Spondylarthrose: Gelenkverschleiß in der Wirbelsäule
Bei einer Spondylarthrose liegt ein Verschleiß in den kleinen Wirbelgelenken vor. Die Arthrose in den Wirbelgelenken kann Schmerzen, aber auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle auslösen und die Beweglichkeit einschränken. Wie Sie Spondylarthrose vorbeugen und was Betroffene tun können, um die Beschwerden zu lindern.
Zusammenfassung
- Definition: Kommt es im Bereich der Facettengelenken der Wirbelsäule zu Verschleiß mit Verlust von Knorpel und knöchernen Veränderungen, sprechen Fachleute von Spondylarthrose.
- Symptome: Neben Schmerzen sind Bewegungseinschränkungen, aber auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle möglich.
- Ursachen: Potenzielle Ursachen sind Über- und Fehlbelastungen, anatomische Abweichungen, Verletzungen und andere Erkrankungen, die die Wirbelsäule oder den ganzen Organismus betreffen können.
- Diagnose: Die Diagnose erfolgt anhand eines Arztgesprächs und einer körperlichen Untersuchung. Auch bildgebende Verfahren kommen oft zum Einsatz.
- Therapie: Akute Schmerzen werden mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac behandelt. Wichtig ist, die Ursache der Spondylarthrose anzugehen.
- Vorbeugen: Regelmäßige Bewegung, Normalgewicht, eine gesunde Ernährungsweise und Rauchverzicht beugen Arthrose in den Facettengelenken vor.
Was ist Spondylarthrose?
Spondylarthrose ist der Fachbegriff für Gelenkverschleiß in den kleinen Wirbelgelenken (Facettengelenken). Diese ermöglichen Bewegungen der Wirbelsäule. Zwischen den Knochen liegen Knorpel, die als Puffer in den Gelenken fungieren. Jahrelange Überlastung kann dazu führen, dass die Knorpel in den Wirbelgelenken verstärkt abgerieben und dauerhaft geschädigt werden: So entsteht Arthrose. Sie ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung.
Arthrose in den Facettengelenken kann Schmerzen verursachen. Fachleute sprechen auch vom sogenannten Facettensyndrom. Hinter chronischen Schmerzen im unteren Rücken steckt in einem bis vier von zehn Fällen Spondylarthrose.
Die Spondylarthrose ist eine Form der Spondylose. Dieser Sammelbegriff umfasst verschiedene verschleißbedingte (degenerative) Erkrankungen der Wirbelsäule.
Spondylarthrose: Symptome der Verschleißerkrankung
Der typische stechende Arthrose-Schmerz gehört zu den Hauptbeschwerden der Spondylarthrose. Er tritt vor allem nach Belastung oder am Anfang einer Bewegung nach längerer Ruhepause auf, etwa morgens nach dem Aufstehen.
Bei Spondylarthrose der LWS (Lendenwirbelsäule) kann der Schmerz auch in die Hüften, die Leisten oder die Beine ausstrahlen; Spondylarthrose der HWS (Halswirbelsäule) kann auch Beschwerden in den Armen verursachen. Die Gliedmaßen können sich zudem taub anfühlen. Spondylarthrose kann Gelenksteifigkeit und damit Bewegungseinschränkungen auslösen.
Wie kommt es zu einer Spondylarthrose?
Die Wirbelsäule besteht aus einzelnen, übereinanderliegenden Wirbeln. Diese wiederum haben einen Wirbelkörper – nach oben und unten durch die Bandscheiben gepuffert – sowie einen Wirbelbogen. Die Wirbelbögen weisen nach hinten, zur Körperrückseite. Sie sind durch die Facettengelenke miteinander verbunden, die die Beweglichkeit der Wirbelsäule ermöglichen.
In den Facettengelenken befinden sich Knorpel. Sie verhindern, dass die Knochen bei Bewegung aneinanderreiben. Verschiedene Faktoren können das Spondylarthrose-Risiko erhöhen, da die Knorpel vermehrt abgerieben werden:
Fehlbelastungen: Einseitige Bewegungen und übermäßige Belastung, etwa durch körperliche Arbeit oder Leistungssport, belasten die Knorpel in den kleinen Wirbelgelenken.
Übergewicht: Zusätzliche Kilos stellen eine Belastung für die Wirbelsäule dar. Bei jeder Bewegung wirkt ein größeres Gewicht auf die Gelenke ein. Das begünstigt den Verschleiß.
Rückenmuskulatur: Eine schwache Rückenmuskulatur führt zu Überlastung der Wirbelsäule und somit auch der Wirbelgelenke.
Bewegungsmangel: Neben einer schwachen Muskulatur hat Bewegungsmangel zur Folge, dass die Knorpel schlechter mit Nährstoffen versorgt oder von Abfallstoffen befreit werden. Knorpel sind nicht durchblutet. Bewegung sorgt jedoch dafür, dass sie zusammengedrückt und "ausgepresst" werden. So geben sie Abfallstoffe ab. Wenn die Belastung nachlässt, saugt sich der Knorpel mit nährstoffhaltiger Gelenkflüssigkeit voll.
Entzündungen: Den gesamten Körper betreffende (systemische) Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis sowie Infektionen können Entzündungen in den Wirbelgelenken auslösen und so das Risiko für Spondylarthrose erhöhen.
Verletzungen und andere Erkrankungen der Wirbelsäule: Gelenk- und Knorpelschäden in anderen Bereichen der Wirbelsäule können die Facettengelenke beeinträchtigen. Werden beispielsweise die Bandscheiben dünner, liegen die Wirbel dichter aufeinander. So kommt es zu vermehrtem Knorpelabrieb in den Wirbelgelenken. Auch Fehlstellungen sorgen dafür, dass die Knorpel unregelmäßig belastet und so vermehrt abgerieben werden.
Wie erkennt man Spondylarthrose?
Die beste Anlaufstelle bei Rückenschmerzen ist eine orthopädische Praxis. Hier findet zunächst ein ärztliches Gespräch statt (Anamnese).
Anschließend ist eine körperliche Untersuchung notwendig. Gegebenenfalls kommen noch bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa
Eine ärztliche Vorstellung ist angezeigt bei Schmerzen, die länger als ein paar Tage andauern, starken Beschwerden, bei allgemeinen Krankheitszeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Appetitmangel sollte umgehend ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
Was tun bei Spondylarthrose?
Bei der Behandlung von Spondylarthrose sind zwei Faktoren von Bedeutung: Zum einen müssen die Schmerzen gelindert, zum anderen die Ursachen angegangen werden.
Es handelt sich bei der Krankheit um eine Verschleißerkrankung, bei der die Knorpel dauerhaft geschädigt werden. Eine Heilung ist daher nicht möglich. Die Behandlungsziele sind, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Welche Schmerzmittel helfen bei Spondylarthrose?
Bei Schmerzen am Bewegungsapparat sind sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) die Mittel der Wahl. In erster Linie kommen die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac zum Einsatz. Sie sollten nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden. Andernfalls steigt das Risiko von Nebenwirkungen, die den Magen-Darm-Trakt, die Nieren oder das Herz betreffen können. Die Einnahme von Schmerzmitteln ist daher nur bei akut auftretenden Schmerzen sinnvoll.
Auch Muskelrelaxantien, die Verspannungen lindern, können ärztlich verordnet werden. Reicht die Wirkung dieser Präparate nicht aus, sind Injektionen ins betroffene Wirbelgelenk möglich, gegebenenfalls mit Kortison.
Wie behandelt man Spondylarthrose?
Die Langzeittherapie hängt von der Ursache ab. Eine Gewichtsreduktion sollte bei Übergewicht erfolgen.
Außerdem können Physio- und manuelle Therapie zum Einsatz kommen. Ergänzende Elektrotherapie in Form von TENS (transkutaner elektrischer Nervenstimulation) oder Ultraschall kann den Behandlungserfolg von Physiotherapie verstärken.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, ist eine Operation der Spondylarthrose möglich. Hier stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Welches davon am besten geeignet ist, entscheidet die*der Ärztin*Arzt im Einzelfall. Eine sogenannte Denervierung der Facettengelenke, bei der die Schmerzweiterleitung unterbunden wird, kann auch ambulant stattfinden.
Verlauf und Prognose der Spondylarthrose
Wird die Spondylarthrose rechtzeitig behandelt, sind die Therapieaussichten gut. Auch wenn die Facettengelenke nicht wieder ganz gesund werden können, ist es möglich, die Beschwerden zu lindern.
Findet jedoch keine rechtzeitige Behandlung statt, können die Gelenke versteifen und/oder es entstehen chronische Schmerzen in der Wirbelsäule. Die Betroffenen sind dann im Alltag stark eingeschränkt. So kann eine starke Spondylarthrose zu Berufsunfähigkeit führen.
Mögliche Folgen sind beispielsweise eine Verengung des Wirbelkanals oder der Nervenaustrittslöcher.
Wie beugt man Spondylarthrose vor?
Zur Prävention von Spondylarthrose ist regelmäßige, sanfte Bewegung essenziell. Sie hilft auch dabei, eventuell vorhandenes Übergewicht abzubauen oder Normalgewicht zu halten.
Starke Belastungen der Wirbelsäule und damit auch der Facettengelenke sind zu meiden. Das gilt vor allem für regelmäßig ausgeführte Tätigkeiten, etwa das berufsbedingte Tragen schwerer Lasten, Arbeit in ungünstiger Haltung oder exzessives Training.
Das Risiko von rheumatoider Arthritis kann durch eine geeignete Ernährungsweise sinken: Fachleute empfehlen, wenig rotes Fleisch und viele Antioxidantien zu verzehren. Sie sind in Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und hochwertigen Pflanzenölen enthalten. (Passiv-)Rauchen ist ein Risikofaktor für rheumatoide Arthritis.