Frau mit Augenherpes sitzt im Auto und kontrolliert ihr Auge.
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Augenherpes: Symptome & Aussehen von Herpes am Auge

Von: Jenni Graf (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 18.10.2023

Herpesviren befallen ausschließlich die Lippen oder den Genitalbereich? Das stimmt nicht immer: In bestimmten Situationen können sich die Erreger auch auf die Augen ausbreiten und dort Symptome auslösen. Wie entsteht der sogenannte Augenherpes und welche Behandlung kann helfen?

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Augenherpes liegt eine Infektion mit Herpesviren in den Augen vor.
  • Symptome: Herpes in den Augen kann sich beispielsweise durch Schmerzen, Rötungen, Tränenfluss, einem Fremdkörpergefühl im Auge oder Lichtempfindlichkeit äußern. 
  • Ursachen: Ursache ist in den meisten Fällen eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1. 
  • Behandlung: Zum Einsatz kommen antivirale Medikamente in Form von Salben, Gels, Tropfen oder auch Tabletten. 
  • Diagnose: Neben dem Anamnesegespräch folgen Untersuchungen der Augen wie ein Sehtest, eine Spaltlampenuntersuchung oder ein Abstrich aus dem Auge.
  • Verlauf: Frühzeitig erkannt und behandelt, heilt Augenherpes folgenlos aus. Ohne Behandlung drohen Komplikationen wie Grüner Star oder schlimmstenfalls Erblindung.
  • Vorbeugung: Einer Infektion mit Herpesviren lässt sich in einem gewissen Grad vorbeugen. Bei Kontakt mit infizierten Personen sollten etwa die Hände gründlich gewaschen, die Augen nicht berührt und Handtücher regelmäßig gewechselt werden.

Was ist Augenherpes?

Von Augenherpes ist die Rede, wenn Herpesviren die Augen befallen. Die hochansteckende Herpesinfektion kann unterschiedliche Beschwerden und Entzündungsreaktionen auslösen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Entzündungen und Bläschenbildung am Augenlid
  • Entzündungen der Bindehaut
  • Entzündungen der Hornhaut (dann medizinisch auch: Herpes corneae)
  • Entzündungen der Regenbogenhaut (mit oder ohne Beteiligung des Ziliarkörpers)
  • Entzündungen der Aderhaut

Entwickeln sich Symptome, die auf Augenherpes hinweisen, sollten Betroffene immer eine augenärztliche Praxis aufsuchen. Das ist aus mehreren Gründen entscheidend: 

  • Zum einen besteht bei Augenherpes große Verwechslungsgefahr mit weiteren Erkrankungen am Auge.
  • Zum anderen kann unbehandelter Herpes am Auge langfristige Folgen für die Sehkraft haben. Eine schnelle Diagnose und Behandlung können bleibende Schäden verhindern.

Gut zu wissen: Sind Herpesviren einmal in den Körper eingedrungen, bleiben sie dort ein Leben lang. Beschwerdefreie Phasen wechseln sich mit Zeiten ab, in denen die Erreger akute Entzündungen anstoßen.

Symptome bei Augenherpes

Herpes am Auge kann unter anderem mit folgenden Symptomen einhergehen:

  • Schmerzen
  • Brennen
  • Juckreiz
  • rote Augen
  • Schwellungen
  • flüssigkeitsgefüllte Bläschen (auf dem Augenlid, aber auch auf der Hornhaut)
  • Lichtempfindlichkeit
  • verstärkte Bildung von Tränenflüssigkeit
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • verminderte Sehleistung
  • von außen sichtbare Eintrübungen des Auges

Typischerweise beschränken sich die Beschwerden auf das Auge, das von den Viren befallen wurde. Nur selten kommt es auf beiden Augen zu einer Herpesinfektion.

Herpes am Auge: Symptome oft nicht eindeutig abgrenzbar

Während eines aktiven Schubs müssen nicht alle grundsätzlich möglichen Symptome auftreten. Insbesondere, wenn die charakteristischen Bläschen fehlen, kann der Herpes am Auge daher schwer von anderen Augenerkrankungen zu unterscheiden sein.

Verwechslungsgefahr besteht beispielsweise mit:

  • einem Gerstenkorn (bakterielle Entzündung am Augenlid)
  • verschiedenen Formen der Bindehautentzündung (können virale, bakterielle oder allergische Auslöser haben)
  • Augengrippe (Entzündung der Binde- und Hornhaut, ausgelöst durch Adenoviren)
  • Gesichtsrose (Gürtelrose im Gesicht, ausgelöst durch eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus)

Was ist die Ursache von Augenherpes?

Die Ursache von Augenherpes ist in den meisten Fällen das Herpes-simplex-Virus Typ 1, das auch den Großteil aller Lippenherpes- und Nasenherpes-Erkrankungen auslöst. Es befindet sich in der Tränenflüssigkeit und in der Flüssigkeit, mit der die Bläschen bei akutem Herpes gefüllt sind. Über die Hände, gemeinsam benutzte Gegenstände (zum Beispiel Handtücher) oder direkten Hautkontakt werden die Erreger sehr leicht auf andere Menschen übertragen (Schmierinfektion). 

Ausgehen kann die Ansteckung zum einen von einer Person mit akutem Augenherpes. Zum anderen kommen aber auch Erkrankte mit anderen Formen von Herpes im Gesicht, zum Beispiel Lippenherpes, als Überträger infrage.

Wichtig: Betroffene, die unter Lippenherpes oder Nasenherpes leiden, können sich auch selbst mit Augenherpes anstecken – beispielsweise indem sie sich am Auge berühren, nachdem sie mit den Bläschen an Mund oder Nase in Kontakt gekommen sind.

Gelegentlich ist das Herpes-simplex-Virus Typ 2, der Auslöser von Genitalherpes, für Augenherpes verantwortlich. In erster Linie kommt das vor, wenn beim Geburtsvorgang Erreger auf das Gesicht des Neugeborenen gelangen.

Risikofaktoren: Wann bricht Augenherpes aus?

Ebbt ein Krankheitsschub ab, bedeutet das nicht, dass das Immunsystem das Virus aus dem Körper verdrängt hat. Stattdessen ziehen sich die Keime zurück: Sie folgen dem Nervenverlauf bis hin zu sogenannten Nervenganglien und verfallen dort in eine Art "Winterschlaf". Bestimmte Umstände können die Viren später wieder aktivieren und akute Symptome auslösen.

Zu den Risikofaktoren für Herpes am Auge zählen:

  • das Tragen von Kontaktlinsen
  • Stress (körperlich und/oder psychisch)
  • andere Infektionskrankheiten 
  • Fieber
  • UV-Licht
  • Veränderungen im Hormonhaushalt 
  • Verletzungen oder operative Eingriffe im Bereich der Augen
  • Erkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Behandlung mit Medikamenten, die die Tätigkeit des Immunsystems einschränken (sogenannte Immunsuppressiva)

Die Dauer beschwerdefreier Phasen und die Empfindlichkeit gegenüber Risikofaktoren fallen individuell oft unterschiedlich aus.

Wie lange ist Augenherpes ansteckend?

Wie lange Augenherpes ansteckend ist, hängt davon ab, wie lange der Krankheitsschub anhält: Solange Erkrankte Beschwerden zeigen, können sie die Infektion auch an andere Menschen weitergeben. Da auf den umliegenden Hautbereichen nicht zwangsläufig typische Herpesbläschen auftreten, sind sie kein verlässlicher Anzeiger für die Ansteckungsfähigkeit.

Behandlung: Was tun bei Augenherpes?

Um den Augenherpes und die Entzündungen am und im Auge einzudämmen, kommen Arzneimittel zum Einsatz, die sich gegen die ursächlichen Viren richten. In der Fachsprache heißen sie antivirale Medikamente oder Virostatika. Zu den bekanntesten Wirkstoffen zählen dabei zum Beispiel

Je nach betroffenem Bereich und der Schwere der Symptome kommen unterschiedliche Darreichungsformen infrage. Genügt die äußerliche Anwendung von Augentropfen, Salben und Augengels nicht, werden Arzneimittel zum Einnehmen verordnet. Präparate mit Glukokortikoiden können die Entzündungen bei Bedarf zusätzlich reduzieren.

Diagnose von Herpes am Auge

Bei Verdacht auf Augenherpes sollten Betroffene immer einen Termin in ihrer augenärztlichen Praxis vereinbaren. Neben einigen Fragen rund um die Symptome und eine mögliche Ansteckung können dort verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, unter anderem:

  • Sehtest, um die Sehleistung zu beurteilen
  • Untersuchung mithilfe der Spaltlampe (augenärztliches Instrument), um den Zustand der Hornhaut und der anderen Strukturen im Auge zu überprüfen
  • Test der Empfindlichkeit der Hornhaut durch Berührung mit einem Wattestäbchen
  • Augenhintergrund-Untersuchung für eine Beurteilung der Netzhaut
  • Ein Abstrich oder eine kleine Probe Kammerwasser lässt anschließend den eindeutigen Nachweis von Herpes-simplex-Viren zu.

Augenherpes: Verlauf und Prognose

Wird Herpes am Auge frühzeitig erkannt und passend behandelt, heilt er in der Regel folgenlos wieder aus. Ohne eine individuell abgestimmte Therapie steigt allerdings das Risiko für langfristige Schäden.

Besonders groß ist die Gefahr, wenn sich die Herpesviren bis tief in die Hornhaut ausbreiten. Je mehr Zeit verstreicht, bis eine Behandlung greift, desto mehr beeinträchtigen die Erreger auch die tiefliegenden Strukturen im Auge. Die dort entstehenden Entzündungen können nachhaltige Schäden anrichten – gleichzeitig wirken sich auch zurückbleibende Narben auf die Sehkraft aus. Schlimmstenfalls entwickeln die Betroffenen Grünen Star oder erblinden vollständig.

Sehr selten erreichen die Herpesviren die Netzhaut und ihre Blutgefäße und lösen dort eine Entzündung aus. Entsteht daraus eine Netzhautnekrose, sterben die Zellen der Netzhaut allmählich ab – auch hier droht die Erblindung. Zu den Warnzeichen zählen Sehstörungen, allgemein schlechte Sicht und Bereiche im Sichtfeld, die gar nicht mehr wahrgenommen werden ("schwarze Löcher" im Sichtfeld).

Kann man Augenherpes vorbeugen?

Ja, bis zu einem gewissen Grad ist es möglich, der Ansteckung mit Augenherpes vorzubeugen. Wer Kontakt zu Personen mit akuten Symptomen hat, kann beispielsweise darauf achten,

  • regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife zu waschen.
  • Handdesinfektionsmittel zu verwenden, das auch gegen Viren wirksam ist.
  • Berührungen mit den Fingern im Gesicht und speziell an den Augen grundsätzlich zu meiden.
  • jedem Familienmitglied eigene Handtücher zu geben.
  • Handtücher bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen.