Frau erleidet Barotrauma beim Fliegen.
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Barotrauma: Heilungsdauer und Symptome im Ohr

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin), Romina Enz (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2024

Ein Barotrauma entsteht durch große Druckunterschiede, bei denen empfindliche Gewebe im Körper, insbesondere in luftgefüllten Hohlräumen, belastet oder verletzt werden. Am häufigsten ist das Ohr betroffen. Lesen Sie hier, welche Symptome bei einem Barotrauma auftreten, wie es behandelt wird und wie die Prognose ist.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Barotrauma

Ein Barotrauma äußert sich oft durch Schmerzen und ein Druckgefühl im Ohr bis hin zu einem Hörverlust. Manchmal kann es zu Schwindel, Ohrgeräuschen oder sogar Blutungen aus dem Ohr kommen.

Die Dauer der Beschwerden hängt von der Schwere des Barotraumas ab. Leichte Fälle bessern sich oft innerhalb weniger Stunden bis Tage, während schwerwiegendere Fälle länger andauern können und eine ärztliche Behandlung erfordern.

Ein regelmäßiger, effektiver Druckausgleich sowie die richtige Atemtechnik sind entscheidend. Zudem sollte mit Infekten der oberen Atemwege oder Erkrankungen der Lunge wie Asthma nur nach ärztlicher Abklärung getaucht werden. Ohrstöpsel oder enganliegende Neoprenkappen sollten nicht getragen werden, sie können den Druckausgleich stören. 

Um den Druck im Ohr auszugleichen, kann Gähnen, Kauen oder das Ausatmen von Luft bei geschlossenem Mund und zugehaltener Nase (Valsalva-Mannöver) helfen. Abschwellende Nasensprays unterstützen die Belüftung im Mittelohr. Bei anhaltenden Beschwerden sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um mögliche Komplikationen zu verhindern.

Was ist ein Barotrauma?

Ein Barotrauma entsteht, wenn gasgefüllte Körperhöhlen den Druck an den veränderten Umgebungsdruck nicht schnell genug anpassen können. Solche großen Druckunterschiede können bei 

  • Flugreisen,
  • abrupten Höhenveränderungen,
  • Explosionen,
  • einer maschinellen Beatmung mit zu hohem Druck sowie
  • beim Tauchen vorkommen.

Besonders häufig von einem Barotrauma betroffen sind das Mittel- und Innenohr sowie die Nasennebenhöhlen und die Lunge. Seltener kann es auch zu einem Barotrauma an den Augen, Zähnen sowie im Magen-Darm-Trakt kommen. 

Wie entsteht ein Barotrauma im Ohr?

Das Mittelohr ist über die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) mit dem Rachen verbunden, wodurch der Druck im Ohr an den äußeren Druck angepasst wird. Wenn dieser Druckausgleich nicht richtig funktioniert, entsteht ein Ungleichgewicht, das das Trommelfell entweder nach innen oder außen drückt. 

  • Vorwölbung des Trommelfells nach außen: Dies kann passieren, wenn der Druck im Mittelohr höher ist als der Druck außerhalb des Ohrs. Ein Beispiel dafür ist ein schneller Abstieg im Wasser beim Tauchen, bei dem der äußere Druck nicht schnell genug ausgeglichen werden kann.

  • Einziehung des Trommelfells nach innen: Das Trommelfell wird nach innen gedrückt, wenn der Druck im Mittelohr niedriger ist als der Druck außerhalb des Ohrs. Dies kann beispielsweise während der Landung oder des Starts eines Flugzeugs auftreten.

Ursächlich sind also meist abrupte Höhenveränderungen. Auch Infektionen, Allergien oder verstopfte Nasenwege können die Funktion der Ohrtrompete beeinträchtigen und den Druckausgleich erschweren.

Welche Symptome können bei einem Barotrauma auftreten?

Wichtige Symptome eines Barotraumas im Ohr sind:

  • scharfer oder drückender Ohrenschmerz, etwa beim Starten oder Landen eines Flugzeugs
  • Druckgefühl im Ohr, als wäre das Ohr "verstopft"
  • vorübergehender Hörverlust
  • Ohrgeräusche wie Klingeln oder Rauschen (Tinnitus)
  • Übelkeit und Erbrechen

Bei einem Barotrauma können außerdem Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Diese Symptome entstehen durch mehrere Mechanismen. Ein Grund ist die mögliche Wölbung des Trommelfells, die durch Druckunterschiede verursacht wird.

Zudem kann es beispielsweise beim Tauchen zu einem Trommelfellriss kommen, wodurch kaltes Wasser in das Mittelohr eindringt. Der Temperaturunterschied zwischen dem kalten Wasser und der Körpertemperatur reizt das Innenohr, was das Gleichgewichtsorgan irritiert und zu ausgeprägtem Schwindel und Orientierungsproblemen führen kann.

In sehr schweren Fällen kann es durch einen Riss der runden oder ovalen Membran im Innenohr dazu kommen, dass Luft in das Innenohr gelangt. Da das Innenohr entscheidend für das Gleichgewicht verantwortlich ist, beeinträchtigt diese eingeschlossene Luft die Funktion des Gleichgewichtssystems erheblich und verstärkt den Schwindel.

Symptome bei Barotrauma der Lunge, Augen, Nasennebenhöhlen

Auch andere Organe können ein Barotrauma erleiden. Mögliche Anzeichen sind:

  • Lunge: Brustschmerzen, Hustenreiz, Atembeschwerden oder Atemnot, Heiserkeit, blutiger Auswurf, knirschendes Geräusch bei Berührung des Halses
  • Augen: Schmerzen im oder um das Auge herum, Rötung, Sehstörung, Blutungen im Auge, Lichtempfindlichkeit, Tränenfluss
  • Nasennebenhöhlen: Schmerzende Nasennebenhöhlen, Druckgefühl, Kopfschmerzen vor allem im Gesicht, Nasenbluten, Gefühl einer verstopften Nase

Barotrauma: So erfolgt die Diagnose

Bei der Diagnosestellung eines Barotraumas ist es hilfreich, zunächst eine gründliche Befragung der Symptome und ihres zeitlichen Auftretens durchzuführen. Mithilfe eines Otoskops kann der*die Arzt*Ärztin das Trommelfell der Betroffenen auf Anzeichen wie Rötungen, Wölbungen oder Einrisse hin untersuchen (Otoskopie).

Eine genauere Beurteilung des Trommelfells ist außerdem durch eine Ohrmikroskopie möglich. Bei Hörproblemen können Hörtests mit einer Stimmgabel oder eine umfassendere Audiometrie durchgeführt werden, um einen möglichen Hörverlust zu prüfen. Eine Tympanometrie, bei der die Beweglichkeit des Trommelfells gemessen wird, kann ebenfalls hilfreich sein.

Barotrauma: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung eines Barotraumas richtet sich nach der Schwere der Symptome und der Folgen. 

  • stärkere Schmerzen oder Entzündungen: Entzündungshemmende Medikamente oder abschwellende Nasensprays können die Schwellung lindern und die Belüftung des Ohrs verbessern. Bei starken Entzündungen oder Schwellungen im Innenohr kann auch eine kurzzeitige Gabe von Kortikosteroiden (z. B. Kortison) in Betracht gezogen werden.

  • Trommelfellriss: In der Regel heilt ein Riss des Trommelfells von selbst. In manchen Fällen ist eine Operation notwendig. Der*die Arzt*Ärztin kann Antibiotika verschreiben, um eine Infektion zu verhindern oder eine bestehende bakterielle Infektion zu behandeln.

  • Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr: Wenn sich viel Flüssigkeit im Mittelohr angesammelt hat oder ein starker Druckausgleich nötig ist, kann eine sogenannte Parazentese durchgeführt werden. Dabei wird ein kleiner Schnitt ins Trommelfell gesetzt, um die Flüssigkeit abzulassen und den Druck auszugleichen.

  • Trommelfellriss: Heilt er nicht von allein aus oder ist die Beschädigung zu groß, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Diese Operation wird als Tympanoplastik bezeichnet. Dabei wird das beschädigte Trommelfell mit körpereigenem Gewebe oder einem speziellen Material wieder aufgebaut, um das Hörvermögen zu verbessern und das Ohr vor Infektionen zu schützen.

Wenn Symptome wie Ohrenschmerzen oder ein Hörverlust länger als ein paar Stunden anhalten, oder es zu Schwindel, Flüssigkeitsaustritt oder Blutungen aus dem Ohr kommt, sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. Tritt ein Barotrauma wiederholt beim Tauchen oder Fliegen auf, ist ebenfalls eine ärztliche Abklärung notwendig.

Hausmittel bei einem Barotrauma

Leichte Fälle eines Barotraumas im Ohr können meist durch Hausmittel gelindert werden, bevor eine ärztliche Behandlung notwendig wird. Hören die Beschwerden nicht auf, sind sehr stark oder verschlimmern sich, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig.

Hausmittel und Tipps, die bei einem Barotrauma helfen können:

  • Valsalva-Manöver: Durch Zuhalten der Nase und Schließen des Mundes bei gleichzeitigem sanftem Ausatmen kann der Druck in den Ohren ausgeglichen werden.

  • Toynbee-Manöver: Dabei wird die Nase zugehalten und gleichzeitig geschluckt, um einen Druckausgleich zu erzielen.

  • Gähnen oder Kaugummi kauen: Auch dadurch soll ein Druckausgleich in den Ohren durch Öffnung der Ohrtrompete erzielt werden.

  • Inhalieren: Warmer Dampf kann die Schleimhäute befeuchten und die Belüftung der Ohren verbessern.

  • Wärme: Ein warmes Tuch oder eine Wärmflasche auf dem Ohr kann die Durchblutung fördern und die Beschwerden dadurch lindern.

  • Salzwasserspülung: Durch Spülung der Nase mit Salzwasser kann Schleim gelöst und die Ohrtrompete freigehalten werden. Das ist vor allem sinnvoll, wenn gleichzeitig ein Schnupfen vorliegt.

Heilungsdauer und Prognose eines Barotraumas

Die Prognose bei einem Barotrauma ist in den meisten Fällen günstig. Wenn nur das Mittelohr betroffen ist und keine Innenohrschäden vorliegen, heilt das Barotrauma oft vollständig aus und die Beschwerden klingen innerhalb weniger Tage ab.

In schwereren Fällen, bei denen das Innenohr betroffen ist, kann es jedoch zu bleibenden Schäden kommen. Mögliche Komplikationen sind eine anhaltende Hörminderung, Schwindel oder Ohrgeräusche, die auch langfristig bestehen bleiben können. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und der Verzicht auf Druckbelastungen (zum Beispiel Flugreisen oder Tauchen) während der Heilungsphase sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.

Wie kann man einem Barotrauma vorbeugen?

Folgende Maßnahmen können helfen, einem Barotrauma vorzubeugen: 

  • regelmäßiger Druckausgleich: Während einer Flugreise oder beim Tauchen sollte versucht werden, den Druck im Ohr durch regelmäßiges Schlucken oder Kauen auszugleichen.

  • Nasensprays: Verwendung von abschwellenden Nasensprays vor einem Flug oder Tauchgang ratsam, um die Belüftung der Ohren und Nasennebenhöhlen zu verbessern.

  • Vermeiden von Aktivitäten bei Erkältungen: Bei einer verstopften Nase oder grundsätzlich einer Erkältung sollte auf Tauchen und bestenfalls auch auf Flugreisen verzichtet werden. Bei Unsicherheiten kann eine ärztliche Untersuchung im Vorfeld weiterhelfen.

  • langsames Tauchen: Taucher*innen sollten besonders darauf achten, langsam auf- und abzutauchen, um den Druck in den Ohren allmählich anzupassen.

  • Ohrstöpsel: Es gibt Ohrstöpsel mit Druckausgleichsfunktion. Sie leiten die Druckveränderungen langsamer an das Ohr weiter.