen Caspar Bartholin (1655-1738) zurück. Der lateinische Fachausdruck für die Bartholin-Drüsen lautet Glandulae vestibulares majores, was so viel wie "große Scheidenvorhofdrüsen" bedeutet.

Ursachen der Bartholinitis

Häufigste Ursache für eine Bartholinitis ist eine Infektion mit Bakterien. Dazu kann es kommen, wenn Keime aus dem Scheidenvorhof in den Ausführungsgang der Bartholin-Drüse (bartholinische Drüse) eindringen und dort zu einer Entzündung führen. Die Infektion kann sich entlang des Ausführungsgangs bis zum Drüsenkörper ausbreiten.

Durch die Entzündung schwillt der Ausführungsgang an und verklebt. Als Folge kann sich die Drüse nicht mehr entleeren. Das Sekret staut sich auf und bietet Erregern einen idealen Nährboden. Oftmals bildet sich Eiter, der sich ansammelt (sogenanntes Bartholin-Empyem, bartholinisches Empyem) und zu einer Schwellung führt. Breitet sich der Eiter vom Drüsengang in die Umgebung aus, spricht man von einem Bartholin-Abszess (bartholinischer Abszess).

Eine andere mögliche Ursache für eine Bartholinitis ist eine Bartholin-Zyste (bartholinische Zyste): Ist einer der Ausführungsgänge der Bartholin-Drüsen verklebt, kann das Drüsensekret nicht abfließen und staut sich auf. Dadurch bildet sich eine Zyste (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum), die je nach Ausmaß ebenfalls zu einer (meist) schmerzfreien Schwellung führen kann. Infiziert sich die Bartholin-Zyste nun mit Bakterien, entwickelt sich eine Bartholinitis. Umgekehrt gehört eine Bartholinitis auch zu den möglichen Ursachen einer Bartholin-Zyste.

Ein Bartholin-Empyem, Bartholin-Abszess oder eine Bartholin-Zyste entwickelt sich schätzungsweise bei etwa zwei bis drei von hundert Frauen im Laufe des Lebens. Vor allem Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sind von einer Bartholinitis betroffen.

Erreger

Im Prinzip kommen als Ursache für eine Bartholinitis alle Keime in Betracht, die den Körper gewöhnlicherweise besiedeln, wie zum Beispiel:

Gelegentlich wird eine Bartholinitis auch durch Chlamydien oder (selten) durch den Erreger der Gonorrhö ("Tripper") verursacht und kann dann durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Bartholinitis: Symptome

Eine Bartholinitis ist äußerst schmerzhaft. Insbesondere beim Gehen und im Sitzen treten starke Schmerzen auf. Die ersten Anzeichen einer Bartholinitis sind meist

  • Rötung
  • Schwellung und
  • Schmerzen einer Schamlippe.

Auch das Allgemeinbefinden kann durch Kopf- und Gliederschmerzen sowie Appetitlosigkeit beeinträchtigt sein. In manchen Fällen tritt Fieber auf. Meist entsteht eine Bartholinitis einseitig. Die Schwellung kann pflaumen- bis hühnereigroß werden.

Eine Bartholin-Zyste hingegen verursacht in der Regel keine Schmerzen an der Schamlippe. Auch eine Rötung bleibt meist aus. Eine Schwellung tritt auf, die ebenso die Größe eines Hühnereis annehmen kann.

So wird die Diagnose Bartholinitis gestellt

Meist ist eine Blickdiagnose bei einer Bartholinitis ausreichend. Eine Tastuntersuchung bleibt meist aus, um keine weiteren Schmerzen zu verursachen. Tritt Sekret aus der entzündeten Bartholin-Drüse aus, kann es im Labor auf auslösende Erreger untersucht werden. Dadurch ist eine gezieltere Therapie möglich.

Handelt es sich um eine Bartholin-Zyste, die in der Regel keine Schmerzen verursacht, wird meist eine Tastuntersuchung durchgeführt. Dadurch ist eine differenzierte Diagnose möglich.

Bartholinitis: Therapie

Im Frühstadium einer Bartholinitis können entzündungshemmende und schmerzlindernde Therapie-Maßnahmen die Entzündung unter Umständen abklingen lassen. Hierfür eignen sich zum Beispiel eine örtlich aufgetragene Salbe mit Wirkstoffen wie Diclofenac und Umschläge, Kompressen oder Sitzbäder mit antiseptischen Wirkstoffen wie Chinolinolsulfat-Kaliumsulfat.

Ist die Bartholinitis weiter fortgeschritten, muss möglicherweise mit einem kleinen operativen Eingriff eine Entlastung herbeigeführt werden. Dazu ist das Öffnen des Abszess oder der Zyste mit einem kleinen Schnitt notwendig.

Nach einer operativen Öffnung, aber auch, wenn sich der Abszess spontan von selbst entleert, ist im Nachgang eine sogenannte Marsupialisation erforderlich. Dabei wird der Rand der Wunde nach außen geklappt und so mit einer Naht fixiert, dass eine zirka zwei Zentimeter große Öffnung bleibt. Eine Drainage leitet die Flüssigkeit aus der Wunder heraus. Nach ein paar Tagen werden die Fäden gezogen und die restliche Wunde verheilt innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen. Da eine örtliche Betäubung in entzündetem Gewebe oft schlecht wirkt, erfolgt der operative Eingriff bei einer Marsupialisation in der Regel unter Vollnarkose. Mit dieser Technik soll verhindert werden, dass die Wundränder verkleben und sich nicht erneut eine Bartholinitis ausbildet. In manchen Fällen muss die gesamte Bartholin-Drüse entfernt werden.

Ab dem ersten Tag nach der Operation sind Sitzbäder ratsam, zum Beispiel mit Kamille oder Kaliumpermanganat. Das kann Beschwerden nach der OP lindern und den Heilungsprozess beschleunigen.

Sind Chlamydien oder Erreger der Gonorrhö (Gonokokken) die Ursache der Bartholinitis, kommen Antibiotika zum Einsatz. Sofern eine Bartholinitis sachgerecht behandelt wird, heilt sie in der Regel ohne Komplikationen ab.

Bartholinitis: Vorbeugen

Um einer Bartholinitis vorzubeugen, sollte verhindert werden, dass Keime in die Bartholin-Drüsen gelangen. Das Risiko für eine Bartholinitis lässt sich oft bereits senken, indem man einfache Hygiene-Maßnahmen beherzigt: Frauen sollten darauf achten, sich nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abzuwischen. So lässt sich verhindern, dass Darmbakterien in die Scheide gelangen.

Zu häufiges und intensives Waschen sowie der Gebrauch von Intimsprays sollte vermieden werden. Dadurch kann die schützende Hautbarriere beschädigt werden und Erreger leichter in die Bartholin-Drüsen eindringen. Eine Reinigung mit Wasser ist im Intimbereich deshalb ausreichend. Vor Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien oder Gonorrhö ("Tripper") schützt Safer Sex mit Kondomen.