Man sieht ein Auge und im Vordergrund eine Sehtest-Tafel.
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Kurzsichtigkeit (Myopie)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Kurzsichtigkeit bezeichnet man auch als Myopie: "Myops" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Blinzelgesicht". Der Grund: Wer kurzsichtig (bzw. myop) ist und keine Sehhilfe trägt, kneift beim Blick in die Ferne häufig seine Augenlider zusammen und blinzelt. Denn das verbessert die Bildschärfe.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Was ist Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtigkeit ist ein Sehfehler, der sich durch unscharfes Sehen in der Ferne bemerkbar macht. Der Fernpunkt des Auges liegt bei kurzsichtigen Menschen nicht im Unendlichen wie bei Normalsichtigen, sondern nahe am Auge:

  • Bei einer Kurzsichtigkeit von -2,0 Dioptrien zum Beispiel in 50 Zentimetern Abstand,
  • bei einer Myopie von -10,0 Dioptrien in zehn Zentimetern Abstand.

Je nachdem, wie die Fehlsichtigkeit entsteht, unterscheidet man zwei Formen von Myopie:

  • Achsenmyopie: Das Auge ist von der Hornhaut bis zur Netzhaut (= Augenachsenlänge) im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu lang.
  • Brechungsmyopie: Die Brechkraft der Hornhaut oder der Linse ist zu hoch.

Wer kurzsichtig ist, sieht also in der Ferne liegende Gegenstände (wegen deren unscharfer Abbildung auf der Netzhaut) nur verschwommen. Dabei entstehen sogenannte Zerstreuungskreise. Kurzsichtige Menschen können diese Zerstreuungsphänomene verringern (und somit die Bildschärfe verbessern), indem sie die Lider stark zusammenkneifen und blinzeln.

Normal geformter Augapfel

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Normal geformter Augapfel

Verlängerter Augapfel bei Kurzsichtigkeit

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Verlängerter Augapfel bei Kurzsichtigkeit

Ein solches Blinzeln ist bei Menschen mit Kurzsichtigkeit häufig zu beobachten. Daher leitet sich auch die Bezeichnung Myopie ab: Der Begriff Myops kommt aus dem Griechischen und bedeutet Blinzelgesicht.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Auge und möglichen Fehlsichtigkeiten:

Kurzsichtigkeit Ursachen

Je nach Ursache unterscheidet man zwei Formen der Kurzsichtigkeit:

  • die sogenannte Achsenmyopie bei normaler Brechkraft, aber zu langer Augenachse, und
  • die sogenannte Brechungsmyopie bei normaler Augenlänge, aber zu starker Brechkraft.

Die Achsenmyopie ist wesentlich häufiger als die Brechungsmyopie. Oft hat diese Form der Kurzsichtigkeit erbliche Ursachen. Außerdem tritt sie bei Frühgeburten deutlich häufiger auf als bei Normalgeburten. Die Achsenmyopie entwickelt sich vor allem in den ersten drei Lebensjahrzehnten. Dabei verlängert sich das Auge nach und nach immer mehr.

Ob äußere Einflüsse dazu beitragen, dass eine Kurzsichtigkeit entsteht, ist umstritten. Eine schlechte Bildqualität auf der Netzhaut kann jedoch (zumindest beim noch im Wachstum befindlichen Augapfel) die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit fördern.

Eventuell tragen folgende Risikofaktoren zu einer Myopie bei:

  • zu wenig Sonnen- oder Tageslicht
  • intensive Arbeit im nahen Augenbereich (Computerarbeit)
  • viel Lesen, besonders bei schlechtem Licht

Für die Brechungsmyopie ist die Hornhaut oder Linse des Auges verantwortlich. Ursachen für die Kurzsichtigkeit sind in diesem Fall:

  • eine vermehrte Krümmung der Hornhaut oder Linse sowie
  • ein getrübter Linsenkern, der ebenfalls die Brechzahl der Linse erhöht

Hinter einer durch eine trübe Linse verursachten Myopie (sog. Linsenmyopie) kann beispielsweise ein grauer Star (bzw. Katarakt) stecken.

Kurzsichtigkeit: Symptome

Eine Kurzsichtigkeit bringt typische Symptome mit sich: Kurzsichtige Menschen sehen nur in er Nähe gut. Objekte in der Ferne erscheinen undeutlich und verschwommen. Ab welchem Abstand die Fehlsichtigkeit einsetzt, ist abhängig von ihrer Stärke, die im Sehtest ermittelt wird.

Kinder entwickeln meist zu Beginn der Pubertät eine Kurzsichtigkeit. Die Symptome setzen überwiegend im Alter von 9 bis 13 Jahren ein. Mädchen sind häufiger von einer Myopie betroffen als Jungen. Ungefähr ab dem 12. Lebensjahr ist es zunehmend unwahrscheinlicher, dass man kurzsichtig wird.

Oft macht sich eine Kurzsichtigkeit zum ersten Mal durch schlechtes Sehen in der Ferne bei Nacht bemerkbar.

Bei sehr stark kurzsichtigen Menschen kann es zu Verdünnungen und Veränderungen an der Netzhaut und im Bereich der Makula kommen. In einem solchen Fall ist die Sehschärfe deutlich herabgesetzt. Die Kurzsichtigkeit kann in diesem Fall auch mit Sehhilfen wie Brille oder Kontaktlinsen nicht ganz ausgeglichen werden.

Neben der verringerten Sehschärfe können bei einer Achsenmyopie weitere Symptome auftreten: Das Auge wächst zwar übermäßig, der Glaskörper im Auge kann aber nicht mitwachsen. Daher verflüssigt sich der Glaskörper schneller als normal. Die Betroffenen nehmen diese störenden, aber harmlosen Glaskörperveränderungen als sogenannte fliegende Mücken wahr.

Kurzsichtigkeit: Diagnose

Mithilfe eines Sehtests kann die Sehschärfe ermittelt und darüber festgestellt werden, ob eine Kurzsichtigkeit vorliegt. Wie stark die Myopie ist, kann der Augenarzt durch eine sogenannte Refraktionsmessung bestimmen. Hierbei misst er die Brechkraft des Auges.

Einen Sehtest können Sie sowohl beim Augenarzt als auch beim Optiker durchführen lassen.

Das Messergebnis verrät, welchen Brechwert eine Linse haben muss, um die Kurzsichtigkeit zu korrigieren. Die Maßeinheit für den Linsenbrechwert heißt Dioptrie (dpt). Zur Korrektur einer Myopie ist ein negativer Brechwert notwendig, was man durch ein vorangestelltes Minuszeichen angibt (z.B. -2 dpt).

Kurzsichtigkeit: Therapie

Eine Kurzsichtigkeit wird behandelt, indem der für die Fehlsichtigkeit verantwortliche Brechungsfehlerkorrigiert wird. Damit liegt der Brennpunkt parallel einfallender Lichtstrahlen nicht mehr vor, sondern auf der Netzhaut. Ein scharfes Bild entsteht. Das bedeutet jedoch nicht, die Kurzsichtigkeit im klassischen Sinn zu heilen. Sie wird lediglich ausgeglichen.

Ein Augentraining gegen Kurzsichtigkeit ist nichterfolgversprechend und wird daher in der Therapie nicht eingesetzt.

Brille oder Kontaktlinsen

Zerstreuungslinsen (Linsen mit negativer Brechkraft) können eine Kurzsichtigkeit ausgleichen. Hierfür stehen Brillen oder Kontaktlinsen zur Verfügung. Brillen werden mittlerweile größtenteils von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Wenn Sie stark kurzsichtig sind, verkleinert eine Brille das Bild auf der Netzhaut.

Kontaktlinsen bieten bei Kurzsichtigkeit den Vorteil, dass:

  • die optische Abbildung exakter ist,
  • die Linsen das Bild dabei weniger stark verkleinern und
  • Ihr Gesichtsfeld in geringerem Maß einschränken als eine Brille.

Grundsätzlich kann eine Myopie mithilfe harter und weicher Kontaktlinsen korrigiert werden. Beachten Sie aber bitte Folgendes:

  • Harte Kontaktlinsen sind für das Auge besser, obwohl sie einer längeren Eingewöhnungszeit bedürfen und zunächst ein Fremdkörpergefühl verursachen können.
  • Anders als eine Brille beeinträchtigt jede Art von Kontaktlinse den Hornhautstoffwechsel, was die Hornhaut dauerhaft schädigen kann.
  • Daher ist es sehr wichtig, dass Kontaktlinsenträger Tragepausen einlegen (z.B. nachts) und die Hornhaut regelmäßig durch den Augenarzt kontrollieren lassen.
  • Außerdem ist sorgfältige Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen besonders wichtig, da verunreinigte Linsen eine ständige Infektionsgefahr darstellen.

Eine Alternativezur Korrektur mit Kontaktlinsen ist die sogenannte Orthokeratologie. Das ist ein Verfahren, bei dem spezielle, nachts getragene, formstabile und hoch-sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen (sog. OK-Linsen oder Nachtlinsen) die Hornhaut vorübergehend abflachen. Diese Wirkung hält eine Weile an, sodass die Kurzsichtigkeit tagsüber ausgeglichen ist. OK-Linsen sind vor allem dann für Sie geeignet, wenn Sie beispielsweise tagsüber berufsbedingt einer hohen Staubentwicklung ausgesetzt sind. Diese Methode ist allerdings nur möglich, wenn Sie keine allzu starke Kurzsichtigkeit haben (d.h. bei einer Myopie bis etwa -4,5 Dioptrien), und sollte unter strenger augenärztlicher Kontrolle erfolgen.

Augenoperation / Augenlasern

Statt Sehhilfen kann auch eine Augenoperation die Kurzsichtigkeit verbessern: Neben einer Augenoperation mit dem Laser (wie LASIK) stehen noch weitere Verfahren zur Verfügung. All diese Eingriffe sind jedoch meistens kosmetischer Natur (z.B. weil die Betroffenen keine Brille tragen möchten). Aus medizinischen Gründen erfolgen solche Augenoperationen eher selten. Kosmetische Augenoperationen werden nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen unterstützt.

Bedenken Sie, dass bei jedem operativem Eingriff – auch wenn Sie Ihre Augen lasern lassen – ein Komplikationsrisiko besteht. Im schlimmsten Fall können Sie infolge einer Augenoperation ein Auge oder zumindest einen Teil ihrer Sehschärfe verlieren. Außerdem kann man vor allem bei starker Kurzsichtigkeit die angestrebte Normalsichtigkeit nicht immer genau berechnen. In einigen Fällen ist ein Nachlasern erforderlich.

Folgende Möglichkeiten bietet eine Augenoperation:

  • Veränderung der Brechkraft der Hornhaut – entweder über radiäre Einschnitte, über Gewebeabtragung mit dem Laser oder mit einem in die Hornhaut eingesetzten Kunststoffring
  • Veränderung der Brechkraft der Linse – entweder durch Entfernen der Linse wie bei der Katarakt-Operation (einschließlich aller möglichen Komplikationen) oder über eine vor die natürliche Linse eingesetzte künstliche Linse (mit einer Brechkraft, welche die Myopie entsprechend korrigiert)

Kurzsichtigkeit: Verlauf

Eine Kurzsichtigkeit nimmt besonders in jungen Jahren immer weiter zu, das heißt, die Augen werden zunehmend schlechter. Man kann eine Myopie nicht heilen oder verbessern, man kann sie lediglich mit Hilfsmitteln wie Brille oder Kontaktlinsen ausgleichen. Jenseits des 30. Lebensjahres können kurzsichtige Menschen aber meist durchatmen: Die Kurzsichtigkeit nimmt nun langsamer oder gar nicht mehr zu. Eine sehr starke Myopie kann sich allerdings auch in höherem Alter schnell und stetig verstärken.

Komplikationen

Eine Kurzsichtigkeit kann Komplikationen mit sich bringen. Ist der Augapfel sehr lang, kann es zu Verdünnungen und Veränderungen an der Netzhaut und im Bereich der Makula (Gelber Fleck) kommen:

  • Besteht eine extrem starke Kurzsichtigkeit und die Augen weisen auch Veränderungen im Bereich der Makula auf, so vermindert sich die Sehschärfe – teilweise auch zunehmend. In einem solchen Fall ist die Sehschärfe auch mit besten Korrekturmitteln deutlich herabgesetzt.
  • Allgemein besteht bei einer Myopie ein höheres Risiko, dass sich die Netzhaut ablöst. Das führt unbehandelt zur Erblindung. Um das zu vermeiden, ist es ratsam, die Netzhaut regelmäßig augenärztlich kontrollieren lassen.

Kurzsichtigkeit: Vorbeugen

Einer Kurzsichtigkeit können Sie kaum vorbeugen. Achten Sie dennoch auf Folgendes:

  • Es ist nicht auszuschließen, dass zu wenig Sonnen- oder zumindest Tageslicht die Entstehung einer sogenannten Achsenmyopie (also einer Kurzsichtigkeit durch einen zu langen Augapfel) fördern kann. Daher ist es sinnvoll, dass Kindermöglichst viel Zeit unter freiem Himmel verbringen.
  • Besonders bei Kindern und Jugendlichen sollte außerdem die Abbildungsqualität auf der Netzhaut möglichst optimal sein. Achten Sie daher darauf, dass es beim Lesen oder Arbeiten hell genug ist.

Wenn Sie wegen Ihrer Kurzsichtigkeit Kontaktlinsen tragen, können Sie einer Hornhautschädigung vorbeugen, indem Sie:

  • Tragepausen einlegen (z.B. nachts),
  • die Hornhaut regelmäßig durch den Augenarzt kontrollieren lassen und
  • auf sorgfältige Hygiene im Umgang mit den Kontaktlinsen achten.

Lassen Sie außerdem regelmäßig Ihre Netzhaut augenärztlich kontrollieren. Bei ersten Anzeichen, dass sich die Netzhaut ablöst, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen:

  • Oft gehen einer Netzhautablösung Ausdünnungen und Löcher in der Netzhaut voraus. In diesem Stadium ist manchmal noch eine Behandlung mit dem Laser ausreichend. Achten Sie daher unbedingt auf erste Symptome (wie Lichtblitze oder schwarze Punkte bzw. Rußregen im Auge).
  • Ein deutliches Alarmzeichen der Netzhautablösung ist ein eingeschränktes Gesichtsfeld: Dann ist der Bereich, den Sie sehen können, wenn Sie geradeaus blicken, verkleinert – beispielsweise wie durch eine aufsteigende Mauer oder einen Vorhang von oben oder von der Seite.