Arthritis: Symptome und Ursachen der Gelenkentzündung
Arthritis ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann und oft mit Symptomen wie Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Welche Auslöser zu einer Arthritis führen und welche Behandlung hilft, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Arthritis
Arthritis selbst ist nicht direkt vererbbar, aber eine genetische Veranlagung kann das Risiko für bestimmte Formen wie rheumatoide Arthritis oder Psoriasis-Arthritis erhöhen.
Betroffene sollten bei Arthritis auf Alkohol verzichten, da er Entzündungen fördern, die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen und bei Gichtarthritis zu erhöhten Harnsäurewerten führen kann.
Ja, bei Arthritis kann Kühlen helfen, akute Entzündungen und Schwellungen zu lindern, besonders während eines Schubs oder nach Belastung.
Ja, chronische Arthritis, insbesondere rheumatoide Arthritis, kann durch Entzündungsprozesse und langfristige Kortisontherapie das Risiko für Osteoporose erhöhen.
Was ist Arthritis?
Arthritis (Plural: die Arthritiden) ist eine Entzündung, die durch Symptome wie Schwellung, Schmerzen, Rötung und Bewegungseinschränkung gekennzeichnet ist. Die Erkrankung entsteht durch eine Entzündungsreaktion in der Gelenkinnenhaut, die zur Schädigung des Knorpels und angrenzender Gewebestrukturen (Periarthritis) führen kann.
Die Entzündung tritt entweder in akuter Form plötzlich auf, oft infolge einer Infektion oder Verletzung, oder entwickelt sich chronisch über Jahre hinweg, wie bei Autoimmunerkrankungen.
Häufig von Arthritis betroffene Gelenke sind Finger, Füße, Knie, Hüfte und Schultern, da sie stark beansprucht werden.
Je nachdem, wie viele Gelenke von Arthritis betroffen sind, werden präzisere Begriffe verwendet:
- Monarthritis (Befall eines Gelenks)
- Oligoarthritis (Befall einiger Gelenke)
- Polyarthritis (Befall vieler Gelenke)
Außerdem unterscheiden Mediziner*innen bei der Begriffsbezeichnung auch nach Ort der Entzündung. Beispiele hierfür sind Coxitis (Arthritis im Hüftgelenk), Gonarthritis (Arthritis im Kniegelenk) und Periarthritis humeroscapularis (Arthritis im Schultergelenk).
Was hat eine Arthritis mit Rheuma zu tun?
Rheuma ist ein Sammelbegriff für über 400 verschiedene Erkrankungen, die mit Schmerzen und Funktionsstörungen im Bewegungsapparat, also Knochen, Knorpel, Gelenke und Muskeln, einhergehen.
Die häufigste Form der Arthritis im rheumatischen Formenkreis ist die rheumatoide Arthritis. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigenen Gelenke angreift. Rheuma umfasst jedoch auch andere Erkrankungen wie Arthrose, Fibromyalgie oder Kollagenosen, die nicht zwingend mit einer Gelenkentzündung verbunden sind.
Arthritis und Arthrose – Der Unterschied
Arthritis ist eine Entzündung in den Gelenken, die als Ursache verschiedene Erkrankungen hat und unabhängig vom Zustand der Gelenke auftreten kann. Bei Arthrose handelt es sich dagegen um den Verschleiß der Knorpelmasse, zum Beispiel durch die altersbedingte Abnutzung der Gelenke.
Eine Arthrose kann sich aber zu einer Arthritis entwickeln, wenn sich durch die mechanische Reizung entzündete Gelenke entwickeln. Dann sprechen Fachleute von einer sogenannten aktivierten Arthrose. Um eine Arthrose zu vermeiden, sollte man etwa:
- Übergewicht vermeiden
- regelmäßig gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren ausüben
Symptome von Arthritis
Die Symptome von Arthritis variieren je nach Ursache, aber typische Anzeichen sind:
Gelenkschmerzen: Meist kontinuierlich oder belastungsabhängig, oft verstärkt in Ruhe oder nach längerer Inaktivität. Bei einer rheumatisch bedingten Arthritis etwa beginnen die Schmerzen häufig am Finger bzw. in den Fuß- und Fingergelenken.
Schwellung: Entzündete Gelenke schwellen an, was die Beweglichkeit einschränkt.
Rötung und Überwärmung: Durch die Arthritiden kann die Haut über dem betroffenen Gelenk gerötet und wärmer als die Umgebung sein.
Morgendliche Steifigkeit: Besonders bei rheumatoider Arthritis fühlen sich die Gelenke morgens oder nach längerer Ruhephase steif an.
Bewegungseinschränkung: Durch Schmerzen und Schwellung wird die Beweglichkeit zunehmend reduziert.
Allgemeine Symptome von Arthritis: In einigen Fällen treten Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust oder allgemeines Krankheitsgefühl auf, besonders bei systemischen Formen wie der rheumatoiden Arthritis.
Je nachdem, welche Erkrankung der Arthritis zugrunde liegt, kommen weitere spezifische Symptome vor. Wichtig ist, dass Beschwerden – vor allem anhaltende – ärztlich abgeklärt werden.
Arthritis: Diese Ursachen gibt es
Die Ursachen für eine Arthritis sind sehr vielfältig. Grundsätzlich lässt sich die Gelenkentzündung hinsichtlich der Ursachen in vier Kategorien einteilen:
- rheumatisch bedingte Arthritis
- infektiöse Arthritis
- postinfektiöse Arthritis
- Arthritis bei Stoffwechselstörungen
Arthritische Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gehören zu den häufigsten Ursachen von Arthritis und umfassen eine Vielzahl von Autoimmun- und Entzündungserkrankungen, die Gelenke, Muskeln und Bindegewebe betreffen. Ein typisches Beispiel ist die rheumatoide Arthritis, bei der das Immunsystem die Gelenkinnenhaut angreift und eine chronische Entzündung verursacht.
Weitere Beispiele sind Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), eine entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule und Gelenke, und Psoriasis-Arthritis, die in Verbindung mit Schuppenflechte auftritt. Diese Erkrankungen verlaufen oft schubweise und können unbehandelt zu dauerhaften Gelenkschäden führen.
Infektiöse Arthritis
Infektionen können eine direkte oder indirekte Arthritis-Ursache sein, indem Krankheitserreger in ein Gelenk eindringen und eine infektiöse Arthritis auslösen. Bakterielle Infektionen, etwa durch Staphylococcus aureus, gelangen häufig über die Blutbahn ins Gelenk oder entstehen nach Verletzungen und Operationen. Viren wie das Hepatitis-B-Virus können eine virale Arthritis verursachen, die meist vorübergehend ist. Pilz- oder Tuberkuloseinfektionen sind zwar seltene, aber ernste Ursachen.
Die Behandlung von infektionsbedingter Arthritis sollte schnell erfolgen, um Gelenkschäden zu vermeiden.
Postinfektiöse Arthritis
Postinfektiöse Arthritis tritt als verspätete Immunreaktion nach einer überstandenen Infektion auf, ohne dass der Erreger noch im Gelenk vorhanden ist. Ein häufiges Beispiel ist die reaktive Arthritis, die nach bakteriellen Infektionen des Magen-Darm-Trakts etwa durch Salmonellen oder nach Harnwegsinfektionen mit Chlamydien auftreten kann. Auch virale Infektionen wie Röteln, Hepatitis B oder Covid-19 können eine postinfektiöse Gelenkentzündung auslösen.
Die Symptome von Arthritis dieser Art treten oft Wochen nach der Infektion auf und betreffen vor allem Knie-, Sprung- oder Fingergelenke. Meist klingt die Entzündung nach einigen Wochen oder Monaten von selbst ab. In manchen Fällen kann sie jedoch chronisch verlaufen.
Arthritis bei Stoffwechselstörungen
Stoffwechselstörungen können eine Gelenkentzündung verursachen, indem sie zu Ablagerungen von Kristallen in den Gelenken führen. Diese lösen eine schmerzhafte Entzündungsreaktion aus. Ein bekanntes Beispiel ist Gicht, bei der sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern, meist im Großzehengrundgelenk, aber auch in anderen Gelenken.
Eine weitere Form ist die Pseudogicht (Chondrokalzinose), bei der Kalziumpyrophosphatkristalle für die Entzündung verantwortlich sind. Zudem können Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Hämochromatose (Eisenstoffwechselstörung) die Gelenkgesundheit beeinträchtigen und entzündliche Prozesse fördern. Um diese Formen der Arthritis zu behandeln, erfordert es oft eine Anpassung der Ernährung sowie eine medikamentöse Therapie zur Kontrolle des Stoffwechsels.
Wie wird eine Gelenkentzündung diagnostiziert?
Die Diagnose einer Arthritis erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren.
Anamnese: Die*der Ärztin*Arzt erfragt Symptome der Arthritis wie Schmerzen, Steifheit, Schwellungen und mögliche Auslöser wie Infektionen, Verletzungen oder familiäre Vorerkrankungen.
Körperliche Untersuchung: Es werden betroffene Gelenke auf Schwellungen, Rötungen, Überwärmung und Bewegungseinschränkungen untersucht. Zusätzliches Fieber gilt zum Beispiel als Hinweis auf eine bakterielle Arthritis.
Blutuntersuchungen: Dabei werden beispielsweise die Entzündungswerte bestimmt. Bei Verdacht auf einen rheumatischen Hintergrund helfen außerdem entsprechende Marker (z. B. der sogenannte Rheumafaktor oder CCP-Antikörper), bei Verdacht auf Gicht ist z. B. der Harnsäurespiegel im Blut relevant.
Bildgebende Verfahren: Röntgen zeigt Gelenkveränderungen, während Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) Weichteilentzündungen und frühe Schäden sichtbar machen.
Gelenkpunktion: Bei Verdacht auf eine infektiöse oder kristallbedingte Arthritis kann eine Gelenkflüssigkeitsanalyse (Gelenkpunktion) durchgeführt werden. Dabei wird mithilfe einer feinen Hohlnadel etwas Flüssigkeit aus dem Gelenk entnommen und zum Beispiel auf Bakterien oder Harnsäurekristalle untersucht.
Durch diese Untersuchungen wird die genaue Arthritis-Ursache bestimmt und die passende Therapie eingeleitet.
Behandlung von Arthritis
Die Behandlung von Arthritis hängt von ihrer Ursache ab und zielt darauf ab, Entzündungen zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten. Abhängig von der Art der Gelenkentzündung gibt es folgende Therapieansätze:
Bei rheumatisch bedingter Arthritis: Diese Art der entzündeten Gelenke lässt sich nicht komplett ausheilen. Ziel hierbei ist es, das Immunsystem zu regulieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Dafür kommen in der Regel Basistherapeutika wie z.B. Methotrexat oder Biologika zum Einsatz.
Bei infektiöser Arthritis: Zunächst müssen die Erreger bestimmt werden. Meist handelt es sich um Bakterien, weshalb Ärzt*innen in der Regel mit Antibiotika behandeln. Die häufig starken Schmerzen und Schwellungen lassen sich durch Entzündungshemmer aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac lindern.
Bei postinfektiöser Arthritis: Die Therapie z. B. einer reaktiven Arthritis besteht aus einer Kombination aus Antibiotika und Schmerzmittel. Bei starken Entzündungen bedarf es womöglich Kortikosteroide (oral oder als Gelenkinjektion).
Bei Arthritis aufgrund von Stoffwechselstörungen: Bei Ursachen wie Gicht unterstützt womöglich eine Ernährungsumstellung. Durch den Verzicht auf Lebensmittel, die Purine enthalten, lässt sich der Harnsäurewert senken. Entsprechende Lebensmittel sind in erster Linie tierische Erzeugnisse wie z. B. fettreiches Fleisch, Speck, Butterschmalz, Salami, aber auch Alkohol.
Alle Formen werden zusätzlich durch Physiotherapie ergänzt. Gezielte Übungen helfen dabei, die Gelenkfunktion zu verbessern, die Steifheit zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Chirurgische Eingriffe wie beispielsweise eine Gelenkspülung oder ein Gelenkersatz sind nur bei schweren Schäden nötig.
Arthritis: Verlauf einer Gelenkentzündung
Da es zahlreiche Ursachen für die Entstehung von entzündeten Gelenken gibt, hängt auch der Verlauf von der Art der Erkrankung ab. Grundsätzlich muss jede Arthritis zügig behandelt werden, um bleibende Schäden der Gelenke zu vermeiden.
Die Heilungsprognose einer infektiösen Arthritis ist bei schneller Behandlung mit Antibiotika gut. In schweren Fällen kann es allerdings zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
Eine reaktive Arthritis heilt für gewöhnlich aus, die Behandlungsdauer kann aber durchschnittlich sechs Monate dauern. Bei rund 20 bis 40 Prozent der Patient*innen können als Folge zum Beispiel chronische Entzündungen der Gelenke oder Gelenkschmerzen auftreten.
Frühe Behandlung ist entscheidend
Bleibt beispielsweise die rheumatisch bedingte Arthritis unbehandelt, können weitere Gelenke betroffen sein – bis hin zur Versteifung der Gelenke. Patient*innen, bei denen eine rheumatoide Arthritis nicht optimal und nach aktuellen Leitlinien behandelt wird, weisen im Vergleich zu gesunden Menschen eine 3-13 Jahre geringere Lebenserwartung auf. Dies lässt sich dank der modernen Rheumatherapie allerdings in der Regel vermeiden.
Bei allen Formen der Arthritis gilt: Je früher die Beschwerden erkannt und die Ursache für die entzündeten Gelenke diagnostiziert wird, desto besser lässt sich die Arthritis therapieren.